Morgengruß (XV)

Guten Morgen allerseits,

der 28. Mai ist eigentlich ein recht interessanter Tag – 1979 trat an diesem Tag Griechenland der EU bei und 1993 wurde Edmund I. König von Bayern.

Das ist aber für uns Münchner unerheblich – wichtiger ist, dass am 28.5.2003 die LHM ihre EDV auf Linux umzustellen begann – ein hoffnungsvolles Projekt mit einem schmachvollen Ende im November 2017

Mit freundlichen Grüßen,
Nik

Undurchschaubar? Der neue MVV-Tarif

Ich bekomme als städtischer Mitarbeiter beinahe täglich mit, wie kompliziert viele die Tarifumstellung zum 1.1.2020 bei den öffentlichen Verkehrsmitteln in München finden. Dabei war doch der Ansatz, dass man es einfacher machen wollte. Ist das gescheitert? Nein, im Gegenteil!

Zugegeben: Wer den Münchner Tarifwald mit seinen drei verschiedenen Tageskarten, 16 Ringen, 4 Zonen, Einzel-, Gruppen-,Jugend-, Senioren-, Jugendgruppen-, Seniorengruppen- und Streifentickets gewöhnt war, der fühlt sich im ersten Augenblick wahrscheinlich tatsächlich überfordert.

Das neue Tarifsystem hat erst einmal einen wesentlichen Vorteil: Wesentlich mehr Menschen müssen für ihre Fahrten wesentlich weniger bezahlen. Das finde ich richtig und wichtig. Jetzt müssten nur noch ein paar mehr Züge fahren, weil unter einem Passagierdesinteresse leidet der MVV bzw. die MVG nun wirklich nicht…

Aber zum Tarifsystem: Bislang war die Stadt für Nichteinheimische in 4 Zonen aufgeteilt: Innenstadt (weiß) und drei Außenzonen. Der (oder die) Einheimische, der in der Regel eine Wochen- oder Monatskarte nutzen sollte, hatte 16 Ringe. Vier im Innenstadtbereich und 12 in den Außengebieten. Man berechnete nun einfach die Zahl der Zonen (Einzeltickets / Tagestickets) bzw. Ringe (Wochen-/Monatskarten), die man richtig betreten oder durchquert hat und wusste, was man zahlen muss. durchquerte man eine Zone zweimal, war diese auch zweimal zu bezahlen – aber nie mehr als vier Zonen.

Der Durchschnitt aus den beiden Systemen (16 und 4 Geltungsbereiche) wären 10, das ist noch recht viel und darum gibt es jetzt für alle 7 Geltungsbereiche – Einheimische wie Touristen.

Bei den monatelangen Verhandlungen kam eine neue und recht bunte Karte heraus, die sich von der Alten dann doch ziemlich unterscheidet. Das spannende an der neuen Karte sind die Tarifgrenzen und da stößt das Verständnis vieler offenbar auch auf Grenzen.

Die neue Preisstruktur verlangt nämlich nun wieder Preise nach den Zonen, wobei Fahrten im Außenraum kombiniert günstiger sind als Fahrten aus München heraus in den Außenraum.

Das Problem: nach zähen Verhandlungen mit den Gemeinden und Landkreisen ist das Ergebnis nun, dass sehr viele Haltestellen auf Zonengrenzen liegen. So liegen an der Linie S3 zum Beispiel alle Haltestellen zwischen Fasanenpark und Deisenhofen an der Zonengrenze zwischen Zone M und Zone 1. Das bedeutet, sie sind von der Innenstadt aus mit einem Ticket für die Zone M (oder einer DB-Fahrkarte) erreichbar (was früher nicht möglich war, weil Deisenhofen im Außenbereich lag), aber sie liegen auch in der Zone 1, weswegen die Fahrt nach Otterfing (jetzt in Zone 2) nun nur 3,30€ kostet statt wie bisher 4 Streifen bzw. 5,80€.

(Puristen mögen an der Stelle anmerken, dass man aber von Deisenhofen nach Otterfing auch mit einer Kurzstrecke hätte fahren können. Ja, aber nicht vom Fasanenpark aus. Nun kostet es das gleiche – die Deisenhofener etwas mehr, die Fasanenparker weniger. Wenn der Deisenhofener schlau ist, nimmt er nach Otterfing aber weiterhin die Kurzstrecke für 1,70€…)

Gibt es auch Nachteile?
Klar, wo gibt’s die bitte nicht? Verlierer sind diejenigen, die bislang nur die äußeren Ringe genutzt haben und nicht die Innenstadt bei ihrer Monatskarte mit dabei haben. Wer zum Beispiel in Heimstetten wohnt und in Berg am Laim arbeitet, der kam mit 3 Ringen (66,60€/Monat) aus und braucht nun die M+1 Fahrkarte (88.90€).

