Fundstück der Woche (26. KW): Früher hieß es einfach Bart.

Hagen Rether hatte 2010 einen wirklich netten Einfall: Einfach mal mit Vollbart. Erinnern Sie sich? Das sah zum Beispiel so aus:

Im sonst eher unbrauchbaren „Satire-Gipfel“ von Matthias Riechling rasierte er sich.

Dabei zerlegt er unsere Gesellschaft in gewohnt scharfer Weise und bringt den Durchschnittskonservativen zum Heulen.

Alte Säue II: Der Mond, mein Computer, seine Frau und ich

Man wühlt sich ja manchmal so durch seine Vergangenheit. Dabei stieß ich auf einen Artikel, den ich irgendwann zwischen 2001 und 2002 bei der Sueddeutschen veröffentlich habe – damals bei der Jugendseite, die es gar nicht mehr so gibt. Ich denke, ich stand stark unter dem Eindruck des Songs der Toten Hosen und noch mehr unter dem literarischen Eindruck des Kabaretts zu der Zeit. Es ist kein echtes Plagiat, aber nahe dran. Keine Ahnung ob ich das überhaupt veröffentlichen darf.

Aber immerhin habe ich den Text geschrieben, fand ihn beim Durchlesen stark überarbeitenswert aber gut und veröffentliche ihn hier dennoch einfach nochmal in der damaligen Fassung. Liebe Sueddeutsche, wenn das gegen irgendeine Rechtsabsprache von mir als jugendlichem Autor seinerzeit und Euch als mächtiges Verlagshaus seinerzeit verstösst – schreibt mich per Mail an. Dann finden wir da schon eine Einigung. Ich bezweifle nämlich stark daß der Absatz von Zeitungen von 2002 oder 2001 stark zurückgeht, bloß weil gerade mein Text gratis verfügbar ist.

Also:

Der Mond, mein Computer, seine Frau und ich.

