Fundstück der Woche (51. KW): Kongressabgeordneter Ron Paul spricht

Nanu? Lastknightnik als Sozialdemokrat lässt einen Republikaner sprechen? Ja. Hören Sie ihm zu.
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Nur bevor man diesem Menschen gleich in sein Herz schließt, empfiehlt es sich trotzdem, mehr über ihn zu lesen. Wenigstens bei Wikipedia.

Es gibt eine ganze Menge Fans von Ron Paul, darunter auch diese zwei Blogs hier. Die Schweitzer hingegen scheinen ihn 2008 aufgegeben zu haben. Selbst ein Video zu dem Thema wurde schon produziert. Eine interessante Gestalt ist er ja, das will ich ihm lassen. Auch wenn ich mit jemandem wie ihm sicher nicht immer einer Meinung bin oder sein werde, seine Rede jedenfalls ist spitze.

 

Der Leichtmatrose und seine tollkühne Crew

In den vergangenen Tagen dieser Republik gab es eine von den Medien entfachte und begeistert geteilte Debatte um den Vorsitzenden der von Demokratischem Freien Partei: Guido Westerwelle. Doch was er vor ein paar Tagen schon einmal verkünden ließ, gilt noch immer: „Ich verlasse das Deck nicht, wenn es stürmt“

Wie dämlich ist das eigentlich? Man blicke sich doch einmal um. Alleine die Sueddeutsche Zeitung hat in ihrer Online-Ausgabe eine unglaublich große Anzahl von Artikeln zu dem Thema veröffentlicht. Nun ist es nichts unbedingt ungewöhnlich, daß die SZ versucht, Westerwelle schreibend zu schaden – zumindest nicht, seit die Große Koalition weg ist. Vorher war natürlich alles Recht um die böse alte Regierung loszuwerden.

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Seither fährt man eine Kampagne. Nur um das zuerst klarzustellen: Die FdP ist eine arrogante, menschenverachtende Gruppe die den Wert des Geldes weit über den Wert des Lebens stellt und Westerwelle ist der Botschafter dieser Geisteshaltung. Ich mag ihn nicht und ich werde ihn niemals mögen denn wer so denkt und auch noch politisch handelt, Menschlichkeit als Hemmschuh ökonomischer Möglichkeiten betrachtet, ist meiner persönlichen Ansicht nach ein echter Feind der Menschen und eine Person, die freudig jeden einzelnen opfert für eine abstrakte Ideologie.

Dennoch mag ich auch keine Medienkampagnen. Die Sueddeutsche hat vom 15.12.2010 bist zum 19.12.2010 12 Artikel veröffentlicht, die ich alle da oben zitiert habe. Glauben Sie nicht? Lesen Sie mal die Überschriften:

  • 15.12.2010, 11.51 Uhr: Guido W esterwelle: Rücktrittsforderungen aus der Südwest-FDP
  • 16.12.2010, 13.31 Uhr: Debatte um Westerwelle: Liberale erwägen den FDP-Urknall
  • 16.12.2010, 15.17 Uhr: Westerwelles Zwist mit Guttenberg: Problemfall FDP. Guido gegen den Rest der Welt
  • 16.12.2010, 18.28 Uhr: FDP/Westerwelle in Bedrängnis: Erbarmungslose Stunde der Wahrheit.
  • 17.12.2010, 07.32 Uhr: Kritik an Westerwelle: Eiskaltes erwachen
  • 17.12.2010, 09.17 Uhr: Problemfall Westerwelle: Die BigBand bläst zum Abschied
  • 17.12.2010, 10.52 Uhr: Kubicki über die Kriese in der FDP: Ich habe Mitleid mit dem Menschen Westerwelle
  • 17.12.2010, 17.50 Uhr: Westerwelle in Bedrängnis: Die im Dunkeln sieht man jetzt.
  • 18.12.2010, 13.02 Uhr: Rücktrittsforderungen gegen Westerwelle:FDP: Schwergewichte geißeln Zwergenmut der Kritiker
  • 19.12.2010, 11.57 Uhr: FDP-Krise: Westerwelle schließt Rücktritt aus.
  • 19.12.2010, 17.30 Uhr: Westerwelle und die FDP: Rebellion der Kohleschipper
  • 19.12.2010, 17.43 Uhr: FDP-Führungsdebatte: Ich verlasse das Deck nicht, wenn es stürmt!

Kommt doch irgendwie nach Kampagne rüber, oder? Auch die Veröffentlichungszeiten finde ich interessant: Teilweise überbieten sich die Autoren regelrecht in ihrem Hass um die eigene Veröffentlichung über die des anderen zu schieben.

Das ist der Markt: unüberwindliche Gegnerschaften, immer irgendwo. Hauptsache Feind. Und die Sueddeutsche Zeitung, neben dem alten „Sturmgeschütz der Demokratie“, dem Spiegel, mal ein Blatt für Menschen mit Anstand ist längst zum peinlichen Abklatsch der Dieckmann’schen Volksverdummungspostille geworden. Das nennt man Degeneration.

