Christen unter sich!

Nurmehr knapp eine Woche bin ich noch in Zorneding, und ausgerechnet meine geliebte Heimatgemeinde verabschiedet mich fassungslos mit einer schier unglaublichen Nachricht: Zornedings katholischer Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende tritt zurück, weil er Morddrohungen erhalten hat.

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ausgerechnet in Zorneding solche Irren herumlaufen, wie sie von Pegida und AfD derzeit regelmäßig rekrutiert werden. Nachdem sich die (ehemalige) CSU-Vorsitzende Boher und Herr Heindl von den meisten Ämtern zurückgezogen hatten, nachdem die Empörung über deren „Äußerungen“, die nichts anderes als rechte Hetze und ein entlarvend unmenschliches Weltbild waren, wieder einigermaßen für Ruhe gesorgt hatten, jetzt das.

Offenbar laufen da schon länger unverhohlene Drohungen, da wird mit „Auschwitz“ gedroht und irgend jemand ist sich anscheinend nicht zu blöd, den Pfarrer auch körperlich zu bedrohen.

Mit diesem Schandmal hat es das kleine Zorneding in die nationale Presse geschafft; Herzlich Glückwunsch all den „Verteidigern unserer christlichen Leitkultur„. Merkur und Süddeutsche, aber auch Spiegel, Stern, BR und sogar das Tagblatt von Springer berichten über den widerwärtigen Vorgang.

Was ich nicht verstehen kann: AfD und Pegida behaupten mit Schützenhilfe von Seehofer und seinem Geschwafel, dass in unserem Land Recht und Ordnung wegen irgendwelcher Flüchtlinge nicht mehr gelten würden; Sie konstruieren zum Teil hanebüchene Bedrohungsszenarien um Ängste zu schüren und was genau ist die Bedrohung im Land?

Pegida.

Brandstiftungen, Morddrohungen, Wütende Mobs, Barbaren beherrschen die Straßen. Weiße, vermeintlich christliche Menschen. Kleinbürger, die Gartenzwergfraktion. Sie hasst wieder, sie meint ihre kleine Welt gegen eine nicht näher definierte Bedrohung von außen verteidigen zu müssen, koste es, was es wolle.

Das letzte Mal endete das tatsächlich mit Auschwitz.

Mehrheiten und so….

Einfach nur göttlich:

In Rosenheim wollten die Neonazis von „Die Rechte“ demonstrieren. Ganze 40 Mann kamen am Bahnhof an. Dann wollten sie das Herbstfest stören, aber rund 300 Gegendemonstranten haben verhindert, daß sie überhaupt vom Bahnhof wegkonnten. Etwas verdattert (und nachdem sie rund zwei Stunden niedergepfiffen wurden) waren sie grantig und wollten auf der anderen Seite vom Bahnhof losmarschieren. Da standen nochmal 300 Rosenheimer und haben die Straße blockiert. Nach einer weiteren Stunde sind sie alle wieder heimgefahren. Oooh…

In München wollte der dortige Pegida-Ableger (Ich glaube, die sind sich noch nicht einig, wer es sein soll: BaGIDA oder MüGIDA) am Flüchtlingszentrum selbst demonstrieren. Rund 1.000 Gegendemonstranten waren da. Kein einziger Nazi kam, die hat wohl „die Mehrheit“ eingeholt. Stattdessen gab’s einfach ne Party. Keiner von den mutterlosen bâtardes hat sich da hingetraut…

Die Bayern mögen konservativ, eigenbrötlerisch, dickköpfig und verbohrt sein – aber man muß sie einfach lieben!!!!

Infotainment – au weia.

Mehr durch Zufall stolperte ich kürzlich im Portal GMX auf diese Seite, welche die „spektakulärsten Verschwörungstheorien“ zu versammeln verspricht. Beginnen soll das Ganze mit dem Brand des Reichstags 1933 – und da geht auch schon einiges los.

Die Überschrift „Nazis zündeten den Reichstag selbst an“ ist keine Verschwörungstheorie, sondern eine historische Theorie, die keine zwei Stunden nach dem Brand wohl erstmals von Willi Frischauer, Berichterstatter der Wiener Allgemeinen Zeitung, an seine Zeitung geschickt worden war.

