Das Lieblingsargument gegenüber der Titanic….

ist ja dieses: „Wann kommt denn mal ein Titanic-Titelbild mit einem deftigen Moslem-Thema? Oder bleibt das aus Angst, nur noch mit Polizeischutz auf die Straße zu können, ungedruckt?“

Ich kann diese dummdreiste Argumentation nicht mehr hören. Informiert Euch halt wenigstens mal!




Oder auch die mit Karikaturen gespickte Humorkritik zum Thema Mohammed-Karikaturen.

Das Argument, Titanic gehe nur auf die katholische Kirche los ist ein besonders schönes, zeigt es doch, daß wahre Gläubige wirklich nur mit selektiver Wahrnehmung gesegnet sind…

Nachtrag: Gilt auch für politische Spinner!

Was für ein billiger Scheiß….

Entgegen meiner ursprünglichen Planung brachte mich meine Mitbewohnerin drauf, doch mal einen Blick auf das dümmlichste Machwerk zu gönnen, das ich je gesehen habe.  Da ich das durchaus für sinnvoll erachte, damit man mal einfach sieht, wie Schwachbirnen auf der Ebene von PI denken und arbeiten, folgendes:


Wir beginnen beim Setting: Äh… ein Arzt muß sich vor sechs angreifenden Kerlen verstecken. Und sein Kind. Dann räumen Typen mit Äxten ein Haus aus… angesichts der Regale soll das wohl die Klinik darstellen, keine AHnung.  Es folgen die billigsten Pappmaschee-Kulissen ever, gegen das wirkte ja selbst die ursprüngliche Star Trek Serie noch authentisch. Man beachte die Hintergründe für Wüste und so – oder nur das Panzerfahrzeug. Von der Vertonung mal ganz zu schweigen, Alter, ist das schlecht!

Von den „Schauspielern“ will ich mal gar nicht reden. Warum regen sich also die Muslime so auf? Ganz ehrlich: Das sollte alles in Moscheen gezeigt werden, damit wird der völlige Niedergang der amerikanischen Restkultur schön dokumentiert. Das sind die Republikaner – in Wort und Bild.

Nun gut, kaum einer der Protestierenden wird einen echten amerikanischen Film schon gesehen haben – vor allem die Tricktechnik dürfte dem einen oder anderen zu Protesten herbeigekarrten Dorfbewohner vielleicht neu sein, echt ist das nicht. Kaum einer sollte sich mit sowas abgeben müssen, es gibt sicherlich nur wenig, was noch schlechter produziert wurde.

Sam Bacil zitiert etwa 100 jüdische Geldgeber…. entweder, er lügt, oder es handelt sich um 100 so dämliche Schachfiguren, daß es ihnen recht geschieht, daß dieses dummdreiste Werk den Grenzdebilen-Tod stirbt. Warum haben die nicht 5 Millionen einfach für Christen in schwierigen Gebieten gespendet? Darwin hilf! Oder Voltaire! Bitte, irgendwas Aufgeklärtes muß doch da sein um diesen neuerlichen Beweis der christlichen Unterlegenheit in jeder kulturellen Frage irgendwie zu kompensieren….

Manchmal bin ich froh, das ich aus der Kirche ausgetreten bin. Was für ein ekliges Zeug. Christen halt…

Nebenbei – wenigstens einen Hauch Information bietet wenigstens eine Kinderserie:

Von der Böswilligkeit von Fanatikern.

Noch am Dienstag habe ich einen Artikel geschrieben, in dem ich dargestellt habe, daß Toleranzgedanken und die Frage nach dem Umgang miteinander zwischen den verschiedenen Religionen manche Menschen schon im Mittelalter beschäftigt haben. Kaum ist der erschienen geht’s schon wieder los.

Nach Berichten der Süddeutschen Zeitung scheint es sich bei den weltweiten Angriffen auf US-Botschaften und -Einrichtungen besonders in Lybien und Ägypten um eher geplante Attacken gehandelt zu haben. Das erinnert schwer an die Ausschreitungen in der arabischen Welt bezüglich der Mohammed-Karikaturen aus dem Jahr 2005, die erst ein halbes Jahr nachdem die Karikaturen erschienen waren losbrachen, weil ja alles erst vorbereitet werden mußte. Das Ganze hat bis zu 140 Menschen das Leben gekostet und mehr als 800 verletzt.

