Ich dachte echt, das wird nicht so schlimm….

… bis ich es heute gelesen habe: Kraft der Anstrengung des „gefällt mir“ Button-Drückens haben es 4.497 Facebook-User geschafft, der SPD in NRW ein Wahlplakat zu offerieren. Und, kein Witz, es ist tatsächlich das schlimmste von denen geworden…

Als ich mich am Samstag über die Plakate lustig machte ahnte ich noch nicht, daß das wirklich ernst würde. jetzt ist es amtlich:

Das Gewinnermotiv des Plakatwettbewerbs steht fest: Mit insgesamt 4.497 „Gefällt mir“-Klicks auf der Facebook-Page von Hannelore Kraft und der Facebook-Page der NRWSPD um 15.00 Uhr haben Jonathan und Erik gewonnen. Herzlichen Glückwunsch. – Team Kraft

Ja, herzlichen Glückwunsch. Meine Partei ist Currywurst. Ihr spinnt total da unten im Norden!

Currywurstpartei

Currywurstpartei

Aber 4.497 Lemminge können nicht irren….

Überlegen wir uns doch mal kurz die Symbolik…. und lassen dabei mal „Kraft-Ketchup“ außen vor….

Currywurst, eigentlich ein typisches Berliner Essen (Interessant wegen der Berlin vs. Düsseldorf – Situation von Röttgen) ist auch eine typische, einfache Speise, die zumindest seit der Prototyp des Hartz’lers, Dittsche, in einer Currywurstbude gastiert (Okay, in Hamburg aber trotzdem), auch mit der zunehmenden Unterschicht in Verbindung gebracht wird. Ist es wirklich klug, nochmal darauf hinzuweisen, daß ausgerechnet wir, die SPD, Hartz IV verbrochen haben? hm? Daß gescheiterte Existenzen ihr Scheitern und die Einkerkerung in einen Sozialknast letztlich der SPD zu verdanken haben?

Kopperschlaeger.net hat es schön berechnet: ein ALG II Empfänger erhält täglich 4,25€ für Essen. Currywurst kostet 4,10€ – bleiben Summa Summarum 15 ct für ein Getränk. SPD=1x Essen am Tag? ist das die Botschaft?

Gratuliere, SPD-NRW. 20%-x sind da schon drin…

Stellungsnahme der Infratest Dimap

Die Infratest Dimap hat auf meine Fragen bzgl. der Wählerwanderung geantwortet. Im Interesse der Fairness möchte ich diese natürlich auch veröffentlichen:

Sehr geehrter Lastknightnik,

unsere Wählerwanderung basiert im Kern auf den Angaben der Wahltagsbefragung zur Stimmabgabe bei der aktuellen und der letzten Landtagswahl.  (Dies sind mehr als die üblichen 1.000 Fälle der telefonischen Vorwahlerhebungen). Im Anhang finden Sie die Darstellung der Wählerwanderung aus unserem Wahlreport.  Die von Ihnen angesprochenen Differenzen resultieren aus der Tatsache, dass  es auch Veränderungen durch die Mobilität (Zu und Fortzüge) und durch den Generationswechsel (Erstwähler kommen hinzu und Wahlberechtigte sterben während der Legislaturperiode) ergeben. Vielleicht fragen Sie sich, wie wir das mit den Verstorbenen machen: Es gibt detaillierte Statistiken zu Geschlecht und Alter der Gestorbenen  je Jahr  und aus der repräsentativen Wahlstatistik ( oder auch unserer letzten Wahltagsbefragung) kennen wir das Wahlverhalten für unterschiedliche Altersgruppen sehr gut.

Es verbleibt ein Rest an Differenzen bei den Zahlen unserer Wanderung gegenüber den Endergebnissen. Diese basieren auf den Rundungen im Inneren der Matrix  (z.B. 4 mal aufrunden und 2 mal abrunden).  Hier handelt es sich um einen Kompromiss zwischen Darstellung und Konsistenz.

