Hallo Welt! Eine Presseschau.

Oh Wunder, die Welt steht noch. Morgen beleuchte ich ausführlich, ob es in der esoterischen Szene irgendeine Reaktion gab, heute fangen wir einfach mal mit der deutschen Presse an. Eine Auswahl.

Seltsam…. wir sind noch da… und auch die Abendzeitung, leider. Denn die fragt ganz scheinheilig, ob man heute noch was vorhat und ist auch online nicht gerade kreativ bzw. verbreitet auch dort den selben Unsinn. Die Sueddeutsche macht es immerhin besser und beleuchtet zum Einen die Tatsache, daß das hauptsächlich zum Geldscheffeln gedacht ist und zum Anderen wird das als netter Aufhänger für diverse Artikel genutzt.

Die Frankfurter allgemeine Zeitung bot zunächst einen musikalischen Final Countdown (interessant sind die Verlinkungen zu youtube-Musikvideos hinsichtlich der Position der Zeitung zum Leistungsschutzrecht, aber wir wollen mal nicht kleinlich sein…) gefolgt von einer recht bösen Kolumne, warum der Weltuntergang keine schlechte Idee gewesen wäre. Die Titanic bietet Powersätze für den Weltuntergang und die Frankfurter Rundschau bot gleich einen Live-Ticker sowie einen recht vernünftigen Bericht. Die TZ München ist gleich massiv in dem Thema vertreten und hat sowohl aufklärerisches als auch humorvolles zu bieten – wenn es nicht grad ein bescheuerter Aufhänger ist. Und natürlich einen Live-Ticker. Einen Liveticker bietet nebenbei auch der hoch verehrte Florian Freistätter, wenn auch mehr als Live-Blog, bei dem er auch zum Teil skurrile Radio-Interviews geben muß.

Die Welt ist dem Thema „Welt-Untergang“ endgültig verfallen, der meistgelesene Artikel ist immerhin ein halbherziger Versuch, auch wenn er den Unsinn mit der Vorhersage des Kalenders wiederholt. Lustiger ist es da schon, dem eher spöttischen Live-Ticker auf Spiegel-Online zu folgen.

Dem stehen die schlimmeren Boulevard-Medien gegenüber. Die Berliner Zeitung zum Beispiel gibt sich erleichtert, unabhängig davon daß ein Weltuntergang durchaus schön gewesen wäre um die endlich nicht mehr zu haben. Den Vogel aber schießt – natürlich – die Bild-Zeitung ab:

Bild.deund quakt irgendwas vom Maya-Geddon. Immerhin, humorvoll garniert mit Maya-Garnix. Am lustigsten aber ist es, wenn man auf den Link draufklickt:

Bild.de02

Tja… da ist dann wohl bei Springer wenigstens die Welt untergegangen und Alien-Cookies haben die Seite befallen. Schatz, hol den Champagner.

Kurze Eilmeldung: Heftiger Knall

Heute Mittag tat es einen ordentlichen Knall in der Türkenstraße in München – kurze Zeit später hörten die Sirenen gar nicht mehr auf. Anscheinend kam es zu einer Gasexplosion in der Nähe der Schule, ein Juweliergeschäft ist dabei wohl schwer beschädigt worden.

Laut Polizei kamen dabei Menschen zu Schaden, derzeit ist die Gegend komplett abgesperrt. Man versucht noch die Ursache zu finden, anscheinend gab es da eine Gasexplosion und man ist besorgt, daß es Folgeexplosionen gibt. Soweit die Kurzmeldung.

Bild_Gasexplosion 01

Was mich an der Geschichte ein bißchen erschüttert ist, daß es zum Einen keine 60 Meter von meiner Wohnung passierte. Und zum Anderen, daß ich keine fünf Minuten vorher genau da vorbeigegangen bin, weil ich in der Mittagspause schnell duschen wollte. Das macht nachdenklich…

Bild_Gasexplosion 02

Fundstück der Woche (51. KW): Oh Maria

Ehrlich gesagt, wenn ich mal ein bißchen rührseliger Stimmung bin, läuft mir bei der Stimme von Wendy Makkena ein Schauer über den Rücken… großartig!