Nun ist ein amerikanischer Botschafter umgebracht worden und zusätzlich das Personal der Botschaft in Bengasi und hier zeigt fanatische Religiösität sein häßlichste Fratze. Mord als Ausdruck von religiösen Gefühlen kann keine Antwort sein und der Bruch der diplomatischen Sicherheit ist eine ganz besonders gefährliche Sache: Ohne diese zivilisatorische Errungenschaft wären praktisch keine vernünftigen Gespräche mehr möglich.

Im Gegenzug muß man sich allerdings auch um die geistige Gesundheit des untergetauchten Machers des Films, Sam Bacile machen. Der sagte wörtlich: „Islam is a cancer. The movie is a political movie. It’s not a religious movie.“ Dem gleichen Bericht entnimmt man das Lieblingsargument des Islamhassers zur Zeit, er nimmt den Juden als Komplizen: „Mr. Bacile said he raised $5 million from about 100 Jewish donors, whom he declined to identify.“ In Anbetracht der derzeitigen, heißen Lage zwischen Israel und dem Iran ist das eine interessante, geradezu praktische Aussage für all diejenigen, die darauf hoffen daß hier endlich der ultimative Krieg zwischen Islam und Christentum beginnt. Die gibt es wirklich, die letztendlich darauf setzen, daß in der „letzten Schlacht“, also einem Weltkrieg zwischen West und nahem Ost das Christentum den Islam beseitigt zum Ruhme Gottes oder so.

Man fragt sich schon, ob dieser Schwachkopf da mit dazugehört. Das Provozieren von Muslimen ist relativ leicht, zugegeben, aber deswegem muß man es doch nicht so gezielt tun. Auch wenn die Empörung in diesen Staaten oftmals eine gelenkte und gewollte ist – schließlich ist ähnlich wie in bayerischen Bergdörfern der Pfaffe oftmals der einzige Intellektuelle vor Ort – so muß man sich doch darüber im Klaren sein, daß die Freiheit des Einzelnen da aufhört, wo sie die Freiheit des anderen beschneidet. Satire ist völlig ok und sie darf auch gerne religiöse Motive zum Ziel haben. Aber bei uns platzen ja die Kragen der Katholiken schon, wenn die Titanic ein Bild vom Papst abdruckt, und dann wird es wiederum als Beispiel für die Humorlosigkeit des Islam herangezogen, wenn eher einfache Seelen dort gegenüber Beleidigungen ihrer Religion auch nicht grad mit Gelächter reagieren.

Enge Weltbilder haben nun einmal enge Humorgrenzen, aber das, was ich in dem Videovorgeschmack des amerikanischen Films gesehen habe, ist einfach nicht lustig. Das war das letzte Titanic-Titelbild mit Benedikt übrigens auch nicht. Das hier dagegen schon, alleine wegen der damit erzeugten Reaktion, die geradezu köstlich mit den Phantasievorstellungen der vermeintlich Beleidigten spielt.

Zweierlei Maß?
Sollte also mit zweierlei Maß gemessen werden? Nein, eigentlich nicht. Ich finde allerdings, bei aller Liebe zur Satire eine gewisse Grenze schon richtig, wobei ich diese Grenze weit hinter den sogenannten Mohammed-Karikaturen ziehen würde. Die dänischen Muslime haben sich ja auch keinen Strich aufgeregt, man war das einfach gewöhnt und ist achselzuckend zur Tagesordnung übergegangen. Eines sollten sich Gläubige auf jeden Fall man hinter die Ohren schreiben: Man kann einen Gott, wenn er denn als solches höheres Wesen existiert, nicht beleidigen. Das geht einfach nicht. Und dann ist auch die ganze Aufregung sinnlos.

Eines ist gewiß: Egal welche Worte oder Bilder auch immer gesagt oder gezeigt werden, nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt Mord.

Und damit es nicht ganz so ernst aufhört, hier der Extra-3 Beitrag zum Karikaturen-Streit:

Lieblingsspiel – Apache Longbow

Apache Longbow

Auch wenn das hier eigentlich ein politischer Blog ist, so möchte ich doch hin und wieder auch mal was anderes veröffentlichen. Dazu gehört die neue Reihe Lieblingsspiele.

