Vom Baum der Erkenntnis….

…. genascht haben scheinbar die Forscher der Bundesagentur für Arbeit bzw. der für Arbeitslose. Denn tatsächlich haben die herausgefunden… Achtung, jetzt kommt’s! … daß Minijobs sozialversicherungspflichtige Jobs verdrängen. Ja, wirklich! Das haben sie herausbekommen. Wahnsinn!

Man fragt sich, ob die auch mal eine Studie dazu machen könnten, ob es Nachts dunkel wird – und ob die Erde und ihr Drehmoment etwas damit zu tun haben könnten. Aber wir wollen’s mal nicht zu kompliziert machen.

Mal ernsthaft: Daß sich gerade im Gastro- und Hotelgewerbe Vollzeitjobs durch die Minijob-Kultur wie Schneeflocken in der Hölle verhalten ist nun wirklich eine Binsenweisheit. Minijobber sind billig, leicht austauschbar, haben keine Rechte und können problemlos länger dabehalten werden, weil kein Mensch sich für diese Unterklasse interessiert und wenn sie aufmucken schmeißt man sie einfach wieder raus – die liegen buchstäblich auf der Straße.

Der springende Punkt ist doch: Die Regierung Schröder wollte das auch genau so haben. Ich darf kurz erinnern, Gehard Schröder selbst brüstete sich 2005 beim Weltwirtschaftsforum in Davos mit den Worten: „Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt.“ Genau. Die Frage ist halt, was man als gut oder besser versteht…. von der Arbeitgeberwarte, die ja jahrzentelang jammerten, daß Arbeit in Deutschland so teuer sei, war die Einführung einer Niedriglohn-Unterschicht, die von ihrer Arbeit nicht mehr leben kann, und der man das auch noch verkaufen konnte, indem man den Minijob als „Zusatzverdienst“möglichkeit behandelte, ideal. Dann wunderten sich einige, daß es Leute mit zwei Minijobs gab… einmal bei Schlecker anschaffen und dann abends noch kellnern. Aber brav schluckte der Michel das. Also wurden mit Hilfe der Minijobs, der Leih- und befristeten Arbeit „Flexibilität“ geschaffen – die Zeitarbeitsmafia übernahm das Ruder.

Das Zauberwort Flexibilität, auf Deutsch: Beweglichkeit, heißt eigentlich nichts anderes, als daß das Menschsein hinter der Produktivität zurückzustecken hat. Und das ist der dümmste Fehler, den je ein „Sozialdemokrat“ gemacht hat….

Dümmste Spam-Mail des Tages

Spam-Mails sind ja manchmal wirklich interessant gemacht und manchmal macht es auch Spaß, mit den betreffenden Betrügern dahinter zu interagieren und selbige zu massive Zeitverschwendung zu bewegen. Ich selber mach das normalerweise mit Wohnungsbetrügern recht gern.

Heute aber flatterte mir diese Spam-Mail ins Postfach und ich muß ehrlich gestehen, daß ich eine derart mies gemachte schon lange nicht mehr gesehen habe:

PayPal Spam

Ahja… und das soll ich glauben?

Wenn sie wenigstens halbwegs in korrektes Deutsch übertragen worden wäre… aber die Formulierung

Vielen Dank, Bitte nicht auf diese E-Mail antworten, wie Sie Ihre Antwort nicht empfangen werden.
Dies ist eine automatische Benachrichtigung über neue Sicherheits-Nachrichten.

ist dermaßen lächerlich, daß ich mich ernsthaft frage, ob auf den Quatsch einer reinfällt. So ganz nebenbei: Man erkennt Betrüger oftmals daran, daß man sich schon beim Ziel des Links so seine Gedanken machen sollte; Beispiel hier ist:

na klar…. ne cgi-Datei… logisch

Und genau das kann wohl kaum sein. Die meisten Leute sollten cgi-Extensions schon einmal gesehen haben; CGI bedeutet Common Gateway Interface und ist sozusagen eine Schnittstelle zwischen dem Webserver und einem Softwaremodul, das irgendeine Programmieranweisung ausführt. Mit Hilfe von CGI lassen sich also Programme auf dem Webserver starten. Und das ist gefährlich: Da diese Anweisungen nicht clientseitig, also auf dem Browser ablaufen, sondern serverseitig, sind die Möglichkeiten der Anwendungen nahezu unbeschränkt, da man nicht auf die Einschränkungen der Browser beschränkt ist. Aber auch nicht auf irgendwelchen Sicherheitseinstellungen des Browsers. Das Programm kann nahezu alles machen was es möchte – und wer so dämlich ist, dort auch noch irgendwelche Kontoinformationen anzugeben, dem kann praktisch nicht mehr geholfen werden.