In den 60er Jahren schließlich kam es zu einer Kontroverse der „streitenden Zunft“, also unter den Historikern, wobei letztendlich drei Täterschafttheorien in Frage kommen:

  1. Marinus van der Lubbe war ein Einzeltäter
  2. Die Täter sind aus den Reihen der NSDAP gekommen, um die nachfolgende „Reichstagsbrandverordnung“ zu ermöglichen
  3. Marinus van der Lubbe befand sich in Begleitung einiger kommunistischer Aktivisten, die tatsächlich die von den Nazis öffentlich vermutete Revolution starten wollten.

Es ist gar nicht so einfach, hier eine Position zu beziehen. Als gesichert gilt, daß van der Lubbe vor Gericht ziemlich seltsam auftrat, psychisch neben sich stehend, quasi wie unter Drogen gesetzt. Dennoch wird erbittert um die Schuldfrage gefochten und bis heute streiten sich Historiker um die Tatherrschaft. Die neueste Veröffentlichung von Hermann Graml (Zur Debatte über den Reichstagsbrand. In: Dieter Deiseroth (Hg.): Der Reichstagsbrand und der Prozess vor dem Reichsgericht. Berlin 2006) zweifelt sowohl die Mittäterschaft der Nazis, als auch die Alleintäterthese (die mehrheitlich unter Historikern vertreten wird) an.

Empfehlen möchte ich in dem Zusammenhang das Buch von Alexander Bahar und Wilfried Kugel: Der Reichstagsbrand. Wie Geschichte gemacht wird. Berlin 2001. Eine Tatsache allerdings bleibt bestehen: Dank der Reichstagsbrandverordnung konnten die Nazis verhindern, daß neben der SPD wenigstens auch die Kommunisten das Ermächtigungsgesetz am 23.3.1933 ablehnten.

Lady Di ermordet – und natürlich wurde auch die Mondlandung gefälscht.

Daß der Unfall von Lady Di und Dodi Al-Fayed für Schlagzeilen sorgte war klar, auch daß sich Verschwörungstheorien darum ranken, die lustiger kaum sein könnten. Ich hätte auch eine anzubieten: Bei der Hetzjagd hat sich die Presse einer besonderen Mittäterschaft schuldig gemacht – Lady Di und ihr Freund flohen schließlich vor den Paparazzis der englischen Boulevardpresse. Mit Verschwörungstheorien über ein Mordkomplott kann man davon aber munter ablenken…

Natürlich werden auch ganz wichtige Theorien bezüglich des 9/11 – Terroranschlages erwähnt, wobei ich mir da kein Urteil erlauben will weil bislang noch gar nichts endgültig erwiesen ist. Paul McCartney sei tot, die Titannic nicht untergegangen, Bin Laden noch am Leben…. ich verlor schon fast die Hoffnung, aber wenigstens kam der Quatsch mit der Mondlandung dann doch. Dem kann man viel entgegenhalten, aber das beste Argument lautet eigentlich: Warum haben die Russen bzw. die Sowjets, die ja live mithören konnten, denn nicht nachgewiesen, daß die Kommunikation nicht zwischen Houston und einer Raumfähre, sondern zwischen Houston und einem Filmstudio stattgefunden hat? Möglicher Weise weil sie eben doch zwischen Mond und Erde stattfand. Neben vielen anderen Klarstellungen

Tja, beim Rest (Kennedy-Attentat, HIV vom CIA und Bill Gates als Antichrist… *gäähn* ) ist immerhin noch ein Leckerbissen für mich dabei: Herbert Illig und das erfundene Mittelalter. Sein Büchlein habe ich im Studium mal gelesen… und auch die gigantischen Lücken seiner Argumentationskette gefunden. So behauptet er beispielsweise, daß es für die Zeit zwischen 700 und 1000 praktisch keine Urkunden gäbe…. Nun arbeite ich in einem Archiv und kann sagen: Ich hatte eine Urkunde Karls des Großen schon in der Hand. Sorry, das ist einfach Quatsch. Auch die Idee, daß es kaum archäologische Funde gibt ist Unsinn, es sei denn, man beschränkt sich auf das Pöringer Heimatmuseum bei der Suche. Dennoch hat die Chronologiekritik eine Menge Auftrieb durch diese Geschichte erfahren. Ich darf Ihen aber versichern: Das ist Unsinn.

