Morgengruß (XXXIX)

Guten Morgen,

Das Radler ist als Getränk ja der Legende nach von Franz Xaver Kugler 1922 erfunden worden – ihm ist auf der Kugler-Alm wegen der vielen Ausflügler das Bier knapp geworden und so soll er es mit Zitronenlimonade getreckt haben.

So ganz gesichert ist die Geschichte aber nicht. Lena Christ schrieb in den „Erinnerungen einer Überflüssigen“ 1912 vom Ausschank von „Radlermaßen“, die möglicherweise auf die sozialdemokratischen Fahrradclubs in dieser Zeit zurückgehen. Aber auch hier ist die Bezeichnung „Radler“ wahrscheinlich auf den Fahrradfahrer zurückzuführen.

Konsequenter Weise nannten sich die ersten Kraftfahrzeugbesitzer der Geschichte im Übrigen „Autler“.

Nun wünsche ich einen schönen Arbeitstag und verbleibe in Vorfreude auf ein kühles Radler im heißen Sommer.

Euer Nik

Morgengruß (XXXVIII)

Guten Morgen zusammen,

Die Kaffeepflanze gehört zu den Rötegewächsen und wird praktisch nur in der Äquatorregion der Erde angebaut. Wie schon berichtet gibt es im Ganzen 124 Arten, aber im Grunde trinken wir nur Arabica und Robusta. Echte Kaffeespezialisten kennen aber auch Kaffegetränke der Sorte Excelsa, die ca. 1% der weltweiten Produktion ausmachen und die im Tschad angebaut wird. Excelsa hat ein extrem starkes Aroma und ist daher gewöhnungsbedürftig.

Anders verhält es sich mit dem Stenophylla-Kaffee, der an der Elfenbeinküste und in Sierra Leone vorkommt. Er ist sehr mild und schmeckt hervorragend, braucht aber mit 12-14 Monaten sehr lang zum Reifen und wird daher nicht für die Massenproduktion genutzt (normale Kaffeebohnen sind nur 9-11 Monate am Strauch).

Es gibt weitere Sorten, die aber fast nur lokal angebaut und konsumiert werden. Daher kann man neben Wein-, Bier- und Whiskeytouren ruhig auch mal eine Kaffeetour durch Afrika, Südamerika und Südostasien machen. Nach Corona, natürlich.

In diesem Sinne kultiviere ich nun mein Fernweh und wünsche einen schönen Tag!

Euer Nik

Morgengruß (XXXVII)

Guten Morgen,

Heute ist erst einmal mein letzter Arbeitstag – bis zum 1. September bin ich dann mal weg. Daher heute nochmal ein kleines Betthupferl:

Wir alle sind ja Teil einer Revolution und merken es kaum. Das Internet hat die Menschheit in wenigen Jahrzehnten wohl stärker verändert, als jede andere Erfindung zuvor, vielleicht mit Ausnahme des Buchdrucks. Und bis sich der als Methode der Massenpublikation und Informationsverbreitung durchgesetzt hatte, hat es Jahrhunderte gedauert.

Die Geschichte des Internets beginnt in den 1960er Jahren, als die Technik beschrieben und entwickelt wurde, in den 80ern dann begann die Wilde Phase, in der die Idee des freien Informationsaustausches geboren wurde. Mit der Abschaltung des Arpanets Anfang der 90er begann dann die kommerzielle Phase, die im Grunde bis heute andauert. Manchmal wird behauptet, das Internet werden das Buch und damit auch die Bibliothek irgendwann ablösen.

Der Ausdruck „Im Internet surfen“ ist allerdings von einer Bibliothekarin geprägt worden – Jean Armour Polly veröffentlichte den Artikel „surfing the Internet“ im Juni 1992 im Wilson Library Bulletin der University of Minnesota. Auf den Ausdruck kam sie, weil sie ein Mousepad mit der Abbildung eines Surfers nutzte.

Einen erfolgreichen Tag wünscht Euch

Euer Nik

PS: Wenn ihr mögt, dann fahre ich mit diesen Meldungsmails fort – wenn‘s eher nervt lasse ich es aber auch bleiben.

So als Ausblick, die kommenden Geschichten handeln von: Kaffee, skurrilen Toden, die Wunderwelt der Mixgetränke, ein bisschen Feuerwehrgeschichte, Kaffee, altes und Neues vom Alten Fritz, ein paar eher lustige historische Begebenheiten und natürlich hin und wieder was zum Kaffee.

