Das Lieblingsargument gegenüber der Titanic….

ist ja dieses: „Wann kommt denn mal ein Titanic-Titelbild mit einem deftigen Moslem-Thema? Oder bleibt das aus Angst, nur noch mit Polizeischutz auf die Straße zu können, ungedruckt?“

Ich kann diese dummdreiste Argumentation nicht mehr hören. Informiert Euch halt wenigstens mal!




Oder auch die mit Karikaturen gespickte Humorkritik zum Thema Mohammed-Karikaturen.

Das Argument, Titanic gehe nur auf die katholische Kirche los ist ein besonders schönes, zeigt es doch, daß wahre Gläubige wirklich nur mit selektiver Wahrnehmung gesegnet sind…

Nachtrag: Gilt auch für politische Spinner!

Von der Böswilligkeit von Fanatikern.

Noch am Dienstag habe ich einen Artikel geschrieben, in dem ich dargestellt habe, daß Toleranzgedanken und die Frage nach dem Umgang miteinander zwischen den verschiedenen Religionen manche Menschen schon im Mittelalter beschäftigt haben. Kaum ist der erschienen geht’s schon wieder los.

Nach Berichten der Süddeutschen Zeitung scheint es sich bei den weltweiten Angriffen auf US-Botschaften und -Einrichtungen besonders in Lybien und Ägypten um eher geplante Attacken gehandelt zu haben. Das erinnert schwer an die Ausschreitungen in der arabischen Welt bezüglich der Mohammed-Karikaturen aus dem Jahr 2005, die erst ein halbes Jahr nachdem die Karikaturen erschienen waren losbrachen, weil ja alles erst vorbereitet werden mußte. Das Ganze hat bis zu 140 Menschen das Leben gekostet und mehr als 800 verletzt.

Nun ist ein amerikanischer Botschafter umgebracht worden und zusätzlich das Personal der Botschaft in Bengasi und hier zeigt fanatische Religiösität sein häßlichste Fratze. Mord als Ausdruck von religiösen Gefühlen kann keine Antwort sein und der Bruch der diplomatischen Sicherheit ist eine ganz besonders gefährliche Sache: Ohne diese zivilisatorische Errungenschaft wären praktisch keine vernünftigen Gespräche mehr möglich.

Im Gegenzug muß man sich allerdings auch um die geistige Gesundheit des untergetauchten Machers des Films, Sam Bacile machen. Der sagte wörtlich: „Islam is a cancer. The movie is a political movie. It’s not a religious movie.“ Dem gleichen Bericht entnimmt man das Lieblingsargument des Islamhassers zur Zeit, er nimmt den Juden als Komplizen: „Mr. Bacile said he raised $5 million from about 100 Jewish donors, whom he declined to identify.“ In Anbetracht der derzeitigen, heißen Lage zwischen Israel und dem Iran ist das eine interessante, geradezu praktische Aussage für all diejenigen, die darauf hoffen daß hier endlich der ultimative Krieg zwischen Islam und Christentum beginnt. Die gibt es wirklich, die letztendlich darauf setzen, daß in der „letzten Schlacht“, also einem Weltkrieg zwischen West und nahem Ost das Christentum den Islam beseitigt zum Ruhme Gottes oder so.

Man fragt sich schon, ob dieser Schwachkopf da mit dazugehört. Das Provozieren von Muslimen ist relativ leicht, zugegeben, aber deswegem muß man es doch nicht so gezielt tun. Auch wenn die Empörung in diesen Staaten oftmals eine gelenkte und gewollte ist – schließlich ist ähnlich wie in bayerischen Bergdörfern der Pfaffe oftmals der einzige Intellektuelle vor Ort – so muß man sich doch darüber im Klaren sein, daß die Freiheit des Einzelnen da aufhört, wo sie die Freiheit des anderen beschneidet. Satire ist völlig ok und sie darf auch gerne religiöse Motive zum Ziel haben. Aber bei uns platzen ja die Kragen der Katholiken schon, wenn die Titanic ein Bild vom Papst abdruckt, und dann wird es wiederum als Beispiel für die Humorlosigkeit des Islam herangezogen, wenn eher einfache Seelen dort gegenüber Beleidigungen ihrer Religion auch nicht grad mit Gelächter reagieren.