Gestern Nacht passierte etwas seltsames. Ich genoß gerade bei einer letzten Zigarre des Tages die Nachtluft und betrachtete die Sterne, als ich eine Stimme hörte. Verwundert sah ich mich um, aber ich sah niemanden. Ich wurde nervös, versuchte mich mit der Betrachtung der Sterne wieder zu beruhigen, doch da sprach die Stimme wieder zu mir: „Weißt Du, was Du tust?“, fragte sie mich.
Es war der Mond, der Mond hatte zu mir gesprochen. Nur hatte ich keine Lust, dem Mond zu antworten. Ich fand das unfair. Ich stand da draußen, hatte endlich meine Ruhe und meinen Frieden und konnte die Sterne ansehen, und dann kommt der Mond daher und fragt mich, ob ich wußte, was ich tat!
Natürlich wußte ich das. Ich sah mir die Sterne an. Nicht genug, der Mond fing zu plappern an und zog plötzlich über den Himmel, stellte sich vor die Sterne und störte mich weiter. Egal wo ich hinsah, der Mond hüpfte immer wieder in mein Blickfeld.
Da wurde ich wütend und ging wieder rein, setzte mich vor meinen Computer und schaltete den ein, um mich abzulenken. Doch was soll ich sagen? Kaum hatte ich mich richtig darauf eingestellt, fing plötzlich der Computer an: „Hallo..“, sagte er. Ich erstarrte und sah auf den Bildschirm, doch da war nur noch immer das BIOS – Startprogramm unterwegs, also konnte es nicht Windows sein. „Weißt Du, was Du tust?“, fragte mich daraufhin der Computer. Ich dachte mir: „Was ist denn jetzt nur los? Jetzt fängt der PC auch noch an!“ Da dachte ich mir: „Ich gehe lieber jetzt schlafen und erhole mich von euch allen“. Auch der PC war heute gemein zu mir.
Als ich endlich lag, da wußte ich plötzlich, daß ich beobachtet wurde. Ich spürte es, also setzte ich mich auf und sah zum PC hinüber. Doch der zwinkerte mir nur zu und sah dann demonstrativ weg.
Ich legte mich wieder hin versuchte an nichts zu denken, doch PC und Mond beschäftigten mich noch immer, an Einschlafen war also nicht zu denken. Diese gemeinen Hunde!
Auf einmal spürte ich wieder, daß ich beobachtet wurde. Irgendwer sah mir gerade beim Einschlafen und Nichtsdenken zu. Der Mond konnte es nicht sein, der war draußen. Der Computer sah noch immer demonstrativ hinaus (wahrscheinlich zum Mond, der Hund, aber wenigstens schwieg er!).
Da war es plötzlich klar. Ich sah hinunter zu den innig verschlungenen Kabeln und zu den Ringen, welche die Kabel zierten. Man muß wissen: Mein Computer hat die Stereoanlage geheiratet, schon vor ein paar Jahren. Und die Frauen, die starren bestimmt gerne. Ich sah zu der Stereoanlage und was ist? Natürlich, die Stereoanlage fragte mich, ob ich weiß, was ich da tue.
Das schien mir irgendwie zu einer interessanten Frage zu mutieren. Der Mond hatte nur Blödsinn im Kopf gehabt, er war ständig ins herum sausen und Plappern verfallen. Mein Computer wollte mich offenbar auf etwas aufmerksam machen, und seine Frau, die Stereoanlage, die war wie alle Weiberleut‘: Sie machte eifrig mit und ging dabei ebenso eifrig auf den Keks.
Also fragte ich mich, was die beiden wohl meinen konnten. Was konnten mir Mond und Computer sagen wollen? Was tat ich eigentlich wirklich?
Irgendwie nichts.
Also hakte ich nach. Was hätte ich tun müssen, damit mich weder Mond, noch Computer und natürlich die Stereoanlage ansprachen? Hausaufgaben? Kann nicht sein, heute war einer der wenigen Tage, an denen ich mich mit einer Art besessenem Enthusiasmus auf diese Aufgaben gestürzt hatte.
Weil im Moment hing irgendwie die für mich vorstellbare Welt von einigen wenigen Fächern, aber immerhin von stolzen drei Stück ab. Und ich hatte doch wirklich in jedem Fach meine Hausaufgaben gemacht, immer wieder bescheuerte Sätze übersetzt, mathematische Graphen, die nie wieder auftauchen werden, gezeichnet und dazu mir eine Reaktion ausgedacht, was ich mache, wenn ich in Mathe statt theoretisch praktisch durchkommen können würde.
Umkippen, zum Beispiel.
Aber warum fragen mich alle dann, ob ich weiß, was ich tue? Ich habe es noch immer nicht so ganz begriffen, aber ich kam damals neulich auf einen ganz anderen Gedanken. Ich plante nämlich nicht.
Was wollte ich eigentlich in Zukunft machen? Schriftsteller werden, klar, und natürlich die Welt verändern, sie verbessern. Why not? Nur – das kommt einem toll vor, ich kann davon nicht leben. Ich brauche also einen Job. Aber Polizist, zunächst angedacht, ist manchmal auch nicht so toll. Warum also nicht die Überweisen fragen, diejenigen, die es besser wissen? Da fragte ich den Mond, was ich machen soll, doch der tollte nur am Himmel herum, für etwas anderes als Herumhängen war der nicht zu gebrauchen. Ich fragte meinen Computer: „So sage mir, was soll ich tun?“, aber der konnte auch nichts antworten.
Wie immer im Leben, sind die Frauen die Weisesten. Ich fragte also die Stereoanlage, was ich denn tun soll, was aus mir werden soll, und sie antwortete ganz cool: „Glücklich!“
Da sagte ich zu ihr: „Ich vergebe euch, denn ihr wißt nicht, was ihr da tut!“

Also, wie war das jetzt nochmal..?

Preisrätsel des Monats: Wer mir diesen Satz erklären kann, nimmt an der Verlosung für einen Duden Teil.

Der Satz lautet „Liefert nur den Hinweis, betätigt den materiellen Gegenstand ist der Standard.“ und ist teil der Vertragsbedingungen in einem Münchner Lokal – das ist auf der Speisekarte zu finden. Und liefert den Hinweis. Hä?

Deutschland, Deine Super Märkte (Teil VIII): Hysterie – Teil II

Können Sie sich noch an die Hysterie erinnern? Wegen der Gurken?

Genau, jetzt nicht mehr hysterisch, darum:

Aaaah! Mit Gurke!

Jetzt also japanischen Fukushimafisch wieder mit Gurke. Puh, gesund. Ich hab da nur ein Problem: Ich mag einfach keine Gurken. Muß ich also weiter Uran pur fressen.

