Morgengruß (XLIX)

Guten Morgen zusammen,

mein geradezu sprichwörtlich fröhliches Wesen könnte damit zusammenhängen, dass ich nur ein paar Stunden älter bin als diese Zeichenfolge: 🙂

Das Smiley und sein Gegenstück 🙁 wurde am 19.September 1982 von Dr. Scott E. Fahlman an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, Massachusetts in einem Bulletin Board vorgeschlagen, um humorvoll gemeinte oder auch traurige Beiträge zu kennzeichnen. Die originale Nachricht lautete:

19-Sep-82 11:44 Scott E Fahlman :-)
From: Scott E Fahlman <Fahlman at Cmu-20c>

I propose that the following character sequence for joke markers:
:-)
Read it sideways. Actually, it is probably more economical to mark
things that are NOT jokes, given current trends. For this, use
:-(

Hintergrund war wohl der, dass seine sarkastischen Kommentare oftmals nicht richtig verstanden worden sind und es teilweise zwischen den Dozenten und Professoren im Arpanet regelrecht zu Streit gekommen war. Mit dem Smiley – der sich am Smileysignet orientierte, das Harvey Ball 1963 für eine Versicherungsgesellschaft erfunden hatte – war das Problem gelöst und die ASCII-Smileys bzw. Emoticons waren geboren.

Fahlman ist vor allem für das Smiley bekannt, leider wesentlich weniger für seine Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz und maschinellem Lernen. Seit 2017 ist er emeritiert.

In diesem Sinne: Keep Rockin‘!

\,,/(-_-)\,,/

Morgengruß (XLVIII)

Guten Morgen zusammen,

letztens habe ich ja von der Russnmaß erzählt und mir dabei die Frage gestellt, warum das Mathäser eigentlich ein Kino ist und so heißt.

Auf dem Gelände des heutigen Mathäser in der Ludwigvorstadt stand schon im 15. Jahrhundert das Fuchsbräu, 1690 öffnete hier der erste Bierausschank. 1818 ersteigerte Georg Hartl, der Besitzer des Kleinen Löwengartens das Gelände und kaufte bzw. tauschte die umliegenden Grundstücke nach und nach dazu. Er war Braumeister und errichtete auf seinem Grundstück – nicht dem Mathäsergrundstück, sondern dem Löwengarten – eine neue Brauerei, die Hartlische Brauerei. Sein Erbe übernahm 1829 das Brauhaus und 1832 ging es an den Braugrafen von München, Theobald Graf von Buttler-Haimhausen und hieß nun „Buttlerbräu„.

1858 erwarb Georg Mathäser das Anwesen und setzte erst einmal nur die Gastwirtschaft fort. 1872 begann er allerdings mit dem Mathäser Bräu, seine Witwe führte den zusätzlichen Namen Zum bayerischen Löwen mit auf. 1907 kaufte die Löwenbräu AG das Gelände, errichtete drei Bierhallen und stellte den Brauereibetrieb dort 1915 endgültig ein.

Das Mathäser war danach ein wichtiger Anlaufpunkt der Münchner Geschichte – hier trafen sich die von Kurt Eisner geführten Arbeiter- und Soldatenräte der Münchner Räterepublik, Oskar Maria Graf rief hier 1919 zur Revolution auf (es kam aber keiner). Es blieb aber lange Zeit der größte Bierausschank der Welt.

Im Krieg zerbombt wurde das Gelände 1957 als Mathäser Bierstadt mit Kinosaal neueröffnet und war auch Schauplatz des deutschen Filmballs. 1996 wurde dort als letzter Film Mars Attacks! gezeigt und dann der Gaststättenbetrieb eingestellt.

Die Gebäude wurden abgerissen und der heute bekannte Multiplex-Filmpalast darauf errichtet und 2003 eröffnet. Der Name Mathäser-Bräu ging allerdings nicht verloren: Die Südbier Unternehmergesellschaft erwarb 2014 das Markenrecht und vertreibt seither ein entsprechendes Bier.

Puh, das war ja lang heute. Schönen Tag Euch!

