Fundstück der Woche (13. KW): A beautiful day. The Power of Words we use.

Ein Werbespot für eine Werbefirma. Im grunde wäre das belanglos, würde er nicht so viel Raum für Interpretation, Nachdenkliches und Philosophisches bieten. Richtig gut gemacht auf jeden Fall – und, so scheint es – auf einer wahren Anekdote basierend.

Der damalige (junge) Creativdirector einer Werbeagentur änderte das Schild eines Bettlers von „i’m blind“ in „i’m blind and its spring“ – das Ergebnis soll überragend gewesen sein. Das lässt natürlich viel Raum für Diskussionen über das Naturell des Menschen und seine Fähigkeit zu Empathie – aber auch darüber, Warum man manche Dinge erst „richtig“ machen muß, bevor sie funktionieren.

Flashback: Rossis Welt

Mutmaßlich weil es kaum Klickzahlen auf Youtube gab, ist das wohl wieder eingestampft worden. Aber es macht irgendwie Spaß, mal wieder in die Redaktion zu gucken. Der Humor ist schräg und wahrscheinlich nur was für Liebhaber. Ich bin so einer. Und Euch kann’s ja egal sein.

Ausgabe 01/09

Wie der "schwarze Filz" tickt…

Das Beste an der Demokratie ist der gelegentliche Wechsel der Regierungsmehrheiten. Das führt dazu, daß nicht eine Gruppe alleine ihren Einfluß auf die Verwaltung, die Justiz und manchmal sogar die Medien ausübt, sondern daß es da gelegentlich zu einem Wechsel kommt.

Nun ist es in Bayern ja geradezu ein offenes Geheimnis, daß eine Verwaltungskarriere eine bestimmte Stufe nicht erreichen wird, wenn man nicht über das richtige Parteibuch verfügt. Hier ist es längst in Teilen zu einem „Filz“ gekommen, der eigentlich dringend durchbrochen werden muß, der Skandal um den Augsburger Staatsanwalt Winfried Maier, der wegen seiner Ermittlungen gegen Max Straß strafversetzt wurde, zeigte das überdeutlich. Geändert hat die Geschichte aber nichts.

Trotzdem begehren immer wieder einzelne Mitglieder der Gesellschaft auf. So auch der Journalist Peter Welchering, der über seine Heimatstadt Kornwestheim berichtet und das auf der Ebene von Blog und Twitter. Er beschreibt einen kleinen Finanzierungsskandal in Pattonville, wird daraufhin von den Lokalmedien (welche die Lufthoheit über den Stammtischen bislang genießen durften) bedroht und letztendlich sogar von Seiten der Kommunalen Politik bedrängt. Als Reaktion darauf beschreiben andere Journalisten offenbar auch derartige Erfahrungen, geradezu bedroht werden sie manchmal aus den Reihen der kommunalen Behörden.

Hallo, wo sind wir hier?

Man hat langsam wirklich das Gefühl, in einer Bananenrepublik gelandet zu sein.

Kurzer Nachtrag:
Auch wenn ich jetzt hier zwei Beispiele aus dem schwarzen Filz herausgegriffen habe, sollte ich alleine schon der Gerechtigkeit halber betonen, daß es umgekehrt auch nicht gut ist, wenn die andere Seite zu lange ununterbrochen regiert, siehe Kölner Klüngel. Wie gesagt, ein Wechsel ist demokratisch.
Interessant ist in dem Zusammenhang aber, daß man bei schwarzen Korruptionsfällen oftmals nur mit den Schultern zuckt, während die Bevölkerung Korruption bei der SPD immer besonders kritisch betrachtet. Das bringt einen zu einer interessanten Erkenntnis: Anscheinend hat man an die Sozialdemokratie nicht nur den höheren Anspruch was Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Sauberkeit angeht, sondern es gibt scheinbar auch noch einen gewissen Rest von gutem Ruf. Sonst wäre im anderen Fall die Enttäuschung auch nicht so groß…

Au revoir, Stéphane!

Stéphane Héssel ist tot. der 95-jährige war ein Überlebender des KZ Buchenwald und ein ehemaliger Kämpfer der Résistance, der mutmaßlich der letzte Überlebende Mitarbeiter der Ersteller der UN-Charta der Menschenrechte war. Nun ist er in der Nacht auf heute gestorben.

Héssel wurde vor allem in neuerer Zeit durch seine Streitschrift „Empört Euch!“ bekannt, ein kaum 20 Seiten starkes Büchlein das nicht nur die Finanzkrise und den Umgang damit von Politik und Hochfinanz kritisierte, sondern auch die junge Generation aufforderte, keinen Stein auf dem anderen stehen zu lassen, wenn das Gesellschaftssystem nicht in der Lage ist, ein gewisses Minimum an Gerechtigkeit zu erzeugen.

