Tagesschau vor 20 Jahren

Für uns politisch Interessierte ist die Tagesschau ja noch immer eine der ersten Anlaufstellen für Informationen, auch wenn man längst ein wenig aufpassen muß was da so gesendet wird – und vor allem was nicht. Für uns historisch Interessierte bietet Tagesschau.de nun etwas besonderes zum Download an: Tagesschau von vor 20 Jahren.

Ab dem heutigen 12.7. scheint man auf Tagesschau.de anzubieten, daß man neben der regulären Tagesschau auch die von 1991 downloaden kann. Das erzeugt neben einem hübschen Nostalgiegefühl (Joe Brauner war auch mal jung!) vor allem Interesse: 1991 ist die letzte Phase der Sowjetunion und der Beginn der Auseinandersetzungen zwischen Serben und Kroaten um die Macht im – eigentlich schon verlorenen – Jugoslawien. Ich persönlich nehme, auch wegen meines Jahrgangs natürlich, den Jugoslawienkrieg und den Deutschen Einsatz seinerzeit als ein eher plötzliches Ereignis wahr. Nun höre ich in der Tagesschau von 1991 von Aufrüstungen der Volksgruppen und Plänen gegen die anderen loszuschlagen.

Nicht daß mich das verwundert – längst hat mich das Studium der Geschichte mit den Dingen vertraut gemacht. Aber eine „Tagesaktuelle“ Nachricht zu hören die letztlich Kriegsgefahr signalisiert ist doch interessant. Zeitgeschichte ist immer ein sehr schwieriges Feld, der Historiker mißtraut dem Zeitzeugen zu Recht und nimmt dessen Aussage keinesfalls als Faktendarstellung, sondern nur als Sichtweise auf. Das ist genau der Fehler, den Guido Knopp macht. Dennoch ist eine Nachrichtensendung von damals eine Quelle und daher danke ich den Damen und Herren der ARD für diese Gelegenheit, wieder ein bißchen Zeitgeschichte betreiben zu können.

Ist das jetzt Satire…. oder krank?

Eigentlich wollte ich am heutigen Tage ja über eine Verschwörungstheorie der galaktischen Förderation schreiben (Ehrlich, ich hab da was gefunden..!) aber ein Bekannter machte mich via Facebook auf etwas anderes aufmerksam was ich… naja… sagen wir, ich komme nicht so ganz mit was ich davon halten soll.

Fangen wir am Anfang an. Verschwörungstheorien sind ja eine schöne Methode um eine gottlose Welt wieder mit einem Masterplan und einem Schicksal und einem Zufallsmangel zu besetzen, um Schuldfragen möglichst von sich selbst abzulenken. „Ich kann nicht schuld sein weil es gibt ja keine Zufälle“ und so weiter.

Lassen wir das für’s erste. Viel faszinierender war ich, als man mir gestern diese Meldung überreichte:

Kranker Schwachfug

Unsinn von der Quelle der Blödheit

Krank, oder? Ich meine… hallo? Geht’s noch blöder?
Ja, geht es. passen Sie auf:

Den Anne-Frank-Hebpurn Betrug kann man nicht einfach nur mit 1000 Worten erklären, denn Hinter dieser ganzen Geschichte stecken eine ganze Reihe weiterer Verschwörungen, unzählige andere sollten nach dem Kriege und bis heute folgen. Wenn Sie allerdings beim Stande der Dinge immer noch an jüngere angebliche Ereignisse wie Fukushima, den Tod Bin Ladens, Michael Jackson, Lech Kaczynskis oder eines Jörg Haiders glauben, dann ist Ihnen höchstwahrscheinlich schon garnicht mehr zu helfen. Wenn wir von „Nazis“ sprechen, meinen wir damit erst einmal eine extra für eine bestimmte Verschwörung, wie es der zweite Weltkrieg nun einmal war, geschaffene Interessengemeinschaft, die man durchaus auch schon Al-Kaida hätte nennen können, denn mit dem Sozialismus hatten die Verschwörer schon damals genausowenig zu tun wie später auch ihre Nachfolgeorganisationen in den verschiedensten Parlamenten Europas. „Otto Frank“, dessen Tochter Anne laut Geschichtsbuch in einem deutschen Konzentrationslager an Typhus gestorben sein soll, obwohl es diese Krankheit überhaupt niemals gab, war Mitglied der Nazi Interessengemeinschaft. Und wie alle Geheimdienstler jener grausamen Zeit Doppelagent. Er arbeitete also nicht nur für Hitler, sondern auch gleichzeitig für einen Churchill u.a.
Quelle ist Polskaweb.eu, denen auch die Rechte an dem Text uneingeschränkt gehören. Das will ich auch sicher so geklärt haben, sowas kommt ganz gewiss nicht von mir dieses … ach, Dreck halt.

