Lastknightniks Woche (34/2012)

Wie (fast) jeden Freitag eine kurze Nachschau über die fünf m.E. nach wichtigsten oder interessantesten Geschichten der Woche zur Nachlese.

Lieblingsspiel – Knights & Merchants

Lieblingsspiel: Knights & Merchants

Auch wenn das hier eigentlich ein politischer Blog ist, so möchte ich doch hin und wieder auch mal was anderes veröffentlichen. Dazu gehört die neue Reihe Lieblingsspiele.

Es gibt ja viele Siedler-Klone. Die Siedler-Reihe hat im Grunde die Aufbaustrategie erfunden und im Grunde schon im zweiten Teil perfektioniert gehabt. Allerdings gab es eine ganze Reihe von Spielen, die sich auf ähnliches besannen und trotzdem eine Menge eigener kreativer Ideen einbrachten. Das Beste ist meinem Empfinden nach Knights & Merchants von Joymania.

Bei diesem Spiel geht es darum, ein Königreich vor dem niederträchtigen Thronfolger zu retten – Dazu besiegt man in 20 Missionen die Armeen des Feindes und am Ende sind alle wieder glücklich. Mehr ist es nicht. Die Geschichte unterhält trotz ihrer Simplizität allerdings, weil nach und nach das gesamte Land vorgestellt wird und man so zumindest in Ansätzen den Eindruck von erzählerischer Tiefe erhält.

Screenshot von Evribiont.ru

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Besiedelt das Land!
Zu den größten Herausforderungen zählt es, zunächst eine funktionierende Wirtschaft aufzubauen. Das gesamte Dorf kreist um Schule, Lagerhaus und Wirtshaus, es ist fast wie im richtigen Leben. In der Schule kann man neue aufgabenspezifische Dorfbewohner erschaffen, die den Ort nach und nach bevölkern. Man baut eine Holzfällerhütte? Dann muß man einen Holzfäller ausbilden. Die Ausbildung und damit die Erschaffung eines neuen Bewohners funktioniert lediglich über den Einsatz einer Kiste Gold.
Die Wirtschaftskreisläufe sind verhältnismäßig überschaubar in ihrer Komplexität, allerdings wird so manches in verschiedenen Kreisläufen verwendet: Schweine werden sowohl zu Würsten, als auch zu Leder verarbeitet, Holz dient sowohl als Baustoff, als auch als Grundlage für die Holzwaffenherstellung.
Man baut Granit und holzt Wälder ab, die man auch wieder aufforsten kann. Bauernhöfe produzieren Korn, das entweder in der Mühle und der Bäckerei zu Brot verarbeitet werden kann, oder als Futter für Schweine oder Pferde verwendet wird. Nahrung ist der Schmierstoff der ganzen Geschichte: Jeder Einwohner bekommt nach einer gewissen Zeit Hunger und muß im Gasthaus seine Kräfte auffrischen, Soldaten müssen mit Nahrung versorgt werden. Es gibt vier Arten: Fisch, Brot, Wurst und Wein. Am Anfang jedes Aufbaulevels ist es daher unumgänglich erst einmal die Nahrungsversorgung auf die Beine zu stellen.

Verteidigt das Land!
Nun wird die Heimat verteidigt und die Truppen des Gegners, die man bislang bestenfalls aufgehalten hat, müssen zurückgeschlagen werden. In der Schule bildet man Rekruten aus, die mit den in der Kaserne vorrätigen Waffen zu Soldaten gemacht werden. Hier wird das Spiel entschieden taktisch: Die Schlachten werden mit relativ vielen Truppen ausgetragen, weswegen es elementar wichtig ist, in Formationen zu arbeiten und diese nach einem strengen Stein-Scher-Papier Prinzip einsetzt. So ist Kavallerie effektiv gegen Infanterie und Schützen, Infanterie kann eine Position gut behaupten, Stangenwaffen sind effektiv gegen Kavallerie und Schützen schließlich sind stark im Angriff, aber können sich nicht verteidigen und müssen daher geschützt werden.
Die Waffenproduktion zerfällt in zwei grundsätzliche Typen: Holzwaffen und Eisenwaffen. Da die Vorräte an Eisen auf jeder Karte begrenzt sind ist es relativ effektiv, vermehrt auf Holzwaffen zu setzen (Holz wächst nämlich nach) und die vorhandene Kohle lieber zur Goldproduktion zu verwenden.

