Tagesschau vor 20 Jahren

Für uns politisch Interessierte ist die Tagesschau ja noch immer eine der ersten Anlaufstellen für Informationen, auch wenn man längst ein wenig aufpassen muß was da so gesendet wird – und vor allem was nicht. Für uns historisch Interessierte bietet Tagesschau.de nun etwas besonderes zum Download an: Tagesschau von vor 20 Jahren.

Ab dem heutigen 12.7. scheint man auf Tagesschau.de anzubieten, daß man neben der regulären Tagesschau auch die von 1991 downloaden kann. Das erzeugt neben einem hübschen Nostalgiegefühl (Joe Brauner war auch mal jung!) vor allem Interesse: 1991 ist die letzte Phase der Sowjetunion und der Beginn der Auseinandersetzungen zwischen Serben und Kroaten um die Macht im – eigentlich schon verlorenen – Jugoslawien. Ich persönlich nehme, auch wegen meines Jahrgangs natürlich, den Jugoslawienkrieg und den Deutschen Einsatz seinerzeit als ein eher plötzliches Ereignis wahr. Nun höre ich in der Tagesschau von 1991 von Aufrüstungen der Volksgruppen und Plänen gegen die anderen loszuschlagen.

Nicht daß mich das verwundert – längst hat mich das Studium der Geschichte mit den Dingen vertraut gemacht. Aber eine „Tagesaktuelle“ Nachricht zu hören die letztlich Kriegsgefahr signalisiert ist doch interessant. Zeitgeschichte ist immer ein sehr schwieriges Feld, der Historiker mißtraut dem Zeitzeugen zu Recht und nimmt dessen Aussage keinesfalls als Faktendarstellung, sondern nur als Sichtweise auf. Das ist genau der Fehler, den Guido Knopp macht. Dennoch ist eine Nachrichtensendung von damals eine Quelle und daher danke ich den Damen und Herren der ARD für diese Gelegenheit, wieder ein bißchen Zeitgeschichte betreiben zu können.

Ist das jetzt Satire…. oder krank?

Eigentlich wollte ich am heutigen Tage ja über eine Verschwörungstheorie der galaktischen Förderation schreiben (Ehrlich, ich hab da was gefunden..!) aber ein Bekannter machte mich via Facebook auf etwas anderes aufmerksam was ich… naja… sagen wir, ich komme nicht so ganz mit was ich davon halten soll.

Fangen wir am Anfang an. Verschwörungstheorien sind ja eine schöne Methode um eine gottlose Welt wieder mit einem Masterplan und einem Schicksal und einem Zufallsmangel zu besetzen, um Schuldfragen möglichst von sich selbst abzulenken. „Ich kann nicht schuld sein weil es gibt ja keine Zufälle“ und so weiter.

Lassen wir das für’s erste. Viel faszinierender war ich, als man mir gestern diese Meldung überreichte:

Kranker Schwachfug

Unsinn von der Quelle der Blödheit

Krank, oder? Ich meine… hallo? Geht’s noch blöder?
Ja, geht es. passen Sie auf:

Den Anne-Frank-Hebpurn Betrug kann man nicht einfach nur mit 1000 Worten erklären, denn Hinter dieser ganzen Geschichte stecken eine ganze Reihe weiterer Verschwörungen, unzählige andere sollten nach dem Kriege und bis heute folgen. Wenn Sie allerdings beim Stande der Dinge immer noch an jüngere angebliche Ereignisse wie Fukushima, den Tod Bin Ladens, Michael Jackson, Lech Kaczynskis oder eines Jörg Haiders glauben, dann ist Ihnen höchstwahrscheinlich schon garnicht mehr zu helfen. Wenn wir von „Nazis“ sprechen, meinen wir damit erst einmal eine extra für eine bestimmte Verschwörung, wie es der zweite Weltkrieg nun einmal war, geschaffene Interessengemeinschaft, die man durchaus auch schon Al-Kaida hätte nennen können, denn mit dem Sozialismus hatten die Verschwörer schon damals genausowenig zu tun wie später auch ihre Nachfolgeorganisationen in den verschiedensten Parlamenten Europas. „Otto Frank“, dessen Tochter Anne laut Geschichtsbuch in einem deutschen Konzentrationslager an Typhus gestorben sein soll, obwohl es diese Krankheit überhaupt niemals gab, war Mitglied der Nazi Interessengemeinschaft. Und wie alle Geheimdienstler jener grausamen Zeit Doppelagent. Er arbeitete also nicht nur für Hitler, sondern auch gleichzeitig für einen Churchill u.a.
Quelle ist Polskaweb.eu, denen auch die Rechte an dem Text uneingeschränkt gehören. Das will ich auch sicher so geklärt haben, sowas kommt ganz gewiss nicht von mir dieses … ach, Dreck halt.

