Morgengruß (XLV)

Guten Morgen,

Mischgetränke gibt es unzählige – und Biermischgetränke sind ja seit der Alkopop-Welle sehr variantenreich. Allerdings gibt es ein paar Klassiker schon sehr lange und manche von denen haben auch eine nette Geschichte zu erzählen.

Das Radler habe ich ja schon mal erwähnt – nicht aber, dass es in Norddeutschland bekanntermaßen Alsterwasser heißt, weil es der Farbe der Hamburger Alster wohl ähnelt. Im Übrigen wird Radler mit Hellem Bier gemacht, Alsterwasser mit Pils.

Das erste nachweisbare Biermischgetränk war aber das Shandy bzw. shandygaff, das in England bereits im 18. Jahrhundert populär gewesen ist. H.G. Wells beschrieb in seiner History of Mr. Polly shandygaff folgender Maßen: „two pints of beer an two bottles of ginger beer foaming in a huge round-bellied jug.“ Heute wird das Getränk so noch immer in der Karibik ausgeschenkt.

Bayerische Biermischungen haben auch manchmal eine seltsame Geschichte. Niemand weiß, warum die Goaßnmaß so heißt oder warum beim Goaßnrennen der vorletzte verliert. Die Goaß besteht normalerweise aus dunklem Bier/Weißbier, Kirschlikör oder Cognac, wobei es auch eine Variante mit rohem Ei gibt. Hingegen weiß man sehr genau, warum der Russ so heißt: Erfunden wurde die Mischung aus Weißbier und Zitronenlimonade rund um 1918 im Müncher Mathäserkeller (Ja, da wo heute das Kino drin ist) und bezeichnete das Biermischgetränk, das die Kommunisten der Münchner Räterepublik bevorzugt tranken.

Auf Euer Wohl!

Euer Nik

Morgengruß (XLIV)

Guten Morgen,

Mixgetränke sind heutzutage ja beliebter denn je – das bekannteste Produkt kommt wohl aus Augsburg und heißt Spezi – was aber nicht auf das Wort Spezl zurückgeht, denn Freund heißt auf schwäbisch Freind. Stattdessen vertrieb das Brauhaus Riegele seit dem 2. Weltkrieg ein Bier mit dem Namen Spezi, das wahrscheinlich auf „Spezial“ zurückgeht. Die Marke wurde 1956 vom Brauhaus Riegele eingetragen und seither lizensiert, weil Riegele sich nicht in der Lage sah, ein größeres Gebiet zu bedienen.

Das Original ist nebenbei keine Mischung aus Cola und Orangenlimonade, sondern es enthält Cola und Orangensaft, außerdem etwas Zitronensaft, Farbstoffe, Phosphorsäure und Johannisbrotkernmehl sowie diverse weitere Zutaten.

Wer seinen Führerschein behalten will, sollte im Emsland aber keinen Spezi bestellen – dort bezeichnet man so ein Mischgetränk aus Cola und Kornbrand.

Mehr zur Welt des Mixgetränkes dann später mal.

Beste Grüße,
Euer Nik

Morgengruß (XLIII)

Guten Morgen,

wir Bayern sind ja in der Welt zuhause – und die Welt ist es auch bei uns. In meiner Heimatgemeinde in Zorneding war bis 2011 war Saif al-Arab al-Gaddafi, der zweitjüngste Sohn des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi, gemeldet. Er arbeitete hier offiziell für eine Baumaschinenfirma.