Ich dachte erst, das sei Satire. Die Site strotzt nur so von Unsinn: Nazi-Klone, McDonalds-Zuckerverschwörungen, Kein Massaker in Srebreniza und so weiter….. das hört da gar nicht mehr auf! Nebenbei kostet der ganze Spaß auch noch irgendwelche 60€ im Quartal….

Wer, bei den braunschwarzen Knochen Riegers, ist der Urheber dieses Quatsches?
Allerdings ist die Site nicht polnisch, wie man zunächst vermuten würde. Das Impressum gibt folgende Informationen preis:

Projekt und Betreung :
Polskaweb News
Invest Group sp z o.o.
Redaktion Polskaweb
Na Murawie 5/b
68-135
Poznań
Polen
Polskaweb ist ein Non-Profit-Projekt

Aha. Aber, forscht man ein bißchen weiter (einfach mal bei whois)….

[Edit: Grafik vom Admin entfernt]

Also einem gewissen Herbert Porsch aus Berin gehört die Site. Nebenbei – der geht mit Daten ähnlich um daher hatte ich keine Hemmungen seinehier zu zeigen. Noch dazu, da das alles öffentliche Daten sind. Yasni und andere zweifelhafte Quellen spucken zu dem Namen erstaunliche Treffer aus….
Unter der angegebenen Telefonnummer ist niemand zu erreichen… ich gemeiner Kerl ruf aber auch mit unterdrückter Nummer an. Vielleicht sollte ich tagsüber mal aus einer Telefonzelle anrufen….. wer ist dafür, Herbert Porsch der Öffentlichkeit vorzustellen? Vielleicht kann er ja was „interessantes“ berichten…

 

=== Update ===
Anscheinend sind die nicht ganz unbekannt. Interessierte finden Links zu der Site und zu möglichen Ermittlungen dagegen hier, hier und hier.

Fundstück der Woche (27.KW): Eklat in Baden-Württemberg

Georg Schramm ist ja immer wieder sehenswert. Hier können Sie ihn mal nur hören – aber es lohnt sich vor allem wegen des Publikums:


Gehört? Da sind sie aber fuchsteufelswild gewesen, die Damen und Herren Elite. Haben sich doch sogleich in den sprachlichen Lokus begeben. Dazu gibt es zwei Berichte der badischen Zeitung hier und hier und einen der Stuttgarter Zeitung hier. Dazu außerdem eine Kolumne von Joe Bauer hier.

Was ein wenig verwundert: Warum war man eigentlich so erbost? Kannten die versammelten Damen und Herren der ersten Reihe das Programm und den Inhalt der Reden von Herrn Schramm nicht? Haben Sie ihm weder in der Anstalt, noch bei den Demos gegen Stuttgart 21 zugehört? Vermutlich, denn wer einen Preis gar nicht als Preis versteht, der weiß i.d.R. gar nicht warum er jemanden auszeichnen muß.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie betreiben dank großzügiger Schmiergeldzahlungen (Abgaben) ein Glücksspielunternehmen in einem Land, in dem Glücksspiel eigentlich verboten ist. Damit helfen Sie, all denen in diesem Land, die nichts haben, vorzugaukeln, sie könnten vielleicht eines Tages mal alles werden. Die Chancen sind gleich Null, aber alle machen mit. Das ist exakt der Grund, warum das System, das genauso aufgebaut ist, funktioniert: Weil alle glauben, daß sie aufsteigen können und weil es kaum einer schafft. Volker Pispers nannte das „Die Lüge des Kapitalismus„, aber das nur am Rande.
Nun müssen Sie, weil die Leute ja noch nicht ganz doof sind, als Teil des Systems ein gewisses Maß an Kritik ertragen. Man nennt das eine Ventilfunktion, einer solchen diente beispielsweise der berühmte Weiß Ferdl in München. Um Sympathie zu erlangen kann es aber nützlich sein, die Ventilfunktion als solche ein bißchen zu unterstützen solange sie nur Ventil bleibt und sich nichts wirklich ändert. Ansonsten wäre das natürlich kontraproduktiv.
Um zu zeigen, daß man keine Diktatur ist, sondern „Freiheit“ auch im Sinne der Meinungsfreiheit zumindest duldet, stiftet man also einen kleinen Preis (also von rund 130 Millionen Euro Gewinn etwa 16.000, das reicht völlig um großzügig zu erscheinen und vielleicht sogar als „Mäzen“ eines Tages verklärt zu werden) und vergibt ihn auch an jemanden, der manchmal scharf an einem selbst Kritik übt. Bei Hofe hieß das früher „Narrenfreiheit“