Oh Maria

Hail holy queen enthroned above
Oh Maria
Hail mother of mercy and of love
Oh Maria
Triumph all ye cherubim
Sing with us ye seraphim
Heaven and earth resound the hymn
Salve, salve, salve, regina

Hail holy queen enthroned above
Oh Maria
Hail mother of mercy and of love
Oh Maria
Triumph all ye cherubim
Sing with us ye seraphim
Heaven and earth resound the hymn
Salve, salve, salve, regina

Our life, our sweetness here below
Oh Maria
Our hope in sorrow and in woe
Oh, oh, oh Maria
Triumph all ye cherubim (Cherubim)
Sing with us ye seraphim (Seraphim)
Heaven and earth resound the hymn
Salve, salve, salve, regina
Alleluia
Mater amaterintermerata
sanctus, sanctus, dominus
Virgo respice mater ad spice
sanctus, sanctus, dominus
Alleluia

Our life, our sweetness here below
Oh Maria
Our hope in sorrow and in woe
Oh, oh, oh Maria
Triumph all ye cherubim (Cherubim)
Sing with us ye seraphim (Seraphim)
Heaven and earth resound the hymn
Salve, salve, salve, regina
Salve regina (wa, oh, oh)
Salve regina

Das Radio-Gewinnspiel von Antenne Bayern – Eine Analyse

Die Dritte Runde des Gewinnspiels ″Wir zahlen Ihre Rechnung″ ist vorbei – und wieder einmal gab es dabei einige bemerkenswerte Geschichten zu erzählen sowie eine Menge Leute, die, weil nicht gezogen worden, sofort den Modus unter Verdacht hatten. Ich möchte auf der folgenden Seite ein paar Informationen zusammentragen und analysieren.

Statistik
Ein beliebter Vorwurf, der immer wieder kam, war die Behauptung, daß bestimmte Regierungsbezirke bevorzugt worden wären oder daß bestimmte Beträge nicht überschritten würden. Tatsächlich kann man durch konsequentes Mitschreiben eine Statistik aufstellen und so schlicht überprüfen, ob das zutrifft. Eine Auswahl:

Gut, wann immer irgendwo was zu holen ist werden die nicht gezogenen fuchsig, das ist normal. Aber manchmal zweifelt man schon ein bißchen am Verstand mancher Beteiligter…

Blicken wir also in die Statistik (bzw. in meine eigene) und sehen uns mal die Regierungsbezirke an.

Dieses Mal wurde, ebenso wie beim letzten Mal, Oberbayern am häufigsten gezogen (insgesamt 61 mal, also im Schnitt fast einmal täglich), seltener um 7, am häufigsten um 12 Uhr. Niederbayern und Schwaben teilen sich den zweiten Platz mit je 37 Treffern (Und als Schwabe kann man ab 12:07 im Grunde das Radio abstellen, da man um 15 Uhr nur sehr selten gezogen wird), gefolgt von Mittelfranken (34), Oberpfalz (23) und Oberfranken (22). Das Schlußlicht bildet – wie auch zuletzt – Unterfranken mit nur insgesamt 18 Treffern.
Das ist interessant, denn die Reihenfolge der Größe der Regierungsbezirke sieht geringfügig anders aus: Oberbayern liegt klar vorne (4.430.706 Einwohner), gefolgt von Schwaben (1.789.794 Einwohner) und M ittelfranken (1.719.494 Einwohner), und dann folgen mit einem großen Abstand Unterfranken (1.314.910), Niederbayern (1.192.543), Oberpfalz (1.081.536) und Oberfranken (1.067.408).

Aus diesen daten kann man gewisse Rückschlüsse auf die Dichte der Antenne-Bayern Hörer ziehen, wohlgemerkt unter der Voraussetzung, daß sich unter den Hörer überall ein gleich großer Anteil an Mitspielern befindet, wovon ich nciht ausgehen würde. Trotzdem würde es mich nicht wundern, wenn aus Unterfranken auch bedeutend weniger Rechnungen eingeschickt worden sind – was auf weniger unterfränkische Antenne-Fans schließen lässt.

Dauer des Gewinnspiels
Interessant ist, daß Antenne Bayern vorher nicht die Dauer des Gewinnspiels angibt, sondern bis kurz vor Ziehungsende weiter dazu auffordert, Rechnungen einzusenden. Blickt man aber kurz auf die jeweilige Dauer der Runden, so ist das eigentlich jedesmal recht gut abschätzbar gewesen:

  1. Runde: 05.09.2011 bis 28.11.2011 (= 61 Ziehungstage), die höchste Rechnung betrug 13.600.- Euro, die niedrigste 3.- Euro. Insgesamt bezahlt wurden 202.001,51 Euro.
  2. Runde: 09.01.2012 bis 30.03.2012 (= 60 Ziehungstage), die höchste Rechnung betrug 9.000.- Euro, die niedrigste 9,99 Euro. Insgesamt bezahlt wurden 190.167,73 Euro.
  3. Runde: 03.09.2012 bis 01.12.2012 (=65  Ziehungstage), die höchste Rechnung betrug 7.893.- Euro, die niedrigste 1,63 Euro. Insgesamt bezahlt wurden 153.556,44 Euro.

