Von der Merkel'schen Moral

In den vergangenen Tagen dieser Republik gab es gleich zwei Ereignisse, die dem geneigten Betrachter wieder einmal zeigten, wie man es mit Frau Merkel, der CDU und der Moral halten muß: Zuerst ein lukrativer Besuch aus China, dann ein lukrativer Deal mit den Saudis. Eine kleine Polemik.

Daß die FdP keine Werte hat, die jenseits eines Kaufvertrages Bestand haben müssen ist seit der Lambsdorff’schen Zerschlagung des bürgerrechtlichen Flügels der Partei unstrittig. Irgendwer hat dafür mal den Begriff des „Ichlings“ geprägt, eine besonders abstoßende Kreatur die da aus der Menschheit hervorgegangen ist.
Der einzige Wert, der bei den Gelben Bestand zu haben schien war die Parole des „Freiheit statt Sozialismus“ – Geschwafels, das wahlweise von Leichtmatrosen und Freiheitsstatuen zur Belustigung des sedierten Volkskörpers in jede Diskussion gedröhnt wurde. Sozialismus, das ist das Übel, darin war man sich weltbildtechnisch völlig einig. Sozialismus, das ist Diktatur, und Mauerbau und kostenloser Zahnersatz. Und dagegen kämpfen die Liberalen um Westerwelle, Rösler, Lindner und Brüderle, koste es, was es wolle.
Das wäre so weit eigentlich nur harmlos und letztlich seit 20 Jahren wenigstens veraltet, wenn nicht der große Bruder CDU dabei wäre, der demselben Inhalt aufgesessen ist. Die CDU inszeniert sich allerdings viel stärker als die Yuppie-Brüder bei der FdP als tief bürgerliche, ethisch im Christentum und der Freiheit und irgendwie auch dem Fortschritt und dem deutschen Wesen verwurzelten Gruppierung, die in Sachen Moral und Ethik eine ähnliche Haltung einnimmt wie die Amtskirche.
Und wie die Amtskirche, so sieht es auch bei der CDU (nicht nur natürlich) mit den eigenen Werten ganz schnell anders aus, wenn einer mit dem Scheckbuch winkt. Als erklärter Feind des Kommunismus, den zu bekämpfen die CDU angetreten ist, macht sie mit, wenn Merkel und die sie steuernde deutsche Wirtschaft eine Reihe lukrativer Verträge mit China abschließen. Natürlich, China ist im Grunde der Definition des Koalitionsvertrages zwischen den Regierungsparteien kein Sozialistisches Land, obwohl die Mindestlöhne haben, sondern pressen – ganz in freiheitlicher Traditionihr Volk kräftemäßig, finanziell und rechtlich aus bis zum Anschlag. Ein Menschenleben zählt wenig bis gar nichts, Hauptsache die Kasse stimmt.
Natürlich passt die chinesische Führung ethisch zu Merkel und Westerwelle. Die Ideologie heißt anders, aber letzten Endes ist der Staatsapparat in China lediglich in seiner Bauform anders – sein Zweck ist derselbe wie bei uns: Er muß den Eliten dienen.
Jetzt wittert die Opposition einen neuen Skandal, der in die gleiche Bresche schlägt. Der mögliche Panzerverkauf an das Königreich von Saudi-Arabien ist ebenso ein wunderbares Beispiel für konservative Moral: Während hier in jedem Bierzelt und an jedem Stammtisch über die Bedrohung durch den Islam schwadroniert wird und man die islamische Gefahr schön akut hält, bejubelt man nach außen die Demokratiebewegungen in Afrikas nördlichen Staaten und verkauft ihren Feinden Waffen. So ist er, der Konservative: nach außen gut gesittet aber hinter dem geschlossenen Vorhang geht’s zu….