Insgesamt sind fast alle, die bislang im Ring 5 wohnten und Richtung Innenstadt nur bis Ring 3 mussten, die Verlierer der ganzen Geschichte.

Verwirrend wird das Ganze in manchen Ecken, beispielsweise zwischen Moosach und Karlsfeld. Ich hab mal in Karlsfeld gewohnt und bin via Moosach zur Arbeit gefahren. Da schiebt sich so ein gelber Zone-1 – Streifen zwischenrein, aber der Bus der da pendelt bleibt trotzdem die ganze Zeit in der M-Zone. Das dient nur der visuellen Aufbereitung, weil Moosach und Karlsfeld nun M/1 – Haltestellen sind – also sowohl in der Zone M wie auch in der Zone 1 liegen.
Karlsfeld war übrigens bislang Außenbereich, der Ortsteil, in dem wir wohnten, aber Innenstadt. Mit der S-Bahn nach Hause zu fahren war also erheblich teurer, als mit dem Bus. Der Quatsch mit den Zonengeteilten Ortschaften gehört nun auch der Vergangenheit an.

Ob Sie, werter Leser, einen Vor- oder Nachteil haben, können Sie direkt beim MVV prüfen lassen. Der bietet nämlich einen einfachen Tarifcheck an.

Meine persönlichen Vorteile
Für mich als Garchinger sind die zeitweilig ziemlich schwierigen Verhandlungen nur fast gut gelaufen. Bislang liegen wir in Zone Grün, Ring 6. Künftig in Zone 1 was für mich bedeutet, dass ich ein M+1 – Ticket brauche, das als Einzelticket mit 5,00€ zwar billiger ist als jetzt (5,80€), dass ich aber gegenüber den nur unwesentlich näher an München wohnenden Menschen in Fröttmaning an der Fußballarena benachteiligt bin. Damit die Fußballfans nicht alle Auto fahren liegt die Arena nämlich zufällig noch im „Innenstadtbereich“. Andererseits haben die Menschen, die da wohnen eben die Arena nebenan… da zahle ich lieber mehr für’s Ticket.

Nicht in der M-Zone zu sein, ist aber eigentlich nicht so tragisch: In Wahrheit sinkt aber für mich auch der Preis: Kostete die IsarCard für 6 Ringe bislang 103,70€ pro Monat, kostet sie künftig 88,90€ im Monat. Das sind 14,27% weniger! Wo bitteschön erlebt man denn noch Preissenkungen bei öffentlichen Verkehrsmitteln heutzutage?

Noch dazu wird wohl der LKR München versuchen, die Zusatzkosten der „+1“ – Zone abzufangen. Sprich: Ich werde wohl die 33,70€/Monat vom Landkreis auf Antrag erstattet kriegen. Wow. Da jetzt die LHM zudem noch die IsarCard Job für mich als städtischen Mitarbeiter finanzieren wird (die nochmal 10% weniger kostet, aber nur das Jahresabo bezahlt, das mir zu viel auf einmal ist), fahre ich dann wohl nurmehr für einen winzigen Differenzbetrag im Monat mit den Öffis! Da sage ich doch mal: Danke, München!

Von roten Lumpen und erschrockenen Ordinariaten

Dieser Text erschien bereits im Januar 2017 in der Zornedinger Rundschau Nr. 80.

„Du bist der Richtige!“ Geständnissen aus dem Leben eines Oberbürgermeisters konnten die Bürgerinnen und Bürger am 11. November im ausverkauften Mairsamer- Saal in Pöring lauschen. Begleitet von Jonathan Bockelmann an der Gitarre las Christian Ude auf Einladung des Literarischen Herbstes des Vereins Pro Christophoruskirche einige seiner Geschichten aus dem Zyklus „Öha und andere Geständnisse“.

Das erwähnte Zitat klärte nun endlich über Udes Spitznamen „Ali Schienbein“ auf, denn bei einer Türkeireise noch als junger Journalist war auf dem Reisepass des künftigen Rathauschefs als „Besonderes Merkmal: Narbe a.li. Schienbein“ vermerkt und da sich das für den des Deutschen nicht mächtigen Hoteliers wie der einzige vernünftige Vorname las, wurde Christian Ude stets höflich mit „Guten Morgen, Herr Schienbein!“ begrüßt.

Eingestiegen war der Mann, der viermal zum Münchner Oberbürgermeister, dreimal zum Präsidenten des deutschen Städtetags und keinmal zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt worden ist, allerdings nicht mir seinen reichhaltigen Erfahrungen in der Türkei, die ihn letztendlich zum Berater in Istanbul machten, sondern mit einem Konzert. Die musikalische Frühkarriere blieb aber hinter den Erwartungen – auch weil die Schulkameraden sich lieber gleich wieder verdrückten und Ude, der ob seines eigenen Spiels nicht gerade überzeugt war und darum nur so tat als ob, prompt alleine und tonlos vor sich hin spielend auf der Bühne zurückließen.

