Lastknightniks Woche (38/2012)

Wie (fast) jeden Freitag eine kurze Nachschau über die fünf m.E. nach wichtigsten oder interessantesten Geschichten der Woche zur Nachlese.

Ach, der Broder mal wieder…

Wenn irgendwo auf der Welt ein Muslim niest, kapituliert ein gewisser Henryk M. Broder sofort. Gibt es richtigen Ärger, dann ist es schlimmer: Der einstmals linke Autor einer Pornozeitschrift kriegt es gar nicht mehr auf die Reihe, daß Muslime in Deutschland und anderswo existieren. Nun meldet er sich mit einem Kommentar in der Welt.

Der Kommentar heißt „Die Schuld der Muslime“ und ist in gewohnter Polemik formuliert wogegen es zunächst ja auch gar nichts zu sagen gibt. Im Gegenteil: Broder zielt sehr treffend darauf ab, daß es absolut keinen Grund dafür gibt, Menschen zu ermorden. Gibt es auch nicht. Aber der Rest…

Wäre er beim letzten Absatz geblieben, dann wäre das eine gute Idee gewesen. Darin zitiert er völlig zurecht eher verdatterte Syrer, die es nicht mehr verstehen können daß weltweit gegen einen miesen amerikanischen Streifen protestiert wird während bei ihnen Zuhause zu immer mehr Massakern kommt, offenbar von beiden Seiten verursacht. Leider leitet er es anders ein und da beginnt die Vorurteilswelle gleich über den ganzen Text zu schwappen.

Kinder von Alleinerziehenden sind grundsätzlich schlecht erzogen, weil die Eltern vor den Kindern kapitulieren und nichts zu sagen trauen, weil es sonst noch schlimmer werde. Darum lehne er Einladungen ab, bei denen sich solcherlei Mitmenschentum aufhalte. Wieder einmal kapituliert Broder bzw. wirft das den Eltern vor.

Diese Kernaussage nun münzt er um auf die randalierenden Muslime in Ägypten oder Lybien, die ihm ähnlich infantil, arbeitslos und von NGOs abhängig vorkommen. Kein Wort darüber, daß hier eine bewußte Fremdsteuerung am Werk ist und die Demonstranten von sich aus gar nicht auf die Idee kämen, das zu tun sondern aufgestachelt und gehetzt werden von Leuten, die sich der Macht über Meinung und Wissen sicher sind. Also Leute, die ähnlich wie Broder agieren und ähnlich wie er ziemlich sauer sind, wenn sich die Menschen wegen eines Hauchs von Bildung nicht gleich von ihm vor irgendwelche Karren spannen zu lassen. Bei Broder ist jeder Antisemit, der sich nicht unbedingt damit anfreunden kann, wie manchmal Israel vorgeht und das ebenso anprangert wie Terroranschläge von Palästinensern, gar Parallelen zieht zwischen Anschlägen auf Schulbusse und Hubschrauberangriffe auf Schulen.

Die Tatsache, daß es mit dem Humor bei radikalen Muslimen eher wenig weit her ist, kontert er mit der Reaktion des Vatikans auf das Titanic-Titelblatt und erklärt uns, daß diese Reaktion (Sprich: den rechtlichen Weg wählen) eher die Regel denn die Ausnahme sei. Dazu schreibt er: „Dennoch hat kein katholischer Dschihadist zum Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen aufgerufen.“ Hm… naja, nicht so wirklich.

Broder beklagt, daß zweierlei Maß angelegt wird und nennt das letztendlich rassistisch. Das ist auch im ersten Moment gar nicht so falsch; Die Behauptung „die sind noch nicht so weit“ ist tatsächlich in Ansätzen Rassismus. Allerdings muß man tatsächlich die Zielgruppe für einen Angriff ein wenig unterscheiden: Wenn ein deutsches Magazin die katholische Kirche angreift hat das eine andere Qualität als wenn es eine fremde Glaubensgemeinschaft angreift, noch dazu wo sich nun einmal das Verständnis unterscheidet. Es gibt Satire auch in der islamischen Welt, die sich sehr wohl mit dem Islam und der Lebenswelt kritisch und teilweise urkomisch auseinandersetzt. So beispielsweise die Geschichten des Nasreddin Hodscha, die ein bißchen an die Schildbürger erinnern.

