Morgengruß (XXIX)

Guten morgen zusammen,

über Frauen und ihren Status in der Gesellschaft der Vergangenheit habe ich ja schon einiges geschrieben. Jetzt im Juli 2020 sollten ja eigentlich die Olympischen Spiele stattfinden. Verschoben sind sie bis 2021.

Im Jahr 396 v.Chr. gewann die Tochter des spartanischen Königs Archidamos II., Kyniska, das Pferderennen im Viergespann bei den olympischen Spielen. Das Besondere: Ihr als Frau war die Teilnahme eigentlich nicht gestattet. Da aber beim Pferderennen nicht der Reiter, sondern der Besitzer des Pferdes geehrt wurde, konnte Kyniska diese Bestimmung umgehen. Als Besitzerin wurde sie also gleich zweifache Olympiasiegerin und wiederholte das 392 v.Chr. noch einmal. Sie ist die erste, belegbare Olympiasiegerin der Geschichte.

Das ist aber nicht die einzige besondere Olympiasiegerin. Bei den I. Olympischen Spielen in Athen 1896 nimmt der Amerikaner Robert Garret aus Spaß am Diskus-Werfen teil. Er hat keinerlei Erfahrung und ist eigentlich Kugelstoßer. Für seine ersten beiden Würfe, die fast die Zuschauer treffen, wird er ausgelacht. Mit dem letzten holt er den Titel.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag,
Euer Nik

Morgengruß (XXVIII)

Guten Morgen zusammen,

Frauen als Lehrer hatten wir ja kürzlich, aber wie steht es eigentlich mit der Pilotin? Es gab schon im frühen 20. Jahrhundert eine Reihe bemerkenswerter Frauen, die als Pilotin aktiv waren. Die erste Frau mit Pilotenschein war Raymonde de Laroche, wenige Monate später bekam ihn auch Hélène Dutrieu, die Artistin und Profiradfahrerin war. Die erste Deutsche mit Fluglizenz war Melli Beese aus Dresden, die 1911 die Lizenz bekam. Ihre Maschine wurde mehrfach von männlichen Kollegen sabotiert, aber sie ließ sich zunächst nicht unterkriegen und eröffnete eine Flugschule.

Ihr Mann, ein Franzose, wird während des 1. Weltkrieges interniert, nach dem Krieg kommt sie wirtschaftlich nicht mehr auf die Beine. Sie nimmt sich 1925 das Leben und hinterlässt einen Brief mit den Worten: „Fliegen ist notwendig. Leben nicht.“

Weitere Pionierinnen wie Harriet Quimby, Amelia Eilhart oder Margot Duhalde Sotomayor setzen langsam und mühsam den Prozess in Gang, auch Frauen das Recht zu gewähren, Pilot zu werden. Dennoch dauert es bis in die 90er Jahre, dass es normaler wird.

Die Lufthansa ließ über ihren Sprecher Herbert Kaulich 1985 verlauten, die Lufthansa könne keine Pilotinnen einstellen, da diese nach Emanzipation streben und deshalb immer besser sein wollten, als ihre männlichen Kollegen im Cockpit – „und Konkurrenzdenken im Cockpit können wir und überhaupt nicht erlauben“. Zudem, so Kaulich weiter, wäre „logisches Denken, emotionsfreies Handeln, Kombinationsgabe und Sinn für mathematische und physikalische Probleme […] gefragt. […] Es fällt doch jedem auf, dass Frauen sich schon bei Autopannen nicht zu helfen wissen.“ So zitiert in der WAZ am 16.12.1985.

Kopfschüttelnd,

Euer Nik

Morgengruß (XXVII)

Guten Morgen zusammen,

Ehe und Familie gelten als Wurzel der Gesellschaft. Darüber lässt sich trefflich streiten und das tun die Menschen – ob verheiratet oder nicht – auch seit Jahrtausenden. Es gibt aber auch eine Reihe von Regeln, mit denen Kirchen und Staat immer wieder versucht haben, in dieses Privatleben der Menschen einzugreifen.

