Morgengruß (XXIV)

Guten Morgen,

heute mal ein bisschen schlüpfriger:

Der Vatikan war zwischen 904 und 963 eine Pornokratie, also eine Mätressenherrschaft. In dieser Zeit gingen insgesamt 12 Päpste den Weg alles irdischen und standen zumeist direkt oder indirekt in Abhängigkeit zu ihren Mätressen, die zum Teil wesentlich bedeutender waren, als die Päpste selber.

Vermutlich haben aber schon sie gerne Wurfzabel gespielt, ein Würfelspiel das wohl die Römer aus Persien oder Ägypten nach Europa brachten und das bis heute unter dem Titel „Backgammon“ gespielt wird. Das Spiel war überaus beliebt und ist in zahlreichen Buchabbildungen auch verewigt worden. Die Formulierung, jemand habe bei jemandem „einen Stein im Brett“ geht wohl auf Wurfzabel zurück, ebenso der Begriff „Bredouille„, der den Gewinn von 12 Punkten bezeichnet und damit den Gegner eben „in die Bredouille“ bringt.

Man spielte es überall, auch im Bordell. Im Mittelalter wurde es auch nach dem Geräusch der fallenden Würfel auch „Puff“ genannt – man ging also zum Puff, zum Spielen – der Begriff blieb als Ausdruck für Freudenhaus bis heute erhalten.

Morgengruß (XXIII)

Guten Morgen,

Heute mal wieder ein paar Zahlen aus der Wunderwelt der Statistik:

Wusstet Ihr, dass….

  • … es etwa fünfmal wahrscheinlicher ist, von einem Stuhl getötet zu werden, als von einem Hai?
  • … pro Jahr mehr Menschen durch Esel getötet werden als bei Flugzeugabstürzen sterben?
  • … jeder Erdbewohner statistisch achtzig Legosteine besitzt?
  • … das größte Lebewesen des Planeten ein Pilz ist? Um genau zu sein, ein Hallimasch in Oregon, USA. Im Jahr 2000 wurde im passender Weise „Malheur National Forest“ benannten Naturpark ein seltsames Waldsterben beobachtet. Wissenschaftler fanden einen riesigen Pilz dessen Myzel sich über 9 Quadratkilometer erstreckt und etwa 2.400 Jahre alt ist. Sein Gewicht wird auf über 600 Tonnen geschätzt. Der größte bislang entdeckte Hallimasch in Europa ist übrigens Schweizer und wohnt beim Ofenpass. Er ist rund 1.000 Jahre alt und erstreckt sich über 35 Hektar.

Und als Betthupferl:

  • Schokolade enthält immer ein bisschen Insektenteile. Die kleinen Viecherl werden mit geerntet und gemahlen und können nicht komplett herausgefiltert werden. Teure Schokolade wird stärker gemahlen, daher sieht man es da noch weniger. Vegetarisch ist Schokolade jedenfalls nicht.

Morgengruß (XXII)

Guten Morgen,

letztens habe ich ja was über die Kaffeesteuer erzählt, die eine Folge des gescheiterten Kaffee-Monopols in Preußen war. Was aber war das „Kaffee-Monopol“?

Friedrich II. von Preußen erließ 1781 ein Monopol für Kaffee, die Bürger sollten lieber Biersuppe trinken und die einheimische Brauwirtschaft fördern. Das hing damit zusammen, dass in der merkantilen Wirtschaftspolitik Friedrichs Importgeschäfte als ökonomisch ungesund galten – Geld geht weg, Waren kommen rein, werden aber verkonsumiert. Das Monopol bedeutete, dass nur noch der Staat selbst mit Kaffee handeln durfte.

Wie das aber so ist mit Suchtmitteln, war kurz nach Gründung des Monopols ein fröhlicher Schmuggel im Gange. Zeitgenössischen Quellen zufolge wurden Kaffeebohnen in Sandfuhren, Kohlensäcken, Biertonnen und „unter den Röcken der Weiber“ geschmuggelt, nicht selten sogar unter Leichen in Särgen. Friedrich reagierte, indem er auch das Rösten von Kaffee unter Strafe stellte und dem Staat vorbehielt. Wer privat Kaffee brannte musste mit drakonischen Strafen rechnen. Zur Überwachung stellte man 400 dienstentlassene französischen Soldaten ein, die „Kaffeeriecher“, die mit willkürlichen Durchsuchungen die kaffeesüchtige Bürgerschaft terrorisierten.

