Morgengruß (LVIII)

Guten Morgen,

Vor einige Zeit erzählte ich ja was über die Zichorie. Zu dieser Pflanzengattung gehört auch der Chicoree-Salat, die jüngste Form des Salates, die erst im 19. Jahrhundert entdeckt worden ist.

Chicoree wird erzeugt, indem man die austreibenden Sprossen luftdicht verpackt, dadurch entstehen weniger Bitterstoffe. Offenbar handelt es sich dabei um einen Zufallsfund – man wollte eigentlich die rübenähnliche Wurzel, um daraus den Kaffeeersatz zu machen, aber Bauern in Brabant sollen angeblich die Aussaat mit Erde bedeckt haben, um den Ersatzkaffee auch in revolutionären Zeiten zu haben. Beim Ausgraben entdeckten sie dann die weißen Blätter, die man roh als leicht bitteren Salat, aber auch gedünstet oder gebraten essen kann.

Wer ihn nicht essen mag, der findet aber vielleicht auch eine andere Verwendung: Man kann aus den Chicoreewurzeln nämlich statt Kaffee auch Hydroxymethylfurfural, einen Kunststoff herstellen. Das ist eine Basis für PEF (Polyethylenfuranoat, ein Biopolymer), man kann also Flaschen, aber auch Strumpfhosen draus machen.

In diesem Sinne
Euer Nik

Morgengruß (LVII)

Guten Morgen zusammen,

1922 reiste der Schriftsteller Ernest Hemingway in die Schweiz als Korrespondent der Toronto Daily Star für die Friedenskonferenz in Lausanne. Der Journalist und Herausgeber Lioncoln Steffens war ebenfalls dort; Hemingway hatte ihn bereits einmal in Genua getroffen und Steffens war von Hemingways Art zu schreiben begeistert.

Also telegrafierte Hemingway seiner Frau Elizabeth Hadley Richardson und bat um weitere seiner Manuskripte. Diese packte zusammen, was sie an Papieren finden konnte, in einen Koffer, um sie ihm aus Paris zu bringen. Am Gare de Lyon in Paris wollte sie noch eine Flasche Evian erstehen und stieg nochmal aus dem Zug – als sie zurückkehrte war der Zug samt Koffer bereits abgefahren.

Bis dahin hatte Hemingway noch nichts veröffentlicht – nur zwei Kurzgeschichten überlebten diese Katastrophe, auch weil die gründliche Hadley neben den Originalmanuskripten auch sämtliche Kohlekopien im Koffer verstaut hatte. Hemingway hat den Verlust dieser Schriftstücke dennoch recht gut verkraftet und tatsächlich nie eine Anzeige geschaltet, um sie wiederzufinden.

Der Dieb könnte den Koffer verbrannt oder in der Seine versenkt haben – vielleicht schlummert aber auch auf irgendeinem Dachboden ein großer Schatz der Literatur…

In diesem Sinne eine beschaulichen Tag. Und guckt nochmal nach, ob Ihr alles dabei habt.
Euer Nik

Feierabendgrüße

Sodala, ich gehe dann mal ins Wochenende. Damit Markus aber auch heute noch sein Betthupferl bekommt:

Vergleiche zwischen amtierenden und vergangenen Politikern sind oftmals nur bedingt gut und bei den Nazis verbieten sich Vergleiche prinzipiell und das ist auch richtig so. Ich bin dennoch gespannt, wie die Geschichte mit dem Donald und der Steuer weitergeht, immerhin scheint der Mann ja weniger Steuern zu bezahlen als die ihn beschützenden Agenten vom Secret Service.

Aber was historisches habe ich auch: 1934 weist das Finanzamt des deutschen Reiches den noch recht neuen Reichskanzler darauf hin, dass er nie Einkommenssteuer gezahlt und folglich 400.000 Mark Schulden hat.

Er zahlt diese nie zurück.

Ich fahr jetzt heim und guck mal, wo meine Steuererklärung bleibt.
Euer Nik

Morgengruß (LVI)

Guten Morgen,

1853 gründete August F.W. Borchardt in Berlin die „Delicatessen- und Wein-Großhandlung F.W. Borchardt„, die rasch wuchs und als gastronomischer Betrieb bis heute einen guten Ruf genießt. Die Firma wurde Hoflieferant des wilhelminischen Kaiserhofes, aber auch k.u.k. Hoflieferant. Nach dem 2. Weltkrieg fiel das Restaurant an die DDR und wurde ein volkseigener Betrieb, Tanzlokal und Fischrestaurant und firmierte unter dem Namen Lukullus. Nach der Wende wurde es reprivatisiert und ist heute als Luxusrestaurant wiedereröffnet. Wegen der räumlichen Nähe (es liegt an der Französischen Straße 47) sind die Gäste oftmals aus dem Bundespräsidialamt, den umliegenden Botschaften und Bundesministerien, aber auch wichtige DAX-Unternehmer speisen hier.

