Zweierlei Maß…

Wie die Sueddeutsche Zeitung berichtet hat die EU-Kommission Microsoft zu etwa einer halben Milliarde Euro verdonnert, weil Microsoft in seinem Windowssystem keine Browserauswahl mehr anbietet. Dies mußte die Firma aber bis 2014 eigentlich tun. Ist das sinnvoll?

Ich selber benutze Windwos (privat XP, dienstlich Windows 7 und XP) und das Mac OS X für privates und Studium, nebenher arbeite ich im Büro auch gelegentlich mit einem Linux oder sogar einer Open-Dos Distribution. Daß der Internet-Explorer ein schlechter Browser ist, sollte mittlerweile eigentlich jeder wissen – niemand wird aber daran gehindert, sich einen Browser nach Wahl downzuloaden, sei es Firefox, Opera oder Chrome.

Ich selber benutze den Fuchs so wie ich zuvor den Netscape Navigator benutzt hatte, ich bevorzuge es, meinen Browser nach meinen Wünschen zu gestalten und traue Google mit seinem Chrome nicht über den Weg; Keine Ahnung was der so alles mitschreibt. Opera hat den Vorteil, daß er im Gegensatz zu Firefox ein wirklich schlanker Browser ist der auch einigermaßen zuverlässig und schnell arbeitet, Firefox ist halt ein Speicherfresser par excellence.

Was ich nun aber nicht verstehe ist das zweiseitige Maß, mit dem hier gemessen wird. Wer Windows installiert hat halt den Explorer drauf (und kriegt ihn auch nicht los, weil das Ding wie zementiert in das Betriebssystem eingebunden ist), wer einen Mac kauft, bekommt den Safari frei Haus und muß auch da, wenn er eine Alternative möchte, selbst aktiv werden. Warum wird Apple nicht auch verknackt? Die Linux-Distribuition Ubuntu hat beispielsweise den Firefox gleich mitinstalliert. Na und?
Was die Wahlfreiheit angeht, so ist es ohne das Handy zu rooten bzw. einen Jailbreak durchzuführen (der streng genommen gegen die AGB der Hersteller verstößt, aber nicht illegal ist) unmöglich, einen anderen Store als den vorgegebenen anzuwählen. Habe ich ein Applehandy will es nur mit dem iStore, habe ich ein Googlehandy, nur den PlayStore.  Vorinstallierte Software zu entfernen ist ohne Rootzugang auch nicht möglich, also ist ein gewisser Prozentsatz des Handyspeichers gleich mit irgendwelchem Werbekram wie Newsdienste (als Shareware-Versionen gerne) oder Spieledemos zugemüllt.
Was das angeht: Wenn ich ein Auto kaufe, aber ein anderes Radio haben will, dann muß ich selber was tun. Will man den direkten Vergleich ziehen: Kauft man einen Mercedes, ist ein Mercedes-Motor drin. Bei einem Porsche ein Porschemotor. Will ich einen Trabbi mit einem Porschemotor und einem anderen Radio, so muß ich mich selber drum kümmern bzw. eine Fachwerkstatt mit der ungewöhnlichen Idee beglücken.

Eines mußt man allerdings auch verstehen: Microsoft hat mit zum Teil unlauteren Methoden den Natscape Navigator vom Markt verdrängt (HP hat bei der Verhandlung nachgewiesen, daß Microsoft Windows-Lizenzen einzieht, wenn ein Verkäufer den PC mit Windows und einem anderen vorinstallierten Browser anbietet) und nun gegen eine Auflage verstoßen, das ist ein ganz normaler und rechtlich einwandfreier Vorgang.

Letztendlich ist die Idee zwar gar nicht so blöd gewesen, aber im Grunde ist es Unsinn. Ein User, der einen PC soweit nicht bedienen kann, daß er einen eigenen Browser installiert, wird mit dem Fenster überfordert, jeder andere kann ohnehin tun was er will. Auch wenn das nicht die erste Strafe der EU für Microsoft ist, und auch wenn Microsoft kartellrechtlich eine zu dominante Stellung hat – warum kümmert sich die EU nicht mal um die Ölkonzerne oder die Pharmaindustrie? Da wäre mehr zu tun – und der Bürger könnte tatsächlich entlastet werden.

Aber vermutlich haben die zuviel Lobbyisten in Brüssel sitzen.