Lieblingsspiel: Star Wars – Rebellion

Lieblingsspiel: Star Wars – Rebellion

Auch wenn das hier eigentlich ein politischer Blog ist, so möchte ich doch hin und wieder auch mal was anderes veröffentlichen. Dazu gehört die neue Reihe Lieblingsspiele. Dieses hier finden Sie auch hier.

Es ist eine düstere Zeit für die Rebellion – und genau da übernimmt der Spieler eine der beiden Seiten des vermutlich epischsten galaktischen Bürgerkrieges der Fantasygeschichte.

Worum es geht:
Rebellion war der erste Ausflug in den Strategiebereich, den LucasArts unternommen hatte, nachdem die Firma vor allem mit Adventures (MonkeyIsland) und dem Verwursten der Marke Star Wars im Arcade- (Rebel Assault) und Weltraum-Flugsimulationsbereich (X-Wing und TIE Fighter) erfolgreich gewesen war.
Der Spieler übernimmt die vollständige Kontrolle über eine der beiden Seiten und kann vorher das Spiel ein wenig einstellen (Schwierigkeit, Größe der Galaxis, Spielziele). Für jede der beiden Seiten existierten unterschiedlich Spielziele; Das Imperium etwa mußte Luke Skywalker und Mon Mothma gefangen nehmen sowie das Hauptquartier der Rebellen vernichten, die Rebellen wiederum mußten Darth Vader und den Imperator gefangensetzen und Coruscant einnehmen.
Zu diesem Zweck hat der Spieler die volle Kontrolle über jede Seite – inklusive der Charaktere. Es macht richtig Spaß den Imperator durch die Gegend zu schicken. Daneben hat er sich um die Forschung, den Krieg und das Ressourcenmanagement zu kümmern. Ach ja, und ständig quatschen die Droiden dazwischen.

Strategischer Tiefgang im unendlichen Universum
Gut, unendlich ist das Universum nicht – aber groß. In der kleinsten Einstellung enthält die Galaxis zehn Sektoren mit je zehn Systemen – in der größten sind es 200 Systeme in zwanzig Sektoren, die auf Besiedelung und Eroberung warten. Dabei unterschiedet das Spiel zwischen den sicher besiedelten Kernsystemen im Zentrum der Galaxis (das sind 6 Sektoren, denen auch eine strategische Schlüsselposition zukommt: Sesswenna, Corellia, Sluis, Farfin, Dolomar und Fakir) und den Randsektoren, die eher per Zufall besiedelt sind.

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Planeten lassen sich entweder mit militärischen Mitteln erobern oder – sofern sie neutral sind – mit diplomatischen Missionen der eigenen Charaktere auf die eigene Seite ziehen. Bei feindlichen Planeten können mit Missionen Aufstände ausgelöst werden was langfristig ganze Sektoren in ihrer Loyalität kippen kann und zudem den Gegner zum Handeln zwingt. So ist es manchmal möglich, die Flotte des Feindes in einem Sektor mit einem Aufstand in eine Falle zu locken.
Überhaupt, die Charaktere. Neben dem Militär spielen sie eine zentrale Rolle in diesem Spiel. Nicht weil sie wie beim Quasi-Nachfolger Empire at War Superhelden sind, sondern weil man sie strategisch geschickt einsetzen kann: Als Diplomaten, Spione, Guerilla – Kämpfer oder sogar in Kommandopositionen. Charaktere können mit Spezialeinheiten zusammenarbeiten für eine Mission – es empfiehlt sich beispielsweise, vier Charaktere mit hohen Kampf- und Spionagewerten zusammen mit einigen imperialen Saboteuren loszuschicken, um einen Planetenschild zu zerstören, den man ansonsten zerbomben müsste um Truppen auf einem Planeten landen zu können – und das kann negative Folgen für die Zivilwirtschaft des Planeten haben, die man ja eigentlich intakt übernehmen will.
Manche Charaktere haben gute Kommandowerte und verstärken auf den richtigen Positionen eingesetzt die Truppen ungemein – besonders Generäle spielen bei der Verteidigung von Planeten eine entscheidende Rolle weil sie auch noch dazu beitragen, feindliche Spezialmissionen aufzudecken und zu verhindern.
Der Spieler kümmert sich aber nicht nur um den Einsatz seiner Truppen, sondern auch um deren Produktion und das ist ziemlich geschickt gelöst: Um Schiffe zu bauen muß der Spieler Minen errichten und die Rohstoffe dann in Raffinerien verarbeiten. Jeder Planet hat aber nur begrenzte Abbau- und Ausbauplätze (Das Maximum sind 14 Plätze) und die Produktion benötigt auch Platz – daher ist eine geschickte Aufteilung durchaus sinnvoll (Minen- und Produktionsplaneten). Da es keinen Bevölkerungswert gibt haben die Macher sich allerdings etwas besseres einfallen lassen, um die Militärmacht einer Seite zu begrenzen: Jede Kombination aus einer Mine und einer Raffinerie ergibt 30 Instandhaltungspunkte und deren Gesamtmasse darf nicht von der benötigten Masse an Punkten aufgefressen werden. Ein Sternzerstörer zum Beispiel frisst 71 Punkte weg – da machen große Flotten zwar Sinn, aber eben nur wenn auch entsprechend viele Planeten schon zum eigenen Reich gehören.
Neben diesem Management spielen auch noch eine Reihe von typischen Star-Wars Elementen eine große Rolle wie beispielsweise die Macht, die einen Charakter dazu befähigt, manche Missionen besser zu lösen als normale Charaktere. Außerdem finden zwangweise bestimmte Ereignisse statt: Trifft man als imperialer Spieler auf Luke Skywalker, so wird dieser gefangengenommen und zu Vader gebracht, welcher ihm seine Herkunft offenbart und ihn danach zum Imperator bringt. Wenn Luke bis dahin ein fertiger Jedi-Ritter ist, gewinnt er die große Schlacht und nimmt den Imperator und Vader gefangen, ist er das noch nicht wird er selbst besiegt und gefangengenommen.