Mit den besten Grüßen,

Hm. Die Anhänge sind Interessant. Hier findet man noch einmal die von mir bereits erwähnten Aufschlüsselungen und folgenden Informationshinweis:

Wählerwanderungsmodell von Infratest dimap
Das Wählerwanderungsmodell von Infratest dimap bietet die Möglichkeit, den Umfang von konkreten
Wählerströmen abzubilden. Von Interesse sind insbesondere Wechselbewegungen zwischen den Parteien. Zur Landtagswahl werden hierzu anhand von Befragungsergebnissen zur Wahlentscheidung bei der aktuellen und zur vorhergehenden Wahl Wanderungsströme zwischen den Parteien bzw. „Haltequoten“ (Wähler pro Partei, die bei beiden Wahlen die gleiche Partei gewählt haben) geschätzt. Weiterhin wird die Gruppe der Nichtwähler und damit die Wahlbeteiligung in die Bilanz einbezogen. Die Wanderungsbilanz von Infratest dimap berücksichtigt darüber hinaus Veränderungen in der Zusammensetzung der Wählerschaft als Folge des Generationswechsels (erstmals wahlberechtigte Wähler bzw. zwischenzeitig verstorbene Wähler) bzw. des Ortswechsels von Wählern (Zuzug bzw. Wegzug). Die Annahmen über Größenordnung und Wahlverhalten dieser Gruppen beruhen auf:
• amtlichen Repräsentativstatistiken der letzten Wahlen,
• amtlichen Bevölkerungsstatistiken,
• repräsentativen Umfragen vor der Wahl
• der Befragung am Wahltag
• und dem Endergebnis.
Für jede Partei wird ein Wählerstromkonto berechnet mit Gewinnen und Verlusten bezüglich des Austauschs zwischen den Parteien, dem Wechselspiel zwischen Wahlteilnahme und Wahlenthaltung und dem Generations-/ Ortswechsel. Die Einzelströme werden auf 1.000 gerundet. Dadurch ergeben sich in den Randsummen Differenzen zum amtlichen Endergebnis.

Daß Rundungsfehler auftreten ist ja normal. Bei 193 Wählerstimmen wäre das ja auch egal gewesen. Allerdings sind die Differenzen sehr viel größer zum Teil. Was mir recht gut gefällt in dem Zusammenhang ist das kleine Wörtchen „geschätzt“ (Hervorhebung in der Nachricht von mir). Letztendlich ist das ganze ein Ratespiel offenbar…
Wer sich für das pdf interessiert, dem lasse ich das gerne zukommen.

Einmal Zahlensalat, bitte. Mit Zwiebeln.

Die Infratest Dimap. Garant für ehrbare Zahlen zur Wahl und garantiert neutral. Also schon. Fast. meistens. Aber ein ehrbares Privatinstitut mit Exklusivvertrag für die ARD. Und die präsentieren Ihnen Zahlen… man glaubt es nicht. Was die alles ausrechnen bei rund 1.000 Befragten… einfach toll. Wenn… ja wenn der Fehler halt nicht im Detail steckte.

Die Sueddeutsche Zeitung berichtete begeistert von den Zahlen der Wählerwanderung, die von der Infratest veröffentlicht wurden. Diese Zahlen werden auch von Parteien sehr ernst genommen, denn sie zeigen deutlich, gegen wessen Profil man verloren oder eben gewonnen hat. Oder wieviele Wähler taktisch wählen um bestimmte Konstellationen zu bevorzugen.

So sind diesmal zum Beispiel die Grünen vieler Wähler verlustig gegangen: 6000 Wähler an die SPD, 1000 an die Nichtwähler und 2000 an die Piraten haben sie verloren, dafür aber 2000 von der FDP gewonnen. Mach Summa Summarum 8000 verlorene Stimmen. Blickt man in die Angaben des Landesamtes für Statistik, so erfährt man, daß die Grünen eine Gesamtzahl von 24.248 Stimmen hatten – 2009 waren es noch 31.516. Das sind 7.268 weniger. Also fast 8.000.

Die FDP hat massive Verluste eingefahren und ist schon beinahe da, wo sie hingehört: Auf Augenhöhe mit der NPD. Dennoch sind auch hier die Verluste schön aufgelistet: 12.000 an die CDU, 9.000 an die Nichtwähler, 8.000 an die SPD, 4.000 an die Piraten, 3.000 an die Linke (Wer bitte wählt FDP und dann links?) und je 2.000 an die Grünen und an kleinere Parteien. Macht einen Gesamtverlust von 40.000 Stimmen. Übrig sind, den offiziellen Zahlen zufolge, 5.871 Stimmen – von ehemals 49.064. Da komme ich irgendwie auf 43.193 Stimmen Verlust. Wohin die verbliebenen 3.193 Stimmen gewandert sind, keine Ahnung, sie machen aber auch nur 0,66% der 481.249 gültigen Stimmen aus -bei einem Gesamtergebnis von 1,2%….