Euer Nik

Morgengruß (XLVII)

Moin, Moin,

so begrüßt man sich ja in Norddeutschland den ganzen Tag lang. Dabei ist das gar nicht mal so lange üblich: Der Gruß lässt sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen, da verliert sich aber die Spur. Lange Zeit galt er eher als veraltet, erst in den 1970ern verbreitete er sich als Begrüßung über ganz Norddeutschland.

Die Herkunft des Wortes ist nicht so ganz gesichert. Moin könnte von plattdeutsch „moi“, also gut oder schön stammen. Der Ausruf „Moooii!“ im Angesicht einer Katze, eines Babys oder einer Babykatze, der so mancher Dame über die Lippen fließt, erhält diese Bedeutung auch noch. Eine Verbindung zum bayerischen „Mei“ würde ich dabei nicht ausschließen. Die Doppelung könnte dann aus dem friesischen stammen: moi morn als „guten Morgen“ oder „Guten Tag“. Der Gruß kommt in vielen nordischen Sprachen vor, reicht aber bis zum letzeburgischen.

Das bayerische „Servus“ hingegen lehnen viele Nordlichter ja mit der Begründung ab, den Gegenüber nicht als Sklave ansprechen zu wollen. Tatsächlich hat der Gruß seine Herkunft im lateinischen. „servus“ bedeutet Sklave, aber auch Diener. Als Gruß meint es – leicht verkürzt – also schlicht „Euer Diener“ oder „zu Diensten“ und ist alles andere als unhöflich.

In diesem Sinne also Servus!
Euer Nik

Morgengruß (XLVI)

Guten Morgen zusammen,

vielleicht erinnert Ihr Euch noch an den Krieg wider den Kaffeegenuss, den Friedrich der Große von Preußen gegen sein Volk führte. Stattdessen sollten die Menschen lieber Biersuppe zu sich nehmen und die hatte in Preußen einen schönen Namen: Quatschbier.

Bis weit ins 19 Jahrhundert hinein war es insbesondere in Preußen üblich, warme Biersuppe aus Dünnbier zu frühstücken, Brot und Kaffee setzten sich erst allmählich durch. Für das preußische Quatschbier wurden Äpfel über dem Feuer erhitzt bis sie matschig wurden und dann in die Suppe gelegt und zerquetscht. Meist hat man dann noch Rübenzucker und andere Gewürze mit dazugegeben.

Das Wort „Quatsch“, von dem das heute noch gebräuchliche „quetschen“ stammt, bezeichnet ursprünglich einfach „Dreck“ oder „Matsch“. Die Wandlung zur Bedeutung „Blödsinn“ erfolgte erst im 18. und 19. Jahrhundert. Ob die Redewendung „Quatsch mit Sauce“ sich allerdings schon auf den Blödsinn bezieht oder eher von einer Speise wie „Pudding mit Tunke“ herrührt, ist unter Sprachwissenschaftlern umstritten.

Bei denen fragt man sich schon, wie die zuhause erklären, was sie so tun.

„Womit hast Du Dich heute beschäftigt?“
„Na, mit Quatsch.“

Könnte uns hier nie passieren,
Euer Nik

Morgengruß (XLV)

Guten Morgen,

Mischgetränke gibt es unzählige – und Biermischgetränke sind ja seit der Alkopop-Welle sehr variantenreich. Allerdings gibt es ein paar Klassiker schon sehr lange und manche von denen haben auch eine nette Geschichte zu erzählen.

Das Radler habe ich ja schon mal erwähnt – nicht aber, dass es in Norddeutschland bekanntermaßen Alsterwasser heißt, weil es der Farbe der Hamburger Alster wohl ähnelt. Im Übrigen wird Radler mit Hellem Bier gemacht, Alsterwasser mit Pils.

Das erste nachweisbare Biermischgetränk war aber das Shandy bzw. shandygaff, das in England bereits im 18. Jahrhundert populär gewesen ist. H.G. Wells beschrieb in seiner History of Mr. Polly shandygaff folgender Maßen: „two pints of beer an two bottles of ginger beer foaming in a huge round-bellied jug.“ Heute wird das Getränk so noch immer in der Karibik ausgeschenkt.