Also: Bei seltsamen Mails über VISA-, MasterCard-, anderen Bank- oder Internetkonten wie Paypal NIEMALS auf einen Link klicken. Lieber über den Browser seperat die tatsächliche Webpage der betreffenden Institute aufrufen und dort mal checken, ob irgendwas los ist. Ist nämlich normalerweise nicht.

Von den Helden unserer Zeit – und ihrem Sturz.

Für viele ist Felix Baumgartner ja ein ganz großer Held. Stürzte er sich doch auf über 39 Kilometern Höhe für einen Getränkehersteller aus einer Kapsel und erreichte Überschallgeschwindigkeit. Daß es sich dabei tatsächlich um eine beeindruckende Leistung handelt ist unbestritten, auch daß es die wahrscheinlich teuerste und größe Werbeaktion für einen Gummibärchensaft war.

Der Sprung war eine große Leistung – nur was danach so alles kam wirft Zweifel auf. Zweifel beispielsweise an einem allgemeinen Wahlrecht, nachdem der Postillon einen satirischen Artikel veröffentlich hatte, in dem behauptet wurde, daß der Sprung wegen des Übertretens einer Linie für ungültig erklärt wurde, brach ein regelrechter Shitstorm los, bei dem sich eine Menge Leute unglaublich aufregten – und bei der Vorstellung, daß so jemand auch wählen darf wird es einem schon ein wenig schummrig zumute.

Felix Baumgartner offenbar auch. Denn wie der Science-Blog Astrodicticum Simplex schreibt, fühlt sich Baumgartner in einer Demokratie offenbar recht unwohl und wäre lieber für eine „gemäßigte Diktatur“.  Das Interview habe ich inzwischen gefunden – und er sagt das dort anscheinend wirklich so:

Ist ein Wechsel in die Politik eine Option für Ihre Zukunft?
FELIX BAUMGARTNER: Nein, man hat das am Beispiel Schwarzenegger gesehen: Du kannst in einer Demokratie nichts bewegen. Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen, wo es ein paar Leute aus der Privatwirtschaft gibt, sie sich wirklich auskennen.

Hm… also abgesehen davon, daß nicht wenige längst eine Diktatur der Privatwirtschaft konstatieren ist diese Aussage schon ziemlich krass. Eine Diktatur, egal was denn nun eine „gemäßigte“ Diktatur sein sollte, ist eine Herrschaftsform, die letztendlich auf Unterdrückung von Freiheit und Leben beruht.

Die Vorstellung, daß Leute aus der Privatwirtschaft herrschen, also quasi dem Eigeninteresse verpflichtet über alle anderen gebieten, ist eine ziemlich schreckliche. Schon jetzt dürfte man davon ausgehen, daß bedingt durch den massiven Einfluß (Stichwort: Lobbyismus) auf so ziemlich alle politischen Strukturen, kaum eine wirkliche Demokratie herrscht. Blickt man nach Amerika, wo sich Politik zu machen oftmals nur noch sehr reiche Menschen leisten können, könnte man glatt von einem Übergang zur Oligarchie sprechen.

Egal, ob man nun eine Autokratie aus seinen Worten herauslesen möchte, oder eine andere Form der Diktatur, die Vorstellung daß quasi die FdP als alleinige Partei nach chinesischem Vorbild herrscht, ist mir ein echter Graus. Schon die Ideologie dieser Vertreter der Privatwirtschaft, „jeder ist sich selbst der nächste“ bzw. „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht“, der letztendlich zu einer Ochlokratie führen würde, ist völlig daneben.

Was auch immer man von Baumgartner und seinem wissenschaftlich unbrauchbaren Fall halten mag: Sein Sturz hat anscheinend gerade erst begonnen.

Freizeit? Nö.

Florian Freistetter hat in seinem Blog auf die Tatsache verwiesen, daß es in der Wissenschaft und in wissenschaftlichen Berufen immer mehr üblich ist, exorbitante Arbeitszeiten zu leisten und die eigene Freizeit immer weiter einzuschränken. Das beklagt er – zu Recht – als einen im Grunde unhaltbaren Zustand. Dabei ist das im privatwirtschaftlichen Bereich schon länger normal.