Was nur wenige wissen: Borchardt gehört zu den Erfindern der Versandküche, was nichts anderes ist als der heutige Pizzalieferdienst. Mit dieser Geschäftsidee machte er sein Unternehmen in den 1850er Jahren berühmt.

Heute mal ’ne Pizza?

Euer Nik

Morgengruß (LV)

Guten Morgen zusammen,

Wir nehmen bei der Stadt ja am ewigen Wettlauf zwischen technischer Innovation und grundsätzlichen datenschutzrechtlichen Bedenken teil. Dieses Wettrüsten gibt es schon seit Jahrhunderten, vor allem natürlich im militärischen Bereich.

Im hundertjährigen Krieg haben die Engländer lange Jahrzehnte auf den walisischen Langbogen gesetzt, dessen unübertroffener Reichweite und hoher Durchschlagskraft keine französische Rüstung gewachsen war. Erst gegen Ende des Krieges – um 1450 herum – fanden die Franzosen eine Waffe gegen diese Bedrohung: Die Artillerie. Manchmal hinterließ dieses Wettrüsten aber auch völlig unnütze Bauten:

1801 begannen die Franzosen auf einer kleinen Felsinsel an der Atlantikküste mit dem Bau von Fort Boyard, um die Lücke in der Verteidigung an der Mündung der Charente zu schließen und das Marinearsenal von Rochefort zu schützen. Der Bau war mühselig und umfasste die gesamte Insel – entsprechend lange dauerte er. 1857 war das Fort endlich erbaut. Mittlerweile hatten Kanonen allerdings eine so große Reichweite, dass das Fort keinen militärischen Nutzen mehr hatte.

Es wechselte dann mehrfach seinen Zweck und auch den Besitzer – mal als Gefängnis, mal als Zielobjekt für Übungsflüge deutscher Jagdflieger. Seit 1990 ist es Schauplatz der französischen Spieleshow Fort Boyard.

Schönen Tag Euch,
Euer Nik

Morgengruß (LIV)

Guten Morgen zusammen,

Vor meinem Urlaub habe ich ja über den Schimpansenkrieg von Gombe erzählt, der ersten territorialen Auseinandersetzung mit tödlicher Gewalt, die bei Primaten beobachtet werden konnte.

Zu den Schimpansen gehören auch die Bonobos oder Zwergschimpansen. Bonobos sind nur unwesentlich kleiner als gemeine Schimpansen, aber ähnlich verwandt mit uns. Im Gegensatz zu den gemeinen Schimpansen teilen sie sich ihre Territorien nicht mit Fresskonkurrenz wie den Gorillas, sondern leben recht isoliert zwischen dem Kasai, Sankuru und dem Kongo (also den Flüssen).

Diese Situation hat dazu geführt, dass Bonobos wesentlich friedlicher miteinander umgehen können als Schimpansen. Sie praktizieren recht häufig Geschlechtsverkehr, teilweise auch als Bezahlung für Nahrung oder um Spannungen in der Gruppe oder zwischen Individuen abzubauen und das recht erfolgreich.

Im Grunde haben unsere anderen nächsten Verwandten also die Methode „make love, not war“ als Lebenseinstellung gefunden.

In diesem Sinne einen friedlichen Tag wünscht Euch

Euer Nik

Morgengruß (LIII)

Guten Morgen zusammen,

Muckefuck ist nicht etwa Punkmusik, sondern Kaffee, der kein Kaffee ist – die Älteren werden sich erinnern. Der Begriff hat keine klare Herkunft – eine Vermutung ist das rheinische, wobei hier mucken (Holzmulm) und fuck (faul) als Herkunft angedacht sind, eine andere die eingedeutschte Form für das französische Mocca faux (falscher Kaffee).