Taktische Herausforderungen
Das Spiel hat neben dem hauptsächlichen strategischen Teil auch einen taktischen der immer dann zum Einsatz kommt, wenn Flotten aufeinandertreffen. Der Taktikschirm gibt dem Spieler in einer dreidimensionalen Umgebung alle Möglichkeiten, eine Schiffe zu manövrieren oder in bestimmten Formationen angreifen zu lassen. Im Gegensatz zum Quasi-Nachfolger, der die Weltraumschlachten zwar spektakulärer inszeniert, aber auch ohne jede Finesse lässt, ist die Umgebung tatsächlich dreidimensional, die Schiffe können den Gegner also auf vier Wegen umfliegen was ziemlich spezielle Taktiken ermöglicht.
Ist eine Seite unterlegen oder merkt im Lauf der Schlacht, daß sie verlieren wird, so kann sie sich zurückziehen – allerdings nicht, wenn die Gegenseite einen Abfangkreuzer dabei hat, der Sprünge in den Hyperraum verhindert. Ich habe als unterlegener Rebell mal eine Flotte aus dem Sektor bekommen, weil es mir gelungen war mit Raumjägern den Abfangkreuzer zu zerstören während sich meine Schiffe nur verteidigten.
Charaktere finden hier nur indirekt statt: befindet sich ein Charakter auf einem Schiff das zerstört wird kann er dabei ums Leben kommen, oder er entkommt, wird aber dann vielleicht gefangengenommen. Außerdem beeinflussen Admirale und Commander das Verhalten von Raumjägern und Großkampfschiffen.

Lieblingsspiel
Rebellion gehört für mich zu den besten Strategiespielen der 90er und auch späteren Jahre und ist auch das einzige brauchbare Strategiespiel im Star Wars Universum. Der große Erfolg von Empire at War liegt wohl darin, daß es praktisch keine Herausforderung bietet und den Spieler im Grunde linear von A nach B marschieren lässt – Rebellion verlangte viel mehr Eigeninitiative und der Computergegner konnte ein wahrlich fieser Brocken sein.
Ein Spiel, das so viele Möglichkeiten bietet braucht natürlich auch ein entsprechende Handbuch, das waren noch Zeiten als man zu einem Computerspiel ein richtiges, 180 Seiten starkes Handbuch geliefert bekam und keine pdf-Datei zum selber ausdrucken.

Rebellion-Handbuch
Rebellion-Handbuch; Zum Vergrößern einfach klicken.

Ein Spiel, daß trotz seines Alters von immerhin 15 Jahren mittlerweile immer noch gefällt und das ich nach wie vor gerne und freudig installiere und spiele. Immerhin – unter XP ist es lauffähig.

Was ist ein Strategiespiel?

Auch wenn das hier eigentlich ein politischer Blog ist, so möchte ich doch hin und wieder auch mal was anderes veröffentlichen. Dazu gehört die neue Reihe Lieblingsspiele.

Ein Strategiespiel ist in aller Regel ein militärisches Spiel, das sich in 95% aller Fälle eher um Taktik, als um Strategie dreht. Man könnte folgende Varianten unterscheidet:

  •  Echtzeitstrategiespiele
  • Rundenbasierte Strategie- und Taktikspiele
  • Echtzeit-Taktikspiele
  • Aufbaustrategiespiele
  • Globalstrategiespiele

im entfernteren Sinn:

  • Aufbausimulationen
  • Wirtschaftssimulationen

Echtzeitstrategiespiele
Die bekannteste Form sind die sogenannten Echtzeitstrategiespiele. Hierbei bekommt der Spieler in der Regel in jeder Mission auf der Karte eine Basis aufzubauen, Ressourcen zu sammeln und diese dann in militärische Einheiten umzusetzen. Bekannteste Beispiele sind die Dune-Reihe, die Command&Conquer – Spiele, WarCraft und StarCraft oder eben auch KKND.
Echtzeitstrategiespiele setzen weniger auf eine echte, langfristige Strategie sondern der Hauptteil des Spiels dreht sich eigentlich um die durch die Karte vorgegebene Taktik. Diese kann mitunter durch die Einheiten ein wenig variiert werden (Flugeinheiten überwinden Hindernisse, manchmal gibt es Einheiten, die sich zur Feindbasis durchgraben können) aber im Grunde ist die Aufgabe immer die, Ressourcen zu sammeln, lange genug durchhalten, bis man ausreichend Einheiten hat und dann den Gegner überrennen.
Was im ersten Moment langweilig klingt macht unheimlich Spaß, wenn das Kartendesign und die Einheitenintelligenz gut gemacht sind. Größtes Manko lange Zeit war die Problematik ″Treffen sich zwei Frachter auf einer Brücke…″ – Engstellen überforderten viele Spiel-KI‘s, was manche durch das Abschalten der Kollisionsabfrage, andere durch intelligente Programmierung und viele auch einfach gar nicht gelöst hatten.

Rundenbasierte Strategiespiele
Rundenbasierte Strategiespiele setzen eben statt auf Echtzeit auf einen Spielrundenablauf. Hier kann der Spieler in einer Runde etwas tun, dann ist der Computer dran – ein bißchen wie bei ″Schiffe versenken″. Das Spielprinzip wird selten für Strategiespiele verwendet sondern in aller Regel für Taktikspiele und ist auch ein bißchen aus der Mode gekommen. Ein rundenbasiertes Strategiespiel wäre zum Beispiel Colonization oder auch die Civilisation-Reihe, Bonaparte fällt mir da noch ein.
Als reines Taktikspiel setzt es – wenn ein bißchen Spieltiefe dabei ist – sehr strikt auf ein Stein-.Schere-Papier – Prinzip: In einem Mittelalterszenario beispielsweise ist die Kavallerie gut gegen Bogenschützen, Bogenschützen sind gut gegen Lanzenträger, Lanzenträger sind gut gegen Kavallerie. Das lässt sich beliebig verfeinern und verkomplizieren und kann durchaus Spaß machen. Typische Beispiele hierfür wären Steel Panthers, Battle for Wesnoth oder auch das wunderbare M.A.X. – Mechanized Assult & Exploration.