Schwachstelle Wirtschaft
Die Schwachstelle des Gegners ist in aller Regel die Wirtschaft. Die Hauptstütze der Wirtschaft ist der einfach Arbeiter, der Träger, im Spiel ″Gehilfe″ genannt. Jeder Gehilfe holt die benötigten Waren aus dem Lagerhaus und bringt sie an Ort und Stelle, umgekehrt holt er alle fertig produzierten Waren ab. Sind die Träger allerdings weg ist die Wirtschaft so gut wie am Ende, auch die Truppen werden nicht mehr versorgt. Die Dorfbewohner müssen dann der Spiellogik zufolge ebenfalls verhungern, weil die Bewohner sich die Lebensmittel nur im Gasthaus besorgen können.
Eine Alternative ist die Vernichtung von Schulhaus und Lager, dann können die Bauarbeiter auch nichts mehr erstellen und die Wirtschaft kommt zum erliegen. Manche Karten bieten für eine solche hinterhältige Taktik den Raum, andere tun das nicht.

Lieblingsspiel:
Ich liebe dieses Spiel und spiele es noch immer gerne. Die Erweiterung ″The Peasants Rebellion″ mochte ich nicht so sehr, besonders weil man seit der Erweiterung oft mit Steinewerfern statt Schützen spielte, die der taktischen Komponente „Schütze“ eine unverdiente Schwächung verpasste. Die Kombination aus gemächlicher Aufbaustrategie und richtig knackigem Militärteil, der anspruchsvoll und schwierig war, machte Knights & Merchants zu einem sensationellen Mix aus Siedler und Incubation.

Links:

Lastknightniks Woche (33/2012)

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Ist das nun Hehlerei oder was?

Das Finanzministerium von Nordrhein-Westfalen hat eine weitere Steuerdaten-CD erworben, das war bereits im Frühjahr der Fall. Damals war es der schweizer Ableger der Royal Bank of Scotland, nun im Sommerloch ist es ein anderes Institut, UBS, das offenbar auch noch das Geld aus der Schweiz hinaus nach Singapur geschafft haben soll. Ist das aber eigentlich in Ordnung?

Ja sagen die Einen, die Amerikaner zum Beispiel. Die Rechtsauffassung der Amerikaner und auch der zentralen Steuerbehörde in Bonn ist letztendlich die, daß die Schweiz Beihilfe zur Steuerflucht leistet und das ist eine Straftat. Die Gegenseite jedoch vertritt die Auffassung, daß sich der Staat hier letztendlich als Hehler betätigt, denn die Daten sind den Banken geklaut worden und somit Diebesgut. Der Staat darf aber Kriminalität nicht unterstützen.

Mal abgesehen davon, daß der letzte Satz sich hinreißend für Polemik gegenüber Lobbyismus, Hoteliers oder die FdP eignet ist das auch im Grunde gar nicht so falsch. In den Foren reden sich die Leute die Köpfe heiß und man sollte auch im Hinterkopf behalten, daß diese Daten nicht so hundertprozent zuverlässig sind. Nicht alle sind sich einig, ob es sich bei dem Vorgang eigentlich im realen Sinne um Hehlerei handelt, wie die letzten Kommentare unter diesem Artikel auf Sueddeutsche.de zeigen. Auch das Bundesverfassungsgericht hat den Ankauf solcher Steuer-CD’s für tolerabel erklärt.

Vielleicht sollte man die Sache einfach in Ruhe und sachlich betrachten. Steuerflucht ist Diebstahl. Der Unterschied zum Taschendieb oder zur Mitarbeiterin, die eine wegzuwerfende Maultasche ißt, ist lediglich darin zu sehen, daß der gestohlene Wert deutlich größer ausfällt und daß der Steuerbetrüger nicht nur einen, sondern alle Bürger eines Landes beklaut. Jedwede Form von Rechtfertigung à la „Der Staat kann ja nicht mit Geld umgehen“ ist schon dahingehend zu widerlegen, daß man solcherlei auch von zum Beispiel Schlecker sagen kann – und trotzdem ist es nicht in Ordnung, bei Schlecker dann zu stehlen, oder? Gleiches gilt übrigens für Banken, die nun mit Steuermitteln gerettet werden – diese auszurauben stellt auch nicht eine „läßliche Sünde“ dar, bloß weil die Banken nicht mit dem ihnen anvertrauten Geld umgehen können.