Ein Höhepunkt war sicherlich auch die Geschichte „Kirche im Paragraphenwald“, in der Ude von einem wahrhaft seltsamen Fall berichtet, in der er als Anwalt für Mietrecht plötzlich in ein kirchenrechtliches Verfahren gezwungen wurde, um den Pfarrer Betzwieser gegen das Ordinariat zu verteidigen. Manchem Leser wird der Pfarrer sicher noch ein Begriff sein. Ude, der sich im Kirchenrecht überhaupt nicht auskennt, wird von Betzwieser aber nicht wegen dessen juristischer Qualitäten aufgesucht, sondern weil er als „roter Lump“ bekannt sei, was die im Ordinariat sicher erschrecke und zu einem Rückzug zwänge. Was tatsächlich auch geschah.

Das Glanzstück des Abends blieb für mich aber die stellenweise urkomische, insgesamt aber bitter-süße Liebeserklärung an seine verehrte Mutter Renée. Ude berichtet, wie sich seine Mutter schon zu Schulzeiten mit der Energie einer Wölfin vor ihn gestellt hat und dann später, als er bereits Oberbürgermeister Münchens war, so manche Situation vom Absurden der Wirklichkeit hinein ins Groteske der Wahrheit zog. Und die, als sie starb, es noch verstand, ihm die Angst vor dieser schlichten Tatsache des Lebens zu nehmen.

Die Geschichte heißt „Man wacht nicht mehr auf“. Vielleicht sollte man sie einmal gelesen haben und seinen Eltern dankbar sein.

Mehrheiten und so….

Einfach nur göttlich:

In Rosenheim wollten die Neonazis von „Die Rechte“ demonstrieren. Ganze 40 Mann kamen am Bahnhof an. Dann wollten sie das Herbstfest stören, aber rund 300 Gegendemonstranten haben verhindert, daß sie überhaupt vom Bahnhof wegkonnten. Etwas verdattert (und nachdem sie rund zwei Stunden niedergepfiffen wurden) waren sie grantig und wollten auf der anderen Seite vom Bahnhof losmarschieren. Da standen nochmal 300 Rosenheimer und haben die Straße blockiert. Nach einer weiteren Stunde sind sie alle wieder heimgefahren. Oooh…

In München wollte der dortige Pegida-Ableger (Ich glaube, die sind sich noch nicht einig, wer es sein soll: BaGIDA oder MüGIDA) am Flüchtlingszentrum selbst demonstrieren. Rund 1.000 Gegendemonstranten waren da. Kein einziger Nazi kam, die hat wohl „die Mehrheit“ eingeholt. Stattdessen gab’s einfach ne Party. Keiner von den mutterlosen bâtardes hat sich da hingetraut…

Die Bayern mögen konservativ, eigenbrötlerisch, dickköpfig und verbohrt sein – aber man muß sie einfach lieben!!!!

Nachbereitungen einer Demo….

Vor ein paar Tagen habe ich mich ja über die seltsamen Installationen an der Ludwigstraße gewundert. Sie erinnern sich? Daraufhin habe ich bei der Stadt mal nachgefragt und recht prompt eine Rückmeldung erhalten. Und mit der Antwort hatte ich nicht gerechnet…

Ich zitiere aus der ersten Mail des Baureferates:

bitte entschuldigen Sie die verspätete Reaktion auf Ihre Anfrage. Die Nachwirkungen des G7 Gipfels und die zahlreichen Gewitterschäden im Stadtgebiet hatten sehr viel Zeit in Anspruch genommen.

Bezüglich der von Ihnen fotographierten Installation kann ich Ihnen nur mitteilen, dass es sich um keine Städtischen Einrichtungen gehandelt haben. Wir vom Bereich der Straßenbeleuchtung waren weder mit der Installation, noch mit dem Abbau befasst. Leider lag diesbezüglich auch keine Anfrage vor, die bis in unseren Bereich weitergeleitet wurde. Aus diesem Grund bin ich weiter daran, den Veranlasser diesbezüglich herauszubekommen um zukünftig vorab angefragt bzw. informiert zu werden.
Nachdem die Installation im Zeitraum des G7 Gipfels stattfand, kann ich ein „höheres Interesse“ nicht ausschließen.

Sollte ich noch verwertbare Informationen bekommen, werde ich Sie umgehend informieren.