Damit wurde Héssel zum Namensgeber der Bewegung der Empörten, welche Gesellschaft und System für seine stete Umverteilung von unten nach oben kritisieren – und deren Kampf ist noch lange nicht vorbei. Héssel forderte ein gerechteres und ehrlicheres System, das demokratische Legitimation für alle Verantwortlichkeiten verlangt und Gewaltlosigkeit praktiziert.

Wir werden ihn vermissen. Und uns weiter über diese Welt empören.

„Neues schaffen heißt Widerstand leisten! Widerstand leisten heißt Neues schaffen!“

Lastknightniks Woche (7/2013)

Wie (fast) jeden Freitag eine kurze Nachschau über die fünf m.E. nach wichtigsten oder interessantesten Geschichten der Woche zur Nachlese.

Montag: Papst Josef „Benedikt“ Ratzinger tritt zurück. Gab im Netz viel Anlaß zu Satire, selbst bei mir.

Dienstag: Nordkorea lässt nach dem Vatikan die zweite Bombe der Woche platzen; diesmal allerdings eine Atombombe.

Mittwoch: der politische Aschermittwoch in Vilshofen.

Donnerstag: Schwul? Dann darf man in Bayern nach dem Willen der Banken keine Gaststätte auchmachen. Man kommt sich vor wie in Rußland.

Freitag: Leiharbeiter bei Amazon. Ein erschütternder Bericht des HR über die Kasernierung von Angestellten, unmenschliche Arbeitsbedingungen und die Ausbeutung von Menschen. Siehe dazu (auch zur „Reaktion“ von Amazon) die Nachdenkseiten.

Wir waren Papst – Fragen ohne Antworten

Tja, da überschlagen sich die Meldungen – seit dem 13. Jahrhundert ist kein Papst mehr zurückgetreten, aus dem Amt wurde man normalerweise getragen. Angesichts der heutigen, veränderten Welt gegenüber dem 13. Jahrhundert (also, zumindest außerhalb der Kirche), stellen sich natürlich ein paar wichtige Fragen:

  • Wieviel Rente bekommt so ein Papst? Hat er als deutscher Papst eigentlich in die Rentenkasse eingezahlt? Hm… wenn ich richtig informiert bin, zahlt der Steuerzahler das Pensionsgehalt von verrenteten Priestern. Wenn der Papst jetzt im sonnigen Rom bleibt – Titelt die Bild-Zeitung dann mit dem Rentenbetrüger Italien-Josef?
  • Mußte der Papst wegen der deutschen Bundesregierung zurücktreten? Wegen Ermittlungen in Hannover? Vielleicht weil er abgeschrieben haben soll oder weil ihm Frau Merkel das Vertrauen ausgesprochen hatte?
  • Im März steigt dann wieder weißer Rauch auf – nur wen verbrennen die dann?
  • Zur Wahl des neuen Papstes sind ausdrücklich Laien als Kandidaten zugelassen, sie müssen nur männlich und katholisch sein. Ist Vermin Supreme katholisch?
  • Es wählen ja nicht alle Katholiken, sondern nur die Schlüsselträger, sprich: Die Kardinäle. Das ist in etwa so, als wenn bei uns nur die Behördenchefs wählen dürften. Wegen der Kompetenz.
  • Immerhin, Kardinal Josef Ratzinger hat dann wieder mehr Zeit für die Familie, wie der Postillon titelt…
  • stellt das eigentlich nun eine Rückkehr zu Praktiken des 13. Jahrhunderts dar, liebe Kirche?
  • Hat der Papst jetzt eigentlich auch einen Vertrag mit der Gazprom?
  • Sollte wegen der Gleichberechtigung und der europäischen Richtlinie gegen Diskriminierung der nächste Papst nicht eine weibliche, homosexuelle Muslima werden?
  • Warum verkündet die Kirche das im Fasching? Insbesondere, wo es doch scheinbar seit Freitag bekannt ist?
  • Immerhin: Eine weitere berufliche Karriere scheidet ja nicht aus; Das Dschungelcamp wird sicher auch 2014 fortgesetzt…. dann wahrscheinlich mit Grimmepreis.
  • Wird die Nachfolge über die Macht entschieden?

Ganz ehrlich…. die ganzen besorgten Kommentare von Katholiken, die den Tenor haben: „So ein Amt kann man in dem Alter eben nicht mehr voll erfüllen..:“ grenzen doch an Realsatire, oder?

Ach ja… es geht bergab

Seit JJ Abrahms aus der Idee einer humanistischen Zukunftsvision sein Star Trek für coole Leute gemacht hat, wird man das Gefühl nicht los einem Symptom für die Abkehr von einem gewissen ideellen Rationalismus in den USA beizuwohnen.