Schwieriger ist es schon mit der Frage, inwieweit der Staat sich „mit Kriminellen“ einlassen darf, wie allerorten geschrieben wird. Hm. Sagen wir es mal so: Auf die Ergreifung von Straftätern wird seit Jahren eine Belohnung ausgesetzt, schon Hinweise die zum erfolgreichen Zugriff führen können belohnt werden. Packen Beteiligte an einer Strafsache aus werden sie in der Regel mit Strafmilderung belohnt, Stichwort Kronzeuge. Im Rahmen von organisierten kriminellen Organisationen können sie sogar mitunter ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen, damit sie unter neuem Namen ein neues Leben anfangen können. V-Leute arbeiten gegen Bezahlung direkt in krimineller Umgebung, sind oftmals selbst kriminell. All das tun die Ermittlungsbehörden aber, um die gefährlichere Kriminalität zu überwachen und bekämpfen zu können. Ich behaupte nicht, daß das immer zum Erfolg führt, aber das sind nun einmal die Methoden, deren sich der Staat mit Zustimmung auch der Vermögenden bedient.

Die sind nun sauer, und ihr Fürsprecher ist ausgerechnet der deutsche Finanzminister. Er argumentiert, daß das ein Verstoß gegen das Steuerabkommen mit der Schweiz darstellt – auch wenn dieser Vertrag noch gar nicht ratifiziert ist und vermutlich im Bundesrat ohnehin scheitern wird.

Sehen wir es doch realistisch: Alle, die sich jetzt empören über diesen Ankauf, vor allem die aus der Mittelschicht die mit am lautesten in den Foren zu finden sind, sind doch selbst auch beklaut worden – und zwar teilweise Jahrzehnte lang. Wenn denen das egal ist, dann möge man für sie ein Sonderrecht schaffen, daß den Diebstahl bei derartigen Personen straffrei gestaltet. Gut, am Ende war’s doch wieder unsachlich.

Lastknightniks Woche (32/2012)

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Ansonsten bleibt es eher Sommerlochig

 

Von der besonders raffinierten Themenverknüpfung

Heute morgen machte der BildBlog im sechsvorneun auf einen Artikel unter Science@orf.at aufmerksam. Darin geht es darum, daß Biologen sich dagegen wehren, daß man bei homosexuellem Verhalten von Tieren von „schwul“ oder „lesbisch“ spricht. Besonders Medien seien aufgefordert, weniger sensationsheischend zu berichten weil sich auf die Art und Weise falsche und verzerrende Bilder ergeben, die letztendlich Vorurteile fördern.

Unter anderem besorgt die Biologen, daß mitunter der Gedanke gefördert wird, Homosexualität sei eine Krankheit, eine nicht gerade selten kolportierte Aussage. Soweit so interessant. Was allerdings findet man am unteren Rand eines Artikels heutzutage? Genau, die Rubrik „Mehr zum Thema“. Die sieht bei Science@ORF.at so aus:

Genau. „Warum es schwule Tiere gibt“, „Umweltgift macht Vögel homosexuell“ oder auch „Forscher machen Fliegen zeitweise homosexuell“. Man sieht, auch beim ORF gibt es das soeben kritisch angemerkte zu lesen.

Vom Stammtisch Internet…

In einer mediengesteuerten Welt, in der als tonangebend der gilt, der am lautesten schreit, ist die Meinungsbildung immer so eine Sache. Um Wahrgenommen zu werden müssen Schlagzeilen reißerisch aufgemacht sein und nach Möglichkeit eine Emotion beim Leser hervorrufen – und das ist in aller Regel Wut.