Fundstück der Woche (25.KW): Vom linken Cyberkrieg

Zu den gruseligen Seiten des Internetzeitalters gehört zweifelsohne der Cyberkrieg zwischen politischen und religiösen Lagern. So veröffentlichen rechtsradikale Netzwerke mit schöner Regelmäßigkeit sogenannte „Todeslisten“ mit Adressdaten und mitunter sogar Lebensgefährten und Kindern von bekannten oder bekennenden Linken und im Gegenzug veröffentlichen Linke gerne die Adressen heimlicher Rechtsradikaler.

Im Grunde ist der Schläger auf der Straße ja uninteressant. Das ist in der Regel dumm gehaltenes Kanonenfutter für den Straßenkampf, aber nicht der eigentlich gefährliche Kader, der die Rechte in Europa so stark macht. Es sind die eigentlich gebildeten, heimlichen Rechtsradikalen die das giftige Gedankengut am Leben halten und stets weitergeben, oftmals schleichend, immer gefährlich.

Doch dagegen arbeiten, wie die TAZ berichtet, auch Hacker wie die No Name Crew. Sie veröffentlichten auf Google Maps das hier:

(c) Google

Das ist so ähnlich wie seinerzeit bei dem Hack dieses Nazisymbolversandes. Auch hier wurden die Adressdaten gehackt und letztlich veröffentlicht.

Gut finde ich dieses Vorgehen ehrlich gesagt nicht. Wer für Datenschutz ist sollte auch im Kampf gegen Rechts nicht zu solchen Mitteln greifen. Was genau hat man denn davon? Also was tun Sie, lieber Leser, nachdem Sie diese Google-Karte und diese Aktionen kennen, von denen ich mich ausdrücklich distanzieren will, genau jetzt mit der Information? Irgendwie gar nichts, oder?

Andererseits lebt der Rechtsradikale Umtrieb auch immer von der Heimlichkeit. Nicht alles wird bemerkt, nicht alles kann nachgewiesen werden und verschlungene Pfade zu nutzen ermöglicht es so manchem rechten Kameraden überhaupt erst, seinen Trieb und Haß erst auszuleben. Insofern könnte eine Veröffentlichung andere abschrecken – aber nicht heilen. Packen läßt sich das Übel so nicht.

Es gibt Gründe dafür, daß in Deutschland Spenden erst ab 10.000 Euro beim Bundestag angezeigt werden müssen – zuallererst vermutlich den, daß man mit 9.999 €-Spenden die Grenze unterlaufen kann. Warum ist diese Grenze denn nicht bei sagen wir 100€ angelegt? Das würde den Verwaltungsaufwand erhöhen, das Spenden insgesamt aber transparenter machen.

Letztlich glaube ich, daß sich die politische Linke mit solchen Aktionen selbst schadet. Wer den gesetzlichen Rahmen verlässt setzt sich selbst ins Unrecht und es gibt keine schlimmere Erfindung in der Entwicklung der Menschheit als die Haltung, daß der Zweck die Mittel rechtfertige oder „heilige“. Diese Haltung steckt letztlich hinter Terrorismus, politisch motivierter Gewalt und Krieg. Kein Ziel, keine Idee, keine Ehre, kein Ideal rechtfertigt die Anwendung unmoralischer Mittel zu ihrer Erreichung. Der Kampf gegen Rechts ist moralisch richtig – aber er muß auf der argumentativen Ebene erfolgen. Das war mal eine wichtige Erkenntnis der politischen Linken – sie kulminierte in dem genialen Satz „Für den Frieden zu töten ist wie für die Keuschheit zu ficken“ – aber seit die gewaltbereiten Spinner vom schwarzen Block als linke NPD auftreten und politisch andersdenkenden gerne mal mit Gewalt begegnen scheint nach und nach diese Erkenntnis verlorengegangen zu sein.

Gegen Nazis helfen nur Aufklärung und Anstand. Durch simples Dreinschlagen erreicht man gar nichts – oder würden Sie zum NPD-Anhänger wenn Ihnen ein Scheitel mal so richtig auf die Fresse gibt?

Fundstück der Woche (24.KW): SPD – Volkspartei ohne Kompass?

Vor einiger Zeit guckte ich mir das Augstein und Blome an. Nein, ich bin nicht gerade ein Fan dieser Sendung weil ich von Herrn Blome so gar nichts halte und noch nicht sicher weiß, was ich von Jakob Augstein halten soll.

Die Sendung fand ich aber recht interessant, auch wenn der alte Fehler in der Definition des Begriffes „Volkspartei“ passiert. Aber dagegen hilft wohl nichts.