Ich dachte erst, das sei Satire. Die Site strotzt nur so von Unsinn: Nazi-Klone, McDonalds-Zuckerverschwörungen, Kein Massaker in Srebreniza und so weiter….. das hört da gar nicht mehr auf! Nebenbei kostet der ganze Spaß auch noch irgendwelche 60€ im Quartal….

Wer, bei den braunschwarzen Knochen Riegers, ist der Urheber dieses Quatsches?
Allerdings ist die Site nicht polnisch, wie man zunächst vermuten würde. Das Impressum gibt folgende Informationen preis:

Projekt und Betreung :
Polskaweb News
Invest Group sp z o.o.
Redaktion Polskaweb
Na Murawie 5/b
68-135
Poznań
Polen
Polskaweb ist ein Non-Profit-Projekt

Aha. Aber, forscht man ein bißchen weiter (einfach mal bei whois)….

[Edit: Grafik vom Admin entfernt]

Also einem gewissen Herbert Porsch aus Berin gehört die Site. Nebenbei – der geht mit Daten ähnlich um daher hatte ich keine Hemmungen seinehier zu zeigen. Noch dazu, da das alles öffentliche Daten sind. Yasni und andere zweifelhafte Quellen spucken zu dem Namen erstaunliche Treffer aus….
Unter der angegebenen Telefonnummer ist niemand zu erreichen… ich gemeiner Kerl ruf aber auch mit unterdrückter Nummer an. Vielleicht sollte ich tagsüber mal aus einer Telefonzelle anrufen….. wer ist dafür, Herbert Porsch der Öffentlichkeit vorzustellen? Vielleicht kann er ja was „interessantes“ berichten…

 

=== Update ===
Anscheinend sind die nicht ganz unbekannt. Interessierte finden Links zu der Site und zu möglichen Ermittlungen dagegen hier, hier und hier.

Von der Merkel'schen Moral

In den vergangenen Tagen dieser Republik gab es gleich zwei Ereignisse, die dem geneigten Betrachter wieder einmal zeigten, wie man es mit Frau Merkel, der CDU und der Moral halten muß: Zuerst ein lukrativer Besuch aus China, dann ein lukrativer Deal mit den Saudis. Eine kleine Polemik.