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Das ändert natürlich nichts daran, daß Westerwelles Gerede an Peinlichkeit kaum mehr zu überbieten ist. Auf dem Deck sind selten die Kapitäne zu finden, daher fragt man sich schon, was er sagen will. Vielleicht, daß er nicht wie alle Ratten das sinkende Schiff verlassen will. Nur verläßt kaum eine brauchbare Gestalt, falls irgendwo da welche noch herumirren das sinkende Schiff FdP. Alle bleiben an Bord und auch Ratten trifft eigentlich ganz gut zu.

Was Westerwelle wahrscheinlich zu sagen versucht ist, daß der Kapitän als letzter von Bord geht. Das fände ich okay, soll er mit diesem wirtschaftsliberalen Machohaufen doch untergehen. Was sind denn die Alternativen? Rainer Brüderle und Christian Lindner.

Rainer Brüderle als liberaler Erich Honecker wäre eine Peinlichkeit für sich. Der Mann ist doch kaum in der Lage bis drei zu zählen oder ein Winzerfest zu eröffnen, als Parteichef einer Partei, die angefangen hat als Bürgerrechtsidee und nun dabei ist, Bürgerrechte im Namen des Geldes zu opfern wäre er nun wirklich überfordert.

Christian Lindner? Dieses Bübchen von Westerwelles Gnaden? Eine Null ohne Inhalte, aber bereit, die obersten Zehntausend mittels Füßewaschen noch öffentlich zu huldigen? Wegen mir gern, aber den hat nichtmal die FdP verdient. Das ist so ein bisschen wie Ronald Pofalla, den die CDU nun wirklich nicht verdient hat oder auch der Hubertus Heil, den die SPD, finde ich, auch nicht verdient hat. Irgendwie gibt es als Generalsekretäre nur komische Gestalten bei den Parteien. Grüne und Linke verzichten ja auch vorsichtshalber darauf.

Dennoch: Man wünscht der FdP noch viele Jahre mit Westerwelle. Denn aus irgend einem Grund scheint der Wähler das Problem dieser Partei in der Person zu sehen, welche das Gedankengut der Gruppe äußert und nicht im Gedankengut, sprich: in der der Partei selber.

Über das Gedankengut der Frei von Demokratischem Partei sage ich aber in einem anderen Artikel etwas.

 

Wenn Christian Lindner (FdP) sich entlarvt…

Im journalistischen Alltag unserer Republik gab es ein Ereignis am abgelaufenen Montag, das eine kleine Auseinandersetzung von Wirtschaftsforschern und vor allem eine sturzpeinliche Aussage vom Generalsekret der FdP nach sich zog.

Die „Welt“ – ausgerechnet – berichtete gestern morgen über die Idee von Forschern des DIW, daß man mit Hilfe einer Vermögenssteuer den Haushalt durchaus sarnieren könne.

Der Artikel beinhaltet aber einen genialen Widerspruch der die FdP sehr schön entlarvt:

Hüther verwies zudem darauf, dass die oberen 25 Prozent der Einkommensbezieher schon heute 75 Prozent des gesamten Einkommensteueraufkommens schulterten. „Blickt man auf die Gesamtbelastung von Steuern und Abgaben, wird in Deutschland kräftig und konsistent von oben nach unten umverteilt.“

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FDP-Generalsekretär Christian Lindner sprach (…) Umverteilung saniere nicht Haushalte, sondern schwäche die breite Mittelschicht und damit jene, die schon heute den größten Anteil der Steuerlast trügen. „Ob Vermögensabgabe, Bürgerversicherung oder Erhöhung des Spitzensteuersatzes, alle laufen auf eines hinaus: Steuererhöhungen für die Mittelschicht in Milliardenhöhe“

Anders formuliert: Patrick Lindner (FdP) sagt ganz offen, die FdP sieht die „Mittelschicht“ bei den oberen 25% des Einkommens. „Die meinen wir, wenn wir Mittelschicht sagen.“

Da danke ich doch für die Klarstellung!!!

 

 

 

KenFM über Wikileaks II

In den vergangenen Tages dieses Blogs habe ich ein Versprechen gegeben, das einzulösen ich nun beabsichtige. Hier nun wie versprochen der Wortlaut des Films. Die Rechte am Text liegen selbstverständlich bei KenFM

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Was haben der 11. September und die Gründung von WikiLeaks gemeinsam?

Beides sind Einschnitte, die unser Denken bestimmen, Einschnitte mit Konsequenzen, die einen Schneeballeffekt haben. Dieser Schneeballeffekt ist unumkehrbar.


Was macht eigentlich WikiLeaks und sein Kopf, Julian Assange?

Nun, diese Non-Profit Organisation veröffentlicht Daten im Internet, macht sie uns – also der gesamten Menschheit – zugänglich, kostenlos. WikiLeaks erfindet keine Geschichten oder verbreitet Klatsch und Lügen, WikiLeaks stellt die Wahrheit ins Netz.

Die Wahrheit gefällt nicht jedem.