Die Linkspartei verliert nach Infratest Dimap 30.000 Stimmen (Alleine 17.000 an die Nichtwähler), real verliert sie allerdings 36.052 Stimmen, was dann doch ein volles Fünftel mehr ist, als die Wählerwanderung von Infratest zeigt. Besonders schön ist die Wählerwanderung bei der SPD. Sie gewinnt 7.000 von der CDU, 7.000 von der Linkspartei, 8.000 von der FDP, 6.000 von den Grünen (Also 28.000) und verliert 7.000 an die Nichtwähler und nochmal 3.000 an die Piraten (also 10.000), was insgesamt 18.000 Wählerstimmen mehr bedeutet. Real bekam sie 15.919 Stimmen mehr, also immerhin noch mehr als 2.000 Stimmen Unterschied zu den Presseangaben des Privatinstitutes.

Bei der CDU gibt Infratest Dimap an, daß sie von Linkspartei und FDP insgesamt 14.000 Stimmen gewonnen habe (2.000 der Linkspartei, 12.000 von der FDP), aber an SPD 7.000, an die Piraten 4.000, andere Parteien 3.000 und an die Nichtwähler 12.000 Stimmen abgeben mußte. macht einen Verlust von 12.000 Stimmen. Real waren es 14.943 Stimmen.

Das ist insofern alles unwichtig, weil es darauf ja nicht wirklich ankommt. Allerdings deuten diese Zahlen Trends an die irgendwie ja entstehen müssen. Trends wiederum beeinflussen Wahlverhalten. Die Zahlen werden sehr ernst und sehr genau genaommen – aber genaugenommen sind sie irgendwie, naja, falsch. Daß die Infatest das nicht auf die Stimme genau angeben kann ist klar. Aber dennoch muß man sich hier die Frage stellen, wie eigentlich diese zahlen zustande kommen.

Zu diesem Zwecke habe ich eine Mail an die Infratest gesandt. Deren Stellungnahme und Antwort werde ich ebenfalls hier veröffentlichen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

für meinen kleinen Blog habe ich mir Ihre Zahlen zur Wählerwanderung noch einmal angesehen und dann vor allem die tatsächlichen Gewinn-/Verlustmargen der einzelnen Parteien. Dabei kommt es doch zu recht kräftigen Differenzen, alleine bei der FDP beträgt die Differenz zwischen Ihrer Analyse und den Offiziellen Zahlen beinahe 3.200 Stimmen.

In dem Zusammenhang möchte ich für meine Leser gerne eine Stellungnahme von Ihnen und auch ein paar Fragen beantwortet haben.

Wie erklären Sie sich das?
Wie genau werden die Wählerwanderungsangaben erstellt? Werden dabei Wähler befragt und dann extrapoliert? Oder gibt es eine andere Methode?

Vielen dank für Ihre Antwort und ich verbleibe mit den besten Grüßen,
Lastknightnik

Von der Neutralität der Staatsmedien

Oftmals kritisiert die Bevölkerung ja die Gebühren für die staatlichen Medien – der Medienjournalist Holger Kreymeier lebt unter anderem auch von seiner Kritik am öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Man kann auch vieles nicht gerade gutheißen, auch wenn mir persönlich das Privatfernsehen deutlich unsympathischer ist als das öffentliche. Jedenfalls meistens.

Seit einiger Zeit irrlichtert jedoch der Verdacht, daß die Tagesschau, oder sagen wir genauer, die ihr seit 1997 ständig zuarbeitende Infratest Dimap, die im Gegensatz zur Tagesschau nun wirklich eine private GmbH ist, nicht unbedingt so neutral ist wie man immer meint. Ihre Ergebnisse werden in aller Regel von Jörg Schönbohm vorgetragen, der mir ja auch schon einmal sauer aufstieß. Trotzdem war ich beeindruckt, daß es der WDR und die Infratest geschafft haben, in den ARD-Brennpunkt rund um den Zusammenbruch der Rot-Grünen Minderheitsregierung in NRW gleich dreimal das CDU-Wahlplakat und den Spruch in die „Informationssendung“ zu halten. Glauben Sie nicht? Bitte:


(bei 00:54, bei 03:25 und bei 15:18)

Aber das ist ja gar nicht das, worauf ich heute hinauswollte. Heute Abend habe ich mit eher beiläufigem Interesse auf der Homepage der Tagesschau die Haushaltsplanungen unserer Regierung für 2012 geschaut. Gucken Sie sich doch mal diese Grafik an:

Ich finde es doch deutlich interessant, daß der „kleine“ Darstellungsfehler ausgerechnet beim sehr umstrittenen Element Bildung im Vergleich zu den allgemeinen Finanzen passiert. Nicht wahr?