Hier stellt man eine signifikante Abnahme der Summe fest, die gezogen werden. Daraus einen Trend abzuleiten halte ich aber noch für verfrüht – Antenne Bayern hat die nächste Spielrunde für Januar angekündigt und man wird sehen, was dann passiert.

Besondere Geschichten
Die erste Ziehungsrunde dieser Art hatte schon einen Skandal hervorgerufen: Im Oktober 2011 hatte eine ″Herren″ – Reisegruppe aus dem Allgäu einen Sexurlaub eingereicht – im Wert von 2350 Euro. Das hat der Moderator Wolfgang Leikermoser sich zu zahlen geweigert, auch wenn das den AGB widersprochen hat. „Wenn ich die Rechnung jetzt noch einmal ausrufe, dann mach ich mich der Beihilfe zum Menschenhandel strafbar“, schrieb er damals auf der Internetseite von Antenne und hatte auch zweifellos recht. Das Gewinnspiel wurde kurzzeitig unterbrochen, dann lief es aber weiter.

Interessant in dem Zusammenhang ist, daß ein ziemlich ähnlicher Fall sich zwei Wochen zuvor bei 89.0 RTL in Halle ereignet hatte – hier ging es um eine Rechnung für eine Abtreibung infolge eines One-Night-Stands – und daß das ziemlich rasch mißtrauische Geister auf den Plan rief, inwieweit es sich bei diesen skandalisierten Geschichten um echte Geschichten handelt.

Diese Ziehungsrunde gab es auch zwei, drei ziemlich mitreißende Geschichten:
Katrin F. aus S. legte eine Rechnung über 3.800 Euro in den Topf und wurde am 7.11.2012 um 7 Uhr gezogen – Sie hatte im Sommer ihren jungen Mann beerdigen müssen und lebte seither mit ihren beiden Kindern auf der Baustelle des geplanten gemeinsamen Hauses. Diese Geschichte rührte die Zuhörer derart, daß der nächste Gewinner, Lutz M. aus München seine Rechnung über 1600 € für einen Umzug an Katrin F. und ihre zwei Kinder weitergab. Unzählige Hörer riefen an und boten ihre Hilfe an – Handwerker beispielsweise, die zum Selbstkostenpreis oder kostenlos am Haus mithelfen wollten und dergleichen.

Die zweite Geschichte bot Antenne Bayern eine gewisse Chance auf eine Diskussion mit den Hörern: Christiane T. aus Nürnberg erhielt 3.128,66 Euro für Fremdsamen aus einer Samenbank. Die Dame wohnte mit ihrer Lebensgefährtin zusammen und bis dahin habe ich auch nicht gewußt daß es für unverheiratete Frauen in Deutschland praktisch unmöglich ist, eine Samenspende zu bekommen – man muß auf ausländische ausweichen und einen Frauenarzt finden, der den ambulanten Eingriff auf eigene Verantwortung hin durchführt. Dagegen protestiert der LSVD massiv aber bislang erfolglos. Vielleicht ändert sich die Situation, wenn sich die ″Christliche″ Union mal irgendwann zum 21. Jahrhundert durchringt oder vom BVG dazu gezwungen wird.
Auch hier gab es eine Hörerdiskussion bei der sich die Hörer auch zu Wort melden konnten und dabei zum Teil recht absonderliches äußerten. Eine Dame rief beispielsweise an und meinte, daß sie es für unverantwortlich halte, wenn eine Frau ohne ″die finanzielle Absicherung durch einen Mann″ ein Kind bekäme. Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!

Eine dritte, recht interessante Geschichte ist die von Sabine H. aus G., die sich 2100 Euro zurückbezahlen ließ. Diese hat sie dafür verbraucht, mittels einer Privatdetektei ihren Freund zu überwachen, ob er ihr untreu sei. War er nicht. Dafür hat er sie allerdings nach Bekanntwerden (via Radio!) der Geschichte verlassen, wobei man an dieser Stelle sich noch nicht so ganz im Klaren darüber ist, ob das nun eher zum Lachen oder zum Weinen gedacht ist.

Derartige Geschichten tragen natürlich zum Bekanntheitsgrad der Gewinnspiele und damit der Radiosender bei, aber deswegen von einem fingierten Gewinner auszugehen ist ein ziemlich heftiger Vorwurf. Eine kurze Recherche meinerseits ergab, daß es die betreffende Frau F. tatsächlich gibt (u.a. hat sie sich sogar via Facebook bei Antenne und den anderen bedankt) – allerdings möchte ich aus Pietätsgründen in dem Zusammenhang nicht weiter nachbohren.