Als Friedrich der Große 1786 starb schaffte sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. 1787 erst die Kaffeeriecher und dann auch das Monopol ab

Morgengruß (XXI)

Schönen guten (und etwas späten) Morgen,

als Vater wird man ja gelegentlich seltsam angeschaut, wenn der Sohn z.B. ein rosa T-Shirt trägt. Ich erkläre den Leuten dann gern, dass der deutsche Einzelhandel 1918 eigentlich versucht hatte, rosa für Buben und blau für Mädchen bei der Kinderkleidung durchzusetzen. Die hinreißende Begründung dafür lautete, „dass Rosa eine bestimmtere und kräftigere Farbe ist, passt sie eindeutig besser zu Jungs. […] Blau dagegen ist zarter und eleganter und damit hübscher für ein Mädchen“. Hintergrund ist, dass rot allgemein als männliche Farbe und rosa damit als für Buben geeignet galt. In den 40er Jahren kehrte sich das langsam um, möglicherweise wurde blau vermännlicht durch die Verbreitung von Latzhosen und blauer Marineuniform. Zementiert hat Rosa für Mädchen dann die Erfindung der Barbiepuppe im knalligen Pink 1959.

Alles eine Frage der Zeit. In diesem Sinne – auf in den Feierabend. Später halt…

Morgengruß (XX)

Guten Morgen,

schwierige Ehen gab es ja schon immer. Den Vogel abgeschossen hat in diesem Punkt aber sicher der englische Quacksalber Martin van Butchell (1736-1814).

Er war bekannt dafür mit einem weißen Pony umherzureiten, das mit lila Flecken bemalt war. Er und seine Frau Mary hassten sich derart, dass sie in ihrem Testament verfügte, dass ihr Erbteil an einen entfernten Verwandten gehen soll, sobald sie beerdigt sei. Als sie starb ließ er ihren Körper einbalsamieren und als Attraktion („Die Teuer Verstorbene“) ausstellen. Seine zweite Ehefrau ein paar Jahre später zwang ihn, die Leiche aus der gemeinsamen Wohnung zu entfernen, wahrscheinlich auch, weil die Einbalsamierung nicht besonders gut gemacht war und sie zu riechen begann. 1815, nach Mitchells Tod, wurde sie einem Museum übergeben. Dort wurde sie 1941 bei einem deutschen Bomberangriff auf London zerstört.

Sein Sohn, Martin Edward van Mitchell war der erste britische Chirurg, der nach dem Tod eines Patienten wegen Fehlverhaltens verklagt worden ist.

Mit den Gedanken an die seltsamen Vorfahren unserer Zeit überlasse ich Euch nun Eurem Arbeitstag.

Beste Grüße,
Nik

Morgengruß (XIX)

Guten Morgen zusammen,

Kaffeetrinken ist nicht nur gesund, wenn es in Maßen ist. Für den deutschen Bundeshaushalt bringt die Kaffeesteuer im Jahr rund 1 Milliarde Euro zusammen. Eingeführt wurde die Kaffeesteuer im 18. Jahrhundert in Preußen, nachdem der Versuch, ein Kaffeemonopol zu bilden, gescheitert war. Die Steuer überlebte diverse Reichsgründungen und wurde 1948 in den Westzonen wiedereingeführt und mit dem Grundgesetz dem Bund zugesprochen.

Bis 1953 war die Kaffeesteuer so hoch, dass es in den Grenzgebieten einen lebhaften und vor allem lukrativen Kaffeeschmuggel gab. An der deutschen Westgrenze wurde die Aachner Kaffeefront berühmt, zwischen 1945 und 1964 verloren 31 Schmuggler und 2 Zöllner ihr Leben bei zahlreichen Schmuggelaktionen: so wurde mit als Krankenwagen getarnten US-Fahrzeugen Kaffee in unbescheidenen Mengen aus den Niederlanden und Belgien nach Deutschland gebracht. Der deutsche Zoll jagte die „Kaffeepanzer“ mit den „Besenporsche“ genannten Fahrzeugen, die Krähenfüße auf der Straße wegfegen konnten.