Kinder werden nicht dick, sie werden dick gemacht.

Nicht immer ist es einfach, sich mit den Lebensmitteln unserer zeit auseinanderzusetzen. Inhaltsstoffe sind oft für den Nichtchemiker kryptisch beschrieben und gerne auch so klein gedruckt daß es fast unmöglich ist, sie zu lesen. Die Organisation Foodwatch hat nun eine Studie über sog. „Kinderlebensmittel“ veröffentlicht und ist zu alarmierenden Erkenntnissen gekommen. Zu recht?

Daß es nicht gut ist, wenn Kinder den ganzen Tag Chips und Schokolade in sich hineinstopfen und das ganze dann noch mit Cola herunterspülen dürfte eigentlich jedem klar sein. Nicht immer kann man sich jedoch auf das Vernunftorgan der Eltern verlassen – gezielt werden Kinder in Fernsehen und Presse sowie bei den Produkten selbst beworben und das Ergebnis ist meist, daß die genervten Eltern dann eben doch die gezuckerten Cornflakes kaufen.
Tatsächlich sind die Marketingstrategien recht perfide – Nesquick beispielsweise warb schon in meiner Kindheit ebenso wie Milky Way (beides Nestlé) mit Comics in Comicheften wie der Mickey Maus. Was schon bei Erwachsenen oft genug verfängt (indem man Anzeigen als redaktionellen Inhalt tarnt) klappt bei den Kleinen noch besser; Das Lesevergnügen wird effektiv mit dem Produkt verknüpft.
Auch verfallen immer mehr Hersteller auf Gewinnspiele und Datensammlung im Internet – jedem Ü-Ei liegt ein Code bei mit dem man Spiele bei Ferrero freischalten kann. Ich will gar nicht erst drüber spekulieren was eine Firma eigentlich mit Daten von Kindern so vorhat, ein Benutzerkonto muß jedenfalls angelegt werden.
Produkte werden mit anderen verknüpft – wo Küchentücher von Fernsehköchen beworben werden da wird auch die Schokoladengranate mit Smartphones verknüpft. Ein Verlangen mit dem anderen, das Ziel ist eine umfassende Positivgestaltung des Produktes für den Kunden.

Nun zeigt die Studie von Foodwatch nichts überraschendes – daß Caprisonne nichts anderes ist als Zucker und Aromastoffe ist nun wirklich keine Neuigkeit. Dennoch hat die Studie auch gewisse Haken – so wird beispielsweise der Konsum von pflanzlichen Nahrungsmitteln stets mit Grün markiert – obwohl ein Glas direkt gepresster Apfelsaft um die 100 Kalorien enthält. Das ist sogar mehr als Coca-Cola (84 Kalorien /200 ml). Natürlich enthält Apfelsaft Vitamine und Ballaststoffef – aber eben auch verdammt viel (Frucht-)Zucker.
Heute wird gerne mit Fructose statt mit Saccharose gesüßt, aber Zucker bleibt nun einmal Zucker. Er ist extrem Energiereich und macht deswegen schnell dick – so wie annähernd alle Kohlehydrate.

Mit der Studie geht auch gleich wieder das Geschrei los, die einen rufen nach strengeren Regeln für die Lebensmittelhersteller während die Regierung sich brav vor die Industrie stellt und in Gestalt von Ilse Aigner die Industrie vor dem Verbraucher schützt. (Daher auch Verbraucher-Schutzministerin)
Dann kommen die Panikmacher die vor dem Sozialismus der Grünen in Gestalt der Regelwut warnen und den mündigen Bürger davor schützen möchten, daß er vorgeschrieben bekommt, was er essen darf.