Antenne spielt ganz sicher fair – ich werde versuchen zu dem Zweck ein kurzes Interview mit Herrn Leikermoser zu bekommen. Ist das nun verwerflich? Ich denke, nein. Es ist ganz einfach eine unterhaltsame Werbemasche.

Zahlmeister Europas?

Immer wieder liest man, der arme deutsche Steuerzahler wäre der „Zahlmeister Europas„, da Deutschland ja der größte Nettozahler der Europäischen Union ist. Wenn sich ein Politiker aus einem Umfragetief befreien will, wettert er dagegen. Das blöde ist nur: Es stimmt einfach nicht.

Deutschland zahlt zwar tatsächlich den größten Betrag ein, gemessen an den Ausgaben pro Kopf beziehungsweise am Bruttoinlandsprodukt liegt Deutschland allerdings eher im Mittelfeld. Der Guardian hat den neuesten Bericht der EU-Kommission (hier als xls) kommentiert und natürlich vor allem hinsichtlich der Interessen des UK aufgeschlüsselt. Letztendlich hat sich im Vergleich zu 2010 (hier als pdf) nicht viel getan; Letztendlich gibt es 2011 insgesamt 9 Geberländer (also Nettozahler) und 18 Nehmerländer (Also Nettoempfänger).

Die Zahlen sind aber nur eine Seite der Medaille: Sieht man sich die Zahlen bezüglich der Geber- und Nehmerländer mal in der Kopfstärke an, gewinnt der Begriff der europäischen Solidarität gleich eine ganz andere Bedeutung. Blicken wir erstmal auf die nackten Zahlen (die des Guardian), denn Zahlen lügen nicht – nur die Art, wie sie interpretiert werden: (Hier als pdf downloaden )

Hier zeigt uns der erste Blick schon, daß Deutschland mit einem Anteil von 0,75% des BIP tatsächlich deutlich weniger als der Durchschnitt bezahlt (0,87% des BIP). Pro Kopf gesehen bezahlt Deutschland allerdings mehr als der Durchschnitt. Pro Kopf am meisten erhält interessanter Weise Luxemburg, am wenigsten Großbritannien. (Kroatien steht zwar dabei, wird aber erst im Juli 2013 der EU beitreten)

Interessant ist auch die Tabelle, wenn man mal die Einwohnerzahlen nebeneinander hält. Dann stellt man nämlich fest, daß im Gegensatz zu der Behauptung, eine Minderheit müsse eine Mehrheit finanzieren (wie es sich aus der Länderverteilung ergeben würde), eher eine große Mehrheit eine Minderheit mitfinanziert.

Geberländer Einwohner
Dänemark 5.580.729
Deutschland 81.903.000
Finnland 5.404.956
Frankreich 65.447.374
Italien 60.626.442
Niederlande 16.680.000
Österreich 8.460.390
Schweden 9.514.406
Vereinigtes Königreich 61.792.000
Insgesamt 315.409.297
Nehmerländer Einwohner
Belgien 10.951.266
Bulgarien 7.364.570
Estland 1.340.021
Griechenland 9.903.268
Irland 4.581.269
Lettland 2.074.605
Litauen 2.988.381
Luxemburg 524.853
Malta 417.608
Polen 38.501.000
Portugal 10.602.000
Rumänien 19.042.936
Slowakei 5.404.322
Slowenien 2.057.660
Spanien 47.212.990
Tschechische Republik 10.526.685
Ungarn 10.005.000
Zypern 1.120.489
Insgesamt 184.618.923
Summe aller EU-Bürger 500.028.220

Also von wegen Minderheit bezahlt eine Mehrheit oder so ein Quatsch. 315 Millionen finanzieren 184 Millionen mit, das ist ein Verhältnis von 1,68:1; Anders formuliert: 37,4% der EU Bürger müssen von 62,6% unterstützt werden. Jeder Bürger aus den Nehmerländern wird von fast zwei Bürgern aus den Geberländern unterstützt.

Die EU ist auch eine Solidargemeinschaft. Das bedeutet, daß die Reichen die Armen unterstützen und das muß ja nicht gleich komplett altruistisch sein – durch die wachsende Wirtschaft am Ziel haben wir ja letztendlich auch Handelsvorteile.

Eines noch zum Schluß: Deutschland zahlt übereinstimmenden Presseberichten zufolge etwa 9 Milliarden Euro pro Jahr in die EU mehr ein, als es herausbekommt. Das sind 109,88€ pro Bürger und Jahr, 9,15€ im Monat und 30 Cent am Tag. Soviel könnten uns doch 60 Jahre Frieden und Freiheit wert sein, oder?