Mag sein… nein, ziemlich sicher interpretiere ich in die Thematik zu viel hinein. Aber irgendwie beschleicht mich ein Gefühl von Unbehagen, seit ich mich dem zweiten Star Trek – Film (Passender Weise mit dem Untertitel „Into the Darkness“) irgendwie doch mal zugewandt habe um wenigsten den Trailer mal anzuschauen. Zugegeben, die Variante, die ich hier für den Blog ausgewählt habe ist ein bißchen lustiger, aber trotzdem:

Seit ich Star Trek für mich entdeckt hatte, ohne je ein wirklicher Trekkie zu werden, mochte ich die Grundidee, die hinter Gene Roddenberrys Vision stand. Die Grundidee ist die einer Gesellschaft die dank Überflußwirtschaft den Kapitalismus und das Geldsystem abgeschafft hat, keinen Hunger und keine Not mehr kennt so wie wir sie tagtäglich auf unserem Planeten erzeugen. In der Zukunftsvision von Roddenberry hungert niemand mehr, bloß weil irgendein geldgieriger Sack hinter seinem Schreibtisch nach mehr Profit giert. Es wird auch niemand mehr für minderwertig gehalten, nur weil er das falsche Geschlecht oder die falsche Hautfarbe hat. Stattdessen gehen die Menschen ihrer Berufung nach und für manche ist dies die Erforschung des Weltalls. Deren Geschichten erzählt Roddenberry.

Nach seinem Tod 1991 bekam die in ihrer Botschaft ziemlich direkte Vorzeigeserie „The next Generation“ eine kleine Wendung: Das Universum wurde einen Hauch kaputter, die Serie actionreicher. Das Grundkonzept des humanistischen Diskurses ethischer Probleme vor dem Hintergrund fremder Welten blieb aber bestehen. Manche dieser Diskurse haben jetzt nicht nur so einen wie mich, sondern sogar Rechtsphilosophen beschäftigt.

Die kurz darauf gestartetet Serie „Deep Space Nine“, die nun nicht mehr die Erforschung des Weltalls, sondern ein Babylon 5 für Star Trek wurde, setzte den Fokus mehr auf dieses schon ein bißchen veränderte Universum. Es gab plötzlich eine größere Zahl von Gefechten und Schlachten zu beobachten, zum Teil wie in „Der Weg des Kriegers“ seltsam nüchtern inszeniert (Kein Vergleich mit der Babylon-5 Folge „Die Strafaktion„, die den Abwehrkampf wesentlich dramatischer, aber auch pathetischer inszeniert), und die Handlung dreht sich letztendlich um drei größere Auseinandersetzungen zwischen der Föderation, den Cardassianern, den Klingonen und dem Dominion.

Schon das ursprüngliche Setting ist irgendwie merkwürdig und bringt mich letztendlich auf das Thema, zu dem ich eigentlich kommen wollte: Deep Space Nine ist eine Raumstation im bajoranischen Sektor. Die Bajoraner waren bis vor kurzem von den Cardassianern besetzt und brutal unterdrückt worden und sind insgesamt eine extrem religiöse Gesellschaft. Sisko, der Föderationscommander von DS9, wird von ihnen für den „Abgesandten“ gehalten und nimmt letztendlich – auch bedingt durch das Serienfinale, wo er quasi zum Himmel fährt (also im Wurmloch verschwindet) eine sehr wichtige Position ein.

Babylon 5 bot das ziemlich genauso an, Sheridan stirbt nach 20 Jahren und fährt auch in die Unendlichkeit (in dem Fall von den Allerersten geholt), allerdings kokettierte J. Michael Straczynski mit der Thematik in einer wunderbaren „Rückschau“-Folge am Ende der vierten Staffel. Aber auch hier wurden religiöse Motive (hier sind es die Mimbari und das Erscheinen der „Allerersten“ Völker, sowie „des Allerersten“ Lorien – ja, die Anspielung auf Lórien ist Absicht!) verarbeitet.

Der große Erfolg der Neuauflage der Serie „Battlestar Galactica“ hat auch so eine seltsame religiöse Nummer. Ich mag die Serie sehr gern, aber spätestens ab der Dritten Staffel bricht die irgendwie ab und es geht hier nur noch um das Erfüllen eines wie auch immer gearteten Schicksals. Am Ende finden die Menschen und die organischen Zylonen die Erde wieder und besiedeln sie gemeinsam – zusammen mit den Urmenschen bilden sie die genetische Basis der heutigen Menschheit. Mal abgesehen von der „Das Leben kommt aus dem All“ – Motivation durchzieht die ganze Serie eine quasimythische Stimmung: Da stehen Leute von den Toten wieder auf und Träume weisen den Weg.