Zum Beispiel der Kurzfilm einer US-Hubschrauberbesatzung, der zeigt, wie US-Soldaten in Bagdad Zivilisten abknallen, darunter zwei Mitarbeiter der Presseagentur Reuter. Der Film gefällt weder den US-Militärs, noch den militärischen Partnern, denn er zeigt, was diese Behörden uns nie zeigen wollten: Es gibt keinen humanen Krieg, es gibt nur Mord und Totschlag, getarnt als „humanitären Einsatz“. Wie üblich heißt es dazu von den Mächtigen, solche Daten gefährden die „nationale Sicherheit“, außerdem seien sie ja gestohlen worden. Das Wort „gestohlen“ passt bei digitalen Daten nicht so recht, denn das, was WikiLeaks veröffentlicht hat, fehlt ja nirgendwo. Die US-Regierung zum Beispiel ist weiterhin im Besitz aller Aufzeichnungen, die WikiLeaks je ins Netz gestellt hat.

Nur, nachdem sie im Internet aufgetaucht sind, kennt sie eben alle Welt.


Warum hat ein Staat Probleme damit, wenn seine Bürger erfahren, was er in ihrem Namen – wo auch immer – treibt? Was konkret gefährdet die nationale Sicherheit? Die Bürger selber, weil sie jetzt Bescheid wissen? Wäre ein Staat sicherer, wenn seine eigenen Bürger weniger wüssten, zum Beispiel über die Volksvertreter? Wer entscheidet, was der Bürger wissen sollte, wem gehören die Daten, die der Staat mittels Steuergeldern sammelt? Gehören sie dem Sammler, sprich: der Behörde, oder aber gehören sie dem, der die Behörde finanziert, also dem Bürger?

Komplexe Fragen.

Ist es moralisch verwerflich, wenn eine Organisation wie WikiLeaks Daten veröffentlicht, die man ihr anbietet, auch wenn der Anbieter offiziell ein Dieb ist? Wenn ja, warum ist es dann völlig OK, wenn z.B. die Bundesregierung einem Datendieb aus der Schweiz 2,5 Millionen hinblättert, um an eine DVD mit Steuersündern zu kommen? – Vielleicht, weil es ein gutes Geschäft ist?

Anders als die Bundesregierung, ist WikiLeaks kein „Hehler“. WikiLeaks bezahlt nicht und WikiLeaks zieht aus seiner Veröffentlichung kein Kapital. WikiLeaks lebt von Spenden und die Macher sind Idealisten, wie seinerzeit die Gründer von Greenpeace. Anders als beispielsweise Google, sammelt WikiLeaks Daten, um sie allen – frei Haus –  zur Verfügung zu stellen und nicht aus kommerziellen Gründen.

Was also ist daran so gefährlich, dass man den Kopf von WikiLeaks, Julian Assange, ganz schnell via Interpol mit einem internationalen Haftbefehl suchen lässt, und weil man schon dabei ist, einen Grund obendrauf packt, Vergewaltigung? Ist diese Vergewaltigung vielleicht genauso 100% bewiesen, wie seinerzeit die Massenvernichtungswaffen im Irak?

Fakt ist, dass alles, was wir heute wissen, wissen wir via Massenmedien, und diese Massenmedien sind im 21. Jahrhundert vor allem eines nicht mehr: unabhängig. Entweder eine Radio- oder TV Station oder eine Zeitung ist privatisiert, dann gehört sie einem oder mehreren Konzernen, z.B. einem Rüstungs- oder Ölkonzern, oder sie ist staatlich, dann kontrolliert der Staat via Rundfunkrat, was veröffentlicht wird und was besser nicht, da es den Staatsvertretern vielleicht schaden könnte.

Völlig unabhängige Berichterstattung gibt es heute nur noch im Internet.

WikiLeaks ist Teil des Internets, überall und nirgendwo zuhause. Diese Form der Existenz ist nicht neu, global operierende Firmen, Banken zum Beispiel oder das Kapital generell, konnten nur deshalb so mächtig werden, weil sie regionale Staaten über diesen Weg ausgehebelt haben. Bei ihnen hat der Staat das akzeptiert, bei WikiLeaks ist das plötzlich eine Bedrohung.


Zweierlei Maß?

Warum reagiert der Staat so allergisch, wenn der Bürger mitbekommt, was seine Volksvertreter wirklich denken, welche Spielchen sich hinter „hoher Diplomatie“ wirklich verbergen? Nun, ein Bürger, der das liest, was WikiLeaks veröffentlicht, fängt an, erst an seinen Volksvertretern zu zweifeln, und dann an den offiziellen Verlautbarungen des ganzen Staatsapparats. Er fängt an, lästige Fragen zu stellen.

Wenn in den aktuellen Memos der US Diplomaten z.B. zu lesen ist, dass sich diverse arabische Staaten sowie Amerika nichts sehnlicher wünschen, als den Iran anzugreifen, wird es den Bürger morgen nicht sonderlich überraschen, wenn die offiziellen Nachrichten ihn langsam darauf vorbereiten, dass der Iran wohl Massenvernichtungswaffen hat und dass man wohl nicht umhin komme, im Namen der Freiheit den Iran anzugreifen. Hätte man die Memos nicht, könnte man morgen erneut leicht vom Staat eingeseift werden und würde sich Monate später vom Verteidigungsminister anhören müssen, dass Deutschland diesmal nicht am Hindukusch, sondern in den Hügeln Teherans eine Handvoll deutscher Friedenssoldaten verloren hat, gefallen, um einem Aggressor das Handwerk zu legen.