Daß die FdP keine Werte hat, die jenseits eines Kaufvertrages Bestand haben müssen ist seit der Lambsdorff’schen Zerschlagung des bürgerrechtlichen Flügels der Partei unstrittig. Irgendwer hat dafür mal den Begriff des „Ichlings“ geprägt, eine besonders abstoßende Kreatur die da aus der Menschheit hervorgegangen ist.
Der einzige Wert, der bei den Gelben Bestand zu haben schien war die Parole des „Freiheit statt Sozialismus“ – Geschwafels, das wahlweise von Leichtmatrosen und Freiheitsstatuen zur Belustigung des sedierten Volkskörpers in jede Diskussion gedröhnt wurde. Sozialismus, das ist das Übel, darin war man sich weltbildtechnisch völlig einig. Sozialismus, das ist Diktatur, und Mauerbau und kostenloser Zahnersatz. Und dagegen kämpfen die Liberalen um Westerwelle, Rösler, Lindner und Brüderle, koste es, was es wolle.
Das wäre so weit eigentlich nur harmlos und letztlich seit 20 Jahren wenigstens veraltet, wenn nicht der große Bruder CDU dabei wäre, der demselben Inhalt aufgesessen ist. Die CDU inszeniert sich allerdings viel stärker als die Yuppie-Brüder bei der FdP als tief bürgerliche, ethisch im Christentum und der Freiheit und irgendwie auch dem Fortschritt und dem deutschen Wesen verwurzelten Gruppierung, die in Sachen Moral und Ethik eine ähnliche Haltung einnimmt wie die Amtskirche.
Und wie die Amtskirche, so sieht es auch bei der CDU (nicht nur natürlich) mit den eigenen Werten ganz schnell anders aus, wenn einer mit dem Scheckbuch winkt. Als erklärter Feind des Kommunismus, den zu bekämpfen die CDU angetreten ist, macht sie mit, wenn Merkel und die sie steuernde deutsche Wirtschaft eine Reihe lukrativer Verträge mit China abschließen. Natürlich, China ist im Grunde der Definition des Koalitionsvertrages zwischen den Regierungsparteien kein Sozialistisches Land, obwohl die Mindestlöhne haben, sondern pressen – ganz in freiheitlicher Traditionihr Volk kräftemäßig, finanziell und rechtlich aus bis zum Anschlag. Ein Menschenleben zählt wenig bis gar nichts, Hauptsache die Kasse stimmt.
Natürlich passt die chinesische Führung ethisch zu Merkel und Westerwelle. Die Ideologie heißt anders, aber letzten Endes ist der Staatsapparat in China lediglich in seiner Bauform anders – sein Zweck ist derselbe wie bei uns: Er muß den Eliten dienen.
Jetzt wittert die Opposition einen neuen Skandal, der in die gleiche Bresche schlägt. Der mögliche Panzerverkauf an das Königreich von Saudi-Arabien ist ebenso ein wunderbares Beispiel für konservative Moral: Während hier in jedem Bierzelt und an jedem Stammtisch über die Bedrohung durch den Islam schwadroniert wird und man die islamische Gefahr schön akut hält, bejubelt man nach außen die Demokratiebewegungen in Afrikas nördlichen Staaten und verkauft ihren Feinden Waffen. So ist er, der Konservative: nach außen gut gesittet aber hinter dem geschlossenen Vorhang geht’s zu….

Heuchelei bei der Opposition
Scheinheilig ist allerdings die moralinsaure Entrüstung, die Grüne und SPD jetzt in die Presse blasen. Natürlich ist es richtig den Merkel-Westerwelle – Deal zu kritisieren, aber wer hat gleich wieder Hand- und Faustfeuerwaffendeals, Verträge zwischen der deutschen Waffenindustrie und Saudi-Arabien über kleine Waffen die bestens geeignet sind, um die eigene Bevölkerung mundtot zu machen? Ahja, richtig, da war doch was in Rot/Grünen Zeiten. So mit Gerd und Jockel und Steinmeier als Kanzleramtschef.
Letzten Endes ist so eine Demokratiebewegung, wenns nicht gleich wie in Libyen zum Bürgerkrieg mutiert, mit einer gut ausgestatteten Polizei, Tränengas und Gewehren leichter im Griff zu halten als mit Panzern. Alle Panzer haben dem Schah von Persien seinerzeit nichts genutzt. Ahmadinedschad hingegen hält „seine“ Leute mit Tränengas und Reiterei bei der Stange.
Nicht vergessen: Sozial ist, was Arbeit schafft.Das haben die Bürger dieses Landes gewählt.

Fundstück der Woche (27.KW): Eklat in Baden-Württemberg

Georg Schramm ist ja immer wieder sehenswert. Hier können Sie ihn mal nur hören – aber es lohnt sich vor allem wegen des Publikums:


Gehört? Da sind sie aber fuchsteufelswild gewesen, die Damen und Herren Elite. Haben sich doch sogleich in den sprachlichen Lokus begeben. Dazu gibt es zwei Berichte der badischen Zeitung hier und hier und einen der Stuttgarter Zeitung hier. Dazu außerdem eine Kolumne von Joe Bauer hier.