Immer mehr meiner ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen sind inzwischen in ihren Berufen unterwegs – manche noch in der letzten Ausbildungsphase, genannt Referendariat, manche schon seit einigen Jahren im Beruf selbst. Nicht viele davon haben den Sprung in eine wissenschaftliche Karriere gewagt oder geschafft, alleine schon wegen der zum Teil geradezu unterirdisch schlechten Bezahlung und der letztendlich prekären Verhältnisse. Hinzu kommt, daß Deutschland im Vergleich zu den meisten anderen Ländern mit am wenigsten für unbefristete Stellen ausgibt – wir liegen da nun wirklich am untersten Rand.

Viele erzählen mir, daß Überstunden ganz normal sind und auch vom Arbeitgenber in aller Regel gefordert werden. Normalerweise müssen sie irgendwann abgebummelt werden weil der Arbeitgeber kein Interesse daran hat, sie zusätzlich zu bezahlen – nicht selten wird damit dann zum Beispiel der Jahresurlaub verlängert opder so. Dagegen gibt es auch gar nichts zu sagen. Andere Fälle gibt es aber auch: Eine Bekannte von mir hat ganz klassisch eine Banklehre gemacht und arbeitet seither in einem größeren Geldinstitut; mittlerweile im Bereich Investment und dort irgendwo in der Kundenbetreuung. Die Arbeitszeit beträgt regulär 42 Stunden in der Woche, das sind erst rinmal die normalen 8,5 Stunden von Montag bis Donnerstag und acht Stunden am Freitag. Nun aber geht es los: Viele Kunden sind nicht aus Deutschland, daher ist die Betreuung wenn nicht per Mail dann nur telefonisch in den Abendstunden zu amchen. Bis sie die zehn Stunden voll hat bekommt sie die Überstunden angerechnet, danach nicht mehr.

In der freien Wirtschaft wie auch in der Wissenschaft gelten nämlich in Deutschland eigentlich bestimmte Regeln. In § 3 S. 2 ArbZG (Arbeitszeitgesetz) wird festgelegt, daß ein Arbeitnehmer im, Regelfall maximal 10 Stunden am Tag arbeiten darf; Ausnahmen hiervon sind Notfälle (Wäre schon blöd wenn der Feuerwehrmann mit nem freundlichen Gruß aus dem brennenden Gebäude in den Feierabend geht) und leitende Angestellte, für die andere Zeiten gelten. Tatsächlich sammeln sich in Deutschland irrwitzige Summen an Überstunden an, der bis 2009 mit dem Tiefststand rückläufige Trend geht derzeit wieder steil nach oben:

Überstunden der Arbeitnehmer in Deutschland bis 2011
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

2011 hatten die Deutschen also eine Gesamtmenge von 1.393.300.000 Überstunden zusammengesammelt. Ja, das sind knapp 1,4 Milliarden. Fleißig sind sie, diese Deutschen… Bezahlt werden diese Überstunden wenig; Laut Financial Times Deutschland erhalten 55% der deutschen Arbeitnehmer keinen finanziellen Ausgleich, 30% werden mit zusätzlichem Urlaub abgegolten. Der Rest?

Es gibt immer mehr Arbeitsverträge, die eine Mehrarbeit ohne Ausgleich ausdrücklich mit einschließen. Und selbst wenn es nicht im Arbeitsvertrag steht: Die eben erwähnte Dame in der Bank hat da noch einen ganz anderen Druckpunkt dahinter. Jedes Jahr werden die Gewinne der einzelnen Abteilungen gemessen und die Leistungssteigerung gegenüber der erwarteten Steigerung gesetzt. Leistet eine Abteilung nicht genug, so sind Entlassungen die Folge, damit die Bilanz der entsprechenden Abteilung stimmt. Wer sich also nicht freiwillig mißbrauchen lässt, den erwischt die nächste Kündigung. Begründet werden muß das ja nur aus betriebswirtschaftlicher Maxime, wehren kann sich der Angestellte kaum.