In den Hauptnachrichten ist die Welt immer ganz einfach, wenn der Bürger es nicht besser weiß. WikiLeaks sorgt dafür, dass uns allen klar wird, was die Meisten von uns eh seit langem ahnen. Politik und Diplomatie verfolgen immer nur ein Ziel, und das heißt bestimmt nicht Weltfrieden. Eine Supermacht (egal, welche) teilt nicht gerne, sie verteilt, was übrig ist und teilt aus, wenn die Mitläufer nicht gehorchen. Wenn der „Große Bruder“ z.B. sagt: „Los, BRD, fahr nach Afghanistan, da sind die Terroristen, denen wir den 11. September zu verdanken haben!“, dann spurt Deutschland.

Deutschland ist ein guter Mitläufer, ein Vasall, ein US-Außenposten, der es sich nicht deshalb mit den USA verdirbt, weil der Ami so nett ist, nein, weil der Ami immer noch knapp 50% der exportierten Waren Made in Germany kauft. Und wer kauft, hat Recht, und wer verkauft, der hält die Schnauze.

WikiLeaks ist anders.

WikiLeaks macht keine Geschäfte. WikiLeaks verkauft nicht und WikiLeaks kauft nicht. WikiLeaks hat keine klassische Lobby. Eine Lobby ist eine kleine Gruppe von Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Mehrheit ohne Stimme auszubooten. Wenn man bei WikiLeaks von Unterstützern sprechen könnte, dann sind das wir alle, die Bürger. Wir sind die Mehrheit und wir wollen es uns nicht länger gefallen lassen, dass uns unsere eigenen Regierungsvertreter zum Narren halten. Dass man uns permanent zum Narren hält, wissen wir spätestens seit dem 11. September. (Der 11. September ist Tabu. Kritische Fragen, und von denen gibt es Hunderte, werden nicht gestellt. Und jeder, der es doch tut, ist automatisch ein Verschwörungstheoretiker.

Wir wissen auch, dass all die „Beweise“ die zum gegen den Irak geführt haben erfunden wurden von „Volksvertretern“ und wir kennen diese Menschen, namentlich. Sie laufen immer noch frei rum oder veröffentlichen ihre Memoiren. Wir wissen, dass kein einziger der angeblichen Attentäter vom 11. September aus Afghanistan kam, und dennoch will man uns weismachen, dass wir in Afghanistan sein müssen, um z.B. Mädchenschulen und Brunnen zu bauen, und ganz nebenbei die Terroristen zu fangen.

Wir wissen alle, dass es um Öl oder sichere Pipelines geht und wir kennen die Partner in den entsprechenden Regionen. Kein einziger demokratischer Staat ist darunter und doch heißt es ganz offiziell: „Es geht um Demokratie und Freiheit.“

WikiLeaks macht aus unserer tiefen Ahnung das, was man Wissen nennen könnte. WikiLeaks zieht keine Schlüsse, WikiLeaks überlässt es uns, mittels Daten Schlüsse zu ziehen. Die neuesten Enthüllungen zum Beispiel beweisen, dass unsere Volksvertreter sich gegenseitig nicht leiden können und unser „Großer Bruder“ weder von uns, noch von den anderen Vertretern anderer Völker etwas hält. Ist diese Information wirklich neu?

Das alles wäre nicht so gefährlich, wenn der „großer Bruder“ im eigenen Land nicht extreme wirtschaftliche Probleme hätte. Die aktuelle US-Regierung unter Barrack Obama unternimmt mehr gegen unliebsame Journalisten, als George W. Bush. Ist das der „Change“, von dem einst die Rede war? Meinungsfreiheit ist für die US-Regierung zu gefährlich geworden und die US-Regierung sitzt nicht im Weißen Haus, seit Vietnam sitzt sie im Pentagon. Die Frage, die man sich dort rund um die Uhr stellt, ist simpel: Wie kommen Billiarden Barrel amerikanisches Öl ausgerechnet unter arabischen Sand?

WikiLeaks deckt diese Denke auf und macht damit globales Handeln transparent. Das Verrückte dabei ist, dass ausgerechnet das Internet diesen Informationsfluss erst möglich macht. Das Internet wurde ursprünglich von US-Militärs erfunden, um im Kriegsfall schneller Angriffe koordinieren zu können. Jetzt schlägt WikiLeaks die Erfinder des Internets mit den eigenen Waffen.

Da hilft nur eines: zum Beispiel weniger krumme Deals am Bürger vorbei.

WikiLeaks führt zu einem weltweiten Export von Aufbegehren durch Wissen. Das Volk begehrt global auf und wehrt sich gegen das, was uns der Kapitalismus des 20. Jahrhunderts hinterlassen hat: Ein extremes Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich, ermöglicht durch bewusste Informationskontrolle.

WikiLeaks macht es dem Bürger global leichter aufzustehen und zu sagen: „Ich mach das nicht mehr mit, ich will so nicht länger regiert werden, ich will nicht, dass das 21. Jahrhundert eine Wiederholung des 20. Jahrhunderts wird, in dem Krieg, ob kalt oder warm, das Standardmittel ist, um Interessen durchzusetzen.“

Wäre Julian Assange ein Geheimdienstmitarbeiter, wäre er jetzt Chef einer neuen Superüberwachungsbehörde. Ist er aber nicht. Julian Assange ist einer von uns, ein Durchschnittsbürger, der das Recht auf freie Meinungsäußerung und Informationsfreiheit bewusst für den Bürger auslegt.