Es ist einfach, zu hassen. Sein Weltbild in Abgrenzung zu einem anderen zu definieren und „die anderen“ über Schubladen pauschal zu beurteilen. Es muß nichtmal stimmen, es genügt der Empörungszusammenhang. Der ist in den 80er und 90er Jahren geknüpft worden, als die Medien immer wieder eine „Das Boot ist voll“ und „Wir werden ausgeplündert“ – Rhetorik verbreiteten, die letztendlich in Brandanschlägen auf Asylbewerberheimen kulminierte, die von der Bevölkerung auch noch applaudierend begleitet wurden. Die Politik reagierte darauf, indem sie schlicht das Asylrecht abschaffte.

Dennoch gibt es Asylbewerber in Deutschland und es gibt auch nach wie vor Asylanten. Im deutschen Grundgesetz steht noch der schöne Satz: „Politisch verfolgte genießen Asylrecht.“ Das bedeutet: Das deutsche Volk beschützt in seiner Mitte all jene, die wegen ihrer Ansichten oder Religion oder Herkunft von repressiven Regimes verfolgt werden. Das deutsche Volk verteidigt die Rechte der Ausgestoßenen und Verfolgten dieses Planeten.

Ein Satz auf den man völlig zu Recht stolz sein kann. Solche Gedanken sind es, die mit der Beinahe-Verfassung das Land aus der Asche des schlimmsten Mörderregimes, das die Welt je gesehen hat, gehoben haben und es in die prosperierende Bundesrepublik verwandelt haben.
Nun hat Stefan Niggemeier dokumentiert, wohin die Feindrhetorik allerdings hinläuft – und man kriegt das kalte Gruseln. Die Nutzer bei Bild.de kommentieren vollkommen ahnungs- und verstandbefreit diesen Artikel der Bildzeitung. Schön in diesem Zusammenhang sind die Sprüche über mangelnde Sprachkenntnisse, die mit einem sehr zweifelhaften Vokabelschatz und einer, naja, Grammatik vom anderen Stern zum Ausdruck gebracht werden. Aber ein Kommentar wie dieser:

Usa Girl
die bekommen doch für ihre 20 blagen kindergeld, gehen klauen. dealen mit drogen und betrügen den staat nach strich und faden. den geht es besser, als die die ehrliche arbeit leisten. in deutschland werden doch solche nassauer auch noch gefördert. habe es als mitarbeiter im sozialamt selbst erlebt.

spricht Bände, nicht wahr? Es werden diffuse Ängste und auf Empörung zugeschnittene Schlagzeilen zu einer generellen Opfer-Mentalität zusammengemischt, derer sich insbesondere Rechte und Rechtsradikale gerne bedienen, wie man auch schön in Ungarn beobachten kann, wo Parteien wie Jobbik offen von einem Großungarn träumen, das es so in dieser Form nicht gegeben hat.

Die Mentalität, „Opfer“ irgendeiner fremden Gruppe zu sein ist bequem, weil sie die Welt erklären kann solange man sich nicht mit Realitäten konfrontiert. Und das ist ein weiteres Zeichen der Medienwelt: Komplizierte Antworten auf scheinbar einfache Fragen werden in der Regel abgewunken. „Bloß nicht kompliziert machen, Du willst mich ja nur verwirren.“ Die Bildzeitung bedient diese Mentalität sehr gut und lehrt die Leser zugleich, daß die Antworten stets überschaubar sein können: Die Griechen haben kein Geld weil sie faul sind und auf unsere kosten leben. Ganz simpel, ganz einfach. Komplexere Erklärungsmodelle verlieren ihre Geltung.

Die einzige Hoffnung, die einem da bleibt ist die, daß letztendlich eine große Mehrheit dieser Figuren, die sich da als Haßprediger aufspielen, kaum in der Lage sein dürfte, sich ohne Hilfe die Schuhe zuzubinden:

Liebe Nadine
Langsam muss mal Schluss sein, jetzt
holen wir noch wahrscheinlich hunderttausende Spanier nach Deutsch–
land, dann hört die Germanische Rasse langsam auf zu bestehen.

Wer auch immer diese „germansiche Rasse“ ist, sie besteht schon längst nicht mehr, weil der Rassebegriff auf den Homo Sapiens so einfach nicht anwendbar ist. Eine recht nette Zusammenfassung der Thematik und Problematik findet man übrigens auch hier. Der Kommentar ist aber insofern lustig weil er versucht, einen Empörungszusammenhang zwischen der Bankenkrise in Spanien und der Frage nach dem menschenwürdigen Umgang mit Asylsuchenden zu stellen versucht – was halt mal völliger Humbug ist.