Heuchelei bei der Opposition
Scheinheilig ist allerdings die moralinsaure Entrüstung, die Grüne und SPD jetzt in die Presse blasen. Natürlich ist es richtig den Merkel-Westerwelle – Deal zu kritisieren, aber wer hat gleich wieder Hand- und Faustfeuerwaffendeals, Verträge zwischen der deutschen Waffenindustrie und Saudi-Arabien über kleine Waffen die bestens geeignet sind, um die eigene Bevölkerung mundtot zu machen? Ahja, richtig, da war doch was in Rot/Grünen Zeiten. So mit Gerd und Jockel und Steinmeier als Kanzleramtschef.
Letzten Endes ist so eine Demokratiebewegung, wenns nicht gleich wie in Libyen zum Bürgerkrieg mutiert, mit einer gut ausgestatteten Polizei, Tränengas und Gewehren leichter im Griff zu halten als mit Panzern. Alle Panzer haben dem Schah von Persien seinerzeit nichts genutzt. Ahmadinedschad hingegen hält „seine“ Leute mit Tränengas und Reiterei bei der Stange.
Nicht vergessen: Sozial ist, was Arbeit schafft.Das haben die Bürger dieses Landes gewählt.

Fundstück der Woche (27.KW): Eklat in Baden-Württemberg

Georg Schramm ist ja immer wieder sehenswert. Hier können Sie ihn mal nur hören – aber es lohnt sich vor allem wegen des Publikums:
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=nFmGpSzk_0Q]
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=M5ZlX3U6osw]
Gehört? Da sind sie aber fuchsteufelswild gewesen, die Damen und Herren Elite. Haben sich doch sogleich in den sprachlichen Lokus begeben. Dazu gibt es zwei Berichte der badischen Zeitung hier und hier und einen der Stuttgarter Zeitung hier. Dazu außerdem eine Kolumne von Joe Bauer hier.

Was ein wenig verwundert: Warum war man eigentlich so erbost? Kannten die versammelten Damen und Herren der ersten Reihe das Programm und den Inhalt der Reden von Herrn Schramm nicht? Haben Sie ihm weder in der Anstalt, noch bei den Demos gegen Stuttgart 21 zugehört? Vermutlich, denn wer einen Preis gar nicht als Preis versteht, der weiß i.d.R. gar nicht warum er jemanden auszeichnen muß.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie betreiben dank großzügiger Schmiergeldzahlungen (Abgaben) ein Glücksspielunternehmen in einem Land, in dem Glücksspiel eigentlich verboten ist. Damit helfen Sie, all denen in diesem Land, die nichts haben, vorzugaukeln, sie könnten vielleicht eines Tages mal alles werden. Die Chancen sind gleich Null, aber alle machen mit. Das ist exakt der Grund, warum das System, das genauso aufgebaut ist, funktioniert: Weil alle glauben, daß sie aufsteigen können und weil es kaum einer schafft. Volker Pispers nannte das „Die Lüge des Kapitalismus„, aber das nur am Rande.
Nun müssen Sie, weil die Leute ja noch nicht ganz doof sind, als Teil des Systems ein gewisses Maß an Kritik ertragen. Man nennt das eine Ventilfunktion, einer solchen diente beispielsweise der berühmte Weiß Ferdl in München. Um Sympathie zu erlangen kann es aber nützlich sein, die Ventilfunktion als solche ein bißchen zu unterstützen solange sie nur Ventil bleibt und sich nichts wirklich ändert. Ansonsten wäre das natürlich kontraproduktiv.
Um zu zeigen, daß man keine Diktatur ist, sondern „Freiheit“ auch im Sinne der Meinungsfreiheit zumindest duldet, stiftet man also einen kleinen Preis (also von rund 130 Millionen Euro Gewinn etwa 16.000, das reicht völlig um großzügig zu erscheinen und vielleicht sogar als „Mäzen“ eines Tages verklärt zu werden) und vergibt ihn auch an jemanden, der manchmal scharf an einem selbst Kritik übt. Bei Hofe hieß das früher „Narrenfreiheit“

Das Ganze könnte nun super funktionieren, wenn sich der auszuzeichnende Künstler auch an die Spielregel hät – also vorsichtig und ein bißchen freundlich ist, die versammelte Mannschaft über sich selbst zwar ein bißchen gezwungen lachen lässt aber letztlich mit ihr auch gerne mal ein Bierchen trinkt – in Bayern findet sowas ja jedes Jahr statt und zwar am Nockherberg. Und schon da zeigte sich, daß man, wenn sich jemand nicht an diese Regel hält, man schnell verschnupft wird.
Dies nun ist hier auch passiert: Schramm hat sich die Chance nicht nehmen lassen der versammelten Elite mal zu sagen was er – und ein gerüttet Maß der aufgerüttelten Bevölkerung auch – von ihr hält. Und das fanden viele nun gar nicht komisch, so etwas tut man nicht. Man gab ihm in der Konsequenz auch nicht die Hand (vermutlich fehlt der Figur Dombrowski deswegen die Rechte…)

