Samstag geht es los: Die Allgäu-Orient Rallye

Seven Pillars of Wisdom rock formation in Wadi...

Seven Pillars of Wisdom rock formation in Wadi Rum, Jordan (Photo credit: Wikipedia)

Die Rallye (Paris)-Dakar ist ja Legende im Motorsport. Aber es gibt eine andere, die auf deutsche Initiative hin entstanden ist und an der mit überschaubarer Eigenbeteiligung praktisch jeder mitfahren kann: Eine Rallye von Oberstaufen im Allgäu nach Amman in Jordanien. Dem Sieger winkt – kein Witz – ein Kamel.

Eigentlich interessiere ich mich nicht besonders für Motorsport; Eigentlich für gar keinen Sport. Nachdem aber mein künftiger Schwager bei der Rallye dieses Jahr mitmacht wollte ich mich dann doch mal mit dem Thema befassen. Er fährt im Team „Fleckvieh“ bei der Rallye mit und dies lässt sich sogar per GPS verfolgen. Die gesamte Reisezeit beträgt etwa zwei bis drei Wochen.

Das besondere an der Allgäu-Orient Rallye ist, daß sie einem Wohltätigen Zweck dient. Die Fahrzeuge, die von den Teilnehmern gestiftet werden müssen, werden am Ende verkauft und das Geld wird wohltätigen Zwecken zugeführt, so wurde beispielsweise eine Käserei aufgebaut, die Beduinen, die sesshaft werden wollten, einen Arbeitsplatz bieten soll. Dieses Jahr geht das Geld wohl an die Dream-Foundation. Das Kamel wird in der Regel einem armen Bauern oder einer armen Familie geschenkt, die auf diese Art und Weise eine Existenzgrundlage erhält.

Rallyes ziehen nicht nur Motorsportfans an, sondern auch zwielichtige Gestalten – Fernsehsender. Wie der Spiegel 2007 berichtete, wollte ein privater Fernsehsender 30.000 Euro spenden – und dafür vorsätzliche Unfälle und sogar ein im Bosporus versenktes Auto haben. So viel zum Ethos von privaten Fernsehsendern. Natürlich haben die Veranstalter das abgelehnt. Warum keiner die Verantwortlichen des Senders vor Gericht gezerrt hat, verstehe ich allerdings nicht.

Wegen der Probleme, die derzeit in Syrien herrschen (und die Weltgemeinschaft nicht sonderlich interessieren), geht die Reise dieses Jahr wohl über Israel: In der Türkei werden die Teilnehmer per Fähre nach Israel und dann weiter nach Jordanien fahren. Das Ziel liegt dieses Jahr in Aqaba, die letzte Rallye soll am 17. Mai im Wadi Rum stattfinden. Ich bin mal gespannt, wie sich der White Eagle meines Schwagers dabei schlagen wird.

Apropos Fahrzeuge: Jedes teilnehmende Auto muß mindestens 20 Jahre alt sein oder nicht mehr als 1111,11 Euro wert sein; Notfalls bestimmt das ein Ingenieur vom TÜV. Auch die weiteren Spielregeln sind ziemlich eindeutig, und eher auf Abenteuer zugeschnitten. Auf jeden Fall werde ich täglich gucken wie es steht und den einen oder anderen Zwischenstand hier posten. Impressionen von den bisherigen Rennen gibt’s zahlreich auf Youtube. Den Rallye-Verlauf können Sie auch hier nachlesen.

English: Wadi Rum Deutsch: Wadi Ram

English: Wadi Rum Deutsch: Wadi Ram (Photo credit: Wikipedia)

Ich wünsche allen Fahrer viel Erfolg und möge das Beste Team Fleckvieh gewinnen!

Eine antisemitische SPD?

Diese Woche geisterte ein Aufschrei des Zentralrates der Juden durch die deutsche Presse: Die SPD habe sich mit einer Islamistengruppe zusammengeschlossen und betreibe nun eine Zusammenarbeit mit den Palästinensern gegen Israel. Im ersten Augenblick fragte ich mich ganz offen: „Häh?“. Dann aber las ich einfach ein bißchen darüber… Oh, Wunder: Stimmt nicht.

Der Nahost-Konflikt ist ein ziemlich komplexes und langwieriges Pflaster bei dem es auch äußerst schwierig ist, Stellung zu beziehen; Nicht zuletzt, weil die Stimmungslage da ziemlich aufgeheizt ist. Redet man mit Israel, bezieht man offensichtlich Position gegen das Selbstbestimmungsrecht des Palästinensischen Volkes, redet man mit den Palästinensern, ist man Antisemit. (Wobei man sagen muß, daß beide Völker Semiten sind. Aber wen interessieren schon Wahrheiten wenn man Schubladen hat?)

Die ganze Geschichte wurde – natürlich – von der BILD-Zeitung aufgeblasen, die damit wohl endlich den Wahlkampf der Konservativen Presse eröffnet hat. Hier durfte sich der Vorsitzende des ZdJ, Dieter Graumann zu Wort melden und die Bildzeitung fragte auch gleich empört: „Was hat sich die SPD dabei blos gedacht?“. Gegenmeinung oder eine Stellungnahme der SPD enthält die Geschichte natürlich nicht, immerhin wird auf die Pressemitteilung verlinkt.