Auch nett ist dieser Schwachkopf hier:

Bruno Blume
.… überhaupt kein Geld mehr für die leistungslosen Schmarotzer. .…. Dem Staat könnte es so gut gehen, wenn nicht fast die Hälfte des Staatshaushaltes für sowas draufgehen würde.

Ähm… nein? Die Asylbewerber machen im Haushalt des Bundes einen verschwindend geringen Anteil aus, schon einen größeren in den Kommunen, denen auch die Verwaltung obliegt. Aber ein Bewerber hat nicht automatisch Asyl – das kriegen nur die wenigsten. Ein Bewerber wird nur vom Staat untergebracht während über seinen Antrag entschieden wird, sonst gar nichts. Und was den wunderbaren Begriff des „Schmarotzers“ betrifft: Asylsuchende haben in Deutschland keine Arbeitserlaubnis. Ist auch gut, sonst würde man ihnen ja vorwerfen, daß sie „uns die Arbeitsplätze wegnehmen“.

Die Vermischung von Asyl- und Einwanderungpolitik, die völlige Ahnungslosigkeit was die Grundsätze von Recht und Gesetz sowie von Verfassung und Menschenrechten von einem Land fordern – ich bin manchmal ernsthaft platt, wie wenig sich die Menschen heutzutage in der „Informationsgesellschaft“ lebend informieren….

Was ist ein Strategiespiel?

Auch wenn das hier eigentlich ein politischer Blog ist, so möchte ich doch hin und wieder auch mal was anderes veröffentlichen. Dazu gehört die neue Reihe Lieblingsspiele.

Ein Strategiespiel ist in aller Regel ein militärisches Spiel, das sich in 95% aller Fälle eher um Taktik, als um Strategie dreht. Man könnte folgende Varianten unterscheidet:

  •  Echtzeitstrategiespiele
  • Rundenbasierte Strategie- und Taktikspiele
  • Echtzeit-Taktikspiele
  • Aufbaustrategiespiele
  • Globalstrategiespiele

im entfernteren Sinn:

  • Aufbausimulationen
  • Wirtschaftssimulationen

Echtzeitstrategiespiele
Die bekannteste Form sind die sogenannten Echtzeitstrategiespiele. Hierbei bekommt der Spieler in der Regel in jeder Mission auf der Karte eine Basis aufzubauen, Ressourcen zu sammeln und diese dann in militärische Einheiten umzusetzen. Bekannteste Beispiele sind die Dune-Reihe, die Command&Conquer – Spiele, WarCraft und StarCraft oder eben auch KKND.
Echtzeitstrategiespiele setzen weniger auf eine echte, langfristige Strategie sondern der Hauptteil des Spiels dreht sich eigentlich um die durch die Karte vorgegebene Taktik. Diese kann mitunter durch die Einheiten ein wenig variiert werden (Flugeinheiten überwinden Hindernisse, manchmal gibt es Einheiten, die sich zur Feindbasis durchgraben können) aber im Grunde ist die Aufgabe immer die, Ressourcen zu sammeln, lange genug durchhalten, bis man ausreichend Einheiten hat und dann den Gegner überrennen.
Was im ersten Moment langweilig klingt macht unheimlich Spaß, wenn das Kartendesign und die Einheitenintelligenz gut gemacht sind. Größtes Manko lange Zeit war die Problematik ″Treffen sich zwei Frachter auf einer Brücke…″ – Engstellen überforderten viele Spiel-KI‘s, was manche durch das Abschalten der Kollisionsabfrage, andere durch intelligente Programmierung und viele auch einfach gar nicht gelöst hatten.