Der Gebetsruf
Gerade als vom Minarett der Ruf zum Gebet erklang, beobachteten die Leute, dass der Hodscha von der Moschee wegeilte. Jemand rief ihm hinterher: „Wohin läufst du, Hodscha?“
Der Hodscha rief zurück: „Das war der lauteste und durchdringendste Ruf, den ich je gehört habe. Ich gehe jetzt so weit von der Moschee weg, bis ich herausfinde, aus welcher Entfernung der Gebetsruf noch gehört werden kann!“

Ein herrliches Stück, das auch bei uns im Rahmen der Auseinandersetzungen um zu laute Kirchen stattfinden könnte. Es ist letztlich immer eine Frage wer was warum sagt – und ich betone immer wieder gerne, daß sich bis auf diese dämlichen Imame Ahmad Abu Laban und Ahmed Akkari sich buchstäblich kein dänischer Muslim aufgeregt hatte – Man kannte einfach die dänische Presse und wußte, daß es dort einfach relativ freigeistig zugeht. Regt sich irgendein deutscher Muslim wirklich über die Titanic auf? Natürlich nicht.

Die Demonstranten haben den Film mehrheitlich nicht gesehen, da lege ich meine Hand für ins Feuer. Die Mehrheit wird von ihren religiösen Führern gesteuert so ein bißchen wie im niederbayerischen Dörfchen und regt sich auf Befehl auf. Und auf diesem Umstand gilt es tatsächlich Rücksicht zu nehmen.

Das würde aber erfordern, daß zum Einen man nicht die Demokratie und unser Wertesystem in den Nahen Osten bombt und dabei über zwei Millionen Muslime in den letzten 13 Jahren tötet sondern stattdessen Bildung exportiert und zum Anderen, daß man sich bewußt um Dialog bemüht. Das ist aber anstrengend und für den Stammtisch nicht vermittelbar. Mutmaßlich weil die nicht wüßten, was man da exportieren soll.

Stattdessen redet Broder lieber denen nach, die ihren Haß als zivilisatorische Errungenschaft feiern.

Gratuliere!

Nachtrag zum Artikel….

Was für ein billiger Scheiß„: Wie ich inzwischen der Zeit entnommen habe, ist der Film nicht so wirklich amerikanischen Ursprungs – jedenfalls deuten die Spuren darauf hin. Der Autor tippt in eine ähnliche Richtung was die Motivation des Filmes angeht, wie ich auch: Hier versuchen einige Schwachköpfe mit religiösen Motiven die Endschlacht zwischen Christen und Muslimen herbeizuführen, auf daß die Erde untergehe in einem reinigenden Feuer. Glauben Sie nicht?

Das gibt es schon lange. Die Welt könnte, ausgerechnet im 21. Jahrhundert, kaum dreihundert Jahre nach der Aufklärung in einen Weltkrieg aus religiösen Motiven heraus schlittern. Und daran arbeiten viele eifrig mit, nicht nur die Religiösen selbst die den Tag geradezu herbeisehnen, sondern auch die ganzen willfährigen Handlanger, die eher politische Motive haben und sich vor der vermeintlichen „Invasion“ des Islams in Europa zu schützen versuchen.

Aufklärung? Nixda. Um eine vermeintlich unfreie Religion wie den Islam zu bekämpfen werfen wir alle Werte über Bord, die in dreihundert blutigen Jahren mühsam der Kirche abgerungen wurden. Letztendlich ist das für meine Begriffe der eher stattfindende Untergang des Abendlandes: Der Untergang der Freiheit im Namen der Freiheit.

Wir lassen uns da genauso vor den Karren spannen wie die armen Ziegenhirten in Ägypten, die von ihren Anführern mit Lügen aufgestachelt werden um dann Scheiben einzuschlagen und sogar Menschen zu töten. Ich weiß noch, wie bei den Karikaturen-Protesten 2005 einer im Fernsehen sagte, der zerstöre hier Teile der Botschaft weil er gehört habe, daß man in Dänemark auf den Koran uriniert. Als man ihn darüber aufklärte, daß das Quatsch ist, wurde er wenigstens nachdenklich. Die Menschen sind uninformiert, weiter nichts.
Hierzulande schaffen unsere Politiker mit Hilfe der Angst vor dem Islam ein Freiheitsrecht nach dem anderen ab und lassen sich dabei auch von vom rechten Pöbel wie den „Pro-“ und „Freiheit-“ Bewegungen auch noch beim Angstschüren helfen. Man klagt über mangelnde Integrationswilligkeit, streicht aber Gelder für Sprachkurse zusammen. Die Mär vom „bösen Türken“ geht um, die Menschen verbinden bewußt diffuse Meinungen über Faulheit, Schmarotzertum und Arbeitsplatz-wegnehmen mit religiösen und Freiheitsmotiven. Die wenigsten haben eine Ahnung, wie es sich eigentlich lebt in islamisch geprägten Ländern weil sie diese höchstens mal als Pauschaltouristen besuchen. Das Kopftuch wird herangezogen als Beweis für die Unterdrückung der Frau – weist man darauf hin, daß das Kopftuch auch was mit Stolz und Identität zu tun hat wird empört weggehört.