Nur – darum geht es nicht. Es geht darum, Aufklärung zu betreiben, ja, aber auch denen Knüppel zwischen die Beine zu werfen, die jedwede Form von Aufklärung zu umgehen versuchen. So Aufdrucke wie „gesund“ auf einem Lebensmittel, das pro Glas mehrere Stück Würfelzucker enthält zu verbieten. Der „mündige Verbraucher“, eine Art Fabelwesen, wird nämlich trotzdem gerne in die Irre geführt. Schließlich kauft er auch Zigarettenschachteln auf denen inzwischen übergroß draufsteht, daß sie ihn irgendwann umbringen werden.

Es wäre ein wichtiger Schritt, wenn Ernährung ein richtiger Unterrichtsbestandteil in der Grundschule würde – und danach vielleicht öfter angesprochen wird. Bei aller Fülle des Stoffes – ich finde es bedeutend weniger wichtig daß ein Kind lernt was eine Terz ist als daß es darüber aufgeklärt wird daß ein, zwei Gläser Kakao am Tag eben nicht gesund sind, auch wenn es in drei Zentimeter großen Lettern auf der Packung steht.

Es ist doch immer wieder erstaunlich….

…. da versüßte uns die BILD-Zeitung den Februar-Abschied am vergangenen Mittwoch doch glatt mit einem Artikel über die Integrationsunwilligkeit junger Muslime in Deutschland, spricht gar von einer „Schock-Studie“. Es wurde aber gar nicht der Schock studiert, es wurden stichprobenhaft Muslime befragt – um auf Verhaltens- und Denkmuster zu schließen und vor allem um herauszufinden, wie man Radikalismus eigentlich definieren soll.

Die zentrale Fragestellung der Studie findet man auf Seite 10 der 764 Seiten starken Studie: „Welche Kriterien lassen sich empirisch begründen, um junge Muslime in Deutschland auf der Grundlage ihrer Einstellungen und Verhaltensweisen als integriert beziehungsweise radikalisiert und unter Umständen extrem islamistisch beurteilen zu können?“ Nicht also wieviele sind es sondern „Wie beurteilt man das eigentlich?“ haben sich die Wissenschaftler gefragt. Eine legitime Frage. Zu diesem Zweck wurden (in der ersten Phase) 923 Teilnehmer interviewt, und zwar 206 deutsche Nichtmuslime, 200 deutsche Muslime und 517 nichtdeutsche Muslime (Siehe dazu S. 123 der Studie). Deutlich verweisen die Autoren der Studie darauf, daß die Ergebnisse gerade wegen dieser geringen Zahl an Teilnehmern kaum statistisch nennen kann (S. 277):

Aber, oh Wunder, der Springerstiefelpresse und ihren Handlangern kam das wieder einmal viel zu langweilig vor, sie konstatieren da lieber, daß 2,5% aller deutschen Muslime gefährlich und gewaltbereit seien. Bei 923 Teilnehmern sind das nicht ganz 4 Leute. Interessant, wenn von weniger als 1.000 plötzlich doch auf eine Zahl von 3,8-4,3 Millionen (!) hochgerechnet wird. Würde mich mal interessieren, ob das wohl stimmt, wenn ich die drei Minderbemittelten, die gestern in der Trambahn eine Bildzeitung lasen und in Fetzen rissen, um damit nach Passagieren zu werfen auf den Gesamtdurchschnitt der Bild-Leser hochrechne (BILD erscheint in eienr Auflage von etwa 2,7 Millionen)… Damit dürften die drei fast schon eine bessere statistische Aussage geben als die vier Typen (oder Typinnen) der Studie.

Warum macht dieses rechtsradikale Hetzblatt das? Als Wegbereiter eine arischen Gesellschaft? Mitnichten, das Ziel derartiger konservativer Hetzblätter ist es immer, die Bevölkerung soweit zu beeinflussen, daß sie vor Angst und Haß in eine Richtung zielt und so dem Dunstkreis von Döpfner und Diekmann die Meinungshoheit überlässt. Deutlich wird das am heutigen Samstag, wo Innenminister Friedrich brav wieder seine Sprechblasen über das gescheiterte Multikulti entleeren darf. Gibt man bei Bild.de in der Suche nur den Begriff „Muslime“ ein, erscheinen fast nur Hetz- und Tiradenartikel über gefährliche, gewaltbereite Muslime und – ganz wichtig! – blinde Linke und Grüne, die „die Augen vor der Wahrheit verschließen„.