Von der Desinformation

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zieht eine negative Bilanz zum Dosenpfand – und erklärt Rot-Grün dafür und für das Gesetz verantwortlich. Was sie irgendwie vergißt zu erwähnen: Das Gesetz ist gar nicht von Rot-Grün.

Bilanz nach zehn Jahren: Prestigeobjekt Dosenpfand“ verkündet die FAZ und schreibt darunter: „Fast genau zehn Jahre später fällt die Bilanz des Prestigeobjektes der rot-grünen Bundesregierung ernüchternd aus“. Das ist, so auch der Tenor in den meisten Kommentaren zum Artikel, ja das Grundübel des Dosenpfandes: Ein linker Zeitgeist habe die armen Getränkehersteller gezwungen, die Getränkepreise zu erhöhen für ein „Zwangspfand“, das natürlich nur den Bürger ausnimmt und nichts bringt.

Tatsächlich hatte das „Dosenpfand“, wie das „Einwegpfand“ in der Presse genannt wird, das Ziel, die zunehmende Vermüllung der Landschaft einzudämmen und dem entgegenzuwirken und diese Intention ist zunächst mal gar nicht schlecht. Man muß nur nach Südeuropa fahren – oder nach Frankreich, was das betrifft – um sich anzuschauen wie es auch aussehen könnte. Rebelliert gegen das Gesetz hatten gar nicht so sehr die Getränkehersteller sondern vor allem die Supermärkte und Discounter, die es sich nicht nehmen ließen, mit Hinweisschildern zu den „Annahmestellen für das Zwangspfand“ auch in den eigenen Geschäften massiv Stimmung gegen das Gesetz zu machen.

Bei so manchem eher einfachen Geist verfing die Masche auch – beim Großteil der Bevölkerung nicht. Scheinbar zählt zu diesen einfachen Geistern auch ein gewisser Johannes Pennekamp, der als freier Mitarbeiter bei der Zeit und als Weitwinkel-Reporter seit dem 1.4.2012 auch für die FAZ schreibt. Denn ein gewisses Minimum an Recherche, und sei es auch nur nach dem Wikipedia-Prinzip, hätte ihm verraten können, daß er da ein Merkelgesetz angreift.

Diese Kurzsichtigkeit verwundert bei einem offensichtlich intelligenten Mann wie Pennekamp dann doch – es sei denn, das sorgfältig choreographierte Orchester des konservativen Medienwahlkampfes beginnt nun zu spielen. Auftakt war sicherlich die Steinbrück-Geschichte, dann kam dazu die lancierte Story rund um die „antisemitische SPD„, das Dosenpfand… ich bin gespannt, was da noch alles kommt. Die nächsten Wochen empfiehlt es sich sicherlich, den Brechreiz zu unterdrücken und Bunte, Bild und Focus zuzuschauen, wie sie das aufziehen. Dabei wird man viel über unsere Medienwelt lernen können.

Also nochmal
Es ist doch relativ einfach: Im Jahre 1991 beschloß der damalige Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) eine neue Verpackungsverordnung für Deutschland. Seine Nachfolgerin, „Kohls MädchenAngela Merkel (CDU) novellierte die Gesetzesvorlage 1998. Da es 1998 einen Regierungswechsel gab, trat das Gesetz eben unter Rot-Grün 2003 in Kraft (weil die Voraussetzung dafür, nämlich die Tatsache, daß die Menge der Mehrweg-Getränkeverpackungen unter einen Anteil von 72% gefallen war, erfüllt wurde) und mußte 2006 noch einmal angepasst werden, damit es der EU-Rechtsnorm entsprach.

Es ist ein CDU-Gesetz, und dafür auch ein ziemlich gutes.

Die Akzeptanz wäre sicherlich höher gewesen wenn man zum Einen nicht diesen ganzen Ausnahmeblödsinn eingeführt hätte (Mit Kohlensäure = Pfand; Ohne Kohlensäure = kein Pfand was die tollen Getränke mit „verbesserter Rezeptur“ zur Folge hatte: Limos ohne Kohlensäure, bah!), und wenn zum Anderen die Discounter und Supermärkte sich nicht auf diese Kampagne eingelassen hätten.

Der Artikel hat sachlich recht
In einem Punkt muß ich aber ganz deutlich eine Lanze brechen für Herrn Pennekamp: Von den Fakten aus betrachtet hat der Artikel voll und ganz recht: Der Anteil an Mehrweg ist sogar zurückgegangen. Man kann darüber streiten ob das gut ist, auf jeden Fall hat ein Umdenken in der Gesellschaft stattgefunden: Man schmeißt die Dose nicht mehr einfach in die Wildnis, auf die Straße oder ins Gleis, man bringt sie zurück.