Ein weiteres Phänomen sind die modernen Geräte: Jedes Mobiltelefon kann heutzutage eine durchschnittliche Office-Anwendung, kaum einer hat zuhause keinen Computer oder Laptop. Damit kann der Arbeitnehmer nun „Arbeit mit nach Hause nehmen“, was weder aufgezeichnet, noch vergütet wird. Die Familie kann in solchen Umständen kaum noch stattfinden, gesund ist das Ganze ohnehin nicht mehr. Das ist nicht in allen Berufen möglich, aber überall dort wo Büroarbeit zu tun ist kann mit Hilfe von Heimarbeit Büroarbeit auch außerhalb der vom Gesetzgeber festgelegten Grenzen stattfinden.

Überstunden in der Wissenschaft sind deswegen ein interessantes Phänomen, weil der Wissenschaftler primär mit dem Kopf arbeitet und dieser durch längere Zeiten auch nicht produktiver ist. Im Gegenteil: Die nachts um halb elf noch immer im Büro sitzen leisten mutmaßlich gar nichts für Firma, Forschung und Karriere sondern sitzen nur im Büro. Der Fetisch, daß längere Arbeitszeiten gut sind (sollen sogar Arbeitsplätze schaffen! Was für ein Witz..!) und man deswegen durch Mehrarbeit seine Bereitschaft, statt Privatleben sich lieber dem Geschwätz eines Hans-Werner Sinn unterzuordnen, darstellen muß, sollte endlich einmal beendet werden.

Kleiner Hinweis zum Friedensnobelpreis….

Morgen wird er ja verliehen und ich hoffe doch schwer, daß ihn nicht Helmut Kohl bekommt. Das wäre das letzte, was im Wahlkampf noch fehlt daß Steinbrück Helmut Schmidt und Merkel Helmut Kohl durch die Wahlkabinen schiebt und die CDU rufen kann: „Unser Kanzler ist Friedensnobelpreis!“

Tatsächlich haben nur zwei deutsche Kanzler den Friedensnobelpreis jemals erhalten:

Das war zum Einen Gustav Stresemann 1926 und 1971 Willy Brandt für seine Ostpolitik. Stresemann war ein Liberaler, Brandt Sozialdemokrat im besten Sinne. Ansonsten gabs den nur für deutsche Pazifisten: Carl von Ossietzky 1935 und zuvor 1927 ging er an Ludwig Quidde.

Ach herrjeh!

T-Online ist ja nun auch nicht gerade ein bedeutendes Nachrichtenportal. Eher durch Zufall bin ich dort auf ein Video gestoßen, daß zeigt wie ein großer Betonbrocken von einer Bücke abbricht. Dramatisch verkündet der Sprecher, daß dabei wie durch ein Wunder niemand verletzt wurde. Wie auch – das sind Abrißarbeiten!

Effekthascherei ist nun nichts ungewöhnliches und die Unwahrheit zu verbreiten ist bei „Nachrichten“portalen schon lange das zentrale Geschäftsmodell. Eine bestimmte Form von vielgekauften Medien – gern Boulevard genannt – macht es ja vor.

Dieses Video hier zeigt nun also wie ein Brückenteil in die Tiefe stürzt. Kommentiert wird das Ganze so:

„Mit einem gewaltigen Krachen stürzt der dicke Brocken in die Tiefe. Das ganze Drama spielte sich bei Bauarbeiten an einer Brücke in Los Angeles ab. Nur durch Zufall wurde dabei niemand verletzt. Die Arbeiter konnten sich gerade so vor der herabstürzenden Todesfalle retten“

Blick man sich allerdings das Video mal kurz genau an, so stellt man fest, daß es sich hierbei sichtlich um Abbrucharbeiten handelt. Die sind zwar beliebt, aber nichts ungewöhnliches, wie zahlreiche Videos des Umbaus der I-405 zeigen, manche davon sind richtig gut gemacht.
Es ist also mal wieder… nichts passiert. Aber das verkauft sich halt schlechter als eine Beinahe-Katastrophe. Daß nichts los war sieht man schön an diesem Video von der anderen Seite:


Forscht man ein wenig herum, stellt man schnell fest, daß der angebliche Unfall Teil der Abriß- und Neubauarbeiten an der Mulhollend-Bridge sind. Davon gibt es eine Reihe von Videos, die gut zeigen, wie das voranschreitet:




Geklaut ist das Video nebenbei wohl von denen hier:

Carmageddon II Mostly Underwhelming Despite… von NewsyVideos

Ich bin mal gespannt auf die Reaktion meiner Frage bei T-Online.