Als ich mit 15 einen PC bekam, befand sich als erstes Spiel SimCity2000 darauf. Die ersten beiden Spiele, die ich mir selbst gekauft habe waren Steel Panthers und eben Apache Longbow, damals schon für 10 DM zu haben. Apache Longbow habe ich wirklich gern gespielt, es war eine Hubschrauber-Flugsimulation, die entweder recht realistisches Flugverhalten simulieren konnte, oder einen relativ harmlosen Arcade-Modus bot, der eher zum ballern gedacht war.

Wie fliegt so ein Apache?
Im realistischen Modus war es notwendig, mit einer Taste die Nase zu senken und mit der zweiten zu steigen, so bewegte sich das Ding voraus. Im Arcade-Modus stieg man nur auf die gewünschte Höhe und flog vorwärts, der Hubschrauber bewegte sich also so ein bißchen wie ein Auto im Computerspiel und war dementsprechend auch simpel zu handlen.
Gemein war die Sache mit der Richtungsänderung: Im realistischen Modus konnte die Maschine bedeutend mehr Manöver wie das seitwärts fliegen ausüben, war aber nur schwer in der Luft zu halten, der Arcade-Modus erzwang eine Kurve, was das Ausweichen gegenüber Geschossen schon sehr viel schwieriger gestaltete.

Screenshot von Free Game Downloads

Screenshot von Free Game Downloads

Wo fliegt so ein Apache?
Es gab drei Missionsgebiete zur Auswahl: Zypern, wo ein fiktionaler Konflikt zwischen der zypriotischen Regierung und der Türkei ausgebrochen war, Korea, man durfte sich also um einen amerikanischen Einsatz gegen Nordkorea kümmern und ein Szenario in Jemen. Die drei Kampagnen waren unabhängig voneinander bespielbar und teilweise ziemlich knackig; Spätestens in Zypern weil Freund und Feind dort sehr ähnliche Ausrüstung benutzen und man schon mal versehentlich auf einen Freund feuerte. Die Gegner setzten sich zusammen aus diversen Hubschrauber- und Flugzeugtypen sowie aus Bodeneinheiten, die in ihrer Masse annähernd unüberschaubar sind.
Spaß machte es vor allem, weil in der für seine Zeit ordentlichen Polygonwelt (Immerhin ist das Spiel von 1995!) buchstäblich alles zerstörbar war, wenn auch da der Realismus ein bißchen Flöten ging: Mit Hilfe der 30mm Bordkanone konnte man die Wald-Sechsecke zum explodieren bringen aber gut, es machte halt so schön ″Bumm!″.
Brücken, Gebäude, Schiffe, Fahrzeuge, Flugzeuge – alles war angreifbar und vermittelte so seinerzeit ein ziemliches ″Freier-Himmel-Gefühl″, das es in der Form bei ähnlichen Simulationen nicht gab.

Screenshot von Squakenet.com

Screenshot von Squakenet.com

Briefing
Richtig geil war das Briefing. Man bekam einen Text vorgelesen und eine Karte, darauf war der Flugplan eingezeichnet, den man sich aber nach Belieben verändern konnte – die simulierte Welt hatte auch keine Grenze. Man konnte sich also einen eigenen Kurs suchen, was angesichts der linearen Missionsstruktur zwar überflüssig war, aber einfach mal ein geniales Feature ist.
Nach dem Briefing bestückte man den Helikopter aus einer gewissen Waffenauswahl: Von Hellfire-Raketen (bis zu 16 Stück, entweder Hitze- oder IR-Suchkopf) über Stinger-Raketen (vier Stück oder gleich als Packung) bis hin zu Sidewinder-Raketen war da eine Menge drin. Selbst die ungelenkten Hydra-Raketen waren bei manchen Missionen eine kluge Wahl. Die Bordkanone war ohnehin immer dabei.
Im Flug hatte man verschiedene Radar-Modi zur Verfügung und konnte sich beispielsweise auf Boden- oder nur Luftziele konzentrieren. Gerade bei Missionen, bei denen man beispielsweise einem Artillerieangriff Luftunterstützung gab war das sinnvoll, weil man ansonsten in der Vielzahl an Spots auf dem Radar buchstäblich unterging. Zudem konnte man zwischen der Rolle des Bordschützen und der des Piloten wechseln, der Bordschütze hatte ein besseres Radar zu Verfügung, der Pilot einige Steuerinstrumente mehr.