Schön ist dann aber, daß die aufgebrachten Wutbürgerlichen tatsächlich die Rückgabe des Preises forderten. Moment – Rückgabe? Eine Rückgabe kann dann erfolgen, wenn eine Seite mit den erbrachten, vertraglich geregelten Leistungen nicht zufrieden ist. Das ist eine Alternative zum Widerrufsrecht. Eine Rückgabe ist also möglich wenn ein Handel abgeschlossen wurde – und scheinbar verstanden die vorderen Reihen das so. Schramm hat nicht für den Preis gebuckelt, hat nicht die Füße der Verleihenden geleckt. Das sieht man in bestimmten Teilen der Gesellschaft anscheinend als Vertragsverletzung.

Eine alte Sau (Folge II): Talkshow 1992

In den vergangenen Tagen dieser Republik hörte man ja oft von der Tatsache, daß unser Fernesehen schlecht sei. Ein Blick ins Fernsehprogramm belegt das auch ausführlich. Das liegt nicht nur (sondern auch) an der Einführung des Privatfernsehens, das hat allerdings auch viel mit den Protagonisten zu tun.

Im Jahr 1992 war eine gewisse Angela Merkel Ministerin für Frauen und Jugend der CDU-Regierung. Karin Struck hingegen war damals bereits fast zur Katholischen Abtreibungsgegnerin geworden, nachdem sie als Marxistin angefangen hatte. Im Grunde also ähnliche Biographien, von der Sozialistin (Struck war im SDS, Merkel in der FDJ) zur Christin (Struck wurde katholisch, Merkel blieb evangelisch) und am 3.7.1992 sollten die beiden nun in der NDR-Talkshow aufeinandertreffen. Selbige war eine Sendung mit einer langen und wechselvollen Geschichte aber was hier geschah war dann doch ziemlich einzigartig. Sehen Sie selbst:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=6ihUOxkdNPc]

Wütend, und sich im emotionalen Überschwang völlig selbst demontierend preschte Frau Struck damals aus der Sendung, bewarf das Publikum mit einem Weinglas und machte sich damit völlig unmöglich.

Wäre ich ein Konservativer oder ein „politisch Inkorrekter“ so müßte sich jetzt wieder sagen „Christen unter sich“ bzw. „So sind sie halt, die Christen“. Sage ich aber nicht weil es nicht stimmen würde.

Dennoch sollte man sich diesen Vorgang mal wieder ins Gedächtnis zurückrufen, alleine weil es im deutschen „Fernseh“ zwar eine Reihe interessanter Abgänge aus Talkshows gegeben hat, keines aber einen solchen Skandal produzierte. Ich erinnere nur mal an:

Tja, das Fernsehen. Nur noch für Hunde geeignet.

Alte Säue II: Der Mond, mein Computer, seine Frau und ich

Man wühlt sich ja manchmal so durch seine Vergangenheit. Dabei stieß ich auf einen Artikel, den ich irgendwann zwischen 2001 und 2002 bei der Sueddeutschen veröffentlich habe – damals bei der Jugendseite, die es gar nicht mehr so gibt. Ich denke, ich stand stark unter dem Eindruck des Songs der Toten Hosen und noch mehr unter dem literarischen Eindruck des Kabaretts zu der Zeit. Es ist kein echtes Plagiat, aber nahe dran. Keine Ahnung ob ich das überhaupt veröffentlichen darf.

Aber immerhin habe ich den Text geschrieben, fand ihn beim Durchlesen stark überarbeitenswert aber gut und veröffentliche ihn hier dennoch einfach nochmal in der damaligen Fassung. Liebe Sueddeutsche, wenn das gegen irgendeine Rechtsabsprache von mir als jugendlichem Autor seinerzeit und Euch als mächtiges Verlagshaus seinerzeit verstösst – schreibt mich per Mail an. Dann finden wir da schon eine Einigung. Ich bezweifle nämlich stark daß der Absatz von Zeitungen von 2002 oder 2001 stark zurückgeht, bloß weil gerade mein Text gratis verfügbar ist.

Also:

Der Mond, mein Computer, seine Frau und ich.