Also doch Peer…

So richtig überraschend ist es nicht: Peer Steinbrück soll nach dem Willen der SPD-Spitze der Kanzlerkandidat der Partei 2013 werden. Gefragt hatte keiner – eine Urabstimmung wie bei den Grünen ist diesbezüglich nicht vorgesehen, was aber nicht weiter verwundert, wenn man sich das Drama dort ansieht. Allerdings wird Steinbrück natürlich auf einem Parteitag noch gewählt werden müssen. Bleibt die Frage: Kann er es?

Ich mag Peer Steinbrück irgendwie. Ich war 2007 in Berlin und er war auch nochmal in Markt Schwaben (im Januar 2008) bei den Schwabener Sonntagsbegegnungen, wo ich ihm jeweils begegnet bin, und ich war durchaus recht beeindruckt von seiner Art und seinem recht umfassenden Wissen. Steinbrück ist zwar ein weiterer SPD-Konservativer, der damit auch für eine SPD steht, die sich der Spaltung der Gesellschaft durch ihre Politik nicht wirklich bewußt geworden ist, aber die Parteilinke hat tatsächlich niemanden im Angebot derzeit, der sich Angela Merkel entgegenstemmen könnte.

Das Phänomen Merkel, deren Beliebtheit der Kabarettist Urban Priol nur damit erklären kann, daß „man sie mit Politik nicht in Verbindung bringt„, ist ohnehin ein seltsames: Innerparteilich ist sie unumstritten weil sie nach und nach sämtliche potentiellen Konkurrenten ausgeschaltet hat, in der Bevölkerung gilt sie als beliebt, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung ihre Politik ablehnt.

Die SPD hat seit der Bundestagswahl 2009 ein wenig wieder aufgeholt, beim aktuellen Deutschlandtrend liegt sie bei etwa 30%, sieht man sich allerdings den derzeitigen Umfragestand an (28.9.2012), so schwankt die SPD zwischen 26 und 30%, die CDU hingegen zwischen 34% und 38%.

Umfragensammlung von Wahlrecht.de

Umfragensammlung von Wahlrecht.de vom 28. September 2012. Die Quelle ist http://www.wahlrecht.de/umfragen/index.htm.

Ich bin sehr gespannt, ob sich daran in den nächsten Tagen etwas ändern wird. Im Direkten Vergleich jedenfalls schneidet bislang keiner der Troika entsprechend besser ab als Merkel, wie selbst der Donaukurier bemerkt. Das könnte sich allerdings mit der Fokussierung auf Steinbrück ändern.

Unabhängig von den Machtoptionen ist es allerdings für eine Bundesregierung dringend notwendig, in Sachen Krise aktiv zu werden und nicht vor lauter Nicht-Entscheidungen interessante Vorgänge hinter den Kulissen ablaufen zu lassen. Die derzeitige Bundesregierung wird vor allem durch Uneinigkeit (Betreuungsgeld zum Beispiel), Unfähigkeit (Die Krise holt endlich Deutschland ein) und fragwürdige Selbstbedienungspolitik (Mövenpick oder Niebels Dreckiges Dutzend) auffällig, Regierungsarbeit ist das keine. Kein Wunder, daß die Kanzlerin lieber „Europa moderiert“.

Ob Peer Steinbrück angesichts einer zum Teil recht fragwürdigen Verbandelung mit Lobbyisten wirklich in der Lage ist, sich als eine Alternative zu Merkel zuverkaufen wird man sehen müssen. Zumindest die deutsche Presse wird sich, nach gefühlt drei Steinbrück-Artikeln pro Tag, sicherlich dafür zur Verfügung stellen.

Nachtrag:
Steinbrück war es, der mich auf einen interessanten Punkt 2008 gebracht hatte und der gerade wieder aktuell geworden ist: Die Chinesen sind ein sehr geduldiges Volk. Nach und nach kauften die Chinesen amerikansiche Staatsanleihen auf, im Dezember 2011 schuldeten die Amerikaner China 1,16 Billionen Dollar. Das sind 1.116.000.000.000$! Das ist deswegen spannend weil damit die letzte verbliebene kommunistische Supermacht der Welt die größte kapitalistische Supermacht der Welt beinahe kontrollieren kann. Parallel kauft China derzeit in unbescheidenen Mengen nicht nur Rohstoffquellen in Afrika, sondern auch eine ganze Menge mehr. Und nun fährt Merkel nach China und bittet die Chinesen um Hilfe bei der Euro-Rettung, was diese auch versprechen. Allerdings gehen damit auch Forderungen einher und nun wird es pikant: Was genau würde eigentlich passieren, wenn die USA und die EU mehr oder weniger von den CHinesen finanziell abhängig sind?