Mit freundlichen Grüßen,

Albert Brummer
Arbeitsgruppenleiter
___________________________
Landeshauptstadt München
Baureferat – Tiefbau Abt.321
Elektrische Verkehrsinfrastruktur

Hum, dachte ich mir da, jetzt wird es aber interessant. da montieren Leute was in der Stadt und niemand weiß davon? Vor allem, da wird der Besitzer der Straße, also die Stadt, also wir, nichtmal informiert, wenn was geändert wird? Wie fände ich das denn, wenn da jemand einfach irgendwas an meine Wände oder meinen Gartenzaun montieren würde, ohne mich zu fragen…

Ein paar Tage später dann eine weitere Mail:

…zwischenzeitlich konnte sich den Hintergrund der Installation in Erfahrung bringen.
Bei den photographierten Einrichtungen handelt es sich um Lautsprecher des Erzbischöflichen Ordinariats, die im Zuge der Fronleichnamsprozession am 04.06.2015 installiert worden sind.
Für diese Maßnahme liegt eine bereits sehr lange zurückliegende Vereinbarung vor, die mir bis dato noch nicht bekannt war.
Es hat somit nichts mit dem G7 Gipfel und den damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen zu tun.
Im nächstem Jahr werden diese Lautsprecher voraussichtlich wieder in gleicher Weise zur Fronleichnamsprozession installiert werden.

Die Arbeiten werden ausschließlich vom Erzbischöflichen Ordinariat ausgeführt, wodurch der Landeshauptstadt München keine Kosten entstehen.

Ich hoffe Ihnen weiter geholfen zu haben und stehe Ihnen gerne für weitere Fragen zur Verfügung.

Okay…. also hat der Erzbischof von München (bzw. dessen Verwaltung) da Lautsprechersysteme errichtet. Passend zum G7-Gipfel und der Demo. Naja, liegt wohl an den engen Daten – Fronleichnahm war am 4.6. (da war auch die Demo. Also irgendwie alles gleichzeitig.), der Gipfel dann zwischen dem 7. und 8.6. Abgebaut wurden sie allerdings erst nach dem Gipfel…. Erstaunlich.

Hätte zwar eine SIcherheitsmaßnahme sein können. War es aber eben nicht. Beschließe, nun weniger paranoid zu werden. 🙂

Vorbereitungen auf eine Demo….

Am 4.6., Fronleichnam, wollen die „G7-Gegner“, wie die Presse schreibt, gegen den G7-Gipfel in München demonstrieren, der allerdings erst am 7. und 8.6. stattfinden wird. Auch nicht in München, sondern auf Schloß Elmau.

Die Demo, bei der auch die Jusos dabei sein werden, ist natürlich ungemein gefährlich für das Gemeinwohl. Menschen, die Schilder hochhalten, gegen Krieg demonstrieren und vielleicht auch gegen ihre Zukunftsängste, die maßgeblich auf der Politik dieser sieben Staaten basieren.

Da es sein kann, daß sich jemand gegen Angela Merkel äußert, oder sogar Kritik an Bundesregierung oder – Gott bewahre – an den Amerikanern übt, hat die Polizei (nehme ich jetzt einfach mal an) in München die Ludwigstraße zwischen Uni und Odeonsplatz interessant bestückt. Montag fielen mir auf dem Weg zur Arbeit die ersten Arbeiten auf. Schauen sie mal:

Ludwigstraße 1 Ludwigstraße 2Was sind das für Dinger? Kameras? Sensoren? Wer bedient die, was zeichnen die auf? Und warum steht eigentlich nirgends ein Hinweis, daß man jetzt beim Schlendern über die Ludwigstraße gefilmt wird. Oder wird man nicht? Werden die wieder entfernt? Was machen die und wer macht da was?

Oder handelt es sich vielleicht um ein Lautsprechersystem? Stammt von der Demoleitung? Man weiß es nicht….

Ziemlich seltsame Gedanken, ich habe mal das Baureferat angeschrieben. Die sollen mir das mal erklären – und auch was der Spaß kostet. Mal gucken was die mir antworten.

Preissteigerung beim MVV

Wie jedes Jahr beschert uns zu Weihnachten der MVV mit einer Preiserhöhung für die Fahrkarten. Jeweils zum 15. Dezember eines jeden Jahres werden die Preise „angepasst“ und die Arbeitnehmer dürfen ein bißchen mehr Ihres Einkommens dafür verwenden, es überhaupt erwirtschaften zu können.

Ich habe mir erlaubt, mich mal mit den Preisen auseinanderzusetzen und eine Reihe von Fahrkarten ausgewählt, deren Preissteigerung ich im Vergleich zum Vorjahr in dieser Tabelle (pdf) darstelle.