Enge Weltbilder haben nun einmal enge Humorgrenzen, aber das, was ich in dem Videovorgeschmack des amerikanischen Films gesehen habe, ist einfach nicht lustig. Das war das letzte Titanic-Titelbild mit Benedikt übrigens auch nicht. Das hier dagegen schon, alleine wegen der damit erzeugten Reaktion, die geradezu köstlich mit den Phantasievorstellungen der vermeintlich Beleidigten spielt.

Zweierlei Maß?
Sollte also mit zweierlei Maß gemessen werden? Nein, eigentlich nicht. Ich finde allerdings, bei aller Liebe zur Satire eine gewisse Grenze schon richtig, wobei ich diese Grenze weit hinter den sogenannten Mohammed-Karikaturen ziehen würde. Die dänischen Muslime haben sich ja auch keinen Strich aufgeregt, man war das einfach gewöhnt und ist achselzuckend zur Tagesordnung übergegangen. Eines sollten sich Gläubige auf jeden Fall man hinter die Ohren schreiben: Man kann einen Gott, wenn er denn als solches höheres Wesen existiert, nicht beleidigen. Das geht einfach nicht. Und dann ist auch die ganze Aufregung sinnlos.

Eines ist gewiß: Egal welche Worte oder Bilder auch immer gesagt oder gezeigt werden, nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt Mord.

Und damit es nicht ganz so ernst aufhört, hier der Extra-3 Beitrag zum Karikaturen-Streit:

Gespräche, die ich heute nicht mehr führen möchte (2)

Situation: Eine T-Kreuzung mit Fahrradwegen zu beiden Seiten der Hauptstraße. Ampelschaltung. Da gegenüber der einmündenden Straße eine Einfahrt ist, gibt es für den Fahrradweg eine Fahrradampel. So ein Ding mit drei verschiedenfarbigen Birnen.

Fahrradfahrer ignorieren diese Ampel nur zu gern. Eine mußte scharf bremsen um nicht mit mir, dem querenden Fußgänger zusammenzustoßen. Folgender Dialog ergibt sich:

Radfahrerin (bei Rot drüber): „Kannst Du nicht aufpassen?“
Fußgänger (bei Grün drüber): „Kannst Du keine Ampel lesen?“
Radfahrerin: „Was soll das?“
Fußgänger: „Das frage ich mich auch. Aber bei Ihrer Demenz mag ich Ihnen das nachsehen.“
Radfahrerin: „Haben Sie mich grad als dumm beschimpft?“
Fußgänger: „Nicht direkt. Eher etwas festgestellt.“
Radfahrerin: „Sie sind unverschämt!“
Fußgänger: „Mitnichten. Sehen Sie, entweder ich gehe davon aus, daß Sie bei drei Lampen in der Ampel intellektuell völlig überlastet sind, oder ich muß davon ausgehen, daß Sie mich absichtlich umfahren wollten. Das wäre dann Körperverletzung. Da ich ihnen keine Straftat anlasten möchte, gehe ich eben von Blödheit aus. Das halte ich für höflicher.“
Radfahrerin: „Verpiss Dich doch. Was soll denn dieser Scheiß?“
Fußgänger: „Na sehen Sie, es muß Überforderung sein. Schließlich sind Sie jetzt auch noch ratlos. Na, einen schönen Tag noch.“

Vermutlich steht die immer noch an der Kreuzung und versteht nicht… ^^

Deutschland – Deine Super Märkte (Teil IX): Helfen Sie mit, Ihnen Müll zuzuschicken.

Wenn es etwas gibt, was ich für wirklich völlig daneben halte, dann ist es die Datensammelwut der Kaufhäuser. Mit jeder Payback und sonstigen Kundenkarte gibt man dem Unternehmen nebst Namen auch artig das Kaufverhalten preis. Ich mag es schon nicht, wenn ich an der Kasse nach meiner Postleitzahl gefragt werde – stets gucke ich dann auf meine Uhr und hänge noch eine Null dran. Neu ist allerdings, wie das beworben wird neuerdings beim Rossmann:

Bitte geben Sie Ihre Postleitzahl an - wir möchten Ihren Briefkasten füllen!

