Morgengruß (LVII)

Guten Morgen zusammen,

1922 reiste der Schriftsteller Ernest Hemingway in die Schweiz als Korrespondent der Toronto Daily Star für die Friedenskonferenz in Lausanne. Der Journalist und Herausgeber Lioncoln Steffens war ebenfalls dort; Hemingway hatte ihn bereits einmal in Genua getroffen und Steffens war von Hemingways Art zu schreiben begeistert.

Also telegrafierte Hemingway seiner Frau Elizabeth Hadley Richardson und bat um weitere seiner Manuskripte. Diese packte zusammen, was sie an Papieren finden konnte, in einen Koffer, um sie ihm aus Paris zu bringen. Am Gare de Lyon in Paris wollte sie noch eine Flasche Evian erstehen und stieg nochmal aus dem Zug – als sie zurückkehrte war der Zug samt Koffer bereits abgefahren.

Bis dahin hatte Hemingway noch nichts veröffentlicht – nur zwei Kurzgeschichten überlebten diese Katastrophe, auch weil die gründliche Hadley neben den Originalmanuskripten auch sämtliche Kohlekopien im Koffer verstaut hatte. Hemingway hat den Verlust dieser Schriftstücke dennoch recht gut verkraftet und tatsächlich nie eine Anzeige geschaltet, um sie wiederzufinden.

Der Dieb könnte den Koffer verbrannt oder in der Seine versenkt haben – vielleicht schlummert aber auch auf irgendeinem Dachboden ein großer Schatz der Literatur…

In diesem Sinne eine beschaulichen Tag. Und guckt nochmal nach, ob Ihr alles dabei habt.
Euer Nik

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