Stattdessen liest man sowas: „Es reicht der Blick in die nähere Umgebung. Badezeiten in Schwimmbädern ausschließlich für Frauen, Schulkantinen, die ausdrücklich nur nach Halal-Richtlinien arbeiten, Schulen, die es akzeptieren, das muslimische Eltern ihre Töchter aus dem Sportunterricht abmelden, ihre Kinder nicht auf Klassenfahrt gehen lassen, wo es Streit gibt, ob Kinder aus dem Bio-Unterricht abgemeldet werden, weil dort Darwin gelehrt wird, Streit um Gebetsräume in Schulen und sonstigen Gebäuden. Fragen Sie mal LehrerInnen aus Klassen, in denen muslimische männliche Jugendliche in der Mehrheit sind, was da abgeht.“ Das schreibt ein User im Forum der SZ.

Daß da auch eine gewisse Angstschürerei schon Erfolg hatte, ist nicht zu übersehen. Was ist an Frauenbadetagen auszusetzen? Ist ja kein islamischer Badetag sondern einfach eine Ladies Night… Halal ist eine bestimmte Art auszudrücken, daß Fleisch von geschlachteten Tieren kommen muß und nicht von in der Wüste liegenden Kadavern, das ist eigentlich alles. Hierzulande wird Halal noch eher selten explizit angeboten, in Großbritannien ist das völlig normal. Und ganz ehrlich: Wir nehmen doch auch Rücksicht auf Vegetarier in Schulkantinen, oder? Recht hat er, und das finde ich auch nicht gut, wenn Kinder nicht am Unterricht teilnehmen dürfen aus religiösen Motiven, ein für Christen natürlich völlig unvorstellbarer Zustand, gell? Und daß Muslime Gebetsräume wollen – na und? Bei uns hängt überall ungefragt ein Kreuz und das ist immerhin eine dargestellte Hinrichtung womit Schulräume eigentlich nur ab 12 Jahren in Begleitung Erwachsener zu betreten sind, oder?

Wenn Muslimische Jugendliche eine Schulklasse dominieren ist das an manchen Hauptschulen tatsächlich ein großes Problem – das hat aber weniger mit der Religion zu tun sondern viel mehr mit Perspektive und Wirklichkeit. Wenn man den Kindern einredet, aus ihnen werde eh nichts und sie dazu noch nicht voll akzeptiert weil sie die falsche Hautfarbe und Religion haben, dann nimmt es nicht wunder daß sie an der Stelle, wo sie mal die Macht haben sich auch entsprechend vetrhalten. Wird ihnen ja vorgelebt.

Aber wir lassen uns vor den Karrren spannen und konsumieren genüßlich die Berichte im Schrott-TV über böswillige Muslime voller Haß – und ebenso die Konsequenz wenn mal wieder Häuser brennen. Und ganz heimlich, still und leise lassen wir uns alles wegnehmen, was wirklich wichtig ist: Zuerst die Bildung, dann die Freiheit, und am Ende die Liebe.

Nachtrag zum Nachtrag: Mittlerweile haben auch die Süddeutsche, die FAZ,  die Frankfurter Rundschau und sogar Spiegel Online gemerkt, daß Sam Bacile offenbar kein einfacher Ami ist.

Laut FAZ sind mittlerweile auch deutsche und britische Botschaften angegriffen worden. Deutschland schloß einige Botschaften.

Lastknightniks Woche (32/2012)

Wie (fast) jeden Freitag eine kurze Nachschau über die fünf m.E. nach wichtigsten oder interessantesten Geschichten der Woche zur Nachlese.

Fundstück der Woche (37. KW): Von der Reichweite der Frau in Bayern.