Boulevardesk, oh Sueddeutsche…

Daß die Süddeutsche Zeitung besonders in ihrer Online-Ausgabe, naja, sagen wir mal eine Boulevardzeitung geworden ist, ist ja schon lange kein Geheimnis mehr. Die Guttenberg-Kampagne ist da ja nur ein Beispiel. Aber jetzt wirds dermaßen Blödzeitung, das ist nun wirklich eklig.

Wer ist Dirk Nowitzki? Na, einer der auch schon Guttbye Germany gesagt hat und in der NBA spielt. Im Grunde nicht weiter wichtig…. es sei denn, man folgt der Sueddeutschen Zeitung die trotz ihrer Jubelartikel zu zig Sportlern mürrisch konstatiert, daß man sich in Deutschland mit der „Heroisierung von herausragenden Sportlern schwer tut“. Anscheinend hat der Autor, Jürgen Schmieder, Zeit lebens noch nie in einen Sportteil geguckt. Oder in die Bild-Zeitung, die sich mit dem Heroisieren von Figuren auch nicht gerade schwer tut.

Aber trotz der offensichtlichen Ahnungsbefreiung von Herrn Schmieder, der eigentlich öftern für den Sportteil der SZ schreibt, titelte die Sueddeutsche gestern und heute mit einem gar schrecklichen Ausdruck:

Nicht vergessen: das ist die Zeitung, die Ihren Kindern schlaue Eltern schenken will. Oder anders formuliert:

sprich: Kaufen Sie BITTE eine andere Zeitung! Die Süddeutsche mag keine solchen Leser.

Wie Presse und Presseautomatismus funktionieren.

Heute: RP-online. Sehr schöne zusammenstellung von Überschrift und Weiterverlinkung.

hier sollte ein Bild sein

Arbeitslosenzahlen werden geschönt, aha. Aber es sind ja trotzdem Erfogsmeldungen für die Regierung drin… ^^

Eine alte Sau! (Folge 1)

Das ist doch mal eine alte Sau:

Free TIbet

Erinnern Sie sich noch, wie sie durch’s Dorf getrieben wurde? Das war ein Thema, ist aber lange her. Damals war es in Tibet schlimm: Es war von China besetzt. Die Welt schrie daher auf und man boykottierte China überall, zum Beispiel bei der Olympiade. Oder so…

In Wirklichkeit interessierte es kurz nach der Olympiade seinerzeit niemanden mehr. Andere Säue mußten durch andere Dörfer getrieben werden, auch wenn es noch immer die sich kümmernden Vereine gibt. Der völkerrechtliche Status von Tibet ist letztlich ungeklärt auch wenn alle deutschen Bundesregierungen (darunter auch die Rot-Grüne) Tibet als Bestandteil des chinesischen Staates betrachten.
Daran hat sich nichts geändert. Der gewaltlose Widerstand tibetischer Mönche, die betend von chinesischen Soldaten mißhandelt und ermordet wurden hatte ein interessiertes Medienecho hervorgerufen (schließlich verkaufen sich solche Geschichten gut) aber die Welt hat diese Menschen schnell wieder vergessen. Das wäre vielleicht anders gewesen wenn sie sich mit Waffengewalt gegen die Besatzer gewehrt hätten (–> Das nennt man Terrorismus, wenn’s ein guter Staat ist und Befreiungskampf wenn’s ein böser Staat ist. Was ein guter, was ein böser Staat ist bestimmt die Tageslage. Böse Staaten sind aber per Definition kommunistisch und richten nicht die Olympiade aus!) und nicht nur im 08/15-Steinewerfer-Modus. Die Sympathien reichten weit genug, um kritische Fragen nach dem Idealzustand Tibets (wie auch im verlinkten Hollywood-Film dargestellt) als unerwünscht zu unterdrücken.
Inzwischen war der Dalai Lama auch ein paar Mal in Deutschland. Er hat dabei viel gelächelt und es duldsam ertragen, wie widerlich die deutsche Bundesregierung mit ihm umging: Nicht die Kanzlerin empfing ihn zunächst, sondern nur die Entwicklungshilfeministerin. Und das auch nicht als Geste sondern im Rahmen einer Intrige der Kanzlerin gegen Kurt Beck. Für Fotos war man zwar da, aber einen Standpunkt zu vertreten, der China möglicherweise tatsächlich geärgert hätte (Sprich: Nicht nur wie 2007 „Irritation“ weil Merkel den Dalai traf) oder gar das mit den Tibetern gerade aktuell (nur kurz) sympatisierende deutsche Volk, dazu fehlte dann doch das Rückgrat.