Echtzeit-Taktikspiele
Der große Unterschied zwischen Taktik- und Strategiespielen ist der, daß bei einem Taktikspiel der Spieler nur eine vorgegebene Zahl an Einheiten zur Verfügung hat – eine gescheiterte Taktik lässt also die ganze Mission scheitern, weil nicht nachproduziert werden kann. Daher ist hier ein wenig mehr Hirnschmalz erforderlich und je besser das Spiel desto größer ist auch die Zahl der Lösungsmöglichkeiten für verschiedene Situationen, die manchmal auch beim Wiederspielen variieren. Das hängt davon ab ob die Mission gescriptet ist oder nicht, also ob das Erreichen eines bestimmten Punktes immer eine bestimmte Situation auslöst.
Echtzeit-Taktikspiele sind anspruchsvoller als die rundenbasierte Variante weil der Spieler eben in Echtzeit handeln muß und sich nicht einfach eine Stunde Zeit nehmen kann um seinen Zug zu durchdenken. Außerdem kann er in der Regel begrenzter steuern als der Computer, der problemlos zwanzig Einheiten gleichzeitig zwanzig verschiedene Befehle erteilen kann. Dafür ist der Computer wenig kreativ – eine echte künstliche Intelligenz besitzt er eben nicht.
Bekannte Beispiele für gute Echtzeit-Taktik-Spiele sind die Myth-Reihe oder Codename: Panzers.

Aufbaustrategiespiele
Unter Aufbaustrategie versteht man ein Spiel, das sich schon eher wie eine Wirtschaftssimulation anfühlt und wo der Fokus mehr auf Basis- bzw. Städte- oder Siedlungsbau, als auf den militärischen Teil gelegt wird. Aufbaustrategiespieler verbringen Stunde um Stunde damit den Ressourcenkreislauf ihrer Siedlung zu perfektionieren bevor sie sich irgendwelchen Eroberungselementen zuwenden – die Tatsache, daß es einen solchen militärischen Part überhaupt gibt unterscheidet die Aufbaustrategiespiele von den Aufbausimulationen wie zum Beispiel SimCity.
Aufbaustrategiespiele variieren von anspruchslos bis hochkomplex, Titel wie die Siedler, die Anno-Reihe oder das so wunderbare Knights&Merchants erfordern vom Spieler eine Menge Mitdenken und vorausschauend planen. Wo die Anno-Spiele sich häufig ohne jeden Krieg spielen lassen (sofern der Gegner entsprechend mitmacht), will die Siedler-Reihe einen perfektionierten Wirtschaftskreislauf sehen und schiebt das militärische an den Rand und erfordert Knights&Merchants zudem vom Spieler auch noch eine gewiefte militärische Taktik, was dem Spiel eine besondere Tiefe gibt.
Abgesehen von den genannten Beispielen sind Aufbaustrategiespiele mittlerweile dünn gesät, weil die bekannten Reihen den Markt dominieren. Am ehesten könnte man vielleicht noch die Caesar-Reihe an dieser Stelle nennen.

Globalstrategie
Unter diesem Label sehe ich Spiele, die sich mit deutlich mehr befassen als nur einer Einzelmission oder einem einzigen Szenario. Diese Art Spiele werden manchmal auch als 4X-Spiele bezeichnet (explore, expand, exploit, exterminate; Also Erkunden, Expandieren, Ausbeuten, Ausradieren). Hierbei ist der größte strategische Tiefgang zu erwarten: Man muß sich oftmals vom Mikromanagement eines einzelnen Planeten bis hinauf zum Masterplan einer ganzen (Sternen-)Nation um annähernd alles kümmern.
Spiele dieser Kategorie sind sehr schwer zu erlernen weil der Spieler eine Menge Hintergrundwissen braucht um die Funktionen alle zu entdecken und zu nutzen aber wenn sie gut gemacht sind können sie jahrzehntelange Unterhaltung bieten. Das klassische Beispiel schlechthin ist wohl Master of Orion, aber auch Imperium Galactica, oder das sehr geniale Birth of the Federation gehören in diese Kategorie. In gewisser Weise gehört auch Star Wars: Rebellion da hin, auch wenn es schon deutlich vereinfacht in seiner Bedienung ist und mehr Wert auf die Echtzeitschlachten legt. Die vorherigen Beispiele sind mit Ausnahme von Imperium Galactica rundenbasiert, wobei ein Spielzug/eine Spielrunde meistens einen Tag oder eine Woche darstellt.
Globalstrategiespiele sind im Grundprinzip die komplexesten Strategiespiele überhaupt und vermutlich genau deswegen fristen sie auch eher ein Nischendasein – das ist nämlich nichts für Gelegenheitsspieler und für Spielekonsolen sind sie sowieso völlig ungeeignet. Manche sind auch eher schlecht gemacht – wie Sins of a Solar Empire.

Wirtschaftssimulationen
Obwohl nicht wirklich in diese Reihe gehörend werden Wirtschaftssimulationen manchmal als Strategiespiele bezeichnet und sind mitunter auch Grenzfälle. Eine klassische Wirtschaftssimulation wie ″Der Industriegigant″ ist sicherlich kein Strategiespiel (Obwohl hier Wirtschaftliche Strategien wie Preiskalkulation, Werbung oder Investition durchaus eine Rolle spielen), aber Spiele, die in eine Richtung wie Port Royale oder auch Die Gilde gehen, gehören da vielleicht schon eher hin.
In Port Royale spielt man einen Seefahrer, der sich in der karibischen Welt des 17. Jahrhunderts nach und nach zum Großkaufmann mausert (Und das auch mit durchweg spannenden Echtzeitkämpfen zwischen Schiffen durchsetzen kann), die Gilde ist eine fast schon in Richtung Mafia gehende Wirtschaftssimulation mit Intrigenpart. Es gibt Managementsimulationen mit unterschiedlichem Hintergrund: Industrieimperium (Industriegigant), Finanzimperium (Capitalism) oder auch Sportmanager (Die Anstoss-Reihe z.B.). Manche sind auch alles andere als ernst zu nehmen wie die Krankenhausmanager Theme Hospital und Hospital Tycoon oder das herrlich skurrile Biing. Andere versuchen sich schon ernsthaft mit der Materie auseinanderzusetzen und bieten einem komplexe und recht schön zu spielende Szenarien an, die sich mit der Frage nach der Entwicklung einer gesunden Firma beschäftigen.