Als der Zoll 1953 den Einsatz von Handgranaten forderte war aber Schluss: Die Kaffeesteuer wurde deutlich gesenkt (von 10 DM/kg auf 4 DM/kg)

Mit den Einnahmen aus dem Kaffeeschmuggel wurde in Schmidt, einem Stadtteil von Nideggen, die dortige Kirche wiederaufgebaut. Daher heißt sie im Volksmund Sankt Mokka.

Seit 2012 wird massiv Lobbyarbeit gegen die deutsche Kaffeesteuer betrieben, insbesondere von J.J.Darboven (u.a. Idee-Kaffee). Seit 2019 betrachtet die Europäische Kommission die deutsche Kaffeesteuer als Verstoß gegen die EU-Vorschriften zum freien Warenverkehr. Das Verfahren läuft noch.

In diesem Sinne nun einen besteuerten Kaffee!

Euer Nik

Morgengruß (XVIII)

Guten Morgen zusammen,

Kaffee gibt es ja nicht nur in der schmackhaften Variante Filterkaffee. Nach der jemenitischen Hafenstadt al-Muchã ist der Mokka benannt, eine Kaffeevariante, bei der fein gemahlener Kaffee in einer Kanne mit Wasser aufgekocht und samt Kaffeesatz eingeschenkt wird. Es handelt sich dabei um die ursprüngliche Variante der Kaffeezubereitung und gehört heute zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Man erhitzt das Kännchen nicht direkt im Feuer, sondern in einem Sandbett auf einer Feuerstelle, was ihn langsamer heiß werden lässt und die Aromastoffe besser herausarbeitet.

Mokka trinkt man arabisch mit Kardamon gewürzt, in der Türkei meist stark gesüßt, im ehemaligen Jugoslawien trinkt man ihn ohne Zusätze. In Wien bekommt man bei der Bestellung eines Mokkas hingegen einen „kleinen Schwarzen“, einen Kaffee ohne Milch und Zucker.

Morgengruß (XVII)

Guten Morgen zusammen,

In der Renaissance kamen die heiratswilligen Männer auf einen interessanten Brauch: Wegen der damals ziemlich vernachlässigten Körperhygiene war der Einsatz von Parfüm und Weihrauch in sehr großen Mengen üblich, um die Kirche wenigstens halbwegs angenehm zu machen. Wegen der schlechten Luft fielen die Bräute aber leider regelmäßig in Ohnmacht. Die Lösung bestand darin, der Frau einen Duftstrauß Blumen mitzugeben – der Brautstrauß war geboren.

Es handelt sich also dabei eigentlich um ein schönes Symbol für mangelnde Körperhygiene.

Beste Grüße,
Euer Nik

Morgengruß (XVI)

Guten Morgen,

die Idee, Kaffee durch einen Filter aufzuhalten und ihn mit heißem, nicht mehr kochenden Wasser zu übergießen, stammt vermutlich aus Frankreich. Die ersten Seihkannen können definitiv für das Jahr 1795 belegt werden und werden fälschlicherweise gern dem Bischof Jean-Baptiste de Balloy zugeschrieben. Die Erfindung des „Gerätes“ gelang aber wohl dem Apotheker Francois Antoine Henri Descoizilles (1751-1825), der zu den Begründern der Titration in der Chemie gehört. Er war auch Sachverständiger für Weinfälschungen und starb dennoch in Armut. Der von ihm mit dem Bau der Seihkanne beauftragte Blechschmied ging mit der Erfindung nach Paris (eben zu Bischof de Balloy) und verdiente mit der „cafetière du Belloy“ ein Vermögen. 1930 dann – wie schon erzählt – machte die Firma Melitta aus der Seihkanne die bekannte Kaffeemaschine.

Mit freundlichen Grüßen
Nik