Tja, hätte man es selbst halt mal mit der Wahrheit probiert. Aber für die Kaffeefahrtopfer wird es intellektuell noch reichen.

Anmerkungen:

Edit: Der Jakob Jung Blog hat einen ausführlicheren und deutlich lesenswerteren Artikel über den Inhalt der Studie erstellt auf den ich an dieser Stelle gerne verweisen möchte.

Einseitige Berichterstattung? Die Politikwelt ist ein Deppendorf….

Ich muß mich bei meinen Lesern zunächst entschuldigen. Ich habe vier Artikel in der Mache, alle vier relativ groß und umfangreich aber zwischendrin verlangt das reale Leben dann doch meine Anwesenheit…. Ich bitte um ein wenig Geduld. Zwischendurch möchte ich aber kommentieren, was die ARD und der von uns bezahlte Ulrich Deppendorf, dessen konservative Gesinnung ich immer mal wieder angesprochen habe, in seinem letzten „Bericht aus Berlin“ angestellt hat.

Nicht jeder mag Sigmar Gabriel. Ich selbst übrigens auch nicht, was aber eher persönliche Gründe hat. Gabriel ist ein Preuße und benimmt sich gegenüber uns „schwachen“ Bayern auch gern so. Das sei mal vornangestellt.

Keine Rolle jedoch spielt das, wenn man öffentlich mit ihm umgeht, er ist immerhin Parteivorsitzender der SPD. Jenseits des Springerverständnisses von Journalismus sollten Menschen arbeiten, die mit Ansätzen von Anstand geschlagen sind, das bringt zwar weniger Auflage, dafür aber echte Information. Mich interessiert ein neutrales Interview sowohl mit Gabriel, als auch mit Schäuble, weil beide vielleicht auch was zu sagen haben.

Mindeststandard? Schon, aber wessen?
Nun betrachten Sie bitte diesen Bericht aus Berlin.
Fällt Ihnen etwas auf? Genau: Zum einen eine praktisch unterwürfige Befragung des „Herrn Schäuble“ (Vorsichtshalber mit einer getreuen Bankenhuldigung gepaart – brave Banker, böse Schuldner…), dann ein Hetzfilmchen (im „Bericht“ aus Berlin, na klar!) gegen jedweden Alternativwähler im Saarland (Marke: „Egal was Ihr wählt, das Ergebnis ist eine Große Koalition!“) und im Anschluß darf sich Herr Gabriel auch noch demütigen lassen, indem er jede Antwort stets von einem Brummen der Sorte:  „Jetzt mach mal hinne, Sozi!“ begleitet bekommt. Kaum spricht er mal fünf Sekunden, schon macht Deppendorf Druck – Gabriel soll bloß nicht zu einem Argument ausgeholt haben.

Seit Günther Jauch, der als unerträglicher Gesinnungsjournmalist genau erkannt hat auf wessen Gehaltsliste er nun steht ist das öffentlich-rechtliche Fernsehen nun offensichtlicher denn je zu einer Veranstaltung der Partei(en?) verkommen. Angesichts der Tatsache, daß das Privatfernsehen mehr oder weniger komplett der CDU anhängig ist – man weiß ja, wem man die Existenz verdankt, so eine Art Elternkomplx vermutlich – ist die Medienübermacht der CDU auf breitem Vormarsch – zufällig im Jahr vor der Bundestagswahl geht das wieder los. Wetten, ich finde noch mehr Beispiele?

Die „SPD-Zeitungsmacht“
Zu den beliebtesten Vorwürfen der CDU oder ihrer Anhänger, aber auch von den Anhängern anderer Parteien gehört die Vermutung, daß die SPD über diverse Firmen das Verlagswesen in Deutschland beherrsche oder daß Deutschland aufgrund des Einflusses der SPD eine „linke Presselandschaft“ geschaffen habe. Wie dumm und erbärmlich diese Aussage ist erschließt sich dem Unkundigen alleine durch die Übermacht von Springer und Bertelsmann (beide treu zur Seit‘ der Partei der Christenheit), wer aber für 5 Cent Hirn und Recherche investiert weiß, daß die SPD zwar eine Reihe von Verlagen ganz oder teilweise besitzt, diese aber auch stets öffentlich ausweist. Marginale 1,9% am deutschen (Druck-)Medienmarkt hält die SPD. Das mag ein wenig mehr sein als der Donaukurier, aber angesichts des realen Einflusses von Bild und Bertelsmann ist das wohl eher vernachlässigbar.