Aufbausimulationen
Auch kein Strategiespiel im direkten Sinne ist die Aufbausimulation: Hier ist der Spieler eher ein Manager oder kluger Verwalter. Aufbausimulationen haben überhaupt keinen militärischen Teil mehr sondern es geht rein um den Aufbau und das managen einer Siedlung oder Stadt.
Die klassische Variante ist wohl SimCity, eines der ältesten und bekanntesten Aufbauspiele überhaupt, das in zahlreichen Varianten riesige Herausforderungen für aufstrebende junge Bürgermeister bot. Mein Lieblingsteil davon bleibt allerdings SimCity2000, das immer noch so viel Spiel ist, sprich: die Spielwelt ist noch so weit vereinfacht, daß es unterhaltsam bleibt. Bei den Nachfolgern, die sich dann auch mit all den kommunalen Querelen befassen, brachte mich die Müllproblematik zum Beispiel an den Rand der Verzweiflung.
Aufbausimulationen laufen manchmal unter dem Label ″Aufbaustrategie″, obwohl sie es nicht sind. Andere Beispiele für sehr unterhaltsame Aufbauspiele wären die Tropico-Reihe, die Cities-Spiele oder auch Imperium Romanum.

Lieblingsspiel: Privateer 2 – The Darkening

Lieblingsspiel:Eine neue Reihe, die ich hin und wieder mal befüllen werde, ist die Reihe meiner Lieblingsspiele. Hierbei möchte ich ein paar längst veraltete PC-Spiele vorstellen, mit denen ich mich in meiner ach so fernen Jugend beschäftigt habe. Eine Auswahl der Artikel finden Sie unter http://lastknightnik.wordpress.com/lieblingsspiele/

Privateer 2: The Darkening

Im Jahr 1996 erschien im Dezember ein Spiel von Origin, das als Nachfolger der von mir nie gespielten Weltraum-Kampfsimulation ″Privateer″ angepriesen worden war. Dank der Vorberichte in der PCGames war ich wahnsinnig aufgeregt, auch wenn ich mit 15 kaum das Geld hatte, um dieses Spiel zu kaufen – neue Computerspiele kosteten damals 89,95 DM und waren für mich und mein Taschengeld nahezu unerschwinglich. Im Dezember gab es dann eine Demo immerhin, die mich sofort fesselte. Im April 1997 schließlich schloß ich mit dem Computerspielhändler meines Vertrauens einen Deal: Ich verkaufte ihm zwei andere Spiele und zusammen mit dem bis dahin gesparten reichte es (gerade so) für das Spiel.

Den Rest des Jahres habe ich dann bis ins letzte Detail eigentlich mit dem Spiel verbracht.

Worum es geht:

Privateer 2 – The Darkening (zu Deutsch etwa ″Freibeuter 2 – Die Verdunkelung) erzählt ziemlich packend in Zwischensequenzen und Textnachrichten die Geschichte von Lev Arris, der nach einem durch angreifende Jagdflieger verursachten Absturz eines medizinischenFrachters als einziger überlebt hat, weil er in einer Kühlkapsel eingefroren war. Es hatte eine schwere Krankheit die früher unheilbar gewesen war, inzwischen aber behandelbar ist. Dummerweise hat er durch die lange Zeit in der Kapsel aber sein Gedächtnis verloren.

Während seiner Rekonvaleszenz freundet er sich mit seiner Ärztin an, wird allerdings von seltsamen Gestalten überfallen und beinahe getötet. Mehr durch Zufall und weil die Attentäter eher gegeneinander als gegen ihn vorgehen gelingt es ihm zu entkommen und ab hier übernimmt der Spieler.

Es beginnt eine Schnitzeljagd durch das spielbare Universum, das Tri-System; also drei Sonnensysteme namens Irrulan, Issac und Hom. Die Handlung, während der Lev Arris auf der Suche nach Spuren seiner Vergangenheit ist, wird sowohl in z.T. Hochkarätig besetzten Zwischensequenzen erzählt, als auch in Email, die der Spieler von Zeit zu Zeit erhält.

Neben der Haupthandlung hat der Spieler allerdings enorme Freiheiten. Da die Bewaffnung Geld kostet, ebenso wie das eigene Raumschiff, muß er es verdienen und dazu kann er viele Wege einschlagen: Als Kampfpilot zum Teil recht gefährliche oder schwierige Aufträge annehmen, als Händler Waren von A nach B schaffen oder die Sondermissionen erfüllen, die in der Regel als Begleitschutzaufträge, manchmal aber auch als gangbare Zwischensequenzen daherkamen.

Diese Freiheit kombiniert das Spiel mit einer für seine Zeit phantastischen SVGA-Grafik und einem so herrlich absurden Universum, das immer wieder Lust auf mehr machte.

Ein großes Universum

Die Freiheit des Spielers bestand auch darin, eine ziemlich große Zahl von Planeten und Raumstationen zur Verfügung zu haben, auf denen man landen konnte. Es gab insgesamt 8 große Planeten (Anhur, Bex, Crius Hermes, Hades, Hephaestos, Janus und Karaktakus), 10 Monde (Athos, Corinthias, Desolia, Destinas, Leviatha Massanas, Ostinias, Petra, Serca und Terrel) und 17 Raumstationen (CS Dexros, CS Liraonas, CS Pletirat, CS Reva, ES Corsas, ES Ferix, ES Stanton, ES Sarama, RS Bestinium, RS Craxath, RS Felos, RS Kaldon, SS Curium, SS Tersa sowie zwei Piratenstationen – Draknor und Kastagan – und die Kappa Labore – Station.). Orientiert waren sie in einer Karte mit insgesamt 220 Navigationspunkten, über die man als Spieler springen mußte um von A nach B zu kommen.