Bitte geben Sie Ihre Postleitzahl an – wir möchten Ihren Briefkasten füllen…

Zum Weiß Ferdl…

Nachdem ich einige recht unfreundliche Kommentare erhalten habe möchte ich doch kurz dazu Stellung beziehen, daß ich als Sozialdemokrat mit einem Mann wie dem Weiß Ferdl so viel anfangen kann. Der wird ja gerne als Nationalsozialist beschrieben, was nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig ist.

Weiß Ferdl, eigentlich Ferdinand Weisheitinger, ist 1883 geboren worden und starb 1949. Er war als bayerische Volksschauspieler und Sänger bekannt, aber vor allem seine satirischen Bühnenprogramme sind heute den meisten überliefert, darunter eben die Linie 8, wie auch das bayerische Wikipedia in aller Kürze vermerkt. Er war, das muß man klar sagen, ein früher Anhänger des Nationalsozialismus, trat allerdings erst um 1940 der Partei bei, was vermutlich auch mit seinen zum Teil sehr kritischen Bühnenwerken zu tun hatte.

Weiß Ferdl war sicher kein Widerstandskämpfer, aber er hat in einer Zeit, als ein Großteil des Volkes sein Denken kollektiv eingestellt hatte, sich immerhin Geist und Charakter bewahrt. Es geht das Gerücht, daß er öfter mal nach Bühnenauftritten von der stets anwesenden Polizei einkassiert worden ist und sogar eine regelrecht private Zelle in Stadelheim hatte. Ein schönes Beispiel war ein Auftritt mit einem großen Koffer. Er verkündete dem Publikum und den dort anwesenden Polizisten, er habe „die ganze Regierung darin“. Auf Befehl des sofort herbeigeeilten Schutzmannes öffnete er den Koffer in dem sich nur Stofffetzen befanden. Als der Polizist nach kurzer Durchsuchung eher überrascht rief: „Da sind ja nur Lumpen darin!“ Soll der Weiß Ferdl locker geantwortet haben: „Das haben jetzt Sie gesagt.“ Den Mut sieht man heute eher bei den Priols und Schramms, eher selten schon bei einem Pispers und kaum bei einem anderen.

Ein anderes Beispiel, das mir meine Großmutter erzählt hat, gefällt mir noch besser: Weiß Ferdl betritt mit einem Hitlerporträt die Bühne, stellt es zunächst an die linke Seitenwand, dann an die rechte, anschließend in die Mitte. Auch das gefällt ihm nicht und er hält es an verschiedenen Stellen am Hintergrund hoch. Schließlich, bislang wortlos, nun scheinbar ratlos, wendet er sich ans Publikum und fragt: „Was meinen Sie? Hänegen wir ihn auf oder stellen wir ihn an die Wand?“
Weiß Ferdl hat sich auch immer kritisch mit seiner Zeit auseinandergesetzt. So hat er 1946 sehr schön im Refrain des Liedes „Unser Fähnelein weht weiß und blau“ eingefügt: „Und jetzt weht’s Fähnelein wieder – mit Genehmigung der Militärregierung – aber weiß und blauhu!„. Auch sah er den Entnazifizierungsvorgang eher kritisch, man darf gerne drüber streiten wie er es meinte wenn er ins Publikum 1946 rief: „Und wenn ihm sonst nichts zu beweisen war: Hitler-Briefmarken hat er bestimmt von hinten abgeleckt!“ Ein anderer Stropheneinsatz fällt auch auf, wieder aus dem „Fähnelein“:

„Das Bayernlandle, ja, das muß bestehen.
Wo soll’n die vielen Flüchtling‘ auch sonst hingehen?
Mir wer’n net weniger, auf keinen Fall
zu uns da kummans her von überall.
Do geht’s uns guat, sie wissen’s ganz genau:
Wo aber weht das Fähnelein schön, aber weiß und blau?“