Das ist Demokratie!

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Eventuelle Tippfehler gehen auf meine Kappe.

 

Was man von Schwarz-Gelb hat

Im politischen Alltag der parlamentarischen Monarchie Englands gab es ein Ereignis im beinahe abgelaufenen Jahr 2010, das England an den Rest Kerneuropas angeglichen hat: Der Rücktritt von Premierminister Gordon Brown.

Nun mag man zu Brown oder der Labour Party stehen wie man möchte, mit ihrem Abtreten erhielt das Land eine neue politische Führung die man durchaus mit der deutschen vergleichen könnte: Eine schwarz-gelbe Regierung. Die Tories und die Liberal Democratic Party bilden nun in England einen schönen neuen Konservativ-Liberalen Kern. Das wäre soweit eigentlich nicht schlimm aber wie es sich zeigt fällt solchen Regierungen in der Regel immer nur eines ein: Steuern beibehalten oder senken und dafür Gebühren und Abgaben hochdrehen.
Die häufigste konservative Kritik an sozialdemokratischen Vorhaben besteht darin, daß „die Roten“ immer nur die Steuern erhöhen wollen. Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, das sind die Folterinstrumente der marxistischen Inquisition und der Wähler, zumindest der konservative Wähler, schluckt das auch brav. Ich verweise hier jetzt mal nicht darauf, daß die größte Steuersenkung deutscher Geschichte von Rot-Grün durchgeführt wurde. Aber ich möchte dem sehr entgegenhalten, daß massive Steuersenkungen in der Regel zu Umverteilungen der Steuermittel in die Sozialsysteme erfordern und daraus resultiert am Ende nur eines: Steigende Gebühren. Zum Beispiel für Krankenkassen und Plegeversicherungen. Oder, und da kommen wir auf England zurück, bei Studiengebühren.
In England, immerhin das Mutterland des Kapitalismus, waren Studiengebühren schon lange Gang und Gäbe. Die Gebühren waren auch schon immer extrem hoch, so verlangte das englische System bislang 3.000£ pro Studienjahr was umgerechnet etwa 4.500 Euro darstellt. Für Ausländische Studierende wird das auch noch immer verlangt. Aber Inländer dürfen neuerdings bis zu 10.700 £ blechen und da hakt es dann ganz aus.
England hat ein interessantes Studienförderungssystem eingerichtet, den „student loan“. Das funktioniert so: Der britische Staat bezahlt die Studiengebühren und dazu noch einige weitere Kosten je nach dem, ähnlich wie bei unserem Bafög. Allerdings schuldet man als Student am Ende die volle Summe und nicht nur die Hälfte. Dafür greift eine soziale Sperrklausel: Wer weniger als 15.000£ im Jahr verdient muß nichts zurückbezahlen und nach 15 Jahren wird die Schuld als untilgbar gelöscht. Dann muß gar nichts zurückbezahlt werden.
So etwas ist natürlich nicht liberal sondern sozial, sprich purer Sozialismus, wie Westerwelle sagen würde. In Deutschland bekommt man den nebenbei verzinsten Studienkredit bei einer bevorzugten Bank, nicht beim Staat, und darf dann etwa das Anderthalbfache dessen zurückzahlen, was man eigentlich „verbraucht“ hat. Sinn und Zweck des deutschen Bildungskreditsystems ist es somit, niedere Einkommensschichten von der höheren Bildung systematisch abzuschrecken, denn wer startet schon gerne ins Berufsleben mit einem roten Warnblinklicht der Schufa auf der Stirn?
Kaum hat England eine Schwarzgelbe Regierung, schon wird das System angepasst: Die Schulden steigen ins unermessliche. Wer seinen Master macht braucht im Schnitt vier bis fünf Jahre, um fertig zu werden. Das sind ohne Unterhaltskosten schon 36.000£ bis 45.000£ Schulden, also eine Bringschuld von bis zu 60.000€, mit der die jungen Menschen dann einen Job finden („Sind Sie verschuldet?“) und eine Familie gründen („Kredit für Ihr Kind ist nicht möglich, sie sind nicht kreditwürdig“) sollen.
Das ist nicht nur regelrecht unanständig weil auch noch die staatlichen Zuschüsse an die Universitäten um bis zu 80% gesenkt werden sollen, es ist auch noch ziemlich dumm. Die so genannte Elite Europas nimmt sich die Chance auf ein gewaltiges geistiges Potential das dann von außen eingeflogen werden muß. Die englische Elite bevorzugt bei der Gelegenheit auch noch dieses ausländische Potential statt den eigenen Leuten und da muß man sich mal schon fragen, inwieweit die konservative Geisteshaltung gemischt mit einer liberalen Raubtierhaltung eigentlich noch dem eigenen Volk zu dienen wünscht.
Ich hege den Verdacht, liberaler Konservativismus ist gegen das Volk, gegen den Bürger.
Vielleicht erklärt das die vielen, vielen, vielen Proteste der Menschen gegen ihre „bürgerlichen“ Regierungen.