Zwischen den Planeten und Handels- (CS) sowie Superstationen (SS) konnte man handeln, auf den Hauptplaneten gab es alles Equipment, auf den Monden und Equipmentstationen (ES) eingeschränkte Ausrüstung. Als Abkürzung dienten 6 Sprungtorpaare, die einen recht rasch von einem Ende des Universums zum anderen bringen konnten, allerdings waren die Frachter, die man begleiten mußte nicht in der Lage, die Teile zu benutzen; Zudem kostete das auch noch 200 Credits Gebühren.

Man hatte die Wahl zwischen 18 verschiedenen Raumjägern, wobei der anfängliche Jäger, der Straith, auch wirklich das Käfermodell ist. Die Schiffe kosteten alle zwischen 10.000 und 250.000 Credits für die man eine ganze Weile schuften mußte, Frachter konnte man aus 6 Varianten mieten, die nicht immer verfügbar waren und unterschiedlich schwer bewaffnet und groß waren und zwischen 50 Credits und 920 Credits pro Tour kosteten.

Geld verdienen

Wie vorhin erwähnt gab es verschiedene Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Gerade am Anfang lohnte es sich, ein bißchen als Händler zu arbeiten. Der Spieler startet mit 13.600 Credits, von denen 10.000 für das erste Schiff draufgehen. Das ist allerdings unbewaffnet und Piraten lauern gefühlt an jeder Ecke. Die meisten Spieler dürften sich zwei Stream-Laser zugelegt (nochmal 1.200 Credits weg und dann ein Frachtschiff vollgepackt haben. Ich hab mir immer einen Volt-Laser gekauft (3.000 Credits) und dann lieber Piraten abgeschossen. Jedes zerstörte Schiff der Piraten bringt nämlich Geld ein: 50 Credits für einen Jäger, 100 Credits für Schmuggelfähren oder die Jäger des CLANS, 500 Credits für einen abgeschossenen Piratenkreuzer.

Das teuerste Schiff im Spiel, der Danrik, kostete 250.000 Credits, bot Platz für bis zu 5 Laser (der teuerste war der Kraven Mark IV den man nur über eine Zwischensequenz und Kampfmission erhielt und schlappe 16.000 Credits kostete) , 7 Raketenslots und sieben Slots für Erweiterungen (wie Nachbrennerbooster oder Reparatureinheiten). Was die Ausrüstungsfrage ein bißchen taktisch machte war, daß man neben den Boni auch Kühleinheiten für die Waffen einbauen mußte weil abgesehen von der Ionenkanone alle Laser Hitze produzierten (Und das ziemlich satt), woraufhin die Laser ihre Funktion einstellten. Alles in Allem kostet ein richtig gut ausgerüsteter Danrik mit der Ausstattung 4 Ionenkanonen, 1 Kraven-Laser, zwei Kühleinheiten MK III, ein Nachbrennerbooster III, ein Schildgeneratorverstärker Mk III, ein Signalfilter (gegen Virusattacken) und eine Reparatureinheit Mk II mal eben 415.000 Credits und lässt einen Slot frei für Minen oder so und Raketen sind auch noch keine da.

Eine gute Handelsroute bringt mit ein bißchen Glück pro Flug so um die 20.000 Credits ein, der beste schaffbare (Kampf-)Auftrag 16.000 Credits. Zwischendrin mußte man immer wieder das Schiff reparieren, Frachter kosten Geld…. man ist lange beschäftigt.

Suchtpotential

Warum nur hat das Spiel so ein Suchtpotential, zumindest für mich gehabt? Nun, die eben erwähnte Freiheit ermöglichte unheimlich viele unterschiedliche Stile, das Spiel durchzuspielen und man konnte es auch immer mal wieder seiner eigenen Laune anpassen. Schlechte Laune? Dann ein paar Combat-Missionen und Piraten gejagt. Gute Laune? Na dann tüfteln wir doch heute mal die perfekte Handelsroute aus. Stundenlang habe ich Preise verglichen und Routen kalkuliert.

Garniert wurde das Ganze mit einer Reihe von Zwischensequenzen die auch manche der Nebenmissionen einläuteten. Da war zum Beispiel Xavier Shondie, gespielt von Jürgen Prochnow, der einen zweimal zu einer Waffenschmuggeltour überreden kann (man kann das auch ablehnen) um damit Rebellen zu unterstützen, die wiederum gegen genetische Unterdrückung kämpfen. Da war Bill Maddox (gespielt von Bob Goody), ein etwas durchgeknallter Kriegsveteran mit schlechtem Gehör und Hamsterzähnen, der ein Militärmuseum eröffnen will. Oder Tante Gabriel (Marie Tamm, sollte man aus Doctor Who kennen), die bei Dir mitfliegen will im ihrem Mann zu entkommen. Onkel Kashumai, ein Anbeter der Bierheiligen, der den Nimmerleeren Bierkelch wiederhaben will (gespielt von dem wunderbaren Brian Blessed, den man vielleicht als Boss Nass aus Star Wars Episode I kennt). Garniert wird das ganze von der wunderbaren Mathilda May als Melissa Banks, die dem ganzen einen guten Schuß Erotik verpasst sowie natürlich den drei Darstellern der Rahmenhandlung: Clive Owen als Lev Arris, John Hurt als Joe, der Barkeeper und Christopher Walken als David Hassan.

Auch ansonsten geizt das Spiel nicht: Rhineheart, der die Wahrheit über Lev kennt, wird von David Warner gespielt (den man z.B. aus Babylon 5 als den Gralssucher, aber auch aus ″Titanic″ oder ″Avatar″ kennt), ebenfalls aus Babylon 5 wie auch aus ″Gesprengte Ketten″ kennt man David McCallum, der nur einen kurzen Gastauftritt im Intro hat.

Zusammengehalten werden Spiel und Universum von einer sich ständig erweiternden Datenbank, die sogar jedes einzelne Schiff, dem man im Laufe seiner Zeit dort begegnet, verzeichnet und das neben den Figuren auch über jeden Planeten ein kleine Geschichte zu erzählen weiß.

Alles in Allem wird man in ein Universum voller skurriler und liebenswerter Gestalten geworfen, das sich rundherum perfekt zusammenfügt und mit seinen über 100 Nebenmissionen gut ein halbes Jahr beschäftigen kann. Absolut ein Lieblingsspiel.