Erinnert in gewissen Noten doch an sehr aktuelle Aussagen, nicht wahr? So richtig haben sich manche Dinge nicht geändert. Einen anderen Text vom Weiß Ferdl möchte ich Ihnen hier noch vorstellen, er stammt aus dem Jahr 1932 und heißt: „Die Großkopferten“.
Bevor ich den Text nun bringe, zur Unterstützung meiner Nordlichterleser: Ein „Großkopferter ist einer, der bestimmt. Am Ort sind das meist die reichen Bauern und heutzutage eventuell die Familien mit viel Grundbesitz oder einer Firma. Auf Bayern bezogen sind es die Großindustriellen, die Großbanker und die Spitzenpolitiker. Das sind Großkopferte.

Schon im Altertum freuten sich die Leute, wenn ein Spaßvogel über die Großkopferten etwas sagte. Und das ist bis zum heutigen Tage gleich geblieben. zur Zeit hat halt ein Komiker bei diesem Thema Konzentrationshemmungen, Sie werden das verstehen. Aber ich weiß auch, das die wirklich großen Männer, daß die auch einen Spaß verstehen, die lachen selber drüber, und sie wissen ach, daß wenn ein kleiner komiker einen Witz macht, daß ihre Position noch lange nicht erschüttert ist.
Unangenehm sind aber die anderen, die sich immer einbilden, Großkopferte zu sein, und sind gar keine. Sie, Gschaftlhuber hat’s schon immer gegeben, man nennt sie jetzt ‚Hundertzehnprozentige‘. Man wird doch noch lachen dürfen. Es heißt ja immer: ‚Kraft durch Freude‘. Gibt es eine größere Freude als wie die Schadenfreude?
Nein. Über die prominenten Persönlichkeiten existieren schon viele Witze, die die Herren sicher selber kennen. Interessant ist es nur, wie die erzählt werden. Während die wirklichen Nationalsozialisten, SA und SS solche Witze wirklich hemmungslos und mit voller Namensnennung erzählen, ihnen kann ja nix passieren, sind andere etwas vorsichtiger:
Er trifft einen Freund, will ihm den Witz erzählen, schaut rechts, schaut links und nach unten und dann wispelt er ihm ins Ohr den Witz. Wenn nun sein Freund lacht, dann ist alles in Ordnung, wehe aber wenn der ein bedenkliches Gesicht macht: Dann kriegt’s der Witzeerzähler gleich mit der Angst und sagt: „Ja, ich hab ihn halt auch g’hört, ja? Er wird jetzt überall erzählt, mhm, ja, also, Heil Hitler, gell?“
Der Name des Führers, der muß viel zudecken, wenn sich zwei streiten, so kommen sie sofort auf das politische Gebiet.
Neulich hat ein Hausbesitzer, eines der bedauernswertesten Geschöpfe der Jetztzeit, mit einem Spenglermeister einen Krach gehabt, wegen den Dachrinnen, ned, und sagt also: „Ihr seid’s ja ausg’schamt, mit Eich konn ma ned orbeiten, Ihr seid’s ja ärger wie sie Juden!“ Jetzt fängt der Spenglermeister an: „So? Da hoaßt’s allweil ma soit dem Handwerkererstand wiada auf’s Fiaß heifa, weil ma a so scho hoibat am verrecka san; na wenn ma a paar Penning verlang‘, na is Eich grod as zuvui, es Hungerleider, es traurigen! Es wart’s ma die richtigen Volksgenossen, hm? Woit’s an Hakenkreuzfanderl raushänga und am andern de Gurgl zudrucka, schamt’s eng!“
Jetzt fing aber der Hausbesitzer an: “ A so kamst ma Du, Du Aprilnazi, Du trauriger, Du eam schaug o, Du bist ja erst zu uns kemma wias koa andere Partei mehr geb’n hat..!“

Man könnte das nun ewig fortsetzen. Ein Stück Zeitgeschichte ist es allemal. Eines aber möchte ich trotzdem gesagt haben: Auch das gehört zu unserer Vergangenheit – und ehrlich gesagt, einen besseren Blick auf die Verhältnisse als so durch eine Quelle kann man kaum bekommen.