Worum es geht

Für die meisten war das irgendwie eine Diskussion darüber, daß China Tibet besetzt hat und hält und die Tibeter unterdrückt. Das Schwarz-Weiß Schema ist eine schöne Methode um ein Stück Geschichte Schlagzeilentauglich aufzubereiten. Ganz so einfach ist die Welt aber nicht.
Tibet stand über viele Jahrhunderte hinweg unter dem indirekten Einfluß Chinas. Zwar war Tibet aufgrund seiner Lage („Das Dach der Welt„) und dünnen Besiedelung militärisch wie wirtschaftlich völlig uninteressant aber indem die chinesische Führung 1720 Tibet zu einem Protektorat erklärte (bei voller innerer Autonomie!) konnte China den Anspruch auf die Gebiete in und um Tibet bekräftigen. Tibet hatte den Vorteil, vor äußeren Feinden durch China geschützt zu werden.
Das alles änderte sich 1907, als China und Rußland ihre Interessensphären in Asien absteckten. Im Vertrag von Sankt Petersburg erklärte sich China zur Schutz- und Verwaltungsmacht Tibets. Tibets innere Unabhängigkeit war damit formell vorbei. Allerdings dauerte es noch einmal bis zur Durchsetzung, weil die chinesische Revolution von 1911, der schreckliche Bürgerkrieg, der chinesisch-japanische Krieg und letztlich der erneute Bürgerkrieg in China nach der japanischen Kapitulation 1945 China davon abhielt, effektiv Tibet zu besetzen. Daher erklärte sich Tibet schon 1913 für unabhängig.
Infolge des Bürgerkrieges 1945 wuchs die Besorgnis in Tibet und bat um internationale Unterstützung, aber nicht zuletzt weil die westliche Welt durch den 2. Weltkrieg ungemein geschwächt war gab es keine Hilfe durch das Ausland. Tibet war China ausgeliefert. 1950 „befreite“ die Volksarmee Mao Zedongs Tibet von den „imperialistischen Einflüssen“ und holte Tibet „Heim ins Reich“.
1955 kommt es erstmals zum Aufstand gegen die chinesische Oberherrschaft. Großbritannien und die Vereinten Nationen hatten zuvor jedwede Hilfe für Tibet wegen des „unklaren Rechtsstatus“ abgelehnt, das Faß zum Überlaufen brachte eine Landreform. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen.
1959 kommt es erneut zum Aufstand, auch dieser wird brutal niedergeschlagen und der Dalai Lama flieht nach Indien. Die Exilregierung wird von China nicht mehr anerkannt.
1966 beginnt die sogenannte „Kulturrevolution„. Tausende Tempel, Kulturbauten und Denkmäler werden zerstört, auch tibetische Klöster werden vernichtet. Was mit den Mönchen geschah ist unklar – die Exilregierung spricht von tausenden ermordeten Mönchen, die chinesische Führung bestreitet das aber. Die Tibeter empfanden diesen Vorgang vor allem als gegen sie als Volk gerichtete Aktion und nicht als politischen Vorgang.
1987/88 kam es in Lhasa erneut zu Unruhen. Auch diese ohne Erfolge oder Konsequenzen.
2008 nun gab es erneut Proteste und letztlich gewalttätige Ausschreitungen.

Und was jetzt?

Es ist nicht so einfach, eine Position zu beziehen denn beide Seiten verargumentieren die historischen Fakten für sich. So stellt die chinesische Seite die Oberherrschaft über Tibet als einen Jahrhunderte alten Zustand dar während die tibetische Exilregierung auf die Autonomie verweist und diese als staatliche Unabhängigkeit interpretiert. Beide haben nicht ganz recht und beide verharren in historischen Argumenten und können sich davon nicht lösen.
Tatsache ist: Die Tibeter möchten frei sein. Sie wollen nicht von China beherrscht werden. Und der (ehemalige) Führer der Tibeter, der Dalai Lama, predigt Gewaltverzicht egal was passiert. Das ist mutig und schwierig und trägt den Tibetern viele Sympathien entgegen, sogar von recht Abenteuerlustigen Aktivisten, auch wenn die Tibeter selbst die Ideen des Dalai Lama nicht immer unumstritten hinnehmen und die Jugend besondes den Gewaltverzicht ablehnt.
Letztlich aber nur ein paar Wochen lang.