Tatsächlich gehört die Medienmacht in Deutschland längst den Neoliberalen und Neokonservativen – wie man auch schön bei den Nachdenkseiten nachlesen kann. Der bislang irgendwie einzige Sender, der mir in der Hinsicht noch nicht wirklich sauer aufstieß war der Deutschlandfunk, der weder in der einen, noch in der anderen Richtung tendenziös berichtete, bzw. wenn dann auch eine entsprechende Gegendarstellung brachte. Hört man hier in Bayern der BR (Egal ob 1,2,3 oder 5 – B4 hör‘ ich gern aber der holt die Nachrichten aus dem 3er) oder gar den Zäpfchenfunk Antenne, so hat man lediglich durch und durch schwarze Medien. Bei ARD und ZDF werden zu wichtigen politischen Fragen die Leute der Regierung interviewt, dann meistens für die Opposition ein Verlegenheitsgrüner. Bei den letzten Parteitagen fanden vier Parteien statt mit eigenem Bericht – und die SPD war eine zufällige Randnotiz.

Im Anbetracht der angeblichen Medienhoheit der SPD – die wirklich alles andere als gegeben ist – ist das sowohl erstaunlich, als auch erschreckend – zeigt sich doch, daß die Neutralität der Berichterstattung schlicht nicht gegeben ist, nicht einmal bei den „unabhängigen“ Staatsmedien.

Es langt nun auch wieder…

… das Thema Christian Wulff entwickelt sich – bei aller anfänglichen Berechtigung über die Kritik – schön langsam in eine seltsame Richtung. Das zum Teil heftige, fast schon unheimliche Einprügeln der Medien auf den Präsidenten verliert massiv jede Sachlichkeit – und im Gegensatz zum Fall Guttenberg hat sich Wulff lediglich bei einer potentiellen Unkorrektheit erwischen lassen.

Der Umgang der CDU mit der Pressefreiheit, der hier massiv angekreidet wird, ist vermutlich mehr damit zu erklären, daß sich ein hoher CDU-Politiker normalerweise von der BILD-Zeitung gestreichelt fühlen will und in Anbetracht der Geschichte des Blattes und der Partei vermutlich so eine Art Gewohnheitsrecht hier verletzt worden ist. Aber die Art und Weise in der insbesondere Sueddeutsche, Spiegel und andere „Leitmedien“ mit dem Bundespräsidenten umgehen verliert, wie Heribert Prantl zurecht anmerkt, langsam die Legitimität.

Gleichzeitig teilt sich die Meinung im Lande wie man es nur selten erlebt. Einerseits berichten Umfrageinstitute daß die Mehrheit der Bevölkerung hinter Wulff steht, andererseits sind Onlineportale voll mit eher negativen Umfragen. Letztendlich bleibt hier die Erkenntnis, daß die Medien eine gute Chance sehen den nächsten Spitzenpolitiker aus dem Amt zu drücken – und diesmal sogar nachdem der betreffende Politiker seinerseits mit Krieg gedroht hat. Nun, den Krieg hat er jetzt.

Was ich mich nur imemr frage… Wovon soll das ablenken?

Das Interview – eine Analyse

Das also war das große Interview. Ich bin nicht über alle Maßen begeistert und glaube kaum, daß andere das so sehen würden. Aber, zunächst, für alle, die es verpasst haben, hier der Videomitschnitt der laut ARD/ZDF betont vollkommen ungeschnitten ist. Ein Transkribtion findet man auf dem Piratenpad.

Wulff betont hier, Fehler gemacht zu haben und vor allem räumt er ein, dem Amt des Bundespräsidenten „sicher nicht gedient“ zu haben – von beschädigen spricht er jedoch nicht. Das ist alleine für sich schon einmal eine Erkenntnis.  Er ist sich sicher, nicht gegen Gesetze verstoßen zu haben – weder als Bundespräsident noch vorher – und findet die Bezeichnung als Bundespräsident auf Bewährung sogar „abwegig“. Es ginge „um Transparenz“ und es sei eine „Bewährungsprobe“. Merke: Nicht auf Bewährung, aber auf Bewährungsprobe.