Die neueren Star Trek Filme springen nun ebenfalls auf diesen Zug auf und sind ebenfalls sehr von dem Thema „Bestimmung“ gefesselt. War das bei Star Wars noch eher eine amüsante Randerscheinung, die zu dem leicht märchenhaften und sehr an Fantasy erinnernden Setting passte (nebenbei wird JJ Arbahms auch da künftig Regie führen), so wird Star Trek nun auch lauter, von zukunftsweisenden Schlachten und Bestimmungen einzelner Helden geprägt. Das daran gruselige ist, daß dadurch die Maxime von Vernunft und Logik (passender Weise hat Abrams ja das Logikervolk der Vulkanier schon aus der Gleichung gestrichen) durch religiöse Motive ersetzt werden, die – man sieht es ja an Erfolg und Zuschauerzahlen – offenbar mehr in die Zeit passen und das Publikum eher ansprechen.

Das wiederum lässt einen doch darüber nachdenken, was eigentlich dieses 21. Jahrhundert für eines werden soll. Überall brechen die religiösen Fanatiker aus den Löchern aus, in die sie Aufklärung und Rationalismus mal eingesperrt hatten. Egal welcher Couleur, manche freuen sich sogar schon darauf, gegeneinander den totalen Krieg, das Armageddon zu führen. Im Namen der Verteidigung christlicher Werte wird neuerdings der Jude als Zeuge bestellt um den Muslim abzuwehren und die Kirchen beklagen, systematisch angegriffen zu werden. Mit ein wenig Verspätung kämpfen sie nun mit aller Kraft um ihren Machterhalt.

Dabei verursachen sie dieselbe ideologische Verblendung gleich mit: Ganze Religionsgemeinschaften werden in die weltpolitische Sippenhaft genommen und es scheint einem Kölner Kardinal kein Problem zu bereiten, daß „Muslim“ und „Islamist“ beim weniger intellektuellen Teil der Bevölkerung als Synonym verstanden wird. Das wäre so, als würde man alle Christen für Guantanamo Bay in Sippenhaft nehmen.

Daß das 21. Jahrhundert wieder zunehmend religiös wird – vielleicht als Antwort auf die von uns geschaffene, kompliziertere Welt – stimmt nachdenklich. Vielleicht behalten Gene Roddenberry und Michael J Straczynski ja recht: Beide haben in ihren Welten einen Dritten Weltkrieg im 21 Jahrhundert prognostiziert. In Star Trek war es ein Krieg, der durch eugenische Experimente an Menschen erzeugt worden war (und in den USA ist Eugenik in gewisser Hinsicht längst wieder Realität – auch ein Ergebnis Neoliberalen Denkens), im Babylon.5 Universum ist es ein Ressourcenkonflikt. Vielleicht aber schaffen wir es ja doch, uns ganz mittelalterlich wegen des Namens der Rose die Köpfe einzuschlagen.

Mal den Ball schön flach halten….

Ohweh und Ach, ein Wettskandal erschüttert die Fußballwelt. Dieser, in Zeiten von Massendoping und sonstigen unsauberen Vorgängen in der Sportwelt eigentlich eher als Randnotiz gedachter Infotainement-Inhalt spiegelt sich in der Tagespresse wider.

Also ehrlich gesagt, bislang bin ich eher mäßig überrascht oder aufgeschreckt. Angenommen, in Deutschland seien wirklich 70 Spiele manipuliert gewesen und dabei seien ernsthaft 2 Millionen Euro Schmiergeld an Schiedrichter, Spieler und so weiter geflossen, dann sind das pro Spiel doch nur ein paar tausend Euro. Angesichts der Gehaltsklassen unserer Sportfunktionäre und Spieler eher lächerliche bis absurd geringe Summen.

Schon die Idee, für 8 Millionen Euro Gewinn 70 Spiele manipulieren zu müssen lässt nicht gerade auf ein gigantisches Verbrechersyndikat schließen, sondern eher auf Kleinkriminelle. Die wären mit Banküberfällen oder Versicherungsbetrug sicherlich erfolgreicher gewesen.

Auch wenn es weltweit mehr als 380 Spieler und Funktionäre sein sollen – irgendwie hätte ich von asiatischen Verbrechersyndikaten, noch dazu mit russischer Beteiligung da mehr erwartet. Nun gut, es ging hierbei wohl eher in Ausnahmefällen um hochdotierte Spiele wie jene in der Champions League oder einige Qualifikationsspiele für EM und WM.

Naja,. immerhin, die Kriminellen manipulieren jetzt Spiele, statt Drogen zu verkaufen. Ist doch auch irgendwie eine gute Nachricht.