Links:

Liste aller Darsteller in Privateer 2
Privateer 2 Homepage
Privateer 2 Wikipedia

Lieblingsspiel – Dead Island

Zugegeben, ich mag Zombiefilme. Und ich wollte schon immer mal in einem mitspielen, dank Deep Silver geht das jetzt sogar. Und zwar richtig. Aber: Das Spiel ist wirklich nur für Erwachsene!

Ein bißchen verwundert hatte mich, daß die BPJM noch nicht dazugekommen ist, das Spiel aus den deutschen Läden zu holen (Siehe Nachträge). Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas so heftiges auf meinem Monitor gehabt zu haben, selbst Left 4 Dead (Das eigentlich stinklangweilig ist) war nicht so exzessiv brutal. Auch andere Spiele mit Horrorelementen (wie Doom zum Beispiel) waren nicht so deftig.

Hatte man es in Doom noch hin und wieder mit Zombies, hauptsächlich aber mit Monstern zu tun, die den ″Buh-Effekt″ ausnutzen bis er langweilig und vorhersehbar wird, kennt Dead Island nur eine Gruselvariante: Den Bluteffekt. Und zwar an Menschen und an Zombies. Manche der Überlebenden, auf die man trifft, versuchen die Situation auszunutzen (insbesondere Kriminelle und ein lokaler Rebellenführer) und wollen daher vom Spieler erschossen werden, ansonsten ist die Insel übersät mit den lebenden Leichen seiner Bewohner.

Am Anfang steht die Apokalypse
Aber vielleicht von Anfang an. Man beginnt in einem Hotelzimmer nach einer Party, die man nur als Intro erlebt hat. Als einer von vier Charakteren erwacht man am nächsten Morgen und das Hotel ist von Schreien erfüllt. Also begibt man sich hinaus und wird nach kurzer Zeit von Zombies gejagt….

Andere Überlebende retten den Spieler zunächst und ab jetzt ist es ein Open-World Rollenspiel mit den üblichen Regeln: Erfülle Aufträge für Charaktere und bekomme Belohnungen, Parallel entwickle die Hauptgeschichte weiter. Diese führt den Spieler zunächst durch das traumhaft schöne Ferienresort und dann in die Stadt, wo er sich hauptsächlich damit beschäftigt, die Überlebenden zu retten und ihnen sichere Zonen zu verschaffen, wo sie leben können. Etwas schräg wird das Ganze in der Stadt, wo sich Überlebende in einer Kirche versammelt haben und man von der Ordensschwester Helen als Belohnung einige ziemlich unchristliche Waffen bekommt. Der Weg der Hauptquest führt den Spieler schließlich in den Dschungel und ein Labor, geführt von einer geheimnisvollen Stimme auf der Suche nach einem Heilmittel. Am Schluß wird der Spieler (oder die Spielergruppe, im Koop sind bis zu vier Spieler möglich) per Hubschrauber von der Insel entkommen – und alle Mühe war umsonst, denn das Militär macht Banoi mit einer Atombombe platt. Na toll.

Dann kam das Schnetzeln
Im Gegensatz zu anderen Open-World Rollenspielen ist der Charakter zum Einen nicht frei zusammenstellbar, zum Anderen geht es hauptsächlich ums Zombie zerfleischen. Dazu benutzt man alles, was in Griffweite liegt, also Stahlrohre, Paddel, Holzbretter und eine unüberschaubare Anzahl von Hieb-, Stich-, Wurf- und Schußwaffen.

Dabei ist die Grafik ein besonders hinterlistiger Feind: Gerade zu Anfang, wenn man sich an die offensichtlich auf Konsole getrimmte Steuerung noch nicht gewöhnt hat und mit einem Holzpaddel losgeschickt wird, sind die z.T. wirklich drastischen Bluteffekte recht schockierend und ablenkend. Im späteren Verlauf benutzt man allerlei Hackebeile, Äxte, Macheten und Säbel um die Untoten in handliche Portionen zu schneiden, Schußwaffen gibt es nur wenige im Spiel und sie sind auch eher für menschliche Gegner gedacht, da man damit die stärkeren Zombies kaum ausreichend verletzen kann.

Ja, verletzen: Die Nahkampfwaffen verursachen alle einen realistisch bis übertrieben dargestellten Schaden, also wundern Sie sich nicht, wenn auf einen Mausklick plötzlich Gliedmaßen fliegen. Garniert wird das Ganze mit einer Reihe wirklich ekelerregender Zombies wie dem Selbstmörder, der sich in Spielernähe in einer Blut- und Schleimfontäne selbst in die Luft jagt.

Dahinter steckt ein in Rollenspielen übliches Trefferpunktesystem das die Gegner der Stufe des Spielers (die wiederum aus Erfahrungspunkten generiert werden und sich in Fertigkeiten verbauen lassen) anpasst was ein bißchen schade ist, weil so keine ″besonders gefährlichen″ Zonen auf den Spieler warten. Stattdessen ist gefährlich oder nicht einzig und alleine davon abhängig, wieviele Zombies sich dort herumtreiben. Und das hat man schnell heraus, weil sie immer wieder am gleichen Punkt spawnen, sobald der Spieler ihn nur weit genug hinter sich gelassen hat. Den Strand also von Zombies zu befreien ist nicht möglich.

Irgendwann hat man aber die Spawnpunkte herausbekommen und das Spiel verliert viel von seinem Horror, weil das Überraschungselement fehlt.

Gute Plots, schwacher Plot
Die Story von Dead Island ist so kreativ wie ein Meter Landstraße: Standardkost für Zombiefilmkenner, denn natürlich ist das Militär irgendwie schuld und ein Voodoo-Kult der Eingeborenen spielt auch noch mit. Denen begegnet man später und darf dann hier den klassischen Buschmann – Stamm erleben, inklusive Bewährungsprüfung und stolzem Medizinmann. Wenn das ein Film wäre, würde so mancher Kritiker hier Rassismus vermuten.