Man fragt sich, warum das bald 700 Leute zu Meinungsäußerungen treibt. Was ist daran so bedeutsam wichtig – oder was veranlaßt Leute dazu, sich die Zeit zu nehmen und drunter zu schreiben, daß sie der Artikel nicht interessiert? Max Uthoff stellte in seinem Programm „oben bleiben“ süffisant fest, daß wir in einer Zeit Leben in der Menschen 49 cent dafür ausgeben, bei einer Ted-Umfrage „Weiß nicht“ oder „ist mir egal“ auszusagen. Da darf ich mir eine Frage erlauben: Warum schreib ich dann ’nen Artikel dazu?

Naja, ich interessiere mich für Geschichte. Dementsprechend klicke ich recht gern auf solche Links, die einen Artikel versprechen, der sich mit historischen Zusammenhängen befasst. Und naja, manchmal überkommt mich der Wunsch, die dann auch zu kommentieren. Immerhin habe ich so nun die MIttagspause rumgebracht, ohne meinen Bauch weiter zu mästen. VOn daher ist das gut für meine „Figur“.

Auf dem rechten Auge blind

Es ist durchaus interessant, die Berichterstattung um die entsetzlichen Morde der NSU zu beobachten. Und zwar sowohl im Hinblick auf die Medien, die sich gerade in diesem Zusammenhang sowas von ungeschickt anstellen, als auch im Hinblick auf die Bürger, die das Geschehen konsumieren und mit ihren Meinungen und Ansichten irgendwie verwursten. Denn dabei wird es einem mitunter noch viel mehr Angst und Bange als bei der Vorstellung, daß ein paar geistig verrottete Mörder unbehelligt in unserem Land herumgeistern….

Als die Berichterstattung um die Morde der Nazis begann, nahm man den Begriff aus der Zeit, als erstmalig über die Mordserie berichtet wurde wieder auf: Die Medien sprachen einhellig von den „Döner-Morden“, später, verschämt, noch von den „sogenannten Döner-Morden“. Als wären da Döner ermordet worden. Aber dank des Begriffes hatte man das schnell in die „Ausländerproblem“-Ecke verschoben und sich daher auch lange nicht weiter kümmern müssen. Schon 2006 hatte sich die Sendung „Aktenzeichen XY Ungelöst“ damit befasst, vor gut einem Jahr dann erneut, damals noch unter dem Überbegriff „Mordserie Bosporus“. Interessant daran ist, daß die Szene ziemlich sicher Bescheid wußte, denn mehrfach wurden die Taten der Mörder auf sogar indizierten (d.h. dem Verfassungsschutz bekannten!) CDs besungen.

Den Vogel schießt im Augenblick – wie immer – der Boulevard ab. Angeführt von der Bild-Zeitung wird die Aussage eines Staatsanwaltes über eine mögliche Verbindung zwischen der ermordeten Polizistin und ihren Mördern gleich zur „Beziehungstat“ hochstilisiert und damit werden natürlich Assoziationen konstruiert, die zunächst einmal schlichtweg rufschädigend sind. Wenn es da eine Verbindung gab ist das im höchsten Maße berichtenswert aber bislang hat die Staatsanwaltschaft „Hinweise“ – und sonst gar nichts. Dennoch wird gleich wieder nach dem höchstmöglichen Aufreger gegriffen.

Der Blick geht nach links.
Nun hat die Sueddeutsche im Rahmen ihrer leicht hysterisch angehauchten Berichterstattung einmal ein paar Beispiele dafür aufgezeigt, wie unsere Justiz mit Antifaschisten umgeht. Das ist im Grunde eine durchaus lobenswerte Tat, auch wenn einige der Fälle schon aus sehr merkwürdigen Gründen auf die Liste gekommen sein müssen. Zwei der Beispiele stechen sehr heraus, der Fall des Arztes, der auf einer ungenehmigten Demo eine Tomate warf und der junge Sprayer, der eine Hauswand beschmierte hinter der ein NPD-Anhänger lebt. Wenn ein Linker eine Hauswand besprüht um damit einen NPD-Mann öffentlich bloßzustellen, dann ist das eine Straftat, Gesinnung des Rechten hin oder her. Einzig der eigentliche Vorgang, daß die Justiz zunächst mangelndes öffentliches Interesse feststellte, dann aber das Interesse doch noch konstruierte ist bemerkenswert.