Und das ist schließlich der Beweis, daß das Gesetz Erfolg hatte; und zwar da wo es den auch haben mußte.

Eine antisemitische SPD?

Diese Woche geisterte ein Aufschrei des Zentralrates der Juden durch die deutsche Presse: Die SPD habe sich mit einer Islamistengruppe zusammengeschlossen und betreibe nun eine Zusammenarbeit mit den Palästinensern gegen Israel. Im ersten Augenblick fragte ich mich ganz offen: „Häh?“. Dann aber las ich einfach ein bißchen darüber… Oh, Wunder: Stimmt nicht.

Der Nahost-Konflikt ist ein ziemlich komplexes und langwieriges Pflaster bei dem es auch äußerst schwierig ist, Stellung zu beziehen; Nicht zuletzt, weil die Stimmungslage da ziemlich aufgeheizt ist. Redet man mit Israel, bezieht man offensichtlich Position gegen das Selbstbestimmungsrecht des Palästinensischen Volkes, redet man mit den Palästinensern, ist man Antisemit. (Wobei man sagen muß, daß beide Völker Semiten sind. Aber wen interessieren schon Wahrheiten wenn man Schubladen hat?)

Die ganze Geschichte wurde – natürlich – von der BILD-Zeitung aufgeblasen, die damit wohl endlich den Wahlkampf der Konservativen Presse eröffnet hat. Hier durfte sich der Vorsitzende des ZdJ, Dieter Graumann zu Wort melden und die Bildzeitung fragte auch gleich empört: „Was hat sich die SPD dabei blos gedacht?“. Gegenmeinung oder eine Stellungnahme der SPD enthält die Geschichte natürlich nicht, immerhin wird auf die Pressemitteilung verlinkt.

Die Geschichte wirkte. Binnen Stunden war die Story bei der Sueddeutschen, der Welt (die auch gleich mit einem „schrecklichen Verdacht“ aufwartet), der „Deutsche Welle“, der Taz,  dem „DerWesten“ und vielen anderen zu lesen. Was allerdings am meisten erstaunt dabei ist die Tatsache, daß bis auf ein paar Spinner unter den Kommentatoren die meisten Leserkommentare eher ruhig wirkten; Das habe ich schon lange nicht mehr so gesehen.

Dabei spielt der Zentralrat hier ziemlich mit dem Feuer: Die Fatah ist zwar ein Teil der PLO, aber sie ist die gemäßigtere palästinensische Partei, die sich letztendlich für eine Zweistaatenlösung einsetzt und rein prinzipiell das Existenzrecht Israels damit anerkennt. Das war in den Anfängen deutlich anders, aber die Osloer Friedensgespräche machten 1993 aus der Fatah letztendlich den Gesprächspartner im Nahostkonflikt, auch wenn sie nach wie vor der politische Arm der Al-Aqsa-Brigarden sind – beziehungsweise umgekehrt, selbige der militärische Arm der Fatah.

Was genau hat denn die SPD da gemacht?
Tja, das ist eigentlich ziemlich einfach zu beantworten, wenn man das Papier, um das es geht, einfach selber mal liest und nicht nur die Pressemitteilung. Im Grunde hat die Gesprächsrunde mit der Fatah, die mal so ganz nebenbei den Beobachterstatus bei den Sozialdemokratischen Parteien Europas hat, sich schlicht um die Fragestellung bemüht, inwieweit sozialdemokratische Werte in der arabischen Welt orientiert sind und letztendlich bemüht sich die Fatah, ein sozialdemokratisches Forum zu gründen.

Zentrale Werte der Sozialdemokratie wie Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität in einer Krisenregion an den Menschen zu bringen, kann eigentlich gar nicht so schlecht sein.

Ein gewisses Unbehagen bleibt aber trotzdem, denn bei aller Freundschaft zum Gespräch sollte die SPD aufpassen, daß sie nicht eine außenpolitische Position bezieht, die letztendlich den Interessen Deutschlands und der EU zuwiderläuft. Das Ziel muß Frieden in der Region sein. Dazu hat die SPD hier einen wesentlichen Schritt getan – vielleicht wäre ein Treffen mit Vertretern der Fatah, der Awoda und der Meretz-Jachad eine gute, nächste Idee. Auf jeden Fall sollte die SPD schnell klären, welche gemeinsamen Werte sie mit der Fatah entdeckt haben will – und das nächste Mal den Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten einladen.

Accepted – Über das Schulsystem

Diesmal nehme ich einen Film als Anstoß um meine Gedanken über das moderne Schul- und Hochschulsystem loszuwerden – aber gleich vorneweg: ich empfehle jedem, den Film mal zu sehe. Eigentlich seichte Unterhaltung, wundert man sich, warum man noch nach Tagen nicht aufhören kann, darüber nachzudenken.