Gestern Nacht passierte etwas seltsames. Ich genoß gerade bei einer letzten Zigarre des Tages die Nachtluft und betrachtete die Sterne, als ich eine Stimme hörte. Verwundert sah ich mich um, aber ich sah niemanden. Ich wurde nervös, versuchte mich mit der Betrachtung der Sterne wieder zu beruhigen, doch da sprach die Stimme wieder zu mir: „Weißt Du, was Du tust?“, fragte sie mich.
Es war der Mond, der Mond hatte zu mir gesprochen. Nur hatte ich keine Lust, dem Mond zu antworten. Ich fand das unfair. Ich stand da draußen, hatte endlich meine Ruhe und meinen Frieden und konnte die Sterne ansehen, und dann kommt der Mond daher und fragt mich, ob ich wußte, was ich tat!
Natürlich wußte ich das. Ich sah mir die Sterne an. Nicht genug, der Mond fing zu plappern an und zog plötzlich über den Himmel, stellte sich vor die Sterne und störte mich weiter. Egal wo ich hinsah, der Mond hüpfte immer wieder in mein Blickfeld.
Da wurde ich wütend und ging wieder rein, setzte mich vor meinen Computer und schaltete den ein, um mich abzulenken. Doch was soll ich sagen? Kaum hatte ich mich richtig darauf eingestellt, fing plötzlich der Computer an: „Hallo..“, sagte er. Ich erstarrte und sah auf den Bildschirm, doch da war nur noch immer das BIOS – Startprogramm unterwegs, also konnte es nicht Windows sein. „Weißt Du, was Du tust?“, fragte mich daraufhin der Computer. Ich dachte mir: „Was ist denn jetzt nur los? Jetzt fängt der PC auch noch an!“ Da dachte ich mir: „Ich gehe lieber jetzt schlafen und erhole mich von euch allen“. Auch der PC war heute gemein zu mir.
Als ich endlich lag, da wußte ich plötzlich, daß ich beobachtet wurde. Ich spürte es, also setzte ich mich auf und sah zum PC hinüber. Doch der zwinkerte mir nur zu und sah dann demonstrativ weg.
Ich legte mich wieder hin versuchte an nichts zu denken, doch PC und Mond beschäftigten mich noch immer, an Einschlafen war also nicht zu denken. Diese gemeinen Hunde!
Auf einmal spürte ich wieder, daß ich beobachtet wurde. Irgendwer sah mir gerade beim Einschlafen und Nichtsdenken zu. Der Mond konnte es nicht sein, der war draußen. Der Computer sah noch immer demonstrativ hinaus (wahrscheinlich zum Mond, der Hund, aber wenigstens schwieg er!).
Da war es plötzlich klar. Ich sah hinunter zu den innig verschlungenen Kabeln und zu den Ringen, welche die Kabel zierten. Man muß wissen: Mein Computer hat die Stereoanlage geheiratet, schon vor ein paar Jahren. Und die Frauen, die starren bestimmt gerne. Ich sah zu der Stereoanlage und was ist? Natürlich, die Stereoanlage fragte mich, ob ich weiß, was ich da tue.
Das schien mir irgendwie zu einer interessanten Frage zu mutieren. Der Mond hatte nur Blödsinn im Kopf gehabt, er war ständig ins herum sausen und Plappern verfallen. Mein Computer wollte mich offenbar auf etwas aufmerksam machen, und seine Frau, die Stereoanlage, die war wie alle Weiberleut‘: Sie machte eifrig mit und ging dabei ebenso eifrig auf den Keks.
Also fragte ich mich, was die beiden wohl meinen konnten. Was konnten mir Mond und Computer sagen wollen? Was tat ich eigentlich wirklich?
Irgendwie nichts.
Also hakte ich nach. Was hätte ich tun müssen, damit mich weder Mond, noch Computer und natürlich die Stereoanlage ansprachen? Hausaufgaben? Kann nicht sein, heute war einer der wenigen Tage, an denen ich mich mit einer Art besessenem Enthusiasmus auf diese Aufgaben gestürzt hatte.
Weil im Moment hing irgendwie die für mich vorstellbare Welt von einigen wenigen Fächern, aber immerhin von stolzen drei Stück ab. Und ich hatte doch wirklich in jedem Fach meine Hausaufgaben gemacht, immer wieder bescheuerte Sätze übersetzt, mathematische Graphen, die nie wieder auftauchen werden, gezeichnet und dazu mir eine Reaktion ausgedacht, was ich mache, wenn ich in Mathe statt theoretisch praktisch durchkommen können würde.
Umkippen, zum Beispiel.
Aber warum fragen mich alle dann, ob ich weiß, was ich tue? Ich habe es noch immer nicht so ganz begriffen, aber ich kam damals neulich auf einen ganz anderen Gedanken. Ich plante nämlich nicht.
Was wollte ich eigentlich in Zukunft machen? Schriftsteller werden, klar, und natürlich die Welt verändern, sie verbessern. Why not? Nur – das kommt einem toll vor, ich kann davon nicht leben. Ich brauche also einen Job. Aber Polizist, zunächst angedacht, ist manchmal auch nicht so toll. Warum also nicht die Überweisen fragen, diejenigen, die es besser wissen? Da fragte ich den Mond, was ich machen soll, doch der tollte nur am Himmel herum, für etwas anderes als Herumhängen war der nicht zu gebrauchen. Ich fragte meinen Computer: „So sage mir, was soll ich tun?“, aber der konnte auch nichts antworten.
Wie immer im Leben, sind die Frauen die Weisesten. Ich fragte also die Stereoanlage, was ich denn tun soll, was aus mir werden soll, und sie antwortete ganz cool: „Glücklich!“
Da sagte ich zu ihr: „Ich vergebe euch, denn ihr wißt nicht, was ihr da tut!“