Vom Gutmenschentum und schlechten Menschen

Im diskutierenden Alltag dieser Republik gibt es einen Begriff, der als „Totschlag – Argument“ versucht, eine bestimmte Gruppierung oder Haltung abzutun und damit nebenbei eine ganze Menge mehr zerstört als eigentlich gemeint ist. Die Rede ist vom „Gutmenschen“.

Seit den 90er Jahren wird der Begriff in der Regel von der politischen Rechten als Kampfbegriff gebraucht, um insbesondere Grüne, aber auch generell Linke zu umschreiben. Dabei machen sich diese Leute in der Regel nicht des Umstandes bewußt, daß die Selbstabgrenzung von einem solchen Begriff automatisch zu einer Selbstbeschreibung im Gegenteil führt. Sie selbst sehen sich also als „Schlechtmenschen“ oder vielleicht auch als „Gutaffen“, je nach dem was sie eigentlich negieren wollen.

Eigentlich grenzen Sie den guten Menschen vom Gutmenschen ab, zumindest ist das die Intention des Begriffes. Wie sinnvoll das Wort als solches ist, soll im Nachfolgenden diskutiert werden.

Um den Begriff zu recherchieren ist Wikipedia natürlich ein beliebter Einstieg. So liest man im entsprechenden Artikel folgendes:

Gutmensch ist eine meist abwertend gemeinte Bezeichnung für Einzelpersonen oder Personengruppen („Gutmenschentum“), denen ein übertrieben moralisierendes oder naives Verhalten unterstellt wird. In der politischen Rhetorik wird Gutmensch als Kampfbegriff verwendet. Der Neologismus leitet sich von „guter Mensch“ ab – und wendet die positive Bedeutung ins Gegenteil.

Benutzer des Begriffs unterstellen Personen oder Personengruppen mit betont moralischer Grundhaltung ein fehlgeleitetes beziehungsweise zweifelhaftes Verhalten. Der Begriff bezieht sich auch auf den Unterschied zwischen ‚gut gemeint‘ und ‚gut gemacht‘. Ein Gutmensch hat gute Absichten, möchte bestimmte Probleme lösen oder die Welt verbessern. Seine Handlungen oder die verwendeten Mittel gelten aber in den Augen derer, die den Begriff Gutmensch negativ verwenden, als zweifelhaft, meist wegen vermeintlich einseitiger Betrachtung eines Problems, mangelnder Objektivität oder Unkenntnis der Faktenlage. Gutmensch wird oft mit Begriffen wie Pharisäer und Heuchler, seit Mitte der 1990er-Jahre auch mit dem Begriff „Politische Korrektheit“ verbunden und als Anklage verstanden, die drastisch als „Terror der Gutmenschen“ erscheint. Im öffentlichen Sprachgebrauch dient er durchweg als eine negativ konnotierte Fremdbezeichnung. (…)

Bekanntermaßen ist das Gegenteil von „gut“ ja „gut gemeint“. Nun sehen wir uns mal die Verwendung des Begriffes an. Die Gegner von politischer Korrektheit – gerne auch als „linker Mainstream“ oder gar als „linker Gesellschaftsterror“ verunglimpft – versammeln sich in verschiedenen Dunstkreisen von der konservativen bis hin zur extremen Rechten.

Ob das bei „politically incorrect“ oder der neuen Rechten ist – der „Gutmensch“ ist das Feindbild. Er ist ein dummer Idealist, der an einer subjektiv wahrgenommenen Wirklichkeit nicht teilhaben willen oder kann. Denn das ist doch der Kern – jemand mit subjektiver Wirklichkeitserfahrung kritisiert subjektive Weltsicht.

Nehmen wir uns mal die Extremisten unter den Islamophoben vor. Diese Leute verurteilen das Verhalten von Politikern und linksgerichteten (also im Grunde Toleranz predigenden) Gruppen als „Gutmenschentum“. Warum? Na weil diese Extremisten eine „schleichende Islamisierung“, also eine heimliche wahrnehmen (weswegen sie dann auch noch heimlich sein soll wissen die Schlechtmenschen aber nun auch wieder nicht) und dagegen wird ihrer Ansicht nach nicht genug getan.

Nun bitte ich Sie, mal den nächstbesten Mohammedaner in Ihrer Umgebung zu betrachten. Sprechen Sie mit ihm, trinken Sie einen Tee. Klopfen Sie seine Ansichten ab und suchen Sie nach dem Beweis, daß er ein Mitglied einer islamischen Weltverschwörung ist mit dem Ziel, die Welt zu islamisieren. Möglicherweise ist das gar nicht sein Ziel, vielleicht will er einfach nur am Ende des Monats genug Geld übrig haben um seinen Sohn oder seine Tochter auf die Uni schicken zu können.

„Gutmenschentum“ wird also als ein naives Weltbild betrachtet in welchem die Menschen zu wenig „gesunde Angst“ haben und dem Selbsterhaltungstrieb ihrer Kultur nicht fröhnen. Ist das denn eigentlich wirklich so?