So erfand Johann Kasimir Kolbe von Wartenberg, seines Zeichens Premierminister von Preußen (1699-1711) die Jungfernsteuer: Jede unverheiratete Frau zwischen 20 und 40 Jahren musste pro Monat 2 Groschen bezahlen. Wartenberg selbst hingegen bot dem König sogar seine Frau als Mätresse an. Naja, Jungfer war sie ja dann auch nicht mehr.

Es geht aber auch anders herum: Lehrerinnen hingegen unterlagen bis 1919 dem Zölibat, durften also nicht heiraten. Die Weimarer Republik schaffte diesen Unsinn zunächst ab, führte ihn 1923 per Notverordnung aber wieder vor dem Hintergrund der hohen Arbeitslosigkeit ein. Auch nach dem 2. Weltkrieg wurde im Beamtengesetz 1950 bestimmt, dass weibliche Beamte entlassen werden, wenn „eine wirtschaftliche Versorgung gewährleistet“ ist, insbesondere, wenn eine Heirat mit einem Beamten erfolgt. Diese Personalverordnung galt bis 1951, in Baden-Württemberg bestand bis 1956 eine Regelung, dass ein Dienstverhältnis für Frauen mit der Heirat endete.

Tja, entweder ein Beamtenverhältnis oder ein Verhältnis.

Es grüßt lachend
Euer Nik

Morgengruß (XXVI)

Guten Morgen zusammen,

Erste Schimpansen – unsere nächsten Verwandten (nach der freiwilligen Feuerwehr) – benutzen bereits Steinwerkzeuge, um beispielsweise Früchte zu öffnen. Damit hat für die Schimpansen offiziell die Steinzeit begonnen.

1960 begann Dame Jane Goddall mit der Beobachtung zweier Schimpansengruppen im Gombe-Stream-Nationalpark in Tansania. Die Kamahagruppe bestand aus sechs ausgewachsenen und einem jugendlichen Männchen sowie drei Weibchen mit Nachwuchs, die Kasakelagruppe bestand aus 8 ausgewachsenen Männchen und 12 Weibchen mit Nachwuchs.

1974 kam es zu einem Angriff von 6 Männchen der Kasakela auf eines der Kamaha, wobei das Männchen der Kamahagruppe so lange geprügelt wurde, bis es starb. Im Verlauf der folgenden vier Jahre töteten die Männchen der Kasakelagruppe alle Männchen der anderen und ebenso ein Weibchen, zwei der Weibchen gelten als verschollen, die Jungtiere wurden integriert. Die Kasakelagruppe übernahm das Territorium der Kamahagruppe; Allerdings nur für kurze Zeit, denn das brachte sie in einen Grenzkonflikt mit einer weit größeren Schimpansenherde, die sie schließlich wieder vertrieb.

Diese Auseinandersetzung ist als „Schimpansenkrieg von Gombe“ in die Geschichte eingegangen und hat großen Nachhall in der Anthropologie und der Primaten-Ethnologie gefunden. In Verbindung mit dem 1975 beobachteten Verhalten, als ein sozial höherstehendes Schimpansenweibchen das Kind einer niederrangigen Schimpansenmutter kannibalistisch tötete, wurde der Forschung bewusst, dass unsere nächsten Verwandten auch keine besseren Menschen sind.

Mit dieser Erkenntnis einen friedlichen Tag wünscht Euch

Euer Nik

Morgengruß (XXV)

Guten Morgen,

zu den False Friends gehören ja Begriffe aus anderen Sprachen, die wie deutsche klingen, aber etwas völlig anderes bedeuten. So ist es ein typischer deutscher Fehler, „to become“ statt „to get“ für „bekommen“ zu übersetzen. Noch häufiger passiert das selbst professionellen Übersetzern beim englischen „billion“ (Milliarde).

Ein typischer False Friend ist aber auch die Espresso-Kanne. Die in Italien als Moka oder Caffettiera bekannte Kanne erzeugt Kaffee, indem der Kannenunterteil mit Wasser gefüllt und im Mittelteil ein Filter mit Kaffeepulver eingesetzt wird. Durch ein Steigrohr wird in den oberen Teil der Kanne dann fertiger Kaffee gepresst. Der Druck, der durch das kochende Wasser entsteht liegt bei etwa 2-3 bar.