Also, wie war das jetzt nochmal..?

Preisrätsel des Monats: Wer mir diesen Satz erklären kann, nimmt an der Verlosung für einen Duden Teil.

Der Satz lautet „Liefert nur den Hinweis, betätigt den materiellen Gegenstand ist der Standard.“ und ist teil der Vertragsbedingungen in einem Münchner Lokal – das ist auf der Speisekarte zu finden. Und liefert den Hinweis. Hä?

Boulevardesk, oh Sueddeutsche…

Daß die Süddeutsche Zeitung besonders in ihrer Online-Ausgabe, naja, sagen wir mal eine Boulevardzeitung geworden ist, ist ja schon lange kein Geheimnis mehr. Die Guttenberg-Kampagne ist da ja nur ein Beispiel. Aber jetzt wirds dermaßen Blödzeitung, das ist nun wirklich eklig.

Wer ist Dirk Nowitzki? Na, einer der auch schon Guttbye Germany gesagt hat und in der NBA spielt. Im Grunde nicht weiter wichtig…. es sei denn, man folgt der Sueddeutschen Zeitung die trotz ihrer Jubelartikel zu zig Sportlern mürrisch konstatiert, daß man sich in Deutschland mit der „Heroisierung von herausragenden Sportlern schwer tut“. Anscheinend hat der Autor, Jürgen Schmieder, Zeit lebens noch nie in einen Sportteil geguckt. Oder in die Bild-Zeitung, die sich mit dem Heroisieren von Figuren auch nicht gerade schwer tut.

Aber trotz der offensichtlichen Ahnungsbefreiung von Herrn Schmieder, der eigentlich öftern für den Sportteil der SZ schreibt, titelte die Sueddeutsche gestern und heute mit einem gar schrecklichen Ausdruck:

Nicht vergessen: das ist die Zeitung, die Ihren Kindern schlaue Eltern schenken will. Oder anders formuliert:

sprich: Kaufen Sie BITTE eine andere Zeitung! Die Süddeutsche mag keine solchen Leser.

Wie Presse und Presseautomatismus funktionieren.

Heute: RP-online. Sehr schöne zusammenstellung von Überschrift und Weiterverlinkung.

hier sollte ein Bild sein

Arbeitslosenzahlen werden geschönt, aha. Aber es sind ja trotzdem Erfogsmeldungen für die Regierung drin… ^^

Dinge, die sich irgendwie ums Verrecken nicht vermeiden lassen….

Im vergangenen Dreiviertel Jahr hat sich der „Kachelmannprozess“ zum wichtigsten Element deutscher Presseberichterstattung hochgeschwungen. Ein unbedeutender ARD-Wettermoderator der für seine „Blumenkohlwolken“ eher berühmt war als für seine durchaus gehobene Stellung im Metereologischen Geflecht geriet für seine Vorstellung von Sexualität nicht nur in Schwierigkeiten, nein, er skandalisierte dank der höchst aktiven Printpresse ganz Deutschland. Warum?