Was ein wenig verwundert: Warum war man eigentlich so erbost? Kannten die versammelten Damen und Herren der ersten Reihe das Programm und den Inhalt der Reden von Herrn Schramm nicht? Haben Sie ihm weder in der Anstalt, noch bei den Demos gegen Stuttgart 21 zugehört? Vermutlich, denn wer einen Preis gar nicht als Preis versteht, der weiß i.d.R. gar nicht warum er jemanden auszeichnen muß.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie betreiben dank großzügiger Schmiergeldzahlungen (Abgaben) ein Glücksspielunternehmen in einem Land, in dem Glücksspiel eigentlich verboten ist. Damit helfen Sie, all denen in diesem Land, die nichts haben, vorzugaukeln, sie könnten vielleicht eines Tages mal alles werden. Die Chancen sind gleich Null, aber alle machen mit. Das ist exakt der Grund, warum das System, das genauso aufgebaut ist, funktioniert: Weil alle glauben, daß sie aufsteigen können und weil es kaum einer schafft. Volker Pispers nannte das „Die Lüge des Kapitalismus„, aber das nur am Rande.
Nun müssen Sie, weil die Leute ja noch nicht ganz doof sind, als Teil des Systems ein gewisses Maß an Kritik ertragen. Man nennt das eine Ventilfunktion, einer solchen diente beispielsweise der berühmte Weiß Ferdl in München. Um Sympathie zu erlangen kann es aber nützlich sein, die Ventilfunktion als solche ein bißchen zu unterstützen solange sie nur Ventil bleibt und sich nichts wirklich ändert. Ansonsten wäre das natürlich kontraproduktiv.
Um zu zeigen, daß man keine Diktatur ist, sondern „Freiheit“ auch im Sinne der Meinungsfreiheit zumindest duldet, stiftet man also einen kleinen Preis (also von rund 130 Millionen Euro Gewinn etwa 16.000, das reicht völlig um großzügig zu erscheinen und vielleicht sogar als „Mäzen“ eines Tages verklärt zu werden) und vergibt ihn auch an jemanden, der manchmal scharf an einem selbst Kritik übt. Bei Hofe hieß das früher „Narrenfreiheit“

Das Ganze könnte nun super funktionieren, wenn sich der auszuzeichnende Künstler auch an die Spielregel hät – also vorsichtig und ein bißchen freundlich ist, die versammelte Mannschaft über sich selbst zwar ein bißchen gezwungen lachen lässt aber letztlich mit ihr auch gerne mal ein Bierchen trinkt – in Bayern findet sowas ja jedes Jahr statt und zwar am Nockherberg. Und schon da zeigte sich, daß man, wenn sich jemand nicht an diese Regel hält, man schnell verschnupft wird.
Dies nun ist hier auch passiert: Schramm hat sich die Chance nicht nehmen lassen der versammelten Elite mal zu sagen was er – und ein gerüttet Maß der aufgerüttelten Bevölkerung auch – von ihr hält. Und das fanden viele nun gar nicht komisch, so etwas tut man nicht. Man gab ihm in der Konsequenz auch nicht die Hand (vermutlich fehlt der Figur Dombrowski deswegen die Rechte…)

Schön ist dann aber, daß die aufgebrachten Wutbürgerlichen tatsächlich die Rückgabe des Preises forderten. Moment – Rückgabe? Eine Rückgabe kann dann erfolgen, wenn eine Seite mit den erbrachten, vertraglich geregelten Leistungen nicht zufrieden ist. Das ist eine Alternative zum Widerrufsrecht. Eine Rückgabe ist also möglich wenn ein Handel abgeschlossen wurde – und scheinbar verstanden die vorderen Reihen das so. Schramm hat nicht für den Preis gebuckelt, hat nicht die Füße der Verleihenden geleckt. Das sieht man in bestimmten Teilen der Gesellschaft anscheinend als Vertragsverletzung.

Fundstück der Woche (25.KW): Vom linken Cyberkrieg

Zu den gruseligen Seiten des Internetzeitalters gehört zweifelsohne der Cyberkrieg zwischen politischen und religiösen Lagern. So veröffentlichen rechtsradikale Netzwerke mit schöner Regelmäßigkeit sogenannte „Todeslisten“ mit Adressdaten und mitunter sogar Lebensgefährten und Kindern von bekannten oder bekennenden Linken und im Gegenzug veröffentlichen Linke gerne die Adressen heimlicher Rechtsradikaler.

Im Grunde ist der Schläger auf der Straße ja uninteressant. Das ist in der Regel dumm gehaltenes Kanonenfutter für den Straßenkampf, aber nicht der eigentlich gefährliche Kader, der die Rechte in Europa so stark macht. Es sind die eigentlich gebildeten, heimlichen Rechtsradikalen die das giftige Gedankengut am Leben halten und stets weitergeben, oftmals schleichend, immer gefährlich.