Der wohl reichste Monarch der Welt – der thailändische König Maha Vajiralongkorn alias Rama X. – liebt Bayern ebenso und besitzt die Villa Stolberg bei Tutzing, wo er jedes Jahr einige Zeit verbringt. Er verbringt gern Zeit mit Radfahren und geriet dabei sogar mal unter Beschuss: 2017 haben zwei Burschen aus Erding den radelnden König mit Spielzeugpistolen beschossen, die Polizei ermittelte, aber der König erstattete keine Anzeige. Die Einwohner nennen ihn liebevoll den „Thai-Kini“, sein Sohn ging in Tutzing auf eine Privatschule. Auf dem Klingelschild der Villa Stolberg steht nebenbei: „Max Mustermann“

Beste Grüße,

Euer Nik

Morgengruß (XLII)

Guten Morgen zusammen,

Kaffee ist, wie schon erzählt, ein Gattung aus der Familie der Rötegewächse. Die Kaffeepflanze ist ein immergrüner Strauch oder kleiner Baum, der eine Frucht ausbildet, die sogenannte Kaffeekirsche. Diese Kaffeekirsche ist eine Steinfrucht, schmeckt süß, hat aber nur sehr wenig Fruchtfleisch, weswegen man daraus meist einen Cascara macht.

Um an die Bohnen zu kommen muss die Kirsche getrocknet werden, dann presst man sie vorsichtig heraus. Der Prozess dauert mehrere Wochen – auch deswegen ist Kaffee nicht gerade billig.

Cascara kann man heiß oder kalt trinken, es handelt sich dabei um ein Aufgussgetränk – eine Art „Kaffeetee“ – das auch zu Limonaden weiterverarbeitet wird. Vielleicht habt Ihr schon mal eine „Wilde Ziege“ getrunken; das ist eine Kaffeelimonade aus Cascara.

Die Samen der Frucht – die Bohnen – werden unterschiedlich verwendet. Natürlich kann man die Bohne rösten und/oder fermentieren (und dann als Kaffee trinken oder aber mit Schokolade überzogen essen), aber man kann auch Kaffeeöl daraus pressen, das man für Sonnenschutzmittel benutzt. Verkohlt wird die Bohne zur medizinischen Kaffeekohle.

Überaus nützlich ist er, dieser Kaffee. Machen wir uns also auch nützlich!

Euer Nik

Morgengruß (XLI)

Guten Morgen zusammen,

Krieg ist nicht nur einer der vier apokalyptischen Reiter, sondern ein Übel, das eher selten lustig ist. Dennoch gibt es ein paar lustige Momente, die sich auch mit dem Krieg befassen.

So ist der längste Krieg der Geschichte erst 1986 zu Ende gegangen. Er herrschte zwischen den Niederlanden und den Scilly Inseln und brach 1651 aus, als eine mit den englischen Parlamentaristen verbündete Flotte der Niederlande von den englischen Royalisten auf den Scilly Islands geschlagen wurde. Die Niederlande forderten eine Entschädigung und bekamen keine, weswegen sie den Krieg gegen die Scilly Inseln erklärten.

Beide Seiten vergaßen den Krieg jedoch, weil die Royalisten die Inseln verlassen mussten und die Niederlande andere außenpolitische Interessen für vordringlich hielten. 1985 fiel dem Historiker Roy Duncan auf, dass es nie einen offiziellen Friedensschluss gegeben hatte. Am 17.4.1986 unterzeichneten Duncan und der niederländische Botschafter daraufhin ein Friedensabkommen. Der Krieg hatte 335 Jahre gedauert und kein einziges Todesopfer gefordert.

Der kürzeste Krieg der Geschichte fand 1896 zwischen Großbritannien und der Insel Sansibar statt. Er dauert am 27. August genau 38 Minuten – zwischen 9:00 Uhr und 9:38 Uhr. Hintergrund war, dass sich das Deutsche Reich hier in die Einflusssphäre des britischen Kolonialreichs wagte und dem Neffen des Sultans von Sansibar Rückendeckung bei der Machtergreifung gab.

Die Briten tolerierten diese Einmischung nicht und schickten ein Geschwader aus drei Kreuzern nach Sansibar, die ein Ultimatum stellten: Wenn Khalid nicht bis 9 Uhr zurückträte, befände man sich im Krieg. Um 9:02 eröffneten die britischen Schiffe das Feuer. Um 9:38 kapitulierte der Palast, der inzwischen brannte. Etwa 500 Sansibarer kamen bei dem Bombardement ums Leben, der Sultan floh ins deutsche Konsulat und wurde später ins Exil nach Daressalam gebracht, wo er 1927 starb. Sansibar blieb bis 1963 britische Kolonie.