Ich gebe ehrlich zu, dass ich eine befremdliche Schwäche für amerikanische High School Komödien habe – jedenfalls manchmal. Aber “Accepted”, ein Film, der unverdienterweise ziemlich untergegangen ist. Zugegeben, was die deutschen Titelübersetzer an dem Abend geraucht hatten, würde ich international verbieten: “S.H.I.T. – Die Highschool GmbH” Erstens hat es nichts mit dem Film zu tun, zweitens versteht man den Witz nicht, wenn man den Film nicht gesehen hat, drittens ist es auf mehreren Ebenen einfach falsch und viertens abschreckend. So – zur Sache.

Warum mag ich den Film? Folgendes Zitat: “Was willst Du lernen? Ich habe nämlich das Gefühl, dass Dich das noch niemand gefragt hat.” Bartelby hat ein Problem: er ist ein Durchschnittsschüler. Aber der Ruhm von Colleges misst sich daran “wie viele Anwärter sie zurückweisen”. Bartelby wird nirgendwo aufgenommen, was für seine Eltern allerdings keine Option darstellt – der Sohn muss aufs College. Jetzt hat Bartelby allerdings gewisse Talente – nur nicht die, auf die man in der Schule gute Noten bekommt – und Freunde. Gemeinsam fälschen sie einen Aufnahmebrief, mit dazugehörigem Internetauftritt einer fiktiven Hochschule. Doch wie es solche Dinge so an sich haben, verselbstständigt sich die Aktion – ein Campus muss her, damit Bartelby von seinen Eltern abgeliefert werden kann. Ein Dekan muss organisiert werden. Und dann kommen ein Haufen zukünftiger Studenten – alles Schüler, die überall abgewiesen wurden, weil sie anders waren oder sich einfach nicht zwei Beine ausgerissen haben um zusätzliche Stunden, Arbeitskreise und “extracurricular activities” zu belegen.

Was als Notfallplan begann, wird plötzlich zu einer innovativen Idee: zum ersten Mal im Leben wird von den Studenten verlangt, ihre Talente zu fördern und ihre Vorlieben zu entdecken. Der Klassendepp leitet plötzlich den Kochkurs. Die Streberin erkennt, dass sie für Zen wie geschaffen ist. Der “Dekan” hält Debattierstunden, in denen er gegen das Establishment wettert. Eine ehemalige Straßennutte leitet Modedesign. Falls euch interessiert wie’s weitergeht: guckt den Film! Er ist lustig und unterhaltsam und natürlich etwas naiv.

Der springende Punkt ist – so unrecht hat er gar nicht: von klein auf werden wir darauf getrimmt, dass wir in das System passen müssen. Wir überlegen uns unsere Freizeitgestaltung im Alter von 15 nicht anhand dessen, was uns Spaß macht, sondern was “gut auf dem Lebenslauf aussieht”. Unsere Kurse sind “streamlined” – soll heißen: das College/die Uni entscheidet, was Du studierst. Sie sagen Dir, welche Kurse für “Deine Fachrichtung” geeignet sind und welche nicht – die, für die Du dich interessierst, sind es in der Regel nicht. Ich kenne einen Haufen Kommilitonen, die sich ihren Studiengang nach sogenannten wirtschaftlichen Gesichtspunkten aussuchen – sprich: was statistisch gesehen nachher Geld bringt, das lernen wir. Ein Großteil von ihnen beendet ihr Studium nicht. Ich frage mich immer, was wohl aus ihnen geworden wäre, hätten sie ihrem Ehrgeiz und ihrem Fleiß noch die Leidenschaft für ein Fach hinzufügen können. Ob sie am Ende nicht erfolgreicher aber zumindest glücklicher geworden wären.

Genau dieses Problem spricht “Accepted” nämlich an: Junge Menschen wollen lernen – oder sie würden es wollen, wenn man sie ließe. Statt Druck auf sie auszuüben, dass sie unbedingt diesen oder jenen Abschluss brauchen, um ein vollwertiger Mensch zu sein, sollte man sie vielleicht mal dazu bringen, sich etwas mit Leidenschaft zu widmen. Der aktuelle Dalai Lama soll mal gesagt haben “Widme Dich der Liebe und dem Kochen mit ganzem Herzen” – damit hat er durchaus recht. Wir arbeiten ganz anders, sind kreativ, belastbar, flexibel – all die Sachen, die Personalleiter angeblich von uns wollen, bringen wir nur zustande, wenn wir für das, was wir tun, Liebe empfinden. Aber das wird uns schon in der Schule genommen.