Die Nebenplots sind allerdings sehr gut gemacht und erzählen alle eine kleine mehr oder minder dramatische Geschichte. Manche sind ziemlich traurig, andere zynisch und an schwarzem Humor haben es die Entwickler nicht fehlen lassen: So kann der Spieler beispielsweise in einer Hütte einen auf dem Bett festgeschnallten und fast unbekleideten weiblichen Zombie vorfinden, auf den eine Kamera gerichtet ist. Ein Coitus Interruptus, sozusagen. Daß man nach diesem Fund den Bauplan ″genagelt″ bekommt, grenzt dann schon an Satire. Andere Plots sind allerdings wirklich dramatisch, so trifft der Spieler beispielsweise ein Ehepaar, wobei der Mann gebissen wurde und nun in seinen letzten Zügen den Spieler losschickt, seine Frau vor ihm zu beschützen.

Logisch ist das Ganze nicht immer, so sucht man für manche Figuren Nahrung zusammen statt sie einfach zu den sicheren Bereichen zu bringen oder besorgt andere Hilfsmittel. Die Figuren schicken den (oder die) Spieler deswegen, weil seine Figur immun gegen die Seuche ist, angeblich weil er Blutgruppe 0 hat (mal eben die häufigste Blutgruppe, trotzdem nur vier auf der Insel?).

Realismus?
Die Grafik alleine sorgt für ein ziemlich hautnahes Erlebnis. Auch wenn sich die Modelle der Zombies nach einer gewissen Zeit dezent wiederholen, so gibt es wenigstens auf jeder Karte eine angepasste Auswahl. Am Strand also eher Urlauber, im Slum in der Stadt die Bewohner, im Gefängnis Gefangene und Polizisten. Das Zerhacken der Gegner (übrigens auch der menschlichen, nicht nur der verwandelten!) führt zu einer Abnutzung der Waffen was manchmal ein bißchen nervig ist weil sich gerade die effektiven Waffen wie Hackmesser und dergleichen unglaublich schnell abnutzen.

Allerdings darf man die meisten wieder reparieren und kann sie sogar upgraden (was sie stärker macht) und modifizieren (also andere Sachen draus bauen). Dafür benutzt man zum Einen alle möglichen Bauteile, die in Abfallkörben und Koffern und so weiter über die Welt verteilt sind (und auch immer wieder spawnen; ein unentleerbarer Abfalleimer quasi), und zum Anderen Dollar. Ja, richtig: Harte, amerikanische Dollar werden dafür benötigt, den Grund überlasst das Spiel der Spekulation. Diese Dollar kann man auch bei Händler eintauschen gegen andere Waffen, Munition oder Bauteile wobei nicht vorgesehen ist, daß man dabei um den Preis feilscht.

Die Modifikationen lassen auch ein bißchen an dem angestrebten Realismus fehlen: Ist so etwas wie eine Deobombe durchaus noch vorstellbar, so dürfte ein zur Rot- bis Weißglut erhitztes Messer zwar schön warm sein, aber beim ersten Schlag auch kaputtgehen (Mal ganz ohne das Problem, daß die von einer scheinbar unerschöpflichen Batterie ausgehenden Kabel mit Klebeband auf der Klinge befestigt sind). Elektrischer Schaden kann Gegner eine Weile in den Blitzen tanzen lassen, ohne daß man ihn noch berührt mit der Waffe. Und über modifizierte Pistolen und Gewehre, die mit einem Schuß die Kugel auch gleich noch elektrisch aufladen für den Effekt wollen wir mal lieber gar nicht reden….

Als Heilung dient das aus Shootern bekannte Medikit (Hier setzt sich der Spieler, ich meine die Spielfigur eine Spritze die… naja, heilt) sowie herumliegendes Obst, Snacks und Energydrinks. Welche Zielgruppe da gemeint ist, dürfte wohl klar sein. Man ist über den Mangel an Logik aber spätestens in der Kanalisation dankbar, wenn man die Getränkedosen aus dem Abwasser aufklaubt und an den Mund ansetzt….

Gut, es ist ein Spiel und soll auch eines sein. Aber die mitunter hahnebüchene Mischung aus bemühtem Realismus und völligem Unsinn läuft an einigen Stellen eben komplett aus dem Ruder. Spaß macht es trotzdem.

Erwachseneninhalte mit Jugendstil
Die Mischung von brutalen, sicherlich jugendgefährdenden Inhalten mit geradezu auf jugendliche Spieler zugeschnittenen Elementen ist allerdings an manchen Stellen ein bißchen beunruhigend. Natürlich ist das Spiel wohl bald der Hit im Kinderzimmer, aber manchmal fragt man sich schon was das soll.

Schon die Auswahl der Charaktere entstammt einer offenbar recht kurzen Denkpause: Purna, die ruhige Anführerin, Logan, der verkrachte Exsportler, Xian Mei, die aus einem Manga gehüpfte Supergeheimagentin für China und der krachende Schock : Sam B. Der Rapper. (Oder muß man das dann ″Rappa″ schreiben?)

Die Figuren sind so albern wie auch teilweise moralisch fragwürdig. Purna beispielsweise hat laut ihrer Vorgeschichte einen Kinderschänder erschossen und deswegen ihren Job als Polizistin verloren. Nicht etwa, weil der betreffende bewaffnet war, sondern weil er zu mächtig war, als daß sie ihn hätte einsperren können. Solcherlei Geschichte mag einen verdammt guten Film ergeben (oder eben auch nicht), aber zweifelsohne ist so eine Geschichte in den Händen eines Jugendlichen unheimlich. Immerhin findet man hier recht unverfälscht eine typische rechtsextreme Position wieder.

Sam B., der anscheinend auch den Titelsong spricht, wird, da gehe ich jede Wette ein, die beliebteste Figur werden. Er ist so cool daß eine Eisschicht den Bildschirm überzieht und dabei so pubertär dämlich ausgestaltet, so voll mit Klischees, daß man sich schon fragt was das soll. Xian Mei erinnert schon schwer von ihrer ganzen Zeichnung her an die ganzen chinesischen und/oder japanischen Filme mit Mangacharakter, ist ebenfalls eine klischeebeladene Figur, spielt sich aber recht graziös. Logan schließlich ist als Figur blaß und kommt eigentlich gar nicht zur Geltung, was schade ist, hat er doch am meisten Entwicklungspotenzial.