Liest man sich aber die Forenbeiträge unter den Artikeln durch, dann fragt man sich schon in welchem Lande man sich eigentlich befindet. Es wimmelt geradezu von Vertretern des vermeintlich „bürgerlichen“ Packs, das ganz aufgeschreckt wirkt, weils plötzlich gegen die rechte Szene ging, und nicht müde wurde unter wirklich jeden Artikel eine Warnung vor den „viel gefährlicheren Linken“ zu posten, die „den Staat viel mehr zerstören“ wollen und dergleichen Unsinn.
Das meiste ist in der Regel aus Ahnungslosigkeit gepaart mit kräftiger Propagandaimpfung gesprochen. So ist oftmals den meisten schon nicht so ganz klar, wen sie denn mit „den Linken“ meinen. Natürlich die Partei, ein rotes Tuch. Aber sie schmeißen Sozialisten, Demokraten und Anarchisten in einen Topf ohne für fünf Cent darüber nachzudenken welche grundsätzlich unterschiedlichen Weltanschauungen von ihnen da mit „links“ in einen Topf geworfen werden. Das hat tatsächlich die Denkqualität, wenn man einen demokratischen konservativen mit einem NSU-Terroristen gleichsetzt.

Liebe Konservative, zum mitschreiben:
Den Staat „beseitigen“ wollen in aller Regel Anarchisten. Sie wollen gar keinen Staat. Das kann nicht funktionieren und das wissen die meisten Menschen auch, zumindest solange noch Sauerstoff ins Hirn kommt. Sozialisten und Kommunisten wollen den Staat nicht abschaffen, sondern nur verändern in ihrem Sinne und das in unterschiedlichen Abstufungen. Man könnte davon sprechen, daß sich manche eine „geistig-moralische Wende“ für das Land wünschen. Sie stellen das Wirtschaftssystem und das Gesellschaftssystem infrage und  ganz sicher auch das politische. Man könnte da auch vom Ziel einer „geistig-politischen Wende“ sprechen. Manche sind Demokraten, andere nicht. Die, die es nicht sind muß man sich ansehen, ja, aber das ist keineswegs eine Mehrheit innerhalb der politischen Linken, nicht einmal eine zahlenmäßig gut sichtbare Minderheit.

Demokraten, die offen die Systemfrage stellen werden von Euch aber immer gleich als Systemfeinde verstanden. Mal eine Frage: Wenn ein Bürger konstatiert, daß bei ihm der Müll nicht abgeholt wird und er deswegen die Nichtfunktion der Müllbeseitigung in seiner Gemeinde beklagt – ist er ein Systemfeind? Oder weist er nur auf einen Mißstand hin?
So ähnlich ist das zum Beispiel mit aida, dem antifaschistischen Informations- und Dokumentationsarchiv. Das sind Leute, die versuchen dabei zu helfen unsern Staat und das Gemeinwohl vor Leuten zu schützen, die nichts anderes vorhaben als ihn und einen Gutteil der Menschen darin zu zerschlagen.

Die heimliche Rechte
Was aber mußte man lesen? Daß Verfassungsschutz und Polizei mit der nun einsetzenden „Hetze“ gegen Rechts nur wieder einmal zeigten, daß der „Pöbel“ die „Meinungsfreiheit“ unterdrücke. Mal abgesehen davon daß es gewissen Leuten anscheinend nur um ihren Besitz geht – und sie besitzen eben eher Autos als Ausländer weswegen ihnen Menschen, die Ausländer verbrennen weniger gefährlich erscheinen als Menschen die Autos verbrennen – drückt sich die Geisteshaltung sehr interessant aus:

Nicht nur auf die rechte Gewalt schauen…
…denn die Gefahr von Links hat das größeres Zerstörungspotzenzial. Natürlich sind solche radikalen Gruppen gefährlich, aber nicht staatsgsgefährdent. Die Gefahr für Gesellschaft und Staat geht vorallem von den linksradikalen Gruppierungen aus.
Bevor man ein Verbot der NPD in Betracht zieht, sollte man zuerst die demagogischen Linken und die kriminelle Vereinigung der Piraten verbieten!

Gut, der Typ von dem das stammt ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Forentroll. Allerdings las man eine ganze Menge anderer Kommentare in dieser Richtung von tatsächlichen Usern, die eben als Neoliberal oder gar Neokonservativ bekannt sind. Mittlerweile hat die SZ die Kommentare für die meisten Artikel gelöscht und die Kommentarseiten gesperrt, das alleine spricht Bände.