Ein Vorgang, dem sich eine Regierung bewußt sein sollte. Mal sehen, ob es die Regierung Merkel noch merkt. Steinbrück weiß das bereits.

Ach, der Broder mal wieder…

Wenn irgendwo auf der Welt ein Muslim niest, kapituliert ein gewisser Henryk M. Broder sofort. Gibt es richtigen Ärger, dann ist es schlimmer: Der einstmals linke Autor einer Pornozeitschrift kriegt es gar nicht mehr auf die Reihe, daß Muslime in Deutschland und anderswo existieren. Nun meldet er sich mit einem Kommentar in der Welt.

Der Kommentar heißt „Die Schuld der Muslime“ und ist in gewohnter Polemik formuliert wogegen es zunächst ja auch gar nichts zu sagen gibt. Im Gegenteil: Broder zielt sehr treffend darauf ab, daß es absolut keinen Grund dafür gibt, Menschen zu ermorden. Gibt es auch nicht. Aber der Rest…

Wäre er beim letzten Absatz geblieben, dann wäre das eine gute Idee gewesen. Darin zitiert er völlig zurecht eher verdatterte Syrer, die es nicht mehr verstehen können daß weltweit gegen einen miesen amerikanischen Streifen protestiert wird während bei ihnen Zuhause zu immer mehr Massakern kommt, offenbar von beiden Seiten verursacht. Leider leitet er es anders ein und da beginnt die Vorurteilswelle gleich über den ganzen Text zu schwappen.

Kinder von Alleinerziehenden sind grundsätzlich schlecht erzogen, weil die Eltern vor den Kindern kapitulieren und nichts zu sagen trauen, weil es sonst noch schlimmer werde. Darum lehne er Einladungen ab, bei denen sich solcherlei Mitmenschentum aufhalte. Wieder einmal kapituliert Broder bzw. wirft das den Eltern vor.

Diese Kernaussage nun münzt er um auf die randalierenden Muslime in Ägypten oder Lybien, die ihm ähnlich infantil, arbeitslos und von NGOs abhängig vorkommen. Kein Wort darüber, daß hier eine bewußte Fremdsteuerung am Werk ist und die Demonstranten von sich aus gar nicht auf die Idee kämen, das zu tun sondern aufgestachelt und gehetzt werden von Leuten, die sich der Macht über Meinung und Wissen sicher sind. Also Leute, die ähnlich wie Broder agieren und ähnlich wie er ziemlich sauer sind, wenn sich die Menschen wegen eines Hauchs von Bildung nicht gleich von ihm vor irgendwelche Karren spannen zu lassen. Bei Broder ist jeder Antisemit, der sich nicht unbedingt damit anfreunden kann, wie manchmal Israel vorgeht und das ebenso anprangert wie Terroranschläge von Palästinensern, gar Parallelen zieht zwischen Anschlägen auf Schulbusse und Hubschrauberangriffe auf Schulen.

Die Tatsache, daß es mit dem Humor bei radikalen Muslimen eher wenig weit her ist, kontert er mit der Reaktion des Vatikans auf das Titanic-Titelblatt und erklärt uns, daß diese Reaktion (Sprich: den rechtlichen Weg wählen) eher die Regel denn die Ausnahme sei. Dazu schreibt er: „Dennoch hat kein katholischer Dschihadist zum Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen aufgerufen.“ Hm… naja, nicht so wirklich.

Broder beklagt, daß zweierlei Maß angelegt wird und nennt das letztendlich rassistisch. Das ist auch im ersten Moment gar nicht so falsch; Die Behauptung „die sind noch nicht so weit“ ist tatsächlich in Ansätzen Rassismus. Allerdings muß man tatsächlich die Zielgruppe für einen Angriff ein wenig unterscheiden: Wenn ein deutsches Magazin die katholische Kirche angreift hat das eine andere Qualität als wenn es eine fremde Glaubensgemeinschaft angreift, noch dazu wo sich nun einmal das Verständnis unterscheidet. Es gibt Satire auch in der islamischen Welt, die sich sehr wohl mit dem Islam und der Lebenswelt kritisch und teilweise urkomisch auseinandersetzt. So beispielsweise die Geschichten des Nasreddin Hodscha, die ein bißchen an die Schildbürger erinnern.