Beste Grüße,
Euer Nik

Morgengruß (XL)

Guten Morgen allerseits,

Skurrile Tode gehören ja zum Allgemeinwissen. So gibt es die Geschichte von James Cruck, der den Untergang der Titanic 1912 überlebte, nur um am 9.4.1934 in seiner Badewanne zu ertrinken. Oder auch die Geschichte von Bobby Leach, geboren 1858 in Cornwall, der zweite Mensch (und erste Mann), der die Niagarafälle in einem Fass hinunterrauschte. Das fand 1911 am 25. Juli statt. Er lag danach etwa 6 Monate im Krankenhaus. Fünfzehn Jahre später, 1926, rutschte er auf einer Orangenschale aus, brach sich das Bein und starb letztendlich daran.

Das schönste Beispiel für passende Tode liefert aber eigentlich der Heilige Kassian. Cassianus von Imola war ein Schulmeister und lehrte verbotenerweise das Christentum. Dafür wurde er zum Tode verurteilt und wird bis heute insbesondere in Mexico City als Schutzpatron der Stadt sowie in Tirol als Schutzpatron der Lehrer verehrt. Passender Weise war seine Strafe, von seinen Schülern mit Griffeln erstochen zu werden.

Allzeit sicheren Schritt wünscht Euch
Euer Nik

Morgengruß (XXXIX)

Guten Morgen,

Das Radler ist als Getränk ja der Legende nach von Franz Xaver Kugler 1922 erfunden worden – ihm ist auf der Kugler-Alm wegen der vielen Ausflügler das Bier knapp geworden und so soll er es mit Zitronenlimonade getreckt haben.

So ganz gesichert ist die Geschichte aber nicht. Lena Christ schrieb in den „Erinnerungen einer Überflüssigen“ 1912 vom Ausschank von „Radlermaßen“, die möglicherweise auf die sozialdemokratischen Fahrradclubs in dieser Zeit zurückgehen. Aber auch hier ist die Bezeichnung „Radler“ wahrscheinlich auf den Fahrradfahrer zurückzuführen.

Konsequenter Weise nannten sich die ersten Kraftfahrzeugbesitzer der Geschichte im Übrigen „Autler“.

Nun wünsche ich einen schönen Arbeitstag und verbleibe in Vorfreude auf ein kühles Radler im heißen Sommer.

Euer Nik

Morgengruß (XXXVIII)

Guten Morgen zusammen,

Die Kaffeepflanze gehört zu den Rötegewächsen und wird praktisch nur in der Äquatorregion der Erde angebaut. Wie schon berichtet gibt es im Ganzen 124 Arten, aber im Grunde trinken wir nur Arabica und Robusta. Echte Kaffeespezialisten kennen aber auch Kaffegetränke der Sorte Excelsa, die ca. 1% der weltweiten Produktion ausmachen und die im Tschad angebaut wird. Excelsa hat ein extrem starkes Aroma und ist daher gewöhnungsbedürftig.

Anders verhält es sich mit dem Stenophylla-Kaffee, der an der Elfenbeinküste und in Sierra Leone vorkommt. Er ist sehr mild und schmeckt hervorragend, braucht aber mit 12-14 Monaten sehr lang zum Reifen und wird daher nicht für die Massenproduktion genutzt (normale Kaffeebohnen sind nur 9-11 Monate am Strauch).

Es gibt weitere Sorten, die aber fast nur lokal angebaut und konsumiert werden. Daher kann man neben Wein-, Bier- und Whiskeytouren ruhig auch mal eine Kaffeetour durch Afrika, Südamerika und Südostasien machen. Nach Corona, natürlich.

In diesem Sinne kultiviere ich nun mein Fernweh und wünsche einen schönen Tag!

Euer Nik