Bayerische Biermischungen haben auch manchmal eine seltsame Geschichte. Niemand weiß, warum die Goaßnmaß so heißt oder warum beim Goaßnrennen der vorletzte verliert. Die Goaß besteht normalerweise aus dunklem Bier/Weißbier, Kirschlikör oder Cognac, wobei es auch eine Variante mit rohem Ei gibt. Hingegen weiß man sehr genau, warum der Russ so heißt: Erfunden wurde die Mischung aus Weißbier und Zitronenlimonade rund um 1918 im Müncher Mathäserkeller (Ja, da wo heute das Kino drin ist) und bezeichnete das Biermischgetränk, das die Kommunisten der Münchner Räterepublik bevorzugt tranken.

Auf Euer Wohl!

Euer Nik

Morgengruß (XLIV)

Guten Morgen,

Mixgetränke sind heutzutage ja beliebter denn je – das bekannteste Produkt kommt wohl aus Augsburg und heißt Spezi – was aber nicht auf das Wort Spezl zurückgeht, denn Freund heißt auf schwäbisch Freind. Stattdessen vertrieb das Brauhaus Riegele seit dem 2. Weltkrieg ein Bier mit dem Namen Spezi, das wahrscheinlich auf „Spezial“ zurückgeht. Die Marke wurde 1956 vom Brauhaus Riegele eingetragen und seither lizensiert, weil Riegele sich nicht in der Lage sah, ein größeres Gebiet zu bedienen.

Das Original ist nebenbei keine Mischung aus Cola und Orangenlimonade, sondern es enthält Cola und Orangensaft, außerdem etwas Zitronensaft, Farbstoffe, Phosphorsäure und Johannisbrotkernmehl sowie diverse weitere Zutaten.

Wer seinen Führerschein behalten will, sollte im Emsland aber keinen Spezi bestellen – dort bezeichnet man so ein Mischgetränk aus Cola und Kornbrand.

Mehr zur Welt des Mixgetränkes dann später mal.

Beste Grüße,
Euer Nik

Morgengruß (XLIII)

Guten Morgen,

wir Bayern sind ja in der Welt zuhause – und die Welt ist es auch bei uns. In meiner Heimatgemeinde in Zorneding war bis 2011 war Saif al-Arab al-Gaddafi, der zweitjüngste Sohn des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi, gemeldet. Er arbeitete hier offiziell für eine Baumaschinenfirma.

Der wohl reichste Monarch der Welt – der thailändische König Maha Vajiralongkorn alias Rama X. – liebt Bayern ebenso und besitzt die Villa Stolberg bei Tutzing, wo er jedes Jahr einige Zeit verbringt. Er verbringt gern Zeit mit Radfahren und geriet dabei sogar mal unter Beschuss: 2017 haben zwei Burschen aus Erding den radelnden König mit Spielzeugpistolen beschossen, die Polizei ermittelte, aber der König erstattete keine Anzeige. Die Einwohner nennen ihn liebevoll den „Thai-Kini“, sein Sohn ging in Tutzing auf eine Privatschule. Auf dem Klingelschild der Villa Stolberg steht nebenbei: „Max Mustermann“

Beste Grüße,

Euer Nik

Morgengruß (XLII)

Guten Morgen zusammen,

Kaffee ist, wie schon erzählt, ein Gattung aus der Familie der Rötegewächse. Die Kaffeepflanze ist ein immergrüner Strauch oder kleiner Baum, der eine Frucht ausbildet, die sogenannte Kaffeekirsche. Diese Kaffeekirsche ist eine Steinfrucht, schmeckt süß, hat aber nur sehr wenig Fruchtfleisch, weswegen man daraus meist einen Cascara macht.

Um an die Bohnen zu kommen muss die Kirsche getrocknet werden, dann presst man sie vorsichtig heraus. Der Prozess dauert mehrere Wochen – auch deswegen ist Kaffee nicht gerade billig.

Cascara kann man heiß oder kalt trinken, es handelt sich dabei um ein Aufgussgetränk – eine Art „Kaffeetee“ – das auch zu Limonaden weiterverarbeitet wird. Vielleicht habt Ihr schon mal eine „Wilde Ziege“ getrunken; das ist eine Kaffeelimonade aus Cascara.