Irgendwie passt das aber zum kleinen Unfall, den Deep Silver bei der Entwicklung hatte: Es gibt eine Fähigkeit der Figur Purna, die heißt ″Geschlechterkampf″. Purna bekommt dann mehr Erfahrungspunkte, wenn sie männliche Zombies tötet. So weit, so sinnlos. Ursprünglich hieß die Fertigkeit allerdings „FeministWhorePurna“, und das ist dann mehr als nur geschmacklos, fügt sich aber nahtlos in das stupide Rapperweltbild der Figuren ein.

Spielbarkeit? Konsolenwelt!
Es ist ein Steam-Spiel, und es ist auf Konsole getrimmt. Das mag für Konsolenspiele super sein, am PC mündet das in die bescheuerte Speicherpunktewelt und nervt aufgrund der hakeligen Steuerung an vielen Stellen.

Das Spiel steuert sich zwar im Kampf flüssig, aber die Figur tauscht wahnsinnig gerne das Inventar gegen Alkohol ein: Sammelt man Alkohol (wird in verschiedenen Quests benötigt), so rutscht der gerne an die Stelle der aktiven Waffe. Merkt man das nicht und wird angegriffen trinkt die Figur erstmal einen guten Schluck und ist dann für einige Sekunden unspielbar. So etwas endet gerne im Tod der Spielfigur.

Das Speicherpunktesystem ist auch so eine Krankheit. Nicht nur, daß man als Spieler gezwungen ist, ″nur noch bis zum nächsten Kontrollpunkt″ zu spielen, stirbt die Figur wird sie auch zum nächsten Speicherpunkt gebeamt. Das kann dazu führen, daß man plötzlich an ganz anderen Stellen wieder auftaucht (nach einigen Sekunden ″Ruhepause″, die meistens mit sinnvollen Tipps wie ″Explosionen können töten″ gestaltet sind): Nervig wenn man dadurch Sammelgegenstände nicht findet, weil man drüber hinweg gestorben wurde.

Die Grafik ist eine imposante Veranstaltung: Die Inselwelt ist wunderschön im Resort und herrlich dreckig in den Slums, lediglich die Dschungelkarte wirkt ein bißchen zu bemüht. Manche der Animationen wirken ein wenig albern und gelegentliche Clippingfehler lassen Zombies manchmal durch eine Brüstung fallen, aber das stört den Spielverlauf nicht ernsthaft.

Natürlich bedeutet Steam zweierlei: Immer online sein müssen, was ich für völlig daneben halte und ich nebenbei auch gar nicht erfahre, was der Steam-Client eigentlich so für Daten mit dem Server austauscht, und keine Verkaufbarkeit der Produkte, weil man sein Spiel nicht weiterverkaufen darf, falls es einem doch nicht (oder nicht mehr) gefällt. Freiheit des Internets…
Steam garniert nebenbei das Spielerlebnis mit Herausforderungen wie „Menschenfreundlich. Voraussetzung: Töte 50 menschliche Feinde.“ oder auch „Waffen töten nicht, aber helfen. Voraussetzung: Töte 250 Zombies mit Feuerwaffen.“ beziehungsweise, auch pikant, „Nur’ne Fleischwunde. Voraussetzung: Trenne 100 Körperteile ab.“. Soso.

Fazit
Die Zombieschnetzelei macht durchaus Spaß, ist auf die Dauer aber ein wenig eintönig. Spätestens der Dschungel- und der Gefängnisabschnitt sind außer durch die hohe Zombiedichte eigentlich nur noch öder – von ewigen erzwungenen Laufstrecken mal ganz zu schweigen. Die Story verliert sich auch völlig im konfusen und lässt am Ende den Spieler mit einem glasigen Auge und einem geistigen Schulterzucken im Regen stehen.

Im Koop-Modus macht das Spiel auch Spaß, allerdings empfand ich die meisten Mitspieler irgendwie als zu jung und auch zu gelangweilt. Statt in die gerade am Anfang wirklich gelungen gemachte Atmosphäre einzutauchen laufen die einfach nur hackend los und klappern die Questorte ab. Das hatte schon fast Arbeitscharakter.

Ich bin mal gespannt, ob das Spiel auf dem Index landet oder gar beschlagnahmt wird. Wenn ich mir überlege, was für durchaus gute Filme bei uns schon verboten wurden, würde es mich nicht wundern. Muß ich dann eigentlich den Artikel wieder aus dem Netz nehmen, auch wenn ich diesmal weder Video- noch Bildmaterial eingebaut habe?

Links:
Da ich das Spiel recht ausgiebig durchgespielt habe, habe ich mir erlaubt, eine Komplettlösung zu basteln. Sie ist als pdf druckbar, die Ränder sind angepasst, so daß man sie recht gut binden kann.

  • Teil I (Vorwort, Allgemeines, Akt I) als pdf (wird überarbeitet)
  • Teil II (Akt II und III) als pdf (wird überarbeitet)
  • Teil III (Akt IV) als pdf (wird überarbeitet)

Nachtrag:
18. November 2011: Hmm… das könnte Ärger geben: Die BPJM hat das Spiel offensichtlich auf die Liste B gesetzt. Das heißt, daß man es für strafrechtlich bedenklich hält. Sollte sich das bewahrheiten (muß erst ein Gericht entscheiden) müsste das Spiel in Deutschland beschlagnahmt werden. Ich nehme vorsichtshalber mal lieber die Komplettlösung aus dem Netz, da sind dann doch zuviele Bilder drin…

1. Februar 2012: Anscheinend hat die BPJM das Spiel von Liste B entfernt, damit gilt es nicht als strafrechtlich bedenklich, sondern ″nur″ als ″jugendgefährdend″. (hier die Entscheidung) Keine Ahnung, ob ich den Artikel hier stehen lassen darf. Naja, wenn jemand was dagegen hat, möge er doch bitte einfach schreiben, ich richte mich gerne nach dem Gesetz – man müsste das nur mal ein bißchen klarer formulieren.