Das Ganze könnte nun super funktionieren, wenn sich der auszuzeichnende Künstler auch an die Spielregel hät – also vorsichtig und ein bißchen freundlich ist, die versammelte Mannschaft über sich selbst zwar ein bißchen gezwungen lachen lässt aber letztlich mit ihr auch gerne mal ein Bierchen trinkt – in Bayern findet sowas ja jedes Jahr statt und zwar am Nockherberg. Und schon da zeigte sich, daß man, wenn sich jemand nicht an diese Regel hält, man schnell verschnupft wird.
Dies nun ist hier auch passiert: Schramm hat sich die Chance nicht nehmen lassen der versammelten Elite mal zu sagen was er – und ein gerüttet Maß der aufgerüttelten Bevölkerung auch – von ihr hält. Und das fanden viele nun gar nicht komisch, so etwas tut man nicht. Man gab ihm in der Konsequenz auch nicht die Hand (vermutlich fehlt der Figur Dombrowski deswegen die Rechte…)

Schön ist dann aber, daß die aufgebrachten Wutbürgerlichen tatsächlich die Rückgabe des Preises forderten. Moment – Rückgabe? Eine Rückgabe kann dann erfolgen, wenn eine Seite mit den erbrachten, vertraglich geregelten Leistungen nicht zufrieden ist. Das ist eine Alternative zum Widerrufsrecht. Eine Rückgabe ist also möglich wenn ein Handel abgeschlossen wurde – und scheinbar verstanden die vorderen Reihen das so. Schramm hat nicht für den Preis gebuckelt, hat nicht die Füße der Verleihenden geleckt. Das sieht man in bestimmten Teilen der Gesellschaft anscheinend als Vertragsverletzung.

Eine alte Sau (Folge II): Talkshow 1992

In den vergangenen Tagen dieser Republik hörte man ja oft von der Tatsache, daß unser Fernesehen schlecht sei. Ein Blick ins Fernsehprogramm belegt das auch ausführlich. Das liegt nicht nur (sondern auch) an der Einführung des Privatfernsehens, das hat allerdings auch viel mit den Protagonisten zu tun.

Im Jahr 1992 war eine gewisse Angela Merkel Ministerin für Frauen und Jugend der CDU-Regierung. Karin Struck hingegen war damals bereits fast zur Katholischen Abtreibungsgegnerin geworden, nachdem sie als Marxistin angefangen hatte. Im Grunde also ähnliche Biographien, von der Sozialistin (Struck war im SDS, Merkel in der FDJ) zur Christin (Struck wurde katholisch, Merkel blieb evangelisch) und am 3.7.1992 sollten die beiden nun in der NDR-Talkshow aufeinandertreffen. Selbige war eine Sendung mit einer langen und wechselvollen Geschichte aber was hier geschah war dann doch ziemlich einzigartig. Sehen Sie selbst:

Wütend, und sich im emotionalen Überschwang völlig selbst demontierend preschte Frau Struck damals aus der Sendung, bewarf das Publikum mit einem Weinglas und machte sich damit völlig unmöglich.

Wäre ich ein Konservativer oder ein „politisch Inkorrekter“ so müßte sich jetzt wieder sagen „Christen unter sich“ bzw. „So sind sie halt, die Christen“. Sage ich aber nicht weil es nicht stimmen würde.

Dennoch sollte man sich diesen Vorgang mal wieder ins Gedächtnis zurückrufen, alleine weil es im deutschen „Fernseh“ zwar eine Reihe interessanter Abgänge aus Talkshows gegeben hat, keines aber einen solchen Skandal produzierte. Ich erinnere nur mal an:

Tja, das Fernsehen. Nur noch für Hunde geeignet.

Fundstück der Woche (26. KW): Früher hieß es einfach Bart.

Hagen Rether hatte 2010 einen wirklich netten Einfall: Einfach mal mit Vollbart. Erinnern Sie sich? Das sah zum Beispiel so aus:

Im sonst eher unbrauchbaren „Satire-Gipfel“ von Matthias Riechling rasierte er sich.

Dabei zerlegt er unsere Gesellschaft in gewohnt scharfer Weise und bringt den Durchschnittskonservativen zum Heulen.

Deutschland, Deine Super Märkte (Teil VIII): Hysterie – Teil II

Können Sie sich noch an die Hysterie erinnern? Wegen der Gurken?

Genau, jetzt nicht mehr hysterisch, darum:

Aaaah! Mit Gurke!

Jetzt also japanischen Fukushimafisch wieder mit Gurke. Puh, gesund. Ich hab da nur ein Problem: Ich mag einfach keine Gurken. Muß ich also weiter Uran pur fressen.