Doch dagegen arbeiten, wie die TAZ berichtet, auch Hacker wie die No Name Crew. Sie veröffentlichten auf Google Maps das hier:

(c) Google

Das ist so ähnlich wie seinerzeit bei dem Hack dieses Nazisymbolversandes. Auch hier wurden die Adressdaten gehackt und letztlich veröffentlicht.

Gut finde ich dieses Vorgehen ehrlich gesagt nicht. Wer für Datenschutz ist sollte auch im Kampf gegen Rechts nicht zu solchen Mitteln greifen. Was genau hat man denn davon? Also was tun Sie, lieber Leser, nachdem Sie diese Google-Karte und diese Aktionen kennen, von denen ich mich ausdrücklich distanzieren will, genau jetzt mit der Information? Irgendwie gar nichts, oder?

Andererseits lebt der Rechtsradikale Umtrieb auch immer von der Heimlichkeit. Nicht alles wird bemerkt, nicht alles kann nachgewiesen werden und verschlungene Pfade zu nutzen ermöglicht es so manchem rechten Kameraden überhaupt erst, seinen Trieb und Haß erst auszuleben. Insofern könnte eine Veröffentlichung andere abschrecken – aber nicht heilen. Packen läßt sich das Übel so nicht.

Es gibt Gründe dafür, daß in Deutschland Spenden erst ab 10.000 Euro beim Bundestag angezeigt werden müssen – zuallererst vermutlich den, daß man mit 9.999 €-Spenden die Grenze unterlaufen kann. Warum ist diese Grenze denn nicht bei sagen wir 100€ angelegt? Das würde den Verwaltungsaufwand erhöhen, das Spenden insgesamt aber transparenter machen.

Letztlich glaube ich, daß sich die politische Linke mit solchen Aktionen selbst schadet. Wer den gesetzlichen Rahmen verlässt setzt sich selbst ins Unrecht und es gibt keine schlimmere Erfindung in der Entwicklung der Menschheit als die Haltung, daß der Zweck die Mittel rechtfertige oder „heilige“. Diese Haltung steckt letztlich hinter Terrorismus, politisch motivierter Gewalt und Krieg. Kein Ziel, keine Idee, keine Ehre, kein Ideal rechtfertigt die Anwendung unmoralischer Mittel zu ihrer Erreichung. Der Kampf gegen Rechts ist moralisch richtig – aber er muß auf der argumentativen Ebene erfolgen. Das war mal eine wichtige Erkenntnis der politischen Linken – sie kulminierte in dem genialen Satz „Für den Frieden zu töten ist wie für die Keuschheit zu ficken“ – aber seit die gewaltbereiten Spinner vom schwarzen Block als linke NPD auftreten und politisch andersdenkenden gerne mal mit Gewalt begegnen scheint nach und nach diese Erkenntnis verlorengegangen zu sein.

Gegen Nazis helfen nur Aufklärung und Anstand. Durch simples Dreinschlagen erreicht man gar nichts – oder würden Sie zum NPD-Anhänger wenn Ihnen ein Scheitel mal so richtig auf die Fresse gibt?

Fundstück der Woche (24.KW): SPD – Volkspartei ohne Kompass?

Vor einiger Zeit guckte ich mir das Augstein und Blome an. Nein, ich bin nicht gerade ein Fan dieser Sendung weil ich von Herrn Blome so gar nichts halte und noch nicht sicher weiß, was ich von Jakob Augstein halten soll.

Die Sendung fand ich aber recht interessant, auch wenn der alte Fehler in der Definition des Begriffes „Volkspartei“ passiert. Aber dagegen hilft wohl nichts.

Boulevardesk, oh Sueddeutsche…

Daß die Süddeutsche Zeitung besonders in ihrer Online-Ausgabe, naja, sagen wir mal eine Boulevardzeitung geworden ist, ist ja schon lange kein Geheimnis mehr. Die Guttenberg-Kampagne ist da ja nur ein Beispiel. Aber jetzt wirds dermaßen Blödzeitung, das ist nun wirklich eklig.

