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Category Archives: Das Internet und seine Folgen
Von der besonders raffinierten Themenverknüpfung
Heute morgen machte der BildBlog im sechsvorneun auf einen Artikel unter Science@orf.at aufmerksam. Darin geht es darum, daß Biologen sich dagegen wehren, daß man bei homosexuellem Verhalten von Tieren von „schwul“ oder „lesbisch“ spricht. Besonders Medien seien aufgefordert, weniger sensationsheischend zu berichten weil sich auf die Art und Weise falsche und verzerrende Bilder ergeben, die letztendlich Vorurteile fördern.
Unter anderem besorgt die Biologen, daß mitunter der Gedanke gefördert wird, Homosexualität sei eine Krankheit, eine nicht gerade selten kolportierte Aussage. Soweit so interessant. Was allerdings findet man am unteren Rand eines Artikels heutzutage? Genau, die Rubrik „Mehr zum Thema“. Die sieht bei Science@ORF.at so aus:
Genau. „Warum es schwule Tiere gibt“, „Umweltgift macht Vögel homosexuell“ oder auch „Forscher machen Fliegen zeitweise homosexuell“. Man sieht, auch beim ORF gibt es das soeben kritisch angemerkte zu lesen.
Lieblingsspiel: Incubation – Battle Isle Phase IV
Lieblingsspiel – Incubation
Das Strategie-Spiel allgemein habe ich ja schon vorgestellt. Nun möchte ich mich mal um ein Taktikspiel bemühen, das sich als besonders knackig erwies und noch dazu einfach mal einen coolen Soundtrack hatte.
Gemeint ist natürlich „Incubation – Battle Isle Phase vier“, das aus der deutschen Spieleschmiede Bluebyte stammt. Bluebyte sollte einem Computerspieler eigentlich ein Begriff sein, gehören die Jungs doch mit zu den Pionieren der Spieleentwicklung der 90er Jahre. So ist sowohl die Battle-Isle Reihe als auch die Siedler – Reihe bei BlueByte geschaffen worden und das ziemlich unterhaltsame Arcadespiel Extreme Assault war auch eine BlueByte – Konstruktion.
Abenteuerliche Geschichte
Die Story von Incubation ist ebenso spannend inszeniert wie im Grunde albern: Als Soldat der Garnison auf dem Planeten Scay’Rah wird man in die Stadt Scay’Halva geschickt, als die Energiebarriere rund um die Stadt zusammenbricht und sich die auf dem Planeten einheimische Spezies mit Herpes ansteckt. Daraufhin mutieren die Einwohner und müssen so lange aufgehalten werden, bis die Stadt evakuiert werden kann.
Mit dabei sind ein paar übliche Figuren: Der sympathische, aber zynische Corporal Bratt (Der Spieler), seine attraktive Vorgesetzte, die auch Köpfchen hat und ein durchgeknallter Oberbefehlshaber, der niemals eine Niederlage einstecken würde. Im Verlauf der Handlung intrigiert Captain Rutherford gegen General Urelis um die Evakuierung einzuleiten, die selbiger verhindern will – Der Spieler dringt derweil immer tiefer unter die Stadt vor um letztlich auf ein Nest zu stoßen und sich dann schleunigst aus dem Staub zu machen – große Endschlacht inklusive.
Abenteuer Micromanagement
Das Spiel besteht im Wesentlichen darin, seine Platoon (Anfangs drei, später bis zu acht Soldaten) durch die Karte zu schleusen und dabei die Missionsziele zu erfüllen, die nur selten in der Aufgabe „Vernichte alle Gegner“ bestehen. Meistens muß eine Person gerettet, ein bestimmter Punkt lebend erreicht oder diverse Hebel innerhalb einer vorgegebenen Zeit umgelegt werden. Das wiederum wird durch das zum Teil geniale Leveldesign und die wirklich ausgefuchsten Gegner erschwert.
Die mutierten Scay’Ger sind alle mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen ausgestattet und teilweise nicht ohne eine gehörige Portion Taktik zu schlagen. Um das zu schaffen kann man jeden Soldaten individuell ausrüsten, so daß die Platoon schon fast einer typischen Rollenspielgruppe gleicht. Da hat man seinen Tank und einen Scharfschützen, einen Soldaten mit einem Flammenwerfer und diverse unterstützende Einheiten mit besonderen Talenten. Die meisten Waffen besitzen sogar zwei Angriffsmodi, beispielsweise kann man mit dem Flammenwerfer eine Einheit direkt angreifen oder einen Flammenteppich legen, der den Gegner am Vorwärtskommen hindert.
Das Spiel selbst ist rundenbasiert – der Spieler macht einen Zug, dann ist der Computer dran. Will man sich gegen Aktionen des Computers verteidigen, so gibt es einen Defensivmodus, der allerdings zwei Aktionspunkte kostet. Eine am Ende der Runde in Defensive geschaltete Einheit erwidert allerdings das Feuer, was sich mitunter als Lebensrettend erweist.
Die Waffen haben alle zweierlei Begrenzung: Mit Ausnahme der Laserkanone führt man nur begrenze Munition mit und alle Waffen neigen dazu, zu überhitzen was schon mal den Sieg kosten kann. Gemeiner Weise sind besonders die effektiven Waffen auch noch gefährlich: Steht ein eigener Soldat in der Nähe der Schußbahn kann das schonmal schiefgehen.