Die meisten Auseinandersetzungen, der meiste Hass entsteht aus Angst und aus Unkenntnis. Der Mensch fürchtet das unbekannte, das unerforschliche, ein Umstand der die Geschichten von Edgar Allen Poe, Algernon Blackwood und Howard Phillips Lovecraft so lesenswert machen. Leider aber auch ein Umstand weswegen Gesellschaften immer wieder auf ihnen fremde Minderheiten oder den Nachbarn ablehnen. Diese Denkweise beginnt bei „denen im Nachbardorf“ und endet nicht zuletzt beim „ausbeutenden Juden“ oder „erobernden Muslim“. Simple Ahnungslosigkeit wandelt sich in Furcht und dieser wird dann zu Ablehnung und Hass. So entstehen Kriege, die von der Gesellschaft begrüßt und unterstützt werden.

Natürlich ist die Welt nicht ganz so simpel. Es gibt eine Reihe von Faktoren die mit hineinspielen, aber im Kern bleibt immer mangelnde Offenheit und Akzeptanz – und das, nebenbei gesagt, von allen Seiten. Wenn die Leute immer nur unter sich bleiben ist das natürlich auch nicht Zielführend. Das berühmte „Multi-Kulti“ kann nicht als Sammlung von Parallelgesellschaften funktionieren. Zumindest nicht wenn es über das normale Maß hinaus geht. Trotzdem ist ein Miteinander möglich und auch wünschenswert – schließlich ist es auch zu machen.

Das setzt aber voraus, daß bei den jüngsten bereits begonnen wird und hier steckt der Teufel drin: Wie man sehr schön an Beispielen wie Frau Freitags Blog sehen kann kämpfen hier tolerant erzogene Lehrer einen beinahe aussichtslosen Kampf gegen die Windmühlen des vom Elternhaus eingetrichterten Hasses und Vorurteils. Das Problem besteht im sich-verstecken und im Pflegen alter Vorurteile. Aber es besteht auch darin, daß sobald der Kopf heraus gestreckt wird er sofort droht, abgeschlagen zu werden. Mit einem ausländischen Namen muß man sich hierzulande bis zu acht mal häufiger bewerben als mit einem deursch klingenden Namen. Integrationswilligkeit wird mitunter als Anbiederung abgelehnt. Auch das kann nicht zielführend sein.

Nun sind die so genannten „Gutmenschen“ den Schlechtmenschen darin voraus, daß sie sich stets um Toleranz bemühen und sie für eine ideale Haltung der Gesellschaft umzusetzen versuchen, wenn auch nicht immer dort wo es wichtig wäre. Schlechtmenschen ist das egal.

Das Problem bei so manchen Idealisten ist das gleiche Problem, das zum Beispiel die Kirche derzeit hat: Viele Kirchenmänner predigen Moral und Anstand und sehen ihre Institution als moralischen Maßstab in der Welt. Da passen die Kinderschänder aber nun wirklich nicht mehr hinein. Ähnliches gilt für die Jeep fahrenden Umweltschützer oder auch den intoleranten Toleranzprediger. Idealismus fängt im Großen an, seine Umsetzung aber im Kleinen. Und da ist es am schwierigsten.

Ein anderes Problem ist die Frage der Dosierung. So kann eine hochpeinliche Claudia Roth schonmal eine ganze Partei unmöglich machen und das Fremdschämen in ganz andere Dimensionen erheben. Naivität und Blauäugigkeit tun ihr übriges, wer als Lehrer arbeitet weiß ja ziemlich schnell, wie ein abrauschender Idealismus aussieht.

Mein liebstes Beispiel für realitätsfernen Idealismus ist eigentlich der typische mütterliche Rat, wenn dem Kind das Pausenbrot geklaut oder es verprügelt wird: „Ignorier ihn einfach“. Jeder Idiot weiß, daß das nicht funktioniert, aber trotzdem wird der „Tipp“ von Generation zu Generation weitergetragen. Nicht auszurotten ist das.

Nichtsdestoweniger ist der Kampfbegriff „Gutmensch“ Unfug weil er eigentlich nur eines zeigt: Daß es Menschen gibt, die Idealismus und den Versuch, gutes in der Welt zu tun und zu ermöglichen ablehnen. Der Zynismus, der hinter dieser das Leben ablehnenden Weltsicht steckt ist bezeichnend. Und sollte für diese im Herzen armen Menschen wenigstens Mitleid erregen.

Die Elite – Studenten

Im universitären Alltag unserer Republik gab es ein Ereignis im abgelaufenen Jahr 2006, das eine große Beachtung gefunden hatte weil es wichtig schien und von dem bis heute als Selbstverständlichkeit weil nun alles anders sei die Rede ist. Seit man in einem eher seltsamen Auswahlverfahren unter den Spitzenunis Spitzenunis gefunden hatte ist jedenfalls alles anders. Oder?

München hat ja das Glück, mehr als nur eine Universität zu beherbergen, rechnet man die Fachhochschulen noch dazu kommt man auf die sensationelle Zahl von 20 Hochschulen im Raum München – eventuell zählt Augsburg auch noch mit. Ein besonderes Glück hatte München, daß gleich beide Universitäten als „Elite“-Universität ausgezeichnet wurden. Bewundert wurde, daß auch die LMU München ausgezeichnet werden konnte, obwohl sie ja keine technische Universität, sondern „nur“ eine Volluni ist. Die Vergabelaudatoren klopften sich jedenfalls für den genialen Einfall, auch eine Volluni ausgezeichnet zu haben auf die Schultern, daß die Wände wackelten.