Multiplayer
Sensationell für die Zeit war der Multiplayer-Modus, in dem beispielsweise einer als Schütze und einer als Pilot flog oder auch ein gemeinsames Bespielen in zwei Helikoptern möglich war. Zwar ist zu DOS-Zeiten das einrichten eines Spielfähigen Netzwerks eine richtig eklige Sache gewesen, aber genial war der Modus auf jeden Fall.

Screenshot von The Legacy

Screenshot von The Legacy

Lieblingsspiel
Hm – also unter den Militärsimulationen war es das lange Zeit. Flugsimluationen in irdischen Gefilden haben mich sonst so gar nicht interessiert von daher sticht das Game schon aus meiner Sammlung heraus. Alleine aber die Idee, einen Wald mit einer 30mm-Kanone in die Luft zu jagen…. ich glaube, ich gehe nochmal zocken.

Links
Apache Longbow in der englischen Wikipedia

Nun ist der ESM durch das Bundesverfassungsgericht legitimiert…

Mit dem ESM will die Europäische Union einen Vertrag zur Transferunion in Kraft setzen. Danach müssen die Menschen aller Staaten für Schulden jedes Mitgliedstaats aufkommen. Die Banken werden gerettet, die Bürger dagegen geschröpft. Die gewöhnlichen Menschen müssen für Banken und Reiche bezahlen und für deren Risiken aufkommen.

Das ist an sich schon eine Sauerei. Aber es soll noch viel schlimmer kommen. Der ESM (euphemistisch Europäischer Stabilitätsmechanismus genannt) soll von einem nicht demokratisch legitimierten Gremium mit quasi diktatorische Vollmachten geführt werden und nicht dem nationalstaatlichen Recht unterliegen. Die noch vorhandenen demokratischen und rechtsstaatlichen Restbestände sollen noch viel weiter ausgehöhlt werden.Wie Heribert Prantl in seinem Kommentar völlig richtig schreibt wird die Summe von 190 Mrd. Euro nicht wirklich gedeckelt. Das Urteil besagt, daß bis 190 Milliarden Euro der Bundestag nicht gefragt werden muß. Außerdem muß er unterrichtet werden, hurrah.

Nun kann das Bundesverfassungsgericht nicht über den ESM entscheiden, sondern es muß die Verfassung beschützen. Der ESM – und das ist die Sorge der Kläger, darunter die Linkspartei und die SPD – hebelt allerdings das Haushaltsrecht des Bundestages ein Stück weit aus. Wenn die vollen Gelder fällig werden kann es passieren, daß Deutschland ziemlich plötzlich eine Menge Geld zahlen muß, das der Bundestag und damit die Volksvertretung nicht im Mindesten abgesegnet haben. Einfach auf Befehl der Regierung Merkel. Prantl drückt das so aus: „Die nationale Demokratie hat, was Europa betrifft, keine Gestaltungskompetenz mehr, sondern nur noch Verweigerungskompetenz; sie kann, wenn sie sich sehr anstrengt, nein sagen zu EU-Großprojekten und Rettungsschirmen.“ (Quelle)

Letztendlich finde ich es nicht schlecht, wenn die parlamentarische Macht nach und nach auf Europa übergeht. Aber an ein Parlament bitteschön! Nicht an eine nicht gewählte Institution, die letztendlich von der Finanzmafia abhängig ist.

Ein kleiner Fehler ist mir nebenbei noch aufgefallen. Richter Voßkuhle soll gesagt haben: „Die Aufgabe des Gerichts ist es, die Verfassung zu schützen“. Das ist nicht so ganz richtig, wenn man Art. 146 ansieht: Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist. Aber das hat ja schon Kohl verhindert.

Toleranz im Mittelalter

Seit die FDP den erfolgreichen Versuch unternommen hat, mit der Einführung islamischer Feiertage mal wieder in die Presse zu kommen, haben wir endlich mal wieder eine Integrations- und Toleranzdebatte. Ganz neu ist das nun nicht – aber es ist älter als viele denken: Das gab es schon im Mittelalter.

Der mittelalterliche Dichter Wolfram von Eschenbach gilt als einer der größten Literaten seiner Zeit. Er hat eine Reihe großer Dichtungen verfasst beziehungsweise aus dem französischen übersetzt (von Chrétien de Troyes, um genau zu sein), darunter den Parzival, den Willehalm und den Titurel. Der Parzival gilt als Wolframs bekanntestes und wichtigstes Werk, es ist in Teilen eine Übersetzung des Li Contes del Graal ou Le roman de Perceval von Chrétien de Troyes und teilweise eine eigenständige Dichtung.

Aber ein ebenso bemerkenswerter, wie besonders schwierig zu lesender und zu übersetzender Roman ist der Willehalm, dessen Herzstück vermutlich die sogenannte Toleranzrede ist. Ich habe hier mal die Rede für Sie abgezogen und werde sie hernach auch übersetzen (da ich mal annehme, daß die wenigsten Mittelhochdeutsch können).

Zur Einordnung: Willehalm, ein Schwager des Französischen Königs Ludwig, reist des Rittertums wegen in das Morgenland und verliebt sich in Arabel, eine heidnische Prinzessin. Diese heiratet ihn und nimmt den christlichen Glauben an, als sie mit ihm zurückkehrt. Die Heiden, gemeint sind hier Muslime, fahren voll Zorn hinterher (eigentlich war Arabel nämlich mit dem König von Arabi, Tybalt verheiratet) und fordern Willehalm zum Kampf. Arabel, die sich nun Gyburg nennt, hält nun kurz vor der zweiten Schlacht diese Rede:

Übersetzung:

(306) All diese Not war durch Gyburg verursacht. Die stand nun auf und sprach höfisch, bevor der Rat der Fürsten auseinanderging:

″Wer Erziehung und Treue in sich trägt, der sollte meine Worte vernehmen. Gott weiß, daß der Hort des Leides so sehr mein Herz vereinnahmt, daß es mir fast den Leib zerreißt.″

Jene, die ihr gegenüber aufgestanden waren bat sie, sich wieder zu setzen und nicht zu gehen. Als sie alle wieder saßen sprach sie: ″Der große Sterben, das hier geschehen ist auf beider Seiten, und wofür mich die Christen ebensowenig wie die Heiden lieben, das möge Gott an mir rächen für beide Seiten, so ich denn schuldig sei. Den römischen Fürsten hier aber sage ich: Ihr mehret die christliche Ehre, falls Euch Gott so fern unterstützt, daß ihr im Kampf auf Alischanz den jungen Vivianz an meinen Verwandten und ihrem Heer rächt: Die werdet Ihr sehr wehrhaft finden.

Und wenn den Heiden Schande widerfährt, so bleibt doch selig: Hört auf den Rat eines tumben Weibes und schont die Schöpfung Gottes. Der erste Mensch, den Gott machte, war ein Heide.

(307) Nun glaubt, daß Elias und Enoch noch immer Heiden waren. Noah war auch ein Heide, der mit der Arche gerettet wurde. Hiob nannte man fürwahr einen Heiden, den Gott deswegen nicht verstieß. Nun nehmt auch drei Könige wahr, deren einer heißt Kaspar, Melchior und Balthasar: Die müssen wir für Heiden halten, die aber nicht verflucht sind: Gott selbst empfing mit seiner Hand die ersten Gaben an der Mutter Brust von ihnen. Die Heiden sind nicht alle zur Verdammnis verurteilt.

Wir alle haben fürwahr bekannt, daß Mütter seit Evas Zeiten Kinder gebaren, deren Geburt zweifellos als Heiden ist: Etliche waren noch ungetauft. Das getaufte Weib trägt stets den Heiden, auch wenn das Kind von der Taufe umgeben ist. Die Taufe der Juden hat eine andere Seite: die begehen sie mit einem Schnitt.

Wir alle waren doch zuerst Heiden. Dem Tugendhaften tut es doch weh, wenn der Vater seine Kinder in die Verdammnis schickt: Jener mag sich ihrer erbarmen, der die wahre Barmherzigkeit in sich trug.