Wer ist Dirk Nowitzki? Na, einer der auch schon Guttbye Germany gesagt hat und in der NBA spielt. Im Grunde nicht weiter wichtig…. es sei denn, man folgt der Sueddeutschen Zeitung die trotz ihrer Jubelartikel zu zig Sportlern mürrisch konstatiert, daß man sich in Deutschland mit der „Heroisierung von herausragenden Sportlern schwer tut“. Anscheinend hat der Autor, Jürgen Schmieder, Zeit lebens noch nie in einen Sportteil geguckt. Oder in die Bild-Zeitung, die sich mit dem Heroisieren von Figuren auch nicht gerade schwer tut.

Aber trotz der offensichtlichen Ahnungsbefreiung von Herrn Schmieder, der eigentlich öftern für den Sportteil der SZ schreibt, titelte die Sueddeutsche gestern und heute mit einem gar schrecklichen Ausdruck:

Nicht vergessen: das ist die Zeitung, die Ihren Kindern schlaue Eltern schenken will. Oder anders formuliert:

sprich: Kaufen Sie BITTE eine andere Zeitung! Die Süddeutsche mag keine solchen Leser.

Wie Presse und Presseautomatismus funktionieren.

Heute: RP-online. Sehr schöne zusammenstellung von Überschrift und Weiterverlinkung.

hier sollte ein Bild sein

Arbeitslosenzahlen werden geschönt, aha. Aber es sind ja trotzdem Erfogsmeldungen für die Regierung drin… ^^

Eine alte Sau! (Folge 1)

Das ist doch mal eine alte Sau:

Free TIbet

Erinnern Sie sich noch, wie sie durch’s Dorf getrieben wurde? Das war ein Thema, ist aber lange her. Damals war es in Tibet schlimm: Es war von China besetzt. Die Welt schrie daher auf und man boykottierte China überall, zum Beispiel bei der Olympiade. Oder so…

In Wirklichkeit interessierte es kurz nach der Olympiade seinerzeit niemanden mehr. Andere Säue mußten durch andere Dörfer getrieben werden, auch wenn es noch immer die sich kümmernden Vereine gibt. Der völkerrechtliche Status von Tibet ist letztlich ungeklärt auch wenn alle deutschen Bundesregierungen (darunter auch die Rot-Grüne) Tibet als Bestandteil des chinesischen Staates betrachten.
Daran hat sich nichts geändert. Der gewaltlose Widerstand tibetischer Mönche, die betend von chinesischen Soldaten mißhandelt und ermordet wurden hatte ein interessiertes Medienecho hervorgerufen (schließlich verkaufen sich solche Geschichten gut) aber die Welt hat diese Menschen schnell wieder vergessen. Das wäre vielleicht anders gewesen wenn sie sich mit Waffengewalt gegen die Besatzer gewehrt hätten (–> Das nennt man Terrorismus, wenn’s ein guter Staat ist und Befreiungskampf wenn’s ein böser Staat ist. Was ein guter, was ein böser Staat ist bestimmt die Tageslage. Böse Staaten sind aber per Definition kommunistisch und richten nicht die Olympiade aus!) und nicht nur im 08/15-Steinewerfer-Modus. Die Sympathien reichten weit genug, um kritische Fragen nach dem Idealzustand Tibets (wie auch im verlinkten Hollywood-Film dargestellt) als unerwünscht zu unterdrücken.
Inzwischen war der Dalai Lama auch ein paar Mal in Deutschland. Er hat dabei viel gelächelt und es duldsam ertragen, wie widerlich die deutsche Bundesregierung mit ihm umging: Nicht die Kanzlerin empfing ihn zunächst, sondern nur die Entwicklungshilfeministerin. Und das auch nicht als Geste sondern im Rahmen einer Intrige der Kanzlerin gegen Kurt Beck. Für Fotos war man zwar da, aber einen Standpunkt zu vertreten, der China möglicherweise tatsächlich geärgert hätte (Sprich: Nicht nur wie 2007 „Irritation“ weil Merkel den Dalai traf) oder gar das mit den Tibetern gerade aktuell (nur kurz) sympatisierende deutsche Volk, dazu fehlte dann doch das Rückgrat.