Der Elitestatus rechtfertigte natürlich erst recht die Gebührenpolitik, nebst den 500 Euro nochmal 92 Euro „Verwaltungsunkosten- und Studentenwerksbeitrag“ einzukassieren – wer in München studierte zahlte dafür 1200 Euro im Jahr. Ohne Fahrkarte, die mit mindestens 360 Euro im Jahr auch noch zu Buche schlägt.

Die Elite des Landes sollte nun an der Elite der Universitäten studieren, das war wahrscheinlich der Plan.

Heute, im fast abgelaufenen Jahr 2010 kann man sich deutlich sagen: Nein, das hat sicher nicht geklappt. Anekdoten könnte man viele erzählen aber ich belasse es mal bei drei normalen Begegnungen mit der geistigen Elite des Landes.

Das erste ist etwas, was jeder Student bei jedem Seminar erlebt, und zwar praktisch jede Stunde. Natürlich erlebt man es auch in manchen Vorlesungen, aber wirklich erleben sollte man das im Seminar. Zur Handreichung werden bei jedem Referat neudeutsche Handouts gereicht. Aber Referenten sind manchmal fies und produzieren 3 Seiten Handout. Jetzt besteht in den Anfangsminuten des kleinen Seminars (sagen wir, 40 Teilnehmer. Von Klassenstärken à 30 träumen Lehramtsstudenten nur…) die komplexe Aufgabe darin, zwei Stapel so durchzugeben, daß jeder Student…. jeder Studierende drei Handoutseiten vor sich liegen hat.

Ich mach es kurz: Nein, das klappt nicht. Das ist zu kompliziert. Elitestudenten reichen nichts durch, sie scheffeln und sammeln an. Das ist sehr wichtig später. Etwa ein Fünftel hat gar nicht mitbekommen, daß es zwei Blätter hätte nehmen sollen und wenn man Pech hat sitzen die irgendwo vor einem und reichen den zweiten Stapel wieder nach vorne „weil das haben ja alle schon“. Das ist die Elite des Landes. Wahrscheinlich ist darum auch die Schere im Land so groß, die können das mit dem weitergeben einfach nicht.

(c) des Bildes liegt bei Zeit.de. Quelle

Die nächste Elite sind die Seniorstudenten. Also Studierenden. Sind auch Seniorinnen darunter, geschlechtsneutral Alternde. Also die alternden Studierenden, das graue Heer. Latein-Muttersprachler im Geschichtskurs. Sie sind deswegen eine Elite, weil sie Zeit haben. Eine gute halbe Stunde vor Vorlesungsbeginn stehen sie schon an der Tür, da sind die jungen noch im vorherigen Kurs, und sorgen dafür, daß sie sicher einen Sitzplatz bekommen. Das lange anstehen macht ja auch müde. Manchmal schlafen sie dann auch deswegen. Wichtigste Regel aber schein zu sein: Wer früh dran ist, setzt sich außen hin. Dann kann man für jeden anderen noch einmal aufstehen und ihn persönlich begrüßen, das ist höflich. Im Ergebnis bleiben mitunter innen Sitze frei und draußen lümmeln Leute auf dem Boden herum. Das ist natürlich unordentlich und zeigt, daß die heutige Studentengeneration keinen Anstand mehr hat, erklärte jedenfalls vorgestern in der Reihe vor mir ein Senior dem anderen in Bezug auf die im völlig überlaufenen Saal auf Boden und Heizung sitzenden Studenten…. Studierenden. Elite unter sich.

Die dritte echte Eliteeigenschaft ist die ausgeprägte Fähigkeit von in Gesprächen vertieften Gruppen, genau vor Eingangstüren stehen zu bleiben und eine möglicherweise stattfindende Bewegung der Menschen drumherum eher als störend zu empfinden. Manchmal sitzen diese Gruppen auch auf ihren Plätzen bis zum Beginn der nächsten Veranstaltung und huschen dann rasch hinaus. Nicht, daß sich da vielleicht jemand gern für seine Veranstaltung eingerichtet hätte oder so. Tatsächlich scheint sich die Elite unseres Landes schon in der Ausbildung durch die mangelnde Fähigkeit, Mitzudenken auszuzeichnen.

Dafür aber haben sie eines erreicht.

Als die Gebühren eingeführt werden sollten hatte eine kleine Gruppe an der LMU München dagegen zur Demonstration aufrufen wollen. Spontane Auskunft eine (mutmaßlichen) BWL-Studenten war, daß er froh sei, wenn die Gebühren kommen – dann würden endlich „die ganzen Gammler und Linken verschwinden“.

Achso. Na gut daß keiner mehr im Weg ist. Ich nehme mal an es sind elitäre Menschen wie das genannte Beispielexemplar, die dafür waren weil man extra Leute mit Wunschlisten durch die Unis geschickte hatte. Schließlich ist ja jetzt unendlich Geld da, nicht wahr?