(308) Nun glaubt auch daß die Menschheit den Engeln ihren Stand abnahm, in den sie gesetzt waren, daß nun wir in den Himmel in den zehnten Chor fahren können. Die zeigten Gott einen solchen Widerstand, daß seine ewige Allmacht von ihnen verraten wurde. Die selben Notgestalten müssen wegen ihrer Gedanken fallen: Gott ließ sie nicht zu Taten schreiten, er weiß wohl auch um die unvernommenen Gedanken.

Darum wurde der Mensch erdacht. Es haben sich bei9de, Mensch und Engel, in Gottes Haß gebracht: Wie kommt es nun, daß der Mensch besser als der Engel hoffen kann? Mein Mund wird Euch diese Geschichte erzählen.

Der Mensch wurde durch schlechten Rat verdammt: Der Engel hat sich selbst entschieden zur ewigen Verdammnis mit seiner Arglist, und alle, die zu ihm standen hat die selbe Strafe ereilt. Die fahren noch heute mit dem Menschen, als ob der Chor ihr Erbe sei, der denen als Erbe zusteht, die sich mäßigen können in dem was Gottes Zorn erwirbt und seine Seligkeit verdirbt.

(309) Was auch immer Euch die Heiden getan haben, ihr sollt sie trotzdem am Leben lassen, so wie Gott selbst jenen vergeben hatte, von denen er den Tod empfing. Wenn Gott Euch den Sieg gibt, laßt Euch im Kampf erbarmen. Unser Vater Tetragrammaton [das steht für JHWE, Jahwe, Gott] hat sein hohes Leben für die Schuldigen gegeben. So lohnte er seinen Kindern den vergesslichen Sinn. Seine Liebe und sein reiches Erbarmen schließt manch Wunder ein,er wird in seiner Treue nicht müde die helfende Hand zu erheben, die beides, Wasser und Land, einst so künstlerisch erschuf, das alle Kreaturen benötigen, die der Himmel umspannt. Dieselbe Hand schuf die Planeten, und lässt sie ihren Lauf in Ferne und Nähe vollenden. Wenn sie nie aufgehalten werden bringen sie Wärme und Kälte: mal schaffen sie das Eis; danach schicken sie Saft in die Bäume, so daß die Erde ihre Gestalt ändert und der Mai sie lehrt, ihre Wandlung zu vollstrecken und nach dem Reif die Blumen stecken.

(310) Ich diene dieser künstlerischen Hand und für den Gott der Heiden, Tervigant gilt: Die Kraft dieser Hand hat mich von Mohammed weg unter die Taufe geführt. Darum trage ich den Haß meiner Verwandten; und der Getauften deswegen: Sie wähnen, daß ich um weltlicher Liebe willen diesen Streit verursacht habe. Fürwahr, ich ließ auch Liebe dort zurück, und großen Reichtum, manchen Schatz, und ein schöne Kinder bei einem Mann, von dem ich nicht wissen kann, ob er je eine Untat beging, seit ich die Krone von ihm empfing. Tybalt von Arabien ist von aller Untat frei: Ich trage allein die Schuld durch die Gnade des höchsten Gottes, und einen Teil auch wegen des Marktgrafen, der so manchen Preis errungen hat. Ach Willehalm, aufrechter Held, daß Die meine Liebe so bitter vergällt wird! Wie viele aufrechte Männer haben in deinem Dienste ihr Leben verloren! Ihr Armen und Ihr Reichen, glaubt mir daß mir der Verlust Eurer Verwandten Jammer ins Herz schickt: Fürwahr, meine Freude ist mit ihnen gestorben.″

Sie weinte viel: Dazu zwang sie ihr Leid.

——

Für das Mittelalter bemerkenswert ist, daß der Aufruf zur Toleranz mit der Bibel begründet wird: Jedes Lebewesen ist ein Heide bis zu seiner Taufe, das gilt auch für das christlich geborene Kind. Und somit sind vor Gott alle Menschen gleich und alle seine Schöpfung. Es gibt also keine per se schlechten oder falschen Menschen, sondern nur Menschen und diese müssen nach Gottes Geboten Gnade aneinander zeigen. Ein Gedanke, den man den religiösen Extremisten unsrer Zeit, egal iob katholisch oder muslimisch, gerne mal wieder an den Schädel nageln würde. Ich finde, am Jahrestag von 9/11 ist das eine wichtige Forderung.