Auffällig wird das Interview gleich bei der ersten echten Frage von Deppendorf (ca. ab 1:45):  Christian Wulff entschuldigt sich nochmals ausdrücklich für seinen Anruf beim Chefredakteuer der BILD-Zeitung (nicht für den bei Döpfner, aber so kleinlich wollen wir ja mal nicht sein). Er erklärt, daß das nicht seinem Amtsverständnis entspräche und letztendlich deutet er an, eine Augenblicksentscheidung getroffen zu haben ohne darüber nachzudenken.
Das kann man so stehen lassen. Allerdings ist das interessaant, weil sich damit einmal mehr zeigt, daß das offensichtlich kein ungewöhnlicher Vorgang war sondern etwas, was er ohne groß nachzudenken tun kann. Das heißt für mich soviel wie „das ist nicht in Ordnung, aber letztendlich normal.“
Nun ist gerade die BILD natürlich auf den engen Kontakt zu den Regierenden (nicht daß Wulff einer wäre als Präsident!) angewiesen aber offenbar findet da eine viel engere Verzahnung von Spitzenpolitik und Medienlandschaft („unabhängig, überparteilich“ um mal einen Witz zu reißen) statt als der geneigte Bürger so richtig transparent nachvollziehen kann. Man fragt sich schon was da eigentlich sonst noch so läuft….

Wulff bittet ab der 3. Minute um menschliches Verständnis – er habe „Schutzfunktionen“ für Freunde und Familie. (Bei Kohl hieß das „Ehrenwort“) Es stimmt, daß er einen Tag vor seiner Auslandsreise „zum Emir“ sofort die Umstände des Privatkredites veröffentlich hatte als Journalisten und Typen von der BILD anfingen, in seinem Dorf herumzuschnüffeln.

Insgesamt hat das Interview vor allem den Eindruck vermittelt, ein Opfer einer Medienkampagne äußert sich in der Öffentlichkeit. Sicherlich ist eine Medienkampagne inszeniert worden und ziemlich sicher wird Wulff nun eine Menge Dreck nachgeworfen – aber letzten Endes hat er seine Rolle auch selbst ausgesucht. Er ist der von Merkel zum Präsidenten beförderte, letzte CDU-Konkurrent aus dem Andenpakt, der nun, kurz nach Franz-Josef Jung auch einen sensationellen Absturz erlebt.

Ich bleibe bei meiner Ansicht: Für diese Regierung, die sich wenn überhaupt, dann nur Milimeter über der Korruption hält, ist Christian Wulff sowohl moralisch, als auch ethisch und berufener Maßen der ideale Bundespräsident. Für das Volk nicht – aber das wählt ihn ja auch nicht.

Gespanntes warten….

Christian Wulff wird heute Abend um 20.15 ausgestrahlt.  Exklusiv hat er sich den Fragen von Bettina Schausten (ZDF) und Ulrich Deppendorf (ARD) als Bundespräsident (CDU) gestellt. Eine Pressekonferenz hat er abgelehnt. Hm…

Tatsächlich weist der Präsident der Bundesrepublik erneut eine seltsame Unfähigkeit nach, mit der Presse umzugehen. Das könnte tatsächlich so sein, aber irgendwie glaube ich das nicht. Warum sind die Medienberater des Bundespräsidialamtes neuerdings so schlecht? Was genau wird da eigentlich gespielt und wovon lenkt das gerade ab?

Interessant ist auch, daß die Tagesschau auf ihrer Internetpräsenz betont:

Eine inhaltliche Absprache der Fragen fand nicht statt. Für den Gesprächsgast gibt es keine Möglichkeit, das Interview nachträglich zu verändern.

Aha. Warum muß man das betonen? Ist das sonst nicht so üblich? Wie muß man das verstehen? Interessant ist auch, daß eine Pressekonferenz abgelehnt wurde und stattdessen beide Staatssender gleichzeitig das interview senden. Dazu heißt es bei der Tagesschau:

Auf Initative des Bundespräsidialamtes wurde diese Sperrfrist im Nachhinein verändert, um andere Medienvertreter nicht zu benachteiligen: Ab 18:00 Uhr konnten Agenturjournalisten das Interview ansehen und daraus zitieren. Die Aufzeichnung wurde zu diesem Zeitpunkt auch an andere Medien gegeben, die dann bis zu drei Minuten Material aus dem Gespräch verwenden durften.

Nochmal aha. Andere sollten nicht benachteiligt werden, sondern durften Werbung machen. AUch ein interessanter Vorgang.