Was eine bayerische Frau zu tun oder zu lassen hat, weiß dieser Knirps schon ganz genau:

Die Reichweite der Frau in Bayern, auf Chilloutzone.

Na hoffentlich heiratet der nie.

Lastknightniks Woche (36. KW)

Wie (fast) jeden Freitag eine kurze Nachschau über die fünf m.E. nach wichtigsten oder interessantesten Geschichten der Woche zur Nachlese.

Neues Design

So, ich hab das Desing vom bisherigen Misty-Look auf Andreas04 umgestellt. Vorteil ist, daß ich nun zwei Sidebars habe, bislang bin ich allerdings mit der Textschriftart noch nicht so recht einverstanden. Da wird es noch die eine oder andere redaktionelle Änderung geben, aber da muß man sich wohl auch erst noch ein bißchen spielen…
Ich freue mich über Meinungsbekundungen.

Von den kleinen Scheinen

Ist es Ihnen schon aufgefallen, daß seit drei oder vier Jahren die Banken gerne in den Geldautomaten nur noch Scheine ab 50€ herausgeben? Ich habe mich immer wieder darüber geärgert, weil das auch bedeutete, daß ich mit mehr Geld herumlaufen muß als ich brauche – das verführt einerseits zum Kauf sinnlosen Krimskrams, zum anderen bin ich im Fall eines Taschendiebstahls noch ärmer, als es ohnehin schon sein muß.

Jetzt aber ist mir heute von einer Einzelhändlerin da etwas ganz anderes gesagt worden und das fand ich faszinierend und es hat mich nachdenklich gemacht. Kurz zu Erklärung: Ich spiele ja LARP und mein Larpcharakter Faron raucht gerne Pfeife oder Zigarillo in der Taverne. Ein bißchen abseits, das Treiben beobachtend und so weiter. Zu diesem Zweck kaufte ich mir heute also mal wieder eine Packung Zigarillos. Leider hatte ich nur einen 50€ – Schein und siehe da, die Händlerin erklärte mir, warum das für die Händler ein Problem ist.

Die wenigsten Händler haben gerne den drei- oder vierfachen Tagesumsatz als Wechselgeld in der Portokasse, alleine schon deswegen weil das Überfälle anzieht. Besonders die Tabakhändler allerdings verdienen wegen der Preisbindung und Steuerstruktur nicht besonders viel an den Waren, so daß sich der Einsatz der EC-Karte nicht lohnt, denn dafür müssen sie wiederum Gebühren bezahlen. Und hier steckt der Teufel drin: Mit Hilfe der Nichtausgabe kleinerer Scheine animieren die Banken so die Kunden, mit großen Scheinen oder eben mit EC-Karte zu bezahlen, was den Umsatz an EC-Gebühren erhöht. Die Last trägt der Einzelhandel.

Es ist eigentlich an der Zeit, mehrere Regelungen im Bankensystem im Verhältnis zum Kunden zu ändern – und weil Banken ja stets im Sinne des Vorstandes denken wird man wohl zwangsläufig auf gesetzliche Regelungen zurückgreifen müssen. Warum kostet es Geld, bei einer nicht zur eigenen Bankgruppe gehörenden Bank Geld abzuheben? Das ist in England zum Beispiel unüblich – und das ist immerhin eines der Mutterländer des kapitalistischen Systems. Und warum sollte es EC-Kartengebühren geben – das erledigen doch Computer, ein Mensch wird gar nicht mehr zum Denken gezwungen, das Schmerzensgeld dafür, wie es die Deutsche Bahn beispielsweise verlangt wenn man am Schalter statt am Automaten kauft, entfällt also eigentlich.

Zudem ist es wohl der Kundenwunsch kleine Scheine zu haben – aber wegen der Fälschungsgefahr auch der der Händler. Die Politik könnte da im Sinne der kleineren leute mal tatsächlich was tun.

Lastknightniks Woche (35/2012)

Wie (fast) jeden Freitag eine kurze Nachschau über die fünf m.E. nach wichtigsten oder interessantesten Geschichten der Woche zur Nachlese.

Fundstück der Woche (35. KW): Public Viewing

Daß das Public Viewing mit das schönste am Fußball ist, dürfte unbestritten sein. Allerdings ist es stressig, zumindest für die Servicekräfte.


Das lustige daran ist, daß „Public Viewing“ eigentlich die  Aufbahrung eines Verstorbenen meint…. was in Anbetracht der Korruption im Fußball gar nicht mal so unpassend erscheint….