Rundenbasierte Strategiespiele
Rundenbasierte Strategiespiele setzen eben statt auf Echtzeit auf einen Spielrundenablauf. Hier kann der Spieler in einer Runde etwas tun, dann ist der Computer dran – ein bißchen wie bei ″Schiffe versenken″. Das Spielprinzip wird selten für Strategiespiele verwendet sondern in aller Regel für Taktikspiele und ist auch ein bißchen aus der Mode gekommen. Ein rundenbasiertes Strategiespiel wäre zum Beispiel Colonization oder auch die Civilisation-Reihe, Bonaparte fällt mir da noch ein.
Als reines Taktikspiel setzt es – wenn ein bißchen Spieltiefe dabei ist – sehr strikt auf ein Stein-.Schere-Papier – Prinzip: In einem Mittelalterszenario beispielsweise ist die Kavallerie gut gegen Bogenschützen, Bogenschützen sind gut gegen Lanzenträger, Lanzenträger sind gut gegen Kavallerie. Das lässt sich beliebig verfeinern und verkomplizieren und kann durchaus Spaß machen. Typische Beispiele hierfür wären Steel Panthers, Battle for Wesnoth oder auch das wunderbare M.A.X. – Mechanized Assult & Exploration.

Echtzeit-Taktikspiele
Der große Unterschied zwischen Taktik- und Strategiespielen ist der, daß bei einem Taktikspiel der Spieler nur eine vorgegebene Zahl an Einheiten zur Verfügung hat – eine gescheiterte Taktik lässt also die ganze Mission scheitern, weil nicht nachproduziert werden kann. Daher ist hier ein wenig mehr Hirnschmalz erforderlich und je besser das Spiel desto größer ist auch die Zahl der Lösungsmöglichkeiten für verschiedene Situationen, die manchmal auch beim Wiederspielen variieren. Das hängt davon ab ob die Mission gescriptet ist oder nicht, also ob das Erreichen eines bestimmten Punktes immer eine bestimmte Situation auslöst.
Echtzeit-Taktikspiele sind anspruchsvoller als die rundenbasierte Variante weil der Spieler eben in Echtzeit handeln muß und sich nicht einfach eine Stunde Zeit nehmen kann um seinen Zug zu durchdenken. Außerdem kann er in der Regel begrenzter steuern als der Computer, der problemlos zwanzig Einheiten gleichzeitig zwanzig verschiedene Befehle erteilen kann. Dafür ist der Computer wenig kreativ – eine echte künstliche Intelligenz besitzt er eben nicht.
Bekannte Beispiele für gute Echtzeit-Taktik-Spiele sind die Myth-Reihe oder Codename: Panzers.

Aufbaustrategiespiele
Unter Aufbaustrategie versteht man ein Spiel, das sich schon eher wie eine Wirtschaftssimulation anfühlt und wo der Fokus mehr auf Basis- bzw. Städte- oder Siedlungsbau, als auf den militärischen Teil gelegt wird. Aufbaustrategiespieler verbringen Stunde um Stunde damit den Ressourcenkreislauf ihrer Siedlung zu perfektionieren bevor sie sich irgendwelchen Eroberungselementen zuwenden – die Tatsache, daß es einen solchen militärischen Part überhaupt gibt unterscheidet die Aufbaustrategiespiele von den Aufbausimulationen wie zum Beispiel SimCity.
Aufbaustrategiespiele variieren von anspruchslos bis hochkomplex, Titel wie die Siedler, die Anno-Reihe oder das so wunderbare Knights&Merchants erfordern vom Spieler eine Menge Mitdenken und vorausschauend planen. Wo die Anno-Spiele sich häufig ohne jeden Krieg spielen lassen (sofern der Gegner entsprechend mitmacht), will die Siedler-Reihe einen perfektionierten Wirtschaftskreislauf sehen und schiebt das militärische an den Rand und erfordert Knights&Merchants zudem vom Spieler auch noch eine gewiefte militärische Taktik, was dem Spiel eine besondere Tiefe gibt.
Abgesehen von den genannten Beispielen sind Aufbaustrategiespiele mittlerweile dünn gesät, weil die bekannten Reihen den Markt dominieren. Am ehesten könnte man vielleicht noch die Caesar-Reihe an dieser Stelle nennen.