PPS: Bitte gelegentlich mal meine Banane gießen. Die mag nasse Füße – einfach den Untersetzer ein-, zweimal die Woche mit Wasser füllen. Vielen Dank! 🙂

PPPS: P.S. heißt post scriptum, also »nach dem Schreiben« oder schlicht: »Anhang«. Man schreibt die Abkürzung laut Duden ohne Punkte, was aber irgendwie seltsam aussieht. Das dritte Postskriptum hier ist dann also das Postpostpostskritptum. Keine Ahnung, ich fand das gerade interessant. Naja, es ist Freitag und mein Kaffee läuft noch.

Morgengruß (XXXVI)

Guten Morgen zusammen,

Im Zuge des – wohl negativen – Coronatests bei meinem Sohnemann wurde ich wieder einmal mit den weißgekittelten Vertretern der deutschen Ärzteschaft und vor allem auch mit dessen Tipphilfen konfrontiert.

Dabei schoss mir die Frage durch den Kopf, warum auf Deutsch der Arzt eigentlich so heißt und sich offensichtlich nicht auf den lateinischen medicus oder den chirurgicus (lat.: Wundarzt) bezieht. Also mal wieder mein etymologisches Lexikon aus dem Regal gezogen, abgestaubt und nachgesehen und siehe da:

Arzt kommt als Begriff aus dem mittelhochdeutschen ‚arzet‘ und bezieht sich auf das Wort archiater aus dem Lateinischen, das wiederum ein Lehnwort aus dem Griechischen (archiatros) ist und schlicht Leib- oder Oberarzt bedeutet. Näheres weiß sicher Klaus, griechisch kann ich nur kochen.

Aber – und da wird’s erzählenswert – im althochdeutschen hieß Arzt noch ‚lâchi‚, was sich in Namen wie Lachner oder Lachmann, aber auch im dänischen læge beispielsweise erhalten hat.

Es ist schade, dass sich das nicht durchgesetzt hat. Wie schön wäre unser Dasein, wenn wir mal zum Hauslachi oder zum Kinderlachi müssten. Der Nervenlachi macht selbst eine Depression gleich glücklicher und ein Zahnlachi ist definitiv Eigenwerbung.

Lachen bis der Arzt kommt,
Euer Nik

Morgengruß (XXXV)

Guten Morgen zusammen,

von Friedrich dem großen – oder dem „Alten Fritz“ und seinem gescheiterten Kaffeemonopol sowie der Einführung der Kaffeesteuer habe ich ja schon berichtet. Eine weitere, nicht uninteressante Begebenheit in diesem Zusammenhang ist die Art und Weise, wie er seinen eigenen Kaffee zu trinken beliebte: Mit Senf und Pfeffer gewürzt.

Was im ersten Moment klingt wie das Kaffeerezept unseres Facharchitekten ist tatsächlich überliefert. Friedrich hatte ein großes Interesse an Kulinarik und dem Ackerbau. Jeder Schüler hier lernt, dass er es war, der die Kartoffel („Tartuffel“) in Deutschland verbreitete, hauptsächlich als einfache und relativ krisensichere Ernährungsmöglichkeit für einfache Bauern und seine Soldaten. Auch wenn die in ihrer Ahnungslosigkeit manchmal das giftige Grünzeug statt der Knolle aßen.

Er selbst mochte Kartoffeln nicht, experimentierte aber gelegentlich mit Champagner im Kaffee. Schon seine Zeitgenossen beschwerten sich – hinter seinem Rücken – darüber, dass die Tafelrunde Friedrichs des öfteren eine rechte Höllenqual sei. Da frage ich mich – wer kochte heute den Kaffee?

Bleibt sicherheitshalber im Homeoffice,

Euer Nik

Morgengruß (XXXIV)

Guten Morgen,

zwischen 1632 und 1648 fand auf dem Bodensee ein Seekrieg statt. Im Rahmen des dreißigjährigen Krieges bekämpften sich hier das habsburgische Vorderösterreich (katholisch) und die Truppen des Herzogtums Württenberg mit verbündeten schwedischen und französischen Truppen (protestantisch) und lieferten sich zahlreiche Scharmützel auch auf dem Wasser mit Jagdschiffen und Laden (Lastschiffen). Unter anderem wurde Bregenz erobert und Bayern besetzte 1644 Überlingen.

Aus dieser Zeit stammt die Sage der Inselwächter von Lindau: Die Inselwächter verteidigten die Stadt gegen schwedische Spione, indem sie jeden aufhängten, der ihnen verdächtig vorkam – und das waren praktisch alle. Irgendwann wurde es den Bürgern von Lindau zu viel, sie lockten die Inselwächter in den Keller des Pulverturms und ersäuften sie dort allesamt.

In diesem Sinne heute nicht herumhängen und beste Grüße,
Nik

Morgengruß (XXXIII)

Guten Morgen zusammen,

ein bisschen Olympia habe ich noch. 1928 stoppt Henry Pearce aus Australien beim Viertelfinale im olympischen Ruderrennen in Amsterdam für eine Entenfamilie, die seine Bahn kreuzt. Er gewinnt trotzdem und wird am Ende Olympiasieger, ein Erfolg, den er 1932 in Los Angeles nochmal wiederholte. Da aber ohne Ente.

So, das war der Quak für den Morgen,
Euer Nik

Morgengruß (XXXII)

Guten Morgen,

schon genug von der Olympiade? Na das wäre ein Problem – die Olympiade ist die Zeit zwischen den Spielen. Bei den zweiten olympischen Spielen von 1900 in Paris nahmen schon 17 Frauen teil – hauptsächlich bei den Disziplinen Croquet, Golf und Tennis. Auch ging eine deutsche Schwimmerin im Freistil an den Start. Die erste Olympiasiegerin der Neuzeit war dann Hélène de Pourtalès, eine Schweizer Gräfin im Segeln (1-2t) gemeinsam mit ihrer männlichen Besatzung. Sieben Wochen später wurde Charlotte Cooper die erste zweifache Olympiasiegerin (Tennis Einzel und gemischtes Doppel).

Die Teilnahme von Frauen wurde allgemein als kritisch angesehen – neben der als unsittlich empfunden Sportbekleidung galt eine Sportlerin allgemein als Schade – die Sportlerinnen wurden nur als „Fräulein [Vorname]“ betitelt, damit die Familien nicht unter der Schande zu leiden hatten. Erst nach dem zweiten Weltkrieg weichte sich der Widerstand gegen die Teilnahme von Athletinnen langsam auf. 1984 gab es den ersten Marathonlauf für Frauen und auch den ersten Siebenkampf. 1988 den ersten 10.000 Meter – Lauf für Frauen. 1996 wurde der Frauenfußball olympisch.

Manchmal versteht man es nicht.

Beste Grüße,
Euer Nik

Morgengruß (XXXI)

Guten Morgen zusammen,

vor einiger Zeit habe ich Euch ja von Robert Garrett erzählt. Über ihn ist die Urban Legend im Umlauf, er habe den Diskusswettbewerb 1896 gewonnen, obwohl er kein Sportler gewesen sei. War er aber – er ist der erste Olympiasieger im Kugelstoßen der Neuzeit.

Die ersten olympischen Spiele der Neuzeit – an denen er teilnahm – fanden 1896 in Athen statt. Ausgetragen wurden Wettbewerbe in Leichtathletik, Fechten, Gewichtheben, Radsport, Ringen, Schießen. Schwimmen, Tennis und Turnen. Eigentlich sollten auch Segel- und Ruderwettbewerbe stattfinden, aber am betroffenen Wettkampftag (Montag, der 13.4.1896) war das Wetter zu schlecht, um im Hafen Piräus zu rudern. Das Segeln fiel aus weil keine geeigneten Boote zur Verfügung standen und auch keine zur Verfügung gestellt werden konnten.

Die Sieger erhielten eine Silbermedaille und einen Olivenzweig, die zweiten erhielten eine Bronzemedaille und einen Olivenzweig. Die Goldmedaille wurde erst 1904 bei den III. Olympischen Spielen in St. Louis eingeführt.

Frauen durften übrigens nicht teilnehmen, aber im Gegensatz zur Antike wenigstens zuschauen und die Männer bekränzen.

Ich wünsche Euch einen erfolgreichen Tag,
Euer Nik

Morgengruß (XXX)

Guten Morgen zusammen,

neulich habe ich ja von den ersten olympischen Spielen der Neuzeit berichtet. Tatsächlich nahm daran allerdings eine Frau teil – allerdings außer Konkurrenz. Eine griechische Athletin wollte sich mit dem Teilnahmeverbot für Frauen nicht abfinden und meldete sich zum 1896 neu geschaffenen Marathonlauf an. Leider ist ihr Name nicht überliefert, oder zumindest habe ich ihn noch nicht herausbekommen. Sie lief die Strecke begleitet von vielen Radfahrern und kontrolliert vom Bürgermeister der Stadt Marathon – eine Woche vor den olympischen Spielen 1896.

Derartiges wiederholte sich 1966: Bobbi Gibb, 23 Jahre alt, fragt den Renndirektor, ob sie am Boston Marathon teilnehmen darf, obwohl sie eine Frau ist. Antwort: Nein. Frauen seien körperlich gar nicht in der Lage, einen Marathon zu laufen. Gibb läuft trotzdem mit. Und lässt 290 der 414 Männer hinter sich.

Beste Grüße,
Euer Nik