Die Samen der Frucht – die Bohnen – werden unterschiedlich verwendet. Natürlich kann man die Bohne rösten und/oder fermentieren (und dann als Kaffee trinken oder aber mit Schokolade überzogen essen), aber man kann auch Kaffeeöl daraus pressen, das man für Sonnenschutzmittel benutzt. Verkohlt wird die Bohne zur medizinischen Kaffeekohle.

Überaus nützlich ist er, dieser Kaffee. Machen wir uns also auch nützlich!

Euer Nik

Morgengruß (XLI)

Guten Morgen zusammen,

Krieg ist nicht nur einer der vier apokalyptischen Reiter, sondern ein Übel, das eher selten lustig ist. Dennoch gibt es ein paar lustige Momente, die sich auch mit dem Krieg befassen.

So ist der längste Krieg der Geschichte erst 1986 zu Ende gegangen. Er herrschte zwischen den Niederlanden und den Scilly Inseln und brach 1651 aus, als eine mit den englischen Parlamentaristen verbündete Flotte der Niederlande von den englischen Royalisten auf den Scilly Islands geschlagen wurde. Die Niederlande forderten eine Entschädigung und bekamen keine, weswegen sie den Krieg gegen die Scilly Inseln erklärten.

Beide Seiten vergaßen den Krieg jedoch, weil die Royalisten die Inseln verlassen mussten und die Niederlande andere außenpolitische Interessen für vordringlich hielten. 1985 fiel dem Historiker Roy Duncan auf, dass es nie einen offiziellen Friedensschluss gegeben hatte. Am 17.4.1986 unterzeichneten Duncan und der niederländische Botschafter daraufhin ein Friedensabkommen. Der Krieg hatte 335 Jahre gedauert und kein einziges Todesopfer gefordert.

Der kürzeste Krieg der Geschichte fand 1896 zwischen Großbritannien und der Insel Sansibar statt. Er dauert am 27. August genau 38 Minuten – zwischen 9:00 Uhr und 9:38 Uhr. Hintergrund war, dass sich das Deutsche Reich hier in die Einflusssphäre des britischen Kolonialreichs wagte und dem Neffen des Sultans von Sansibar Rückendeckung bei der Machtergreifung gab.

Die Briten tolerierten diese Einmischung nicht und schickten ein Geschwader aus drei Kreuzern nach Sansibar, die ein Ultimatum stellten: Wenn Khalid nicht bis 9 Uhr zurückträte, befände man sich im Krieg. Um 9:02 eröffneten die britischen Schiffe das Feuer. Um 9:38 kapitulierte der Palast, der inzwischen brannte. Etwa 500 Sansibarer kamen bei dem Bombardement ums Leben, der Sultan floh ins deutsche Konsulat und wurde später ins Exil nach Daressalam gebracht, wo er 1927 starb. Sansibar blieb bis 1963 britische Kolonie.

Beste Grüße,
Euer Nik

Morgengruß (XL)

Guten Morgen allerseits,

Skurrile Tode gehören ja zum Allgemeinwissen. So gibt es die Geschichte von James Cruck, der den Untergang der Titanic 1912 überlebte, nur um am 9.4.1934 in seiner Badewanne zu ertrinken. Oder auch die Geschichte von Bobby Leach, geboren 1858 in Cornwall, der zweite Mensch (und erste Mann), der die Niagarafälle in einem Fass hinunterrauschte. Das fand 1911 am 25. Juli statt. Er lag danach etwa 6 Monate im Krankenhaus. Fünfzehn Jahre später, 1926, rutschte er auf einer Orangenschale aus, brach sich das Bein und starb letztendlich daran.

Das schönste Beispiel für passende Tode liefert aber eigentlich der Heilige Kassian. Cassianus von Imola war ein Schulmeister und lehrte verbotenerweise das Christentum. Dafür wurde er zum Tode verurteilt und wird bis heute insbesondere in Mexico City als Schutzpatron der Stadt sowie in Tirol als Schutzpatron der Lehrer verehrt. Passender Weise war seine Strafe, von seinen Schülern mit Griffeln erstochen zu werden.

Allzeit sicheren Schritt wünscht Euch
Euer Nik