Espresso aber wird bei wenigstens 9,5 bar erzeugt. Der Name spielt auf die Kaffeelokomotiven an, die zwischen 1840 und 1870 insbesondere in Italien sehr populär waren. Hier wird Dampf durch das Kaffeepulver gepresst, die erste Maschine für Espresso ließ Luigi Bezzera aus Mailand 1901 patentieren. Ein guter Espresso muss fünf Kriterien erfüllen: Mischung (und Qualität) der Bohnen, die Menge an Pulver, den richtigen Mahlgrad (nicht zu grob, nicht zu fein), die Maschine (richtiger Druck, gute Wasserleitung) und der richtige Mensch (weiß was er tut). Wenn Ihr mal wieder einen Espresso bestellt, macht die Inselprobe: Eingestreuter Zucker muss eine Insel bilden und langsam in den Espresso absinken.

Wenn man denn gerne Zucker im Kaffee mag…

Schönen Tag und beste Grüße,

Morgengruß (XXIV)

Guten Morgen,

heute mal ein bisschen schlüpfriger:

Der Vatikan war zwischen 904 und 963 eine Pornokratie, also eine Mätressenherrschaft. In dieser Zeit gingen insgesamt 12 Päpste den Weg alles irdischen und standen zumeist direkt oder indirekt in Abhängigkeit zu ihren Mätressen, die zum Teil wesentlich bedeutender waren, als die Päpste selber.

Vermutlich haben aber schon sie gerne Wurfzabel gespielt, ein Würfelspiel das wohl die Römer aus Persien oder Ägypten nach Europa brachten und das bis heute unter dem Titel „Backgammon“ gespielt wird. Das Spiel war überaus beliebt und ist in zahlreichen Buchabbildungen auch verewigt worden. Die Formulierung, jemand habe bei jemandem „einen Stein im Brett“ geht wohl auf Wurfzabel zurück, ebenso der Begriff „Bredouille„, der den Gewinn von 12 Punkten bezeichnet und damit den Gegner eben „in die Bredouille“ bringt.

Man spielte es überall, auch im Bordell. Im Mittelalter wurde es auch nach dem Geräusch der fallenden Würfel auch „Puff“ genannt – man ging also zum Puff, zum Spielen – der Begriff blieb als Ausdruck für Freudenhaus bis heute erhalten.

Morgengruß (XXIII)

Guten Morgen,

Heute mal wieder ein paar Zahlen aus der Wunderwelt der Statistik:

Wusstet Ihr, dass….

  • … es etwa fünfmal wahrscheinlicher ist, von einem Stuhl getötet zu werden, als von einem Hai?
  • … pro Jahr mehr Menschen durch Esel getötet werden als bei Flugzeugabstürzen sterben?
  • … jeder Erdbewohner statistisch achtzig Legosteine besitzt?
  • … das größte Lebewesen des Planeten ein Pilz ist? Um genau zu sein, ein Hallimasch in Oregon, USA. Im Jahr 2000 wurde im passender Weise „Malheur National Forest“ benannten Naturpark ein seltsames Waldsterben beobachtet. Wissenschaftler fanden einen riesigen Pilz dessen Myzel sich über 9 Quadratkilometer erstreckt und etwa 2.400 Jahre alt ist. Sein Gewicht wird auf über 600 Tonnen geschätzt. Der größte bislang entdeckte Hallimasch in Europa ist übrigens Schweizer und wohnt beim Ofenpass. Er ist rund 1.000 Jahre alt und erstreckt sich über 35 Hektar.

Und als Betthupferl:

  • Schokolade enthält immer ein bisschen Insektenteile. Die kleinen Viecherl werden mit geerntet und gemahlen und können nicht komplett herausgefiltert werden. Teure Schokolade wird stärker gemahlen, daher sieht man es da noch weniger. Vegetarisch ist Schokolade jedenfalls nicht.

Morgengruß (XXII)

Guten Morgen,

letztens habe ich ja was über die Kaffeesteuer erzählt, die eine Folge des gescheiterten Kaffee-Monopols in Preußen war. Was aber war das „Kaffee-Monopol“?