Prozentual gesehen trifft es am härtesten die Käufer von Kurzstreckenkarten mit über 7%, real handelt es sich dabei allerdings nur um 10 Cent Steigerung. Die Tageskarte XXL erweist sich wieder einmal als diejenige mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis und steigt mit 2,47% auch am geringsten an. Richtig hart trifft es die Pechvögel, die mit dem MVV von weit draußen in die Innenstadt zum Arbeiten fahren müssen – Steigerungen um 4,00€ bis zu 7,00 € sind da zu erwarten. Durchschnittlich steigen die Monatskarten der Pendler, welche die IsarCard im Abo haben um 3,44% oder 4,34 Euro.

Interessant finde ich bei solchen Preisentwicklungen grundsätzlich, einmal die Inflationsrate daneben zu stellen, wie ich das vor Zeiten mal mit dem BayernTicket der Deutschen Bahn gemacht habe. Denn die Begründung für die Erhöhung lautet beim MVV eigentlich immer gleich:

Angemessen steigende Fahrgeldeinnahmen sind bei steigenden Kosten und attraktivem Leistungsangebot für den Nahverkehr unverzichtbar. Die Alternative wären wachsende Defizite, Angebotskürzungen oder die Absenkung von Qualitätsstandards. Die Preissteigerung ist somit unabdingbar, um ein attraktives Leistungsangebot zu gewährleisten und weiter zu verbessern sowie gestiegenen Kosten – beispielsweise im Energie- und Personalbereich – auszugleichen.

Hmja. Schuld sind also die Energiekosten (Also die Ökos und so) und die Arbeitnehmer (wegen frecher Lohnforderungen). Die Steigerung der Preise im Jahr 2014, gemeinhin Inflation genannt, betrug bislang etwa 1,04% – man rechnet wohl mit so 1,5% insgesamt. Das müssen diese Steigerungen sein, die eine Erhöhung um durchschnittlich Dreieinhalb Prozent rechtfertigen, oder?

Vielleicht liegt es an den Energiepreisen, die steigen bekanntlich ja wirklich. Das kann man beim statistischen Bundesamt nachlesen (wer sich nicht durchwühlen will: S. 15 z.B.). 2014 sind die Energiepreise gar nicht so heftig gestiegen bislang. Zudem bezieht der MVV ja seine Energie sauber von den Stadtwerken München, hat recht Energieeffiziente U-Bahnen und erwirtschaftet satte Gewinne für die Stadt (siehe hier, S. 36).

Trotzdem schreibt er rote Zahlen – Nahverkehr ist ein Zuschußgeschäft und war es schon immer. Diese Zuschüsse werden ohnehin über die Steuern bezahlt – warum also nicht den Nahverkehr attraktiv günstig machen und dafür mehr Steuergelder hineinfließen lassen? Haben wir nicht ein Interesse daran, den völlig aberwitzigen Autoverkehr auf ein Minimum zu reduzieren?

Für 5,20 € komme ich derzeit von Zorneding nach München in die Innenstadt. Das sind etwa 20 Kilometer Strecke. Für das gleiche Geld kann ich Berlin zwei Mal durchqueren – das wären dann  90 Kilometer. Also mehr als die vierfache Strecke. Irgendwas stimmt hier in München nicht.

Eine Frage der Perspektive…

Manchmal ist die Frage nach der Perspektive sehr interessant. Unsere eigene Wahrnehmung wird oftmals durch unsere Perspektive, nun einmal selbst im Zentrum unserer Existenz zu sein, begrenzt.

So nimmt man Nachrichten „aus den USA“ gerne als irgendeine Meldung aus der Ferne wahr und sieht in „den Amerikanrern“ eine weitestgehend homogene Gruppe – selbstverständlich mit individuellen Eigenschaften aber das ist ja letztlich auch bei „den Rosenheimern“ so.
Diese Form der reduzierten Wahrnehmung ist oftmals unüberbrückbar, jeder Stammtisch und so ziemlich jedes Geschwafel (nebenbei politisch links wie rechts!) lebt davon, Gruppen zusammenzufassen und die Größe von Regionen und deren individuelle Prägung zu übersehen – vielleicht weil es ansonsten für so manchen Verstand zu kompliziert wird.

Wenn ich meinen Schülern erkläre, daß es die Ausprägung von Dialekten wie im Deutschen (von Oberbayerisch bis Plattdeutsch) auch in anderen Sprachen gibt (Wenn auch z.T. deutlich weniger ausgeprägt), daß es sehr interessant sein kann mal einem Gespräch zwischen einem Engländer aus Eastbourne (Sussex) und einem Mancunian (aus Greater Manchester) zuzuhören (am besten zwei Landwirten) oder auch mal einem Pariser, der sich mit einem Einwohner von Saint-Marcellin zu unterhalten versucht, ernte ich regelmäßig Staunen. Und da habe ich noch gar nicht solche Phänomene wie die Langues d’oc erwähnt…

Aufgefallen war mir das bei einem Artikel der Süddeutschen Zeitung, der – wieder einmal – dem Erproben einer potentiell hysterischen Olympia-Berichterstattung gewidmet ist, schließlich wird diese als Sportereignis getarnte Werbeveranstaltung immer weniger geguckt, womit sich die Zahl derer, die während der Werbespots aufs Klo gehen, verringert was wiederum die Einnahmen schmälert.
Um also etwas zu haben, was den Zuschauer lockt, muß eine Gefahr, am Besten eine Terrorgefahr her und die wird im Rahmen der Winterspiele von Sotschi brav herbeigeschrieben. Ich bin sehr gespannt, wie hysterisch das in ca. vier Wochen werden wird.
Allerdings fallen bei dem Artikel zwei Formulierungen auf, ich darf zitieren:

„In Stawropol, das in direkter Nachbarschaft zu den unruhigen Kaukasus-Republiken liegt, wurde der Nachrichtenagentur AFP zufolge der Ausnahmezustand verhängt. […] Stawropol liegt nur wenige Hundert Kilometer von Sotschi entfernt.“

und

Die Sorge vor Gewalttaten war zuletzt durch zwei Selbstmordanschläge im 600 Kilometer entfernten Wolgograd gestiegen.“

[Quelle]

Ganz ehrlich, ich möchte die Spekulationen, die im Artikel erwähnt werden, gar nicht zwingend zurückweisen, aber auf etwas hinweisen:
Angenommen, in München gäbe es olympische Spiele. Angenommen weiter, vier Wochen vorher würde zum Beispiel in Italien, sagen wir in Rom, fünf Leichen und zwei Sprengsätze gefunden werden.
Würde die SZ dann schreiben: „Rom liegt nur wenige Hundert Kilometer von München entfernt.“, um da einen Zusammenhang anzudeuten? Oder würde sich die SZ eher über die Ahnungsbefreiung einer amerikanischen Zeitung lustig machen, die selbiges schreibt?

Wäre das etwas anderes, wenn in München Sommerspiele wären und ein paar Wochen vorher, sagen wir mal, Anfang Mai, würden in Berlin Autos brennen – würden wir Deutschen uns fragen, warum ausländische Zeitungen so seltsame Verbindungen zwischen den unsäglichen Maikrawallen und einem davon isoliert ablaufenden Promoting für Sportartikelhersteller einen Monat später herstellen?

Wie gesagt – ich weise gar nichts aus dem Artikel zurück. Möchte aber einfach mal auf die Frage der Perspektive hinweisen…

 

Neue Mugus!

Erinnern Sie sich noch an meinen Sommer mit den Münchner Wohnungsmugus? Tja, die sind jetzt wieder da und nutzen diesmal nicht Western Union oder so, sondern – festhalten! – EBay. Ja, richtig. Auf Ebay gibt es zwar auch Kauf- und Mietangebote, die sind aber selten und ich würde so etwas nie über einen Flohmarkt abschließen. Andere vielleicht schon.

Die erste Seite war wie immer die von Immoscout24.de. Dort fand ich die Anzeige und vergaß leider einen Screenshot zu amchen – inzwischen ist sie natürlich wieder weg. Aber – der Clou kommt noch – ich hab sie wiedergefunden. Nun aber langsam und der Reihe nach.

Mein guter Freund, Otto Normal, seines Zeichens ein zwielichtiger Pfarrer der St. Bimbam-Kommune in Frankfurt, fand eine Wohnung in Hadern in München für 490 € kalt, sogar mit 3 Zimmern und Balkon – und das mit 81 m². Das fand er toll! Immerhin, der aktuelle Mietpreisspiegel liegt im Durchschnitt bei 12,13€/m² und das wären bei 81 m² gleich mal 982,53€ Miete. Kalt, wohlgemerkt. Also für die Hälfte dessen, was sie eigentlich kosten sollte, die Wohnung. Na das ist doch mal klasse.

Herr Anja Becht war die Kontaktperson, wie uns Immoscout freundlicherweise gleich mal mitteilte.

EBay-Mugu 01Otto meldete sich sofort und bekam auch gleich eine Antwort. Und der Spaß kann beginnen….

EBay-Mugu 02Herr Becht scheint mit der deutschen Sprache auf Kriegsfuß zu stehen, aber er heißt ja auch Anja, also was soll’s? Otto ist sehr interessiert und schreibt daher sofort zurück:

Hallo Herr Becht,

tatsächlich habe ich weiteres Interesse. Wie funktioniert das über EBay?
Können SIe mir weitere bilder zukommen lassen?