Auch bei der FAZ fand ich einen (mittlerweile endlich moderierten!) Beitrag, der nachdenklich macht:

Dass das Morden ein verbrechen ist, ist jedem klar. […] Wieder einmal schiessen sich alle hysterisch auf die Nationalen ein und setzen diese gleich mit Islamisten! Dabei sollte doch jedem klar sein, dass die grosse Gefahr für unser Land von links kommt und dem linken Strassenterror, der jedes Jahr (s. 1.Mai) das Land unsicher macht. Und die SED-Nachfolger zeigen auch noch Verständnis. Würde die NPD Verständnis zeigen gäbe es ein Aufheulen in den Gassen. […]

(Anmerkung: ich habe den Beitrag ein wenig gekürzt, ich muß nicht jeden Unsinn zitieren). Auch ist die Frage der „Meinungsfreiheit“ für den Leser Detlef Weise wichtiger als eine mögliche Bekämpfung der Szene, auch wenn es offensichtlich eine seltsame Meinung ist wenn in deren Namen 10 Menschen ermordet werden:

Lieberknecht überschreitet eine Rote Linie, wenn das Zitat „Die NPD bietet den geistigen Nährboden für die Mörder aus Zwickau“ korrekt ist. Sie ist sich offenbar nicht bewußt, daß sie mit dieser Äußerung den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt (vgl. § 130 StGB).
Wer die Bezeichnung „brauner Sumpf“ wählt (Henkel, ebenfalls der christlichen [sic!] Partei angehörend), läuft ebenso Gefahr, sich dafür verantworten zu müssen.
Bouffier (auch er CDU) will die „Rechtsextremen“ ächten. Aus der Gemeinschaft der Zivilisierten ausschließen, sie für vogelfrei erklären.
Und um das Quartett der „Christen“ vollzumachen, gräbt Schünemann sein altbekanntes Steckenpferd aus, die NPD von der staatlichen Parteienfinanzierung auszuschließen. Dazu müßte allerdings (nur!! – L.O.) das Grundgesetz geändert werden. (Über seinen absurden Vorschlag, ein „Qualitätsmanagement“ für V-Leute, vulgo: Spitzel einzuführen, schweigen wir mal besser.)
„Ihr seid mir scheene Demokraten!“ (Friedrich August III.)

Das sind – willkürlich ausgewählte, aber bewußt eher harmlose – Kommentare die ich immerhin bei Sueddeutsche und FAZ finden mußte, nicht bei einem Hetzblatt aus dem Springerverlag.

Blind? Nein – das rechte Auge sieht.
Und die dazugehörige Gehirnhälfte scheint sich eher zu amüsieren oder zu freuen. Machen wir uns nichts vor – Rechtsradikales Gedankengut ist in der Bevölkerung weit verbreitet, in Ost wie West. Das hat vor ein paar Jahren die Friedrich-Ebert-Stiftung in einer Reihe von Studien schön nachgewiesen und das ist nach wie vor aktuell. Das gilt auch für den manchmal merkwürdigen Korpsgeist unserer Staats- und Bürgerschützer. Niemand bewacht die Wächter.

Oftmals wird allerdings auch mit Hysterie statt Argumenten gearbeitet. Gerade auf der sprachlichen Ebene werden begriffliche Fehltritte stets zum moralischen Beweis hochstilisiert. Das heißt nicht daß jeder alles sagen darf, aber eine gewisse Lockerheit kann manchmal nicht schaden. Als ich vor einigen Jahren in England mit International Students essen war, nannten so ziemlich alle die Asiaten „Chinese People“, was für manche eigentlich eine rassistische Verunglimpfung ist. Umgekehrt sprachen die „Chinese People“ von „Black People“, und bei Polen gern von „Russians“, was genauso falsch ist. Man lachte und speiste trotzdem miteinander.

Der Kern des Rechtsradikalismus kann mit Hysterie, die fast zwangsläufig in Radikalität umschlägt, nicht bekämpft werden, das geht nur mit Vernunft, Argumenten und Worten. Gewalttäter müssen aufgehalten werden, aber das gedankliche Umfeld, aus dem sie kommen, und das Verständnis, das sie in Teilen der Bevölkerung genießen, kann weder mit Verfassungsschutz, noch mit Polizei bekämpft werden. Da hilft nur ein wachsames Auge und die Stimme der Vernunft.