Ein Mann hat Sex mit einer Frau. Das ist soweit für einen gewissen Prozentsatz der Bevölkerung nichts ungewöhnliches. Ist eigentlich kaum erwähnenswert, vielleicht noch beim Boulevard. Dort gerne in der Form einer kurzen Erotikgeschichte Marke „Carolyn hat gerne kräftige Beine beim Sex. Ihr BAG (Bett-Abschnitts-Gefährte) fährt deswegen extra Fahrrad. ‚Weil er mich damit so anmacht!‘, erklärt die 21-jährige Studentin aus Unterniedergriesbachsulz.“ Ansonsten interessiert sich allerhöchstens dann noch die Kirche dafür, wenn der Akt irgendwie öffentlich gezeigt wird, zum Beispiel in Film, Fernsehen oder Internet.
Davon abgesehen muß Sex, damit der Printtauglich wird, einen Skandal beinhalten. Also irgendwas der Abteilung „Alt mit Jung, Mann mit Mann (aber prominent!), Frau mit Frau (dann aber sehr wohlwollend), Mensch mit Tier (Kai Diekmann zählt nicht als Tier!) oder aber abstoßend, öffentlich oder extrem sein. Eine Zeitung, ich erinnere mich an einen ehemaligen Schulkameraden der mittlerweile bei der Sueddeutschen versumpft ist, muß „Geschichten erzählen die interessant genug sind.“ Anders formuliert: Ein Skandal muß schon sein, weil’s die Leute sonst nicht kaufen. Warum kaufen’s die Leute sonst nicht? Na weil sie es gewohnt sind nichts anderes als Skandale zu kaufen. Man könnte sagen, daß sich das System hier selbstständig macht.

Ungewöhnlich war aber diesmal die Parteiergreifung die sich in einem sehr seltsamen Rahmen abspielte: In aller Regel gibt es da die konservative („Sie wird’s schon auch gewollte haben“) und die feministische („Sex ist grundsätzlich die Erniedrigung der Frau“) Seite. Diesmal bliesen allerdings Bild, Bunte und Emma ins gleiche Horn und mehr reflexartig als überlegt nahmen andere Medien eine dazu konträre Haltung ein.
Anstatt nun über den Prozeß zu berichten, vielleicht ein paar mehr oder weniger hysterische Gedankenspiele über die Gesetzgebung bei Sexualdelikten zu verfassen und letztlich das Urteil als zu lasch bzw. ungerecht zu kritisieren lieferte sich die deutsche Presse eine Vorverurteilungsschlacht par Excellance. Alice Schwarzer (Darf man das noch schreiben oder ist das irgendwie Alice Afro-Afrikaner?) brachte also ihre Kompetenz (als Nichtjuristin) ein um dann die feministische Sichtweise auf einen Vergewaltigungsprozeß direkt neben den blanken Brüsten von „Corinna, die es hart und dreckig mag“ darzustellen.
Im Gegenzug postulierte ausgerechnet die linke Presse eher die Unschuldsvermutung. Der arme Kerl. Und nun von der rachsüchtigen Ex-Geliebten vor Gericht gezerrt. Oh Mann!

Jörg Kachelmann, das hat der Prozeß sehr wohl gezeigt, ist offensichtlich privat ein nicht sonderlich angenehmer Zeitgenosse. Aber ein Vergewaltiger? Immer dann, wenn Emotionen in Berichterstattung und Urteilsbeurteilung fließen werden die Grenzen schwammig. Da ist ein kranker Mann schnell ein Teufel in Menschengestalt, der im Grunde auf einen Scheiterhaufen gehört. Die Emotionen, mit denen die Presse spielt, reichen von Rachegelüsten über Wut zu Haß – mehr bieten sie nicht. Eine differnzierte Betrachtung? Bloß nicht!
Ein Mann wie Kachelmann, der sich offenbar nicht besonders um die Gefühle seiner Mitmenschinnen kümmert ist kein guter Mensch. Eine Frau wie Schwarzer, die eine Hysteriewelle lostritt nur weil sie es kann und um im Zweifel trotz jeglichem Urteil die Volkswut auf die Person zu lenken, allerdings auch nicht. Und warum können wir es nicht vermeiden, sogar Geld dafür auszugeben um zu lesen wie sich schlechte Menschen Böses antun?

Tipp des Tages

Manche Menschen werden ungern beschenkt. Da gehöre ich auch dazu. Über die Gründe kann man spekulieren. Aber nun habe ich endlich die ultimative Methode gefunden, einen „Ich-schenk-Dir-nix-und-Du-mir-nix“ – Handel zu unterlaufen.

Künftig gibt es für die Beschenkungsunwillige(n) dann eben einen

„Launenaufbesserungszuschlag in Sachgegenstandsform“

Deutsch sei Dank.

P.S.:
Auch wenn man den Tip anders schreiben müßte.

Von Ungarn und seiner neuen Verfassung

An den Ostertagen dieses Jahres habe ich – ein wenig unangekündigt – meinen Blog ruhen lassen. Ich besuchte die Familie meiner Verlobten in Ungarn und durfte so Zeuge einer interessanten Entwicklung in dem Land werden, welches derzeit ja ausgerechnet die EU-Ratspräsidentschaft stellt.

Ungarn wird von einer wenig-Mitteviel-Rechts-Regierung beherrscht, die seit den letzten Parlamentswahlen eine Zweidrittelmehrheit im Parlament innehat. Die Regierung unter Victor Orbán ist ja seit einiger Zeit immer mal wieder Tagesgespräch in Europa, hauptsächlich wegen des Umgangs des ungarischen Gesetzgebers mit solchen in der EU als selbstverständlich betrachteten Rechten wie der Pressefreiheit..

Vor dem Parlament in Ungarn

Nun hat sich Ungarn eine neue Verfassung gegeben. Und diese Verfassung wird von nicht wenigen Ungarn sehr kritisch betrachtet, auch wenn sie wahrscheinlich nicht die Mehrheit stellen. Diese Verfassung schafft die Republik Ungarn ab und macht zunächst einmal nur Ungarn daraus. Was dann noch kommen mag weiß eigentlich keiner so genau, aber manch einer befürchtet, daß sich der ohnehin schon sehr starke Nationalismus immer weiter durchsetzen wird. Einige Elemente erkennt man allerdings schnell: Das neue Reich/Land/Nation Ungarn beruft sich auf das mittelalterliche Ungarn – und ganz zuvorderst auf das Christentum (Was kein Wunder ist, Ungarn war katholisch bevor Jesus geboren wurde. Sagt man.) was ein paar Kleinigkeiten zu Folge hat wie den Umgang mit Ehe, Abtreibung, Homosexualität und einem Duzend anderer Elemente moderner Denkweisen. Natürlich begrüßen besonders rückwärtsgewandte  Zeitgenossen wie – ausgerechnet – Bernd Posselt dieses Bestreben.

Woran das liegen mag? Vielleicht auch an der Presse. Was man mir berichtete war, daß die Medien, zumindest das Fernsehen, eigentlich durch die Bank immer nur „Nation! Nation! Ungarn! Nation!“ brüllen, durchbrochen von seichtester Fernsehunterhaltung.

Nun muß man die Ungarn zunächst einmal verstehen. Jahrhundertelang als die „Geißel Europas“ gefürchtet und unterdrückt von zuerst den Osmanen und dann der Habsburger Monarchie erlebte Ungarn die europäischen Revolutionen von 1848 als Befreiungskriege die ihnen letztlich noch mehr Unterdrückung (Habsburg brachte den ungarischen Widerstand unter anderem mit Hilfe des russischen Zaren zu Fall. Zyniker behaupten, die Russen hätten sich schonmal umgesehen.) einbrachten, auch wenn sich die Habsburger dann „Kaiser von Österreich und König von Ungarn“ in besonderer Form nennen mußten. Ungarn wurde nicht von Ungarn regiert. Nach dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches in Folge des von ihnen begonnenen ersten Weltkrieges schaffte es Ungarn endlich zu einem Königreich ohne Fremdherrschaft zu werden.
Bis die Nazis kamen. Ungarn näherte sich dem Faschismus freiwillig an und wurde im Rahmen der „Restaurierung Großdeutschlands“ praktisch übernommen, letztlich, als das Land mit Rußland in Verhandlungen trat, besetzt. Im Zweiten Weltkrieg eroberte die stalinistische Sowjetunion Ungarn und hielt das Land unter Besatzung bis 1989. Die Ungarn kämpften im Volksaufstand von 1956 noch einmal unter großen Opfern gegen ihre neuen Unterdrücker, aber vergeblich.
Zwar gelang es den Sowjets nie so sehr, Ungarn die allgemeinen Beschränkungen und vor allem die Lebensmittelknappheit aufzuzwingen die man sonst unter dem Credo der „gerechten Verteilung“ erzwang, aber frei waren die Ungarn wieder nicht.

