In die Veggie-Day Falle getappt…

Der Vorschlag der CSU wirkt im ersten Moment wie eine Komödie, ist es aber nicht. Die Idee, den Menschen vorschreiben zu wollen, wie und in welcher Sprache man Zuhause zu sprechen habe, ist ziemlich witzig von einer Partei, die vor kurzem mal geschrieben hat: „Aus den privaten Lebensgewohnheiten hat sich eine Partei herauszuhalten.“

Das war beim „Veggie-Day“-Diskurs. Erinnern Sie sich? Damals hat die CSU und ihre Parteizeitung BILD festgestellt: „Die Grünen wollen uns das Fleisch verbieten“ und im gleichen Atemzug anscheinend auch bemerkt, daß alle 80 Millionen Bundesbürger in öffentlichen Kantinen essen. Das war mir bis dahin nicht klar gewesen. Den konservativen Stimmungskanonen allerdings schon, denn in der Idee der Grünen ging es nur um öffentliche Kantinen, nicht um die private Küche, ja nichtmal um Firmenkantinen.

Nun also greift die CSU – mittlerweile in revidierter Form – doch ins Private ein: Familien sollen dazu angehalten werden, deutsch zu sprechen. Als ob das was bringen würde. Eine Vorbildfunktion würden Eltern erfüllen, wenn sie ihre Kinder in deutsche Kindergärten schicken und selbst mit Deutschkursen versuchen, der Sprache Herr zu werden. Was viele auch tun. Aber gemeinsam gebrochen Deutsch am Tisch zu sprechen bringt nichts und erschwert die familiäre Kommunikation.

Nun also ist die Veggie-Day – Falle der CSU zum Verhängnis geworden, Hohn und Spott sind die Folge. Nun ja, das kann ja mal passieren. Wird ihr nicht schaden, im Gegenteil: Der dahinter steckende, eigentliche Gedanke, nämlich „Ausländer raus!“ bringt sicher wieder ein paar der Prozente zurück, die unsicher schon Richtung AfD getappst sind.

Vielleicht steckt dahinter aber auch der alte, sehr deutsche Verfolgungswahn: Wenn man nicht versteht, was die Sitznachbarn miteinander reden, hat man plötzlich Angst, man selbst könnte gemeint sein. Das jedenfalls scheint viele zu beschäftigen, wenn sie sich von fremden Sprachen in der Umgebung gestört fühlen. Umgekehrt aber mal gefragt: Warum muß ich eigentlich überall mithören wollen? Das waren doch irgendwie die Anderen, oder?