Globalstrategie
Unter diesem Label sehe ich Spiele, die sich mit deutlich mehr befassen als nur einer Einzelmission oder einem einzigen Szenario. Diese Art Spiele werden manchmal auch als 4X-Spiele bezeichnet (explore, expand, exploit, exterminate; Also Erkunden, Expandieren, Ausbeuten, Ausradieren). Hierbei ist der größte strategische Tiefgang zu erwarten: Man muß sich oftmals vom Mikromanagement eines einzelnen Planeten bis hinauf zum Masterplan einer ganzen (Sternen-)Nation um annähernd alles kümmern.
Spiele dieser Kategorie sind sehr schwer zu erlernen weil der Spieler eine Menge Hintergrundwissen braucht um die Funktionen alle zu entdecken und zu nutzen aber wenn sie gut gemacht sind können sie jahrzehntelange Unterhaltung bieten. Das klassische Beispiel schlechthin ist wohl Master of Orion, aber auch Imperium Galactica, oder das sehr geniale Birth of the Federation gehören in diese Kategorie. In gewisser Weise gehört auch Star Wars: Rebellion da hin, auch wenn es schon deutlich vereinfacht in seiner Bedienung ist und mehr Wert auf die Echtzeitschlachten legt. Die vorherigen Beispiele sind mit Ausnahme von Imperium Galactica rundenbasiert, wobei ein Spielzug/eine Spielrunde meistens einen Tag oder eine Woche darstellt.
Globalstrategiespiele sind im Grundprinzip die komplexesten Strategiespiele überhaupt und vermutlich genau deswegen fristen sie auch eher ein Nischendasein – das ist nämlich nichts für Gelegenheitsspieler und für Spielekonsolen sind sie sowieso völlig ungeeignet. Manche sind auch eher schlecht gemacht – wie Sins of a Solar Empire.

Wirtschaftssimulationen
Obwohl nicht wirklich in diese Reihe gehörend werden Wirtschaftssimulationen manchmal als Strategiespiele bezeichnet und sind mitunter auch Grenzfälle. Eine klassische Wirtschaftssimulation wie ″Der Industriegigant″ ist sicherlich kein Strategiespiel (Obwohl hier Wirtschaftliche Strategien wie Preiskalkulation, Werbung oder Investition durchaus eine Rolle spielen), aber Spiele, die in eine Richtung wie Port Royale oder auch Die Gilde gehen, gehören da vielleicht schon eher hin.
In Port Royale spielt man einen Seefahrer, der sich in der karibischen Welt des 17. Jahrhunderts nach und nach zum Großkaufmann mausert (Und das auch mit durchweg spannenden Echtzeitkämpfen zwischen Schiffen durchsetzen kann), die Gilde ist eine fast schon in Richtung Mafia gehende Wirtschaftssimulation mit Intrigenpart. Es gibt Managementsimulationen mit unterschiedlichem Hintergrund: Industrieimperium (Industriegigant), Finanzimperium (Capitalism) oder auch Sportmanager (Die Anstoss-Reihe z.B.). Manche sind auch alles andere als ernst zu nehmen wie die Krankenhausmanager Theme Hospital und Hospital Tycoon oder das herrlich skurrile Biing. Andere versuchen sich schon ernsthaft mit der Materie auseinanderzusetzen und bieten einem komplexe und recht schön zu spielende Szenarien an, die sich mit der Frage nach der Entwicklung einer gesunden Firma beschäftigen.

Aufbausimulationen
Auch kein Strategiespiel im direkten Sinne ist die Aufbausimulation: Hier ist der Spieler eher ein Manager oder kluger Verwalter. Aufbausimulationen haben überhaupt keinen militärischen Teil mehr sondern es geht rein um den Aufbau und das managen einer Siedlung oder Stadt.
Die klassische Variante ist wohl SimCity, eines der ältesten und bekanntesten Aufbauspiele überhaupt, das in zahlreichen Varianten riesige Herausforderungen für aufstrebende junge Bürgermeister bot. Mein Lieblingsteil davon bleibt allerdings SimCity2000, das immer noch so viel Spiel ist, sprich: die Spielwelt ist noch so weit vereinfacht, daß es unterhaltsam bleibt. Bei den Nachfolgern, die sich dann auch mit all den kommunalen Querelen befassen, brachte mich die Müllproblematik zum Beispiel an den Rand der Verzweiflung.
Aufbausimulationen laufen manchmal unter dem Label ″Aufbaustrategie″, obwohl sie es nicht sind. Andere Beispiele für sehr unterhaltsame Aufbauspiele wären die Tropico-Reihe, die Cities-Spiele oder auch Imperium Romanum.