Wie auch immer – Kaffeeersatzgetränke sind das Ergebnis von kriegsbedingten Importproblemen und/oder großer Armut. Schon die alten Babylonier verwendeten geröstete Körner, um Getränke herzustellen. Mitte des 18. Jahrhunderts erfreute sich der deutsche Feigenkaffee einer großen Beliebtheit, der Mitte des 19. Jahrhunderts dann als „Gesundheits-Kaffee“ verkauft wurde.

Eine andere weit verbreitete Variante ist der Kaffee aus Zichorien, der gemeinen Wegwarte. Ursprünglich erfunden von Christian von Heine aus Holzminden und Christian Gottlieb Förster aus Braunschweig, entwickelte sich der Zichorienkaffee zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig in Braunschweig. Heute ist davon nurmehr der Caro-Landkaffee (Eine Mischung aus Zichorie, Gerste, Malz und Roggen) übrig und praktisch bedeutungslos, und das ist auch gut so.

Trinkt lieber „wos g’scheits“.

Euer Nik

Morgengruß (LII)

Guten Morgen,

leise röchelt Kaffee – wir hatten schon lange nichts mehr über den braunen Saft des Lebens. Und bei Saft des Lebens fällt einem auch gleich der Whiskey ein, dessen eigentliche Bezeichnung uisce beatha (sprich: ‚ischke baha‘) lautet: Wasser des Lebens.

Was läge näher, als diese Getränke zu mischen? In den 1940er Jahren kam Joe Sheridan im Flughafenrestaurants des Flughafen Foynes (Vorläufer des Shannon International Airports) auf die Idee, Whiskey, karamellisierten Zucker, Kaffee und Sahne miteinander zu mischen.

Das Getränk gab es allerdings nur dort – 1952 berichtete der Journalist Stanton Delaplane dem Inhaber des Cafés Buena Vista in San Francisco davon. Jack Koeppler flog daraufhin nach Irland, um die richtige Mischung zu erfahren und machte das Getränk als Szenegetränk weltweit bekannt: Irish Coffee.

Und jetzt einen (noch alkoholfreien) Kaffee!

Euer Nik

Morgengruß (LI)

Guten Morgen,

derzeit wird ja am Stachus fleißig gebaut. Das Hotel Königshof wurde dort abgerissen und wird wohl wesentlich moderner wieder aufgebaut. Der Bau war einer der ersten deutschen nach Skelettbauweise, also ein Gebäude, das an einem tragenden Skelett aufgehängt wird. Der Königshof gilt als eines der teuersten und edelsten Hotels der Stadt und soll 2021 seine Pforten wieder öffnen.

Direkt daneben steht – wohl damit der Weg für die Oberschicht nicht zu lang wird – der Münchner Justizpalast. Ursprünglich enthielt er 330 Arbeitsräume und 20 Gerichtssäle und ist eines der Münchner Paradebeispiele für Bauten aus der Gründerzeit. Insgesamt 7 Jahre (1891-1897) wurde daran gebaut. Wer ihn noch nicht besichtigt hat, sollte das bei Gelegenheit mal nachholen. Sowohl der Lichthof mit Glaskuppel, wie auch die Haupttreppe sind eine Attraktion.

Was dem Bau tatsächlich fehlt ist eine bronzene Tafel neben dem Haupteingang mit der Aufschrift „Alle Gerichte auch zum mitnehmen.“

beste Grüße,
Euer Nik

Morgengruß (L)

Guten Morgen zusammen,

Vorhersagen zu machen kann im Zweifelsfall heutzutage ja als „Spoilern“ verunglimpft werden und ist äußerst unbeliebt, wenngleich nahezu jeder einen Spoilerartikel gerne liest. Kollege Jürgen bat mich inständig, ihm nicht zu verraten, wie die erste Staffel der Serie „Picard“ ausgeht. Den Gefallen habe ich ihm gern getan, jeder verdient hin und wieder eine Enttäuschung.

Die Serie Twin Peaks gilt als Kult unter ihren Fans und lief in den 1990er Jahren auf RTL plus. Darin geht es vordergründig um die Suche nach einem Mörder. Der Konkurrenzsender Sat. 1 platzierte auf der Startseite seines Teletextes einen Text, in dem er den Mörder verriet und damit auch die Lösung zu einem Gewinnspiel. RTL verklagte daraufhin Sat.1 und das Hamburger Landgericht stufte den Vorgang als sittenwidrig ein.

Mithin ist Spoilern also in Deutschland sittenwidrig. Wieder was gelernt.

Wie der Tag samt Kundengesprächen verlaufen wird verrät daher nicht

Euer Nik