Herzliche Grüße,
Otto

Tja, dann dauerte es erst einmal drei Tage. Otto hat nicht so viel Charme wie sein russischer Kollege, dessen EMailadresse er aber vorsichtshalber benutzt. Ging ja nicht anders – Otto ist bei Hotmail gelistet und weiß sein Passwort nicht mehr. Macht aber nichts, Herr Becht schluckt das trotzdem.

Hallo nochmal,
Bevor wir weiter gehen, ich würde gerne wissen, wie viele Personen Sie die Wohnung mit teilen möchten, und für wie lange. Preis für Miete pro mounth ist 490 €. Die Kaution ist auch 490 € und Sie erhalten sie zurück, wenn Sie die Wohnung (Sie müssen mir mindestens 30 Tage im Voraus) verlassen zu entscheiden. Was mich betrifft, können Sie sicher sein, dass ich nie bitten Sie, die Wohnung zu verlassen Ruhe. Wie ich gesagt habe: Nach Veröffentlichung auf eBay haben wir viele Angebote für unsere wohnung erhalten, so dass ich und mein Mann, beschloss ich, die unser Appartement für erste Mann wich Miete und Kaution auf der Website eBay bezahlen. Ich werde nur gehen mit der eBay-Schutz-Programm. Sie werden 3 Tage Artikel Inspektion bekommen, muss ich akzeptieren, kehrt. Ich kann nicht akzeptieren, eine direkte Zahlung durch dieses Programm, werden alle Zahlungen von eBay abgewickelt werden. Nachdem die Artikel bei eBay bezahlt werden, wird mein Mann Sie telefonisch kontaktieren, um die genaue Zeit, einen Mietvertrag zu tun zu errichten, und wird über die Tasten zu übergeben. Wenn die Wohnung ist nicht nach Ihren Wünschen, wird eBay die Mittel in einem Werktag zurück.
Ich würde es begrüßen, wenn Sie können mit einer Antwort zurück, wenn Sie daran interessiert, es zu mieten sind.

Vielen Dank,
Anja Becht

Hm. Wie viele Personen möchte Otto die Wohnung mit teilen? Und Otto muß ihn 30 Tage im Voraus, das ist ja schlimm…. Er ist verheiratet und sein Mann will eine Hexe in der Wohnung wohnen lassen. Eine Witch wahrscheinlich. Naja, der Google-Übersetzer schafft eben nicht alles. Aber warum befiehlt Herr Anja mir ein „kehrt“? Muß ich die Wohnung ausfegen oder soll ich mich an der Türe umdrehen? Otto ist völlig verwirrt, also fragen wir nach….

Hallo,
das klingt sehr interessant. Wohin muß ich an Ebay das überweisen? Läuft das über PayPal oder welcher Standard ist da üblich?
Das EBay-Schutzprogramm klingt gut – wie funktioniert das?

Mit freundliche grüßen,
Otto Normal

Erstmal schön naiv bleiben, vielleicht hilft ja Dummheit weiter? Natürlich hilft das.

hallo,

Ich schicke den Link zu der Anzeige auf eBay, und Sie müssen, um die Anweisung von eBay Kauf folgen. Sie machen die Zahlung an eBay, bevor wir von Angesicht zu Angesicht zu treffen, und sie werden die Mittel zu halten, bis wir begegnen werden, und Sie entscheiden, ob Sie in den Besitz der Wohnung nehmen wollen. Wenn Sie nicht wie die Wohnung, wird eBay die Mittel in einem Werktag zurück.
Lassen Sie mich wissen, wenn Sie weiter gehen wollen.

Vielen Dank,
Anja Becht

PS: Wenn die Ankündigung bereits gekauft haben, bedeutet dies, dass ein anderer Kunde hat das erste gekauft.

Oh – jetzt aber schnell. Wow, vielleicht ist es schon weg? Hm…. Augenblick mal, wir haben ja gar keinen Link! Und ich werde die Mittel zu halten, stöhnt Otto und bricht erst einmal in Tränen aus, weil er glaubt nicht wie die Wohnung zu werden. So mit Türe… Aber, wie ersteigere ich denn die Wohnungsmiete? Otto weiß es auch nicht, also fragen wir

Hallo,
wie aber soll die Abwicklung der Miete funktionieren? Muß ich die jeden Monat ersteigern?
beste Grüße,
Otto Normal

Na, mal sehen. Dummheit hilft dem Menschen meistens weiter. Am nächsten Tag aber war Herr Anja nicht da. Ich war in Sorge, was ist, wenn er nicht mehr will? Sind wir zu dumm für die Wohnung? und wo soll Otto dann sein Haustier, ein Zwergriesennashorn namens Wastl unterbringen?
Dann aber die rettende Antwort: Herr Anja Brecht ist nur ein bißchen eingeschnappt.

Sie müssen die Artikel bei eBay gekauft, und ich werde sie alle Ihre Daten.

Sie wird uns alle unsere Daten oder wie? Hilfe, Otto kommt nicht mehr mit. Gleich nochmal dieselbe Frage neu gestellt, weniger Text, Otto mag es ihr nicht noch schwerer machen.

Hallo,
ich verstehe nicht, wie das monatlich gehen soll?
Grüsse,
Otto

So, einfach und simpel, oder? Was wird er uns schreiben?

490 €

Ööh…. okay. Otto ist verzweifelt – was machen wir denn jetzt?

Nun, das verstehe ich natürlich.
Aber wie überweise ich monatlich die Miete? Muß ich jeden Monat bei EBay eine Miete einkaufen oder gibt es eine Standard-Verfahren?
Grüße,
Otto

Bitte, Herr Anja Brecht, erklären SIe mich wie funktionieren das mit Ebay. Nix Preis, gelesen kann ich. Mittlerweile ist Herr Brecht etwas verschnupft, die Antwort kam heute Abend, nochmal schön für Doofe:

– Sie gehen und kaufen sie über ihre Website,
– Sie müssen für den Artikel an eBay zu zahlen, um die Mittel zu sichern,
– Sie bestätigen mir, dass sie die erhaltenen Mittel,
– Dann werden wir tun intalmin Mietvertrag.
– Sie senden mir das Geld,
Nach, müssen wir erfüllen, um den Mietvertrag zu machen.
Danke,
Anja Becht

Also ich muß an EBay zahlen, um die Mittel zu sichern. Das finde ich mal herzerweichend ehrlich, großes dankeschön an Google. Auf Grußformeln hat er oder sie bis dato verzichtet, immerhin kommt jetzt ein Dankeschön. Da ist Otto auch gleich nett und geht auf den Deal ein:

Hallo Frau Becht,
aha. Gut, das klingt super und können wir machen. Sind Haustiere in der Wohnung erlaubt?
Ich habe den EBay-Link probiert, er geht nicht. gibt es vielleicht einen aktuellen Link?
Grüße,
Otto

Gut, Otto hatte bislang keinen EBay-Link, aber wer weiß? Gibt es. Die nächste Mail ist sehr ausführlich…

link

Klicken Sie da mal ruhig drauf, es passiert nicht gleich was. Trotzdem, machen Sie es sich nun bequem, klicken Sie dort auf gar nichts! und lesen Sie weiter: jetzt muß ich ein wenig ausführlicher werden.

EBay-Mugu 03Die Seite ist erst einmal sehr gut gemacht. Die Links darauf stimmen alle und führen auf EBay weiter, das Profil dahinter, langheckermühle, ist sogar echt! Nur – das Angebot ist da seltsamer Weise nicht gelistet…

Ich habe mit also die Freiheit genommen, die Firma hinter dem echten EBay-Profil ausfindig zu machen und dort anzurufen. Dort war man sehr bestürzt und will sich der Sache annehmen, denn Wohnungen verkaufen die nicht in München….

Ich habe jetzt nicht auf den „Kaufen“-Button geklickt, ich will mir ja nichts einfangen. Stattdessen habe ich mir mal die Domain angesehen. sofortkaufenebay.de gehört – hat mich erstaunt – 1und1.de, also Kontakt wird hostmaster@1und1.de angegeben. Ebay selber gehört, inklusive aller EBay-Subdomains natürlich eBay Inc.und sonst niemandem, ganz sicher nicht 1&1….

Geht man ohne Inhaltszeug mal nur auf http://sofortkaufenebay.de, so bietet sich ein interessantes Bild:

EBay-Mugu 04Das ist ein Root-Zugang zu einem Server. Und zwar ein ziemlich direkter. Wenn ich jetzt ein bißchen mehr Zeit hätte, würde ich mich vielleicht dem ganzen mal widmen und versuchen, das zu knacken. Kann so schwer nicht sein. Jedenfalls ist hier wieder mal ein Betrüger am Werk, mal sehen, wie lange Otto ihn noch beschäftigen kann. Zu gegebener Zeit werde ich von seinen Abenteuern berichten.

Halt – da war noch was!

Ja, da war noch was. Ich stolperte zufällig heute über diese Anzeige:EBay-Mugu 05Die gleiche Wohnung, der selbe Preis….. nur diesmal angeblich eine Immobilienfirma. Na, das könnte ein Job für unseren Russischen Freund sein, Sergeij Faehrlich….

Christian Ude auf Deutschlandfunk

In der Sendung Tacheles spricht Christian Ude, Spitzenkandidat der SPD in Bayern, zu den wichtigen Themen wie Mieten und Mietsteigerung, Kita-Plätzen oder die Luftqualität in Städten.

mp3 Download hier. Nachlesen können Sie das Gespräch hier.