Die Geschichte wirkte. Binnen Stunden war die Story bei der Sueddeutschen, der Welt (die auch gleich mit einem „schrecklichen Verdacht“ aufwartet), der „Deutsche Welle“, der Taz,  dem „DerWesten“ und vielen anderen zu lesen. Was allerdings am meisten erstaunt dabei ist die Tatsache, daß bis auf ein paar Spinner unter den Kommentatoren die meisten Leserkommentare eher ruhig wirkten; Das habe ich schon lange nicht mehr so gesehen.

Dabei spielt der Zentralrat hier ziemlich mit dem Feuer: Die Fatah ist zwar ein Teil der PLO, aber sie ist die gemäßigtere palästinensische Partei, die sich letztendlich für eine Zweistaatenlösung einsetzt und rein prinzipiell das Existenzrecht Israels damit anerkennt. Das war in den Anfängen deutlich anders, aber die Osloer Friedensgespräche machten 1993 aus der Fatah letztendlich den Gesprächspartner im Nahostkonflikt, auch wenn sie nach wie vor der politische Arm der Al-Aqsa-Brigarden sind – beziehungsweise umgekehrt, selbige der militärische Arm der Fatah.

Was genau hat denn die SPD da gemacht?
Tja, das ist eigentlich ziemlich einfach zu beantworten, wenn man das Papier, um das es geht, einfach selber mal liest und nicht nur die Pressemitteilung. Im Grunde hat die Gesprächsrunde mit der Fatah, die mal so ganz nebenbei den Beobachterstatus bei den Sozialdemokratischen Parteien Europas hat, sich schlicht um die Fragestellung bemüht, inwieweit sozialdemokratische Werte in der arabischen Welt orientiert sind und letztendlich bemüht sich die Fatah, ein sozialdemokratisches Forum zu gründen.

Zentrale Werte der Sozialdemokratie wie Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität in einer Krisenregion an den Menschen zu bringen, kann eigentlich gar nicht so schlecht sein.

Ein gewisses Unbehagen bleibt aber trotzdem, denn bei aller Freundschaft zum Gespräch sollte die SPD aufpassen, daß sie nicht eine außenpolitische Position bezieht, die letztendlich den Interessen Deutschlands und der EU zuwiderläuft. Das Ziel muß Frieden in der Region sein. Dazu hat die SPD hier einen wesentlichen Schritt getan – vielleicht wäre ein Treffen mit Vertretern der Fatah, der Awoda und der Meretz-Jachad eine gute, nächste Idee. Auf jeden Fall sollte die SPD schnell klären, welche gemeinsamen Werte sie mit der Fatah entdeckt haben will – und das nächste Mal den Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten einladen.

Nur kurz am Rande…

Ich bin richtiggehend erleichtert, daß Barack Obama die Präsidentschaftswahlen (wobei man präzise sagen müste, seine Wahlmänner diese – die wählen ihn erst noch) gewonnen hat und Amerika so eine Zweite Chance hat, daß der „Change“, für den Obama steht, auch endlich zu erleben. Im Gegensatz zur Presse, die sich ja kaum mehr halten kann in der Anzahl der Artikel, möchte ich es aber bei zwei oder drei kleinen Anmerkungen belassen.

Obama ist sicherlich kein Heilsbringer und die nächsten Jahre werden für Amerika ebenso hart wie die vorherigen vier. Denn eines ist klar: Sein Reformwerk wird von einer kleinen, aber mächtigen und ultrarechten Gruppe bekämpft bis auf’s Blut. Mitt Romney war denen viel zu liberal und die Spaltung Amerikas wird Obama wahrscheinlich nicht überwinden können. Das ist bitter, denn gerade jetzt bräuchten die US-Amerikaner eigentlich eine ziemlich geschlossene politische Front, um all die nächsten Dinge – von der maroden Infrastruktur bis hin zur drohenden Fiskalklippe – zu erledigen; Und die Kongresswahlen haben die Demokraten verloren.

Der Hype, der im Ausland rund um Obama entfacht wurde und insbesondere deutsche Medien scheinbar flächendeckend beschäftigte, hat auch sehr viel mit der außenpolitischen Haltung Obamas zu tun: Zwar führt er nach wie vor die Militäreinsätze, die sein Vorgänger angezettelt hat, aber er hat keine neuen (abgesehen von der Osama bin Laden – Geschichte) begonnen, sondern wirkt massiv darauf ein, daß die Situation zwischen dem Iran und Israel nicht eskaliert. Wo die Republikaner Israel am liebsten einen Blankoscheck für einen Militäreinsatz im Iran erteilt hätten hielt sich Obama zurück und bislang haben die Israelis auch nur diplomatischen, aber keinen militärischen Druck aufgebaut. Die Vorstellung, daß der amerikanische Präsident die Fähigkeit besitzt die Leute statt zur Gewalt zum Reden zu bringen, die gefällt mir – solange er sich dabei nicht naiv über den Tisch ziehen lässt. Verstehen Sie mich nicht falsch – Obamas Außenpolitische Bilanz ist nicht gerade überragend, aber gemessen an der inhaltlichen wie wirkenden Katastrophe, die sein Vorgänger darstellte, wirklich gut.

Un zu guter Letzt: Dieses Video ist von seiner stummen Symbolkraft her gut gemacht – aber ein anderer Teil der Symbolik entgeht einem sogar fast. Während einige Weiße bedrückt dreinschauen auf der republikanischen Wahlparty und so manche junge Frau sogar ihre Tränen nicht unterdrücken kann, räumt derweil ein Afro-Amerikaner den Müll weg. Besser kann man die Bush-Obama Reihenfolge kaum darstellen.