Und was die Monarchie, Fremdherrschaft, Unterdrückung und letztlich der „real existierende Sozialismus“ der Sowjetunion noch nicht an Stolz und Wirtschaftskraft zerstört hatten, das nahmen die europäischen Heuschrecken nach der Grenzöffnung mit. Ungarn erlebte eine kurze Boomzeit als westliche Firmen die niedrigen Löhne und Lebensstandards ausnutzten, Werke hochzogen und die Leute beschäftigten aber das war nur eine vorübergehende Periode. Wie üblich unter dieser Gesellschaftsklasse zogen die Firmen weiter nach Bulgarien und Rumänien als die staatlichen Förderungen ausliefen die als Motor dienen sollten und die Löhne „anzogen“ (sprich von „unanständig „zu „Unterklasse“ zu werden.). Das Ergebnis ist eine recht hohe Arbeits- und Perspektivlosigkeit, auch wenn es der Mehrzahl der Ungarn sicherlich deutlich besser geht als noch vor 20 Jahren.

Zu dem Gefühl der Perspektivlosigkeit kommt auch ein sich festgesetzter Glaube daran, im Vergleich mit den Nachbarn deklassiert zu sein. Die Idee des reichen Deutschen, der fünf Autos hat und in einer Villa wohnt, das westliche Eldorado hat sich dermaßen in den Köpfen als Wahrheit manifestiert und festgesetzt, daß jeder eigene Erfolg (nicht wenige Ungarn besitzen zwei Autos, Haus oder Hof) irgendwie als nicht gut genug erscheint. Und gegen einen derartigen Glauben (der wohl nicht nur in Ungarn weit verbreitet ist) kann man auch mit der Wahrheit nicht ankommen.

Wieder einmal zeigt sich, daß der ungezügelte Liberalismus als Nährboden für Nationalismus, Rassismus und Kriegstreiberei dient. Denn natürlich sind an der Situation schuld:

a) die Ausländer, besonders die EU die ja wirklich wie eine Heuschreckenbande das Land ausgeplündert hat.
b) die Ausländer, vor allem die Sinti und Roma, die grundsätzlich nur stehlen und sowieso nix arbeiten wollen und alle Verbrecher sind
c) die Nachbarn, besonders die Rumänen und Tschechen, denn diese Völker haben Minderheiten in Ungarn leben, die allen die Arbeitsplätze wegnehmen und sowieso faul sind und nix arbeiten wollen (Machen Sie sich nix aus dem Widerspruch, genügend Dieter Bohlen dazwischen und die Leute schlucken das)
d) die Nachbarn, besonders die Bulgaren und Rumänen, weil ungarische Minderheiten in Bulgarien und Rumänien leben und dort unterdrück werden und das ganze Gebiet sowieso eigentlich Ungarn gehört.

Diese Stimmung wird erzeugt und massiv befeuert im Land. Am Ende hat das oftmals sehr unangenehmes zur Folge. Hoffen wir, daß es nicht dazu kommt. Auch wenn sich der drohende Zusammenbruch des Geldsystems weltweit mit einem Krieg wunderbar verschleiern ließe.

Das ungarische Parlament

Das ungarische Parlament

Dies war das Ende meines kurzen Artikels den ich in Ungarn geschrieben hatte und mangels internet so veröffentlichen wollte. Kaum zurück in Deutschland und eigentlich nur auf der Suche nach eienr deutschen Übersetzung oder wenigstens zuverlässig seriösen Inhaltsbeschreibung der neuen Verfassung (Meine Kenntnisse entstammen alle ungarischen Medien und Menschen) führte zu:

Ich bitte den Leser sich nun selbst ein Bild zu machen. Vielleicht gibt es ja gar keinen Grund, hysteriSZch zu werden…