Worum es geht

Für die meisten war das irgendwie eine Diskussion darüber, daß China Tibet besetzt hat und hält und die Tibeter unterdrückt. Das Schwarz-Weiß Schema ist eine schöne Methode um ein Stück Geschichte Schlagzeilentauglich aufzubereiten. Ganz so einfach ist die Welt aber nicht.
Tibet stand über viele Jahrhunderte hinweg unter dem indirekten Einfluß Chinas. Zwar war Tibet aufgrund seiner Lage („Das Dach der Welt„) und dünnen Besiedelung militärisch wie wirtschaftlich völlig uninteressant aber indem die chinesische Führung 1720 Tibet zu einem Protektorat erklärte (bei voller innerer Autonomie!) konnte China den Anspruch auf die Gebiete in und um Tibet bekräftigen. Tibet hatte den Vorteil, vor äußeren Feinden durch China geschützt zu werden.
Das alles änderte sich 1907, als China und Rußland ihre Interessensphären in Asien absteckten. Im Vertrag von Sankt Petersburg erklärte sich China zur Schutz- und Verwaltungsmacht Tibets. Tibets innere Unabhängigkeit war damit formell vorbei. Allerdings dauerte es noch einmal bis zur Durchsetzung, weil die chinesische Revolution von 1911, der schreckliche Bürgerkrieg, der chinesisch-japanische Krieg und letztlich der erneute Bürgerkrieg in China nach der japanischen Kapitulation 1945 China davon abhielt, effektiv Tibet zu besetzen. Daher erklärte sich Tibet schon 1913 für unabhängig.
Infolge des Bürgerkrieges 1945 wuchs die Besorgnis in Tibet und bat um internationale Unterstützung, aber nicht zuletzt weil die westliche Welt durch den 2. Weltkrieg ungemein geschwächt war gab es keine Hilfe durch das Ausland. Tibet war China ausgeliefert. 1950 „befreite“ die Volksarmee Mao Zedongs Tibet von den „imperialistischen Einflüssen“ und holte Tibet „Heim ins Reich“.
1955 kommt es erstmals zum Aufstand gegen die chinesische Oberherrschaft. Großbritannien und die Vereinten Nationen hatten zuvor jedwede Hilfe für Tibet wegen des „unklaren Rechtsstatus“ abgelehnt, das Faß zum Überlaufen brachte eine Landreform. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen.
1959 kommt es erneut zum Aufstand, auch dieser wird brutal niedergeschlagen und der Dalai Lama flieht nach Indien. Die Exilregierung wird von China nicht mehr anerkannt.
1966 beginnt die sogenannte „Kulturrevolution„. Tausende Tempel, Kulturbauten und Denkmäler werden zerstört, auch tibetische Klöster werden vernichtet. Was mit den Mönchen geschah ist unklar – die Exilregierung spricht von tausenden ermordeten Mönchen, die chinesische Führung bestreitet das aber. Die Tibeter empfanden diesen Vorgang vor allem als gegen sie als Volk gerichtete Aktion und nicht als politischen Vorgang.
1987/88 kam es in Lhasa erneut zu Unruhen. Auch diese ohne Erfolge oder Konsequenzen.
2008 nun gab es erneut Proteste und letztlich gewalttätige Ausschreitungen.

Und was jetzt?

Es ist nicht so einfach, eine Position zu beziehen denn beide Seiten verargumentieren die historischen Fakten für sich. So stellt die chinesische Seite die Oberherrschaft über Tibet als einen Jahrhunderte alten Zustand dar während die tibetische Exilregierung auf die Autonomie verweist und diese als staatliche Unabhängigkeit interpretiert. Beide haben nicht ganz recht und beide verharren in historischen Argumenten und können sich davon nicht lösen.
Tatsache ist: Die Tibeter möchten frei sein. Sie wollen nicht von China beherrscht werden. Und der (ehemalige) Führer der Tibeter, der Dalai Lama, predigt Gewaltverzicht egal was passiert. Das ist mutig und schwierig und trägt den Tibetern viele Sympathien entgegen, sogar von recht Abenteuerlustigen Aktivisten, auch wenn die Tibeter selbst die Ideen des Dalai Lama nicht immer unumstritten hinnehmen und die Jugend besondes den Gewaltverzicht ablehnt.
Letztlich aber nur ein paar Wochen lang.