Fundstück der Woche (37. KW): Von der Reichweite der Frau in Bayern.

Was eine bayerische Frau zu tun oder zu lassen hat, weiß dieser Knirps schon ganz genau:

Die Reichweite der Frau in Bayern, auf Chilloutzone.

Na hoffentlich heiratet der nie.

Lastknightniks Woche (36. KW)

Wie (fast) jeden Freitag eine kurze Nachschau über die fünf m.E. nach wichtigsten oder interessantesten Geschichten der Woche zur Nachlese.

Neues Design

So, ich hab das Desing vom bisherigen Misty-Look auf Andreas04 umgestellt. Vorteil ist, daß ich nun zwei Sidebars habe, bislang bin ich allerdings mit der Textschriftart noch nicht so recht einverstanden. Da wird es noch die eine oder andere redaktionelle Änderung geben, aber da muß man sich wohl auch erst noch ein bißchen spielen…
Ich freue mich über Meinungsbekundungen.

Von den kleinen Scheinen

Ist es Ihnen schon aufgefallen, daß seit drei oder vier Jahren die Banken gerne in den Geldautomaten nur noch Scheine ab 50€ herausgeben? Ich habe mich immer wieder darüber geärgert, weil das auch bedeutete, daß ich mit mehr Geld herumlaufen muß als ich brauche – das verführt einerseits zum Kauf sinnlosen Krimskrams, zum anderen bin ich im Fall eines Taschendiebstahls noch ärmer, als es ohnehin schon sein muß.

Jetzt aber ist mir heute von einer Einzelhändlerin da etwas ganz anderes gesagt worden und das fand ich faszinierend und es hat mich nachdenklich gemacht. Kurz zu Erklärung: Ich spiele ja LARP und mein Larpcharakter Faron raucht gerne Pfeife oder Zigarillo in der Taverne. Ein bißchen abseits, das Treiben beobachtend und so weiter. Zu diesem Zweck kaufte ich mir heute also mal wieder eine Packung Zigarillos. Leider hatte ich nur einen 50€ – Schein und siehe da, die Händlerin erklärte mir, warum das für die Händler ein Problem ist.

Die wenigsten Händler haben gerne den drei- oder vierfachen Tagesumsatz als Wechselgeld in der Portokasse, alleine schon deswegen weil das Überfälle anzieht. Besonders die Tabakhändler allerdings verdienen wegen der Preisbindung und Steuerstruktur nicht besonders viel an den Waren, so daß sich der Einsatz der EC-Karte nicht lohnt, denn dafür müssen sie wiederum Gebühren bezahlen. Und hier steckt der Teufel drin: Mit Hilfe der Nichtausgabe kleinerer Scheine animieren die Banken so die Kunden, mit großen Scheinen oder eben mit EC-Karte zu bezahlen, was den Umsatz an EC-Gebühren erhöht. Die Last trägt der Einzelhandel.

Es ist eigentlich an der Zeit, mehrere Regelungen im Bankensystem im Verhältnis zum Kunden zu ändern – und weil Banken ja stets im Sinne des Vorstandes denken wird man wohl zwangsläufig auf gesetzliche Regelungen zurückgreifen müssen. Warum kostet es Geld, bei einer nicht zur eigenen Bankgruppe gehörenden Bank Geld abzuheben? Das ist in England zum Beispiel unüblich – und das ist immerhin eines der Mutterländer des kapitalistischen Systems. Und warum sollte es EC-Kartengebühren geben – das erledigen doch Computer, ein Mensch wird gar nicht mehr zum Denken gezwungen, das Schmerzensgeld dafür, wie es die Deutsche Bahn beispielsweise verlangt wenn man am Schalter statt am Automaten kauft, entfällt also eigentlich.

Zudem ist es wohl der Kundenwunsch kleine Scheine zu haben – aber wegen der Fälschungsgefahr auch der der Händler. Die Politik könnte da im Sinne der kleineren leute mal tatsächlich was tun.