Friedrich II. von Preußen erließ 1781 ein Monopol für Kaffee, die Bürger sollten lieber Biersuppe trinken und die einheimische Brauwirtschaft fördern. Das hing damit zusammen, dass in der merkantilen Wirtschaftspolitik Friedrichs Importgeschäfte als ökonomisch ungesund galten – Geld geht weg, Waren kommen rein, werden aber verkonsumiert. Das Monopol bedeutete, dass nur noch der Staat selbst mit Kaffee handeln durfte.

Wie das aber so ist mit Suchtmitteln, war kurz nach Gründung des Monopols ein fröhlicher Schmuggel im Gange. Zeitgenössischen Quellen zufolge wurden Kaffeebohnen in Sandfuhren, Kohlensäcken, Biertonnen und „unter den Röcken der Weiber“ geschmuggelt, nicht selten sogar unter Leichen in Särgen. Friedrich reagierte, indem er auch das Rösten von Kaffee unter Strafe stellte und dem Staat vorbehielt. Wer privat Kaffee brannte musste mit drakonischen Strafen rechnen. Zur Überwachung stellte man 400 dienstentlassene französischen Soldaten ein, die „Kaffeeriecher“, die mit willkürlichen Durchsuchungen die kaffeesüchtige Bürgerschaft terrorisierten.

Als Friedrich der Große 1786 starb schaffte sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. 1787 erst die Kaffeeriecher und dann auch das Monopol ab

Morgengruß (XXI)

Schönen guten (und etwas späten) Morgen,

als Vater wird man ja gelegentlich seltsam angeschaut, wenn der Sohn z.B. ein rosa T-Shirt trägt. Ich erkläre den Leuten dann gern, dass der deutsche Einzelhandel 1918 eigentlich versucht hatte, rosa für Buben und blau für Mädchen bei der Kinderkleidung durchzusetzen. Die hinreißende Begründung dafür lautete, „dass Rosa eine bestimmtere und kräftigere Farbe ist, passt sie eindeutig besser zu Jungs. […] Blau dagegen ist zarter und eleganter und damit hübscher für ein Mädchen“. Hintergrund ist, dass rot allgemein als männliche Farbe und rosa damit als für Buben geeignet galt. In den 40er Jahren kehrte sich das langsam um, möglicherweise wurde blau vermännlicht durch die Verbreitung von Latzhosen und blauer Marineuniform. Zementiert hat Rosa für Mädchen dann die Erfindung der Barbiepuppe im knalligen Pink 1959.

Alles eine Frage der Zeit. In diesem Sinne – auf in den Feierabend. Später halt…

Morgengruß (XX)

Guten Morgen,

schwierige Ehen gab es ja schon immer. Den Vogel abgeschossen hat in diesem Punkt aber sicher der englische Quacksalber Martin van Butchell (1736-1814).

Er war bekannt dafür mit einem weißen Pony umherzureiten, das mit lila Flecken bemalt war. Er und seine Frau Mary hassten sich derart, dass sie in ihrem Testament verfügte, dass ihr Erbteil an einen entfernten Verwandten gehen soll, sobald sie beerdigt sei. Als sie starb ließ er ihren Körper einbalsamieren und als Attraktion („Die Teuer Verstorbene“) ausstellen. Seine zweite Ehefrau ein paar Jahre später zwang ihn, die Leiche aus der gemeinsamen Wohnung zu entfernen, wahrscheinlich auch, weil die Einbalsamierung nicht besonders gut gemacht war und sie zu riechen begann. 1815, nach Mitchells Tod, wurde sie einem Museum übergeben. Dort wurde sie 1941 bei einem deutschen Bomberangriff auf London zerstört.

Sein Sohn, Martin Edward van Mitchell war der erste britische Chirurg, der nach dem Tod eines Patienten wegen Fehlverhaltens verklagt worden ist.

Mit den Gedanken an die seltsamen Vorfahren unserer Zeit überlasse ich Euch nun Eurem Arbeitstag.

Beste Grüße,
Nik