Fundstück der Woche (25.KW): Vom linken Cyberkrieg

Zu den gruseligen Seiten des Internetzeitalters gehört zweifelsohne der Cyberkrieg zwischen politischen und religiösen Lagern. So veröffentlichen rechtsradikale Netzwerke mit schöner Regelmäßigkeit sogenannte „Todeslisten“ mit Adressdaten und mitunter sogar Lebensgefährten und Kindern von bekannten oder bekennenden Linken und im Gegenzug veröffentlichen Linke gerne die Adressen heimlicher Rechtsradikaler.

Im Grunde ist der Schläger auf der Straße ja uninteressant. Das ist in der Regel dumm gehaltenes Kanonenfutter für den Straßenkampf, aber nicht der eigentlich gefährliche Kader, der die Rechte in Europa so stark macht. Es sind die eigentlich gebildeten, heimlichen Rechtsradikalen die das giftige Gedankengut am Leben halten und stets weitergeben, oftmals schleichend, immer gefährlich.

Doch dagegen arbeiten, wie die TAZ berichtet, auch Hacker wie die No Name Crew. Sie veröffentlichten auf Google Maps das hier:

(c) Google

Das ist so ähnlich wie seinerzeit bei dem Hack dieses Nazisymbolversandes. Auch hier wurden die Adressdaten gehackt und letztlich veröffentlicht.

Gut finde ich dieses Vorgehen ehrlich gesagt nicht. Wer für Datenschutz ist sollte auch im Kampf gegen Rechts nicht zu solchen Mitteln greifen. Was genau hat man denn davon? Also was tun Sie, lieber Leser, nachdem Sie diese Google-Karte und diese Aktionen kennen, von denen ich mich ausdrücklich distanzieren will, genau jetzt mit der Information? Irgendwie gar nichts, oder?

Andererseits lebt der Rechtsradikale Umtrieb auch immer von der Heimlichkeit. Nicht alles wird bemerkt, nicht alles kann nachgewiesen werden und verschlungene Pfade zu nutzen ermöglicht es so manchem rechten Kameraden überhaupt erst, seinen Trieb und Haß erst auszuleben. Insofern könnte eine Veröffentlichung andere abschrecken – aber nicht heilen. Packen läßt sich das Übel so nicht.

Es gibt Gründe dafür, daß in Deutschland Spenden erst ab 10.000 Euro beim Bundestag angezeigt werden müssen – zuallererst vermutlich den, daß man mit 9.999 €-Spenden die Grenze unterlaufen kann. Warum ist diese Grenze denn nicht bei sagen wir 100€ angelegt? Das würde den Verwaltungsaufwand erhöhen, das Spenden insgesamt aber transparenter machen.

Letztlich glaube ich, daß sich die politische Linke mit solchen Aktionen selbst schadet. Wer den gesetzlichen Rahmen verlässt setzt sich selbst ins Unrecht und es gibt keine schlimmere Erfindung in der Entwicklung der Menschheit als die Haltung, daß der Zweck die Mittel rechtfertige oder „heilige“. Diese Haltung steckt letztlich hinter Terrorismus, politisch motivierter Gewalt und Krieg. Kein Ziel, keine Idee, keine Ehre, kein Ideal rechtfertigt die Anwendung unmoralischer Mittel zu ihrer Erreichung. Der Kampf gegen Rechts ist moralisch richtig – aber er muß auf der argumentativen Ebene erfolgen. Das war mal eine wichtige Erkenntnis der politischen Linken – sie kulminierte in dem genialen Satz „Für den Frieden zu töten ist wie für die Keuschheit zu ficken“ – aber seit die gewaltbereiten Spinner vom schwarzen Block als linke NPD auftreten und politisch andersdenkenden gerne mal mit Gewalt begegnen scheint nach und nach diese Erkenntnis verlorengegangen zu sein.

Gegen Nazis helfen nur Aufklärung und Anstand. Durch simples Dreinschlagen erreicht man gar nichts – oder würden Sie zum NPD-Anhänger wenn Ihnen ein Scheitel mal so richtig auf die Fresse gibt?

Fundstück der Woche (24.KW): SPD – Volkspartei ohne Kompass?

Vor einiger Zeit guckte ich mir das Augstein und Blome an. Nein, ich bin nicht gerade ein Fan dieser Sendung weil ich von Herrn Blome so gar nichts halte und noch nicht sicher weiß, was ich von Jakob Augstein halten soll.

Die Sendung fand ich aber recht interessant, auch wenn der alte Fehler in der Definition des Begriffes „Volkspartei“ passiert. Aber dagegen hilft wohl nichts.