Der Gebetsruf
Gerade als vom Minarett der Ruf zum Gebet erklang, beobachteten die Leute, dass der Hodscha von der Moschee wegeilte. Jemand rief ihm hinterher: „Wohin läufst du, Hodscha?“
Der Hodscha rief zurück: „Das war der lauteste und durchdringendste Ruf, den ich je gehört habe. Ich gehe jetzt so weit von der Moschee weg, bis ich herausfinde, aus welcher Entfernung der Gebetsruf noch gehört werden kann!“

Ein herrliches Stück, das auch bei uns im Rahmen der Auseinandersetzungen um zu laute Kirchen stattfinden könnte. Es ist letztlich immer eine Frage wer was warum sagt – und ich betone immer wieder gerne, daß sich bis auf diese dämlichen Imame Ahmad Abu Laban und Ahmed Akkari sich buchstäblich kein dänischer Muslim aufgeregt hatte – Man kannte einfach die dänische Presse und wußte, daß es dort einfach relativ freigeistig zugeht. Regt sich irgendein deutscher Muslim wirklich über die Titanic auf? Natürlich nicht.

Die Demonstranten haben den Film mehrheitlich nicht gesehen, da lege ich meine Hand für ins Feuer. Die Mehrheit wird von ihren religiösen Führern gesteuert so ein bißchen wie im niederbayerischen Dörfchen und regt sich auf Befehl auf. Und auf diesem Umstand gilt es tatsächlich Rücksicht zu nehmen.

Das würde aber erfordern, daß zum Einen man nicht die Demokratie und unser Wertesystem in den Nahen Osten bombt und dabei über zwei Millionen Muslime in den letzten 13 Jahren tötet sondern stattdessen Bildung exportiert und zum Anderen, daß man sich bewußt um Dialog bemüht. Das ist aber anstrengend und für den Stammtisch nicht vermittelbar. Mutmaßlich weil die nicht wüßten, was man da exportieren soll.

Stattdessen redet Broder lieber denen nach, die ihren Haß als zivilisatorische Errungenschaft feiern.

Gratuliere!

Nachtrag zum Artikel….

Was für ein billiger Scheiß„: Wie ich inzwischen der Zeit entnommen habe, ist der Film nicht so wirklich amerikanischen Ursprungs – jedenfalls deuten die Spuren darauf hin. Der Autor tippt in eine ähnliche Richtung was die Motivation des Filmes angeht, wie ich auch: Hier versuchen einige Schwachköpfe mit religiösen Motiven die Endschlacht zwischen Christen und Muslimen herbeizuführen, auf daß die Erde untergehe in einem reinigenden Feuer. Glauben Sie nicht?

Das gibt es schon lange. Die Welt könnte, ausgerechnet im 21. Jahrhundert, kaum dreihundert Jahre nach der Aufklärung in einen Weltkrieg aus religiösen Motiven heraus schlittern. Und daran arbeiten viele eifrig mit, nicht nur die Religiösen selbst die den Tag geradezu herbeisehnen, sondern auch die ganzen willfährigen Handlanger, die eher politische Motive haben und sich vor der vermeintlichen „Invasion“ des Islams in Europa zu schützen versuchen.

Aufklärung? Nixda. Um eine vermeintlich unfreie Religion wie den Islam zu bekämpfen werfen wir alle Werte über Bord, die in dreihundert blutigen Jahren mühsam der Kirche abgerungen wurden. Letztendlich ist das für meine Begriffe der eher stattfindende Untergang des Abendlandes: Der Untergang der Freiheit im Namen der Freiheit.

Wir lassen uns da genauso vor den Karren spannen wie die armen Ziegenhirten in Ägypten, die von ihren Anführern mit Lügen aufgestachelt werden um dann Scheiben einzuschlagen und sogar Menschen zu töten. Ich weiß noch, wie bei den Karikaturen-Protesten 2005 einer im Fernsehen sagte, der zerstöre hier Teile der Botschaft weil er gehört habe, daß man in Dänemark auf den Koran uriniert. Als man ihn darüber aufklärte, daß das Quatsch ist, wurde er wenigstens nachdenklich. Die Menschen sind uninformiert, weiter nichts.
Hierzulande schaffen unsere Politiker mit Hilfe der Angst vor dem Islam ein Freiheitsrecht nach dem anderen ab und lassen sich dabei auch von vom rechten Pöbel wie den „Pro-“ und „Freiheit-“ Bewegungen auch noch beim Angstschüren helfen. Man klagt über mangelnde Integrationswilligkeit, streicht aber Gelder für Sprachkurse zusammen. Die Mär vom „bösen Türken“ geht um, die Menschen verbinden bewußt diffuse Meinungen über Faulheit, Schmarotzertum und Arbeitsplatz-wegnehmen mit religiösen und Freiheitsmotiven. Die wenigsten haben eine Ahnung, wie es sich eigentlich lebt in islamisch geprägten Ländern weil sie diese höchstens mal als Pauschaltouristen besuchen. Das Kopftuch wird herangezogen als Beweis für die Unterdrückung der Frau – weist man darauf hin, daß das Kopftuch auch was mit Stolz und Identität zu tun hat wird empört weggehört.

Stattdessen liest man sowas: „Es reicht der Blick in die nähere Umgebung. Badezeiten in Schwimmbädern ausschließlich für Frauen, Schulkantinen, die ausdrücklich nur nach Halal-Richtlinien arbeiten, Schulen, die es akzeptieren, das muslimische Eltern ihre Töchter aus dem Sportunterricht abmelden, ihre Kinder nicht auf Klassenfahrt gehen lassen, wo es Streit gibt, ob Kinder aus dem Bio-Unterricht abgemeldet werden, weil dort Darwin gelehrt wird, Streit um Gebetsräume in Schulen und sonstigen Gebäuden. Fragen Sie mal LehrerInnen aus Klassen, in denen muslimische männliche Jugendliche in der Mehrheit sind, was da abgeht.“ Das schreibt ein User im Forum der SZ.

Daß da auch eine gewisse Angstschürerei schon Erfolg hatte, ist nicht zu übersehen. Was ist an Frauenbadetagen auszusetzen? Ist ja kein islamischer Badetag sondern einfach eine Ladies Night… Halal ist eine bestimmte Art auszudrücken, daß Fleisch von geschlachteten Tieren kommen muß und nicht von in der Wüste liegenden Kadavern, das ist eigentlich alles. Hierzulande wird Halal noch eher selten explizit angeboten, in Großbritannien ist das völlig normal. Und ganz ehrlich: Wir nehmen doch auch Rücksicht auf Vegetarier in Schulkantinen, oder? Recht hat er, und das finde ich auch nicht gut, wenn Kinder nicht am Unterricht teilnehmen dürfen aus religiösen Motiven, ein für Christen natürlich völlig unvorstellbarer Zustand, gell? Und daß Muslime Gebetsräume wollen – na und? Bei uns hängt überall ungefragt ein Kreuz und das ist immerhin eine dargestellte Hinrichtung womit Schulräume eigentlich nur ab 12 Jahren in Begleitung Erwachsener zu betreten sind, oder?

Wenn Muslimische Jugendliche eine Schulklasse dominieren ist das an manchen Hauptschulen tatsächlich ein großes Problem – das hat aber weniger mit der Religion zu tun sondern viel mehr mit Perspektive und Wirklichkeit. Wenn man den Kindern einredet, aus ihnen werde eh nichts und sie dazu noch nicht voll akzeptiert weil sie die falsche Hautfarbe und Religion haben, dann nimmt es nicht wunder daß sie an der Stelle, wo sie mal die Macht haben sich auch entsprechend vetrhalten. Wird ihnen ja vorgelebt.

Aber wir lassen uns vor den Karrren spannen und konsumieren genüßlich die Berichte im Schrott-TV über böswillige Muslime voller Haß – und ebenso die Konsequenz wenn mal wieder Häuser brennen. Und ganz heimlich, still und leise lassen wir uns alles wegnehmen, was wirklich wichtig ist: Zuerst die Bildung, dann die Freiheit, und am Ende die Liebe.

Nachtrag zum Nachtrag: Mittlerweile haben auch die Süddeutsche, die FAZ,  die Frankfurter Rundschau und sogar Spiegel Online gemerkt, daß Sam Bacile offenbar kein einfacher Ami ist.

Laut FAZ sind mittlerweile auch deutsche und britische Botschaften angegriffen worden. Deutschland schloß einige Botschaften.