Sobald man das Wort “Student” sagt, sieht man in den Gesichtern der Leute, dass sie “faul, säuft ständig, liegt der Gesellschaft auf der Tasche” denken. Dabei wollen die meisten von denen tatsächlich nur Wissen sammeln. Kann eigentlich so verwerflich nicht sein. Also wer sind die Dekane und Direktoren, Kultusminister und angeblichen Pädagogen, die uns davon abhalten können, weil sie “Leistungsträger” ausspucken wollen wie ein Sägewerk Holzlatten. Sie wollen die Seele ihrer Studenten deformieren wie ein Stück heißes Metall unter dem Schmiedehammer und wundern sich, dass dabei kein Werkstück herauskommt, dass ihren Erwartungen entspricht.

Um es mit Bartelby zu sagen “Vielleicht wollten Sie auch nicht immer Gutachter werden. Vielleicht wollten sie früher mal Dichter werden” […] “Es war die Posaune”. Vielleicht wäre es mal an der Zeit, die Leute zu fragen: “Was wollt ihr heute lernen?” Wir wär’s? Kann eigentlich irgendjemand noch eine Antwort darauf geben? Ich glaube kaum. Weil uns nie jemand gefragt hat, wissen wir es einfach nicht.

Zum Abschluss: man lernt 500% effektiver, wenn man sich und anderen selbst etwas beibringen muss. Denn – seien wir ehrlich – von der Vorlesung nimmt man mit Mühe und Not 10% mit. Der Rest geht zum einen Ohr rein, zum anderen raus, ohne Widerstand. Und daraus sollen kreative Denker werden? Ich sehe den kausalen Zusammenhang nicht.

das war ein Gastbeitrag von Corneliya

Nur kurz am Rande…

Ich bin richtiggehend erleichtert, daß Barack Obama die Präsidentschaftswahlen (wobei man präzise sagen müste, seine Wahlmänner diese – die wählen ihn erst noch) gewonnen hat und Amerika so eine Zweite Chance hat, daß der „Change“, für den Obama steht, auch endlich zu erleben. Im Gegensatz zur Presse, die sich ja kaum mehr halten kann in der Anzahl der Artikel, möchte ich es aber bei zwei oder drei kleinen Anmerkungen belassen.

Obama ist sicherlich kein Heilsbringer und die nächsten Jahre werden für Amerika ebenso hart wie die vorherigen vier. Denn eines ist klar: Sein Reformwerk wird von einer kleinen, aber mächtigen und ultrarechten Gruppe bekämpft bis auf’s Blut. Mitt Romney war denen viel zu liberal und die Spaltung Amerikas wird Obama wahrscheinlich nicht überwinden können. Das ist bitter, denn gerade jetzt bräuchten die US-Amerikaner eigentlich eine ziemlich geschlossene politische Front, um all die nächsten Dinge – von der maroden Infrastruktur bis hin zur drohenden Fiskalklippe – zu erledigen; Und die Kongresswahlen haben die Demokraten verloren.

Der Hype, der im Ausland rund um Obama entfacht wurde und insbesondere deutsche Medien scheinbar flächendeckend beschäftigte, hat auch sehr viel mit der außenpolitischen Haltung Obamas zu tun: Zwar führt er nach wie vor die Militäreinsätze, die sein Vorgänger angezettelt hat, aber er hat keine neuen (abgesehen von der Osama bin Laden – Geschichte) begonnen, sondern wirkt massiv darauf ein, daß die Situation zwischen dem Iran und Israel nicht eskaliert. Wo die Republikaner Israel am liebsten einen Blankoscheck für einen Militäreinsatz im Iran erteilt hätten hielt sich Obama zurück und bislang haben die Israelis auch nur diplomatischen, aber keinen militärischen Druck aufgebaut. Die Vorstellung, daß der amerikanische Präsident die Fähigkeit besitzt die Leute statt zur Gewalt zum Reden zu bringen, die gefällt mir – solange er sich dabei nicht naiv über den Tisch ziehen lässt. Verstehen Sie mich nicht falsch – Obamas Außenpolitische Bilanz ist nicht gerade überragend, aber gemessen an der inhaltlichen wie wirkenden Katastrophe, die sein Vorgänger darstellte, wirklich gut.

Un zu guter Letzt: Dieses Video ist von seiner stummen Symbolkraft her gut gemacht – aber ein anderer Teil der Symbolik entgeht einem sogar fast. Während einige Weiße bedrückt dreinschauen auf der republikanischen Wahlparty und so manche junge Frau sogar ihre Tränen nicht unterdrücken kann, räumt derweil ein Afro-Amerikaner den Müll weg. Besser kann man die Bush-Obama Reihenfolge kaum darstellen.