Screenshot von Kultlösungen
Abenteuerlich: Lerne Deinen Gegner kennen
Mit wenigen Ausnahmen kann man bei unbekannten Gegnern vom Namen auf seine Angriffsart schließen. Alle Gegner, die irgendwie ‚Ther heißen sind Nahkämpfer, alle die ‚Coo heißen verfügen über Fernwaffen. Das trifft allerdings nicht auf den Al’Coo zu, eine Art gigantische Riesenechse auf zwei Beinen, die man aber ohnehin nur mit einem Kampfroboter (gibt’s in einigen Sondermissionen) effektiv bekämpfen kann.
Der häufigste Gegner ist der Ray’Ther, der eigentlich ziemlich schwach ist, aber dafür gerne in ziemlich großer Zahl aus irgendwelchen Lüftungsrohren krabbelt. Der Ee’Ther ist eine besonders fiese Variante: Er ist zum Einen unsichtbar und zum Anderen regeneriert er sich binnen einer Kampfrunde, was ihn sehr gefährlich macht. Der Gore’Ther ist hingegen fies, weil er von vorne unverwundbar ist und nur von hinten angegriffen werden kann. Obwohl er recht langsam ist muß der Spieler also sich oft einen Weg überlegen, wie er den Gegner umgeht. Ganz fies ist der Dec’Ther, eine Art vierbeinige Spinne. Er ist ziemlich fix (verfügt also über viele Aktionspunkte) und sucht immer die Nähe zu den Soldaten des Spielers, woraufhin er 9 Felder mit sich selbst in der Mitte mit tödlichem Gas umhüllt.
Fernkämpfer gibt es nur zwei, die auch mobil sind: Der Pyr’Coo und der Squee’Coo, aufrecht gehende Echsen mit ziemlich fiesen Plasmawaffen. Hier ist es entscheidend Deckung zu finden. Zwei andere Varianten kämpfen dafür rein Defensiv und sind so etwas wie stationäre Geschütze: Der War’Coo, den man allerdings gar nicht zerstören kann und der Cy’Coo, der nur im Defensivmodus bekämpft werden kann, weil er zum Schießen seine unzerstörbare Panzerung öffnen muß. Die beiden sind dahingehend interessant, weil sie sich den Standort des Spielers merken – der Spieler ist also gezwungen, ständig die Position zu wechseln was ihm im Hinblick auf die sonstige taktische Situation ganz schön unter Zugzwang setzt.
Wer sich bis in die letzte Mission durchgekämpft hat darf sich noch mit dem Tr’Yn herumschlagen, einer Riesenspinne die mit ein paar Kniffen aber erstaunlich einfach zu schlagen ist.

Tr’Yn. Screenshot von Kultlösungen.de
Abenteuer Zeit
Die Zeit ist oftmals der Knackpunkt: Häufig muß der Spieler innerhalb einer bestimmten Rundenzahl ein bestimmtes Ereignis ausgelöst haben. Jede Runde hat jeder Soldat eine bestimmte Anzahl von Aktionspunkten die für Angriffe, Bewegung oder Aktionen genutzt werden können. Aktionspunkte lassen sich dauerhaft mit Servosystemen erhöhen und temporär mit Drogen – die Rüstung kann das jedoch wieder senken. Jede Handlung kostet einen Aktionspunkt, manche besonders schwere Waffen abzufeuern sogar zwei. Bei vier bis fünf Punkten pro Soldat und Runde beschränkt das die Handlungsmöglichkeiten doch beträchtlich, gerade in der Hinsicht, daß man normalerweise noch zwei Punkte für den Defensivmodus aufsparen möchte.
Gleichzeitig ist es gerne so, daß mit zunehmende Rundenzahl immer mehr Scay’Ger aus den Löchern kriechen und den Spieler zunehmend unter Druck setzen. Zwar findet man im späteren Verlauf eine Waffe, mit der man manche Eintrittpunkte zerstören kann aber das geht nicht mit allen Eintrittspunkten und vor allem kostet auch das Zeit.

Screenshot von uatracker.net
Die Zeit arbeitet aber auch für den Spieler: Da man sich für eine Runde beliebig viel Zeit nehmen kann, ist es dem Spieler möglich ähnlich wie beim Schach in aller Ruhe eine Taktik zu überlegen und nach dieser dann auch vorzugehen.
Lieblingsspiel
Incubation gehört zu den allerbesten Spielen seines Genres, wenn es nicht das Beste überhaupt ist. Gerade die relativ ruhige, unhektische Spielweise gepaart mit einem ordentlichen Tiefgang und einer guten Mischung aus Action und Denkpausen macht das Spiel unwiderstehlich. Lauffähig ist es zudem noch unter Windows XP (Zumindest mit Emulator), es ist also keine DosBox vonnöten.
Weblinks
Spielbeschreibung in der Wikipedia
Komplettlösung bei Spieletipps
Supportseite von BluByte (Incubation wird nicht mehr supportet)
Fundstück der Woche (32. KW): Die Spur der Semmel
Wie kommt eigentlich die Semmel zum „Bäcker“ um die Ecke? Eine Dokumentation der ARD/des SWR:
Vom Stammtisch Internet…
In einer mediengesteuerten Welt, in der als tonangebend der gilt, der am lautesten schreit, ist die Meinungsbildung immer so eine Sache. Um Wahrgenommen zu werden müssen Schlagzeilen reißerisch aufgemacht sein und nach Möglichkeit eine Emotion beim Leser hervorrufen – und das ist in aller Regel Wut.
Es ist einfach, zu hassen. Sein Weltbild in Abgrenzung zu einem anderen zu definieren und „die anderen“ über Schubladen pauschal zu beurteilen. Es muß nichtmal stimmen, es genügt der Empörungszusammenhang. Der ist in den 80er und 90er Jahren geknüpft worden, als die Medien immer wieder eine „Das Boot ist voll“ und „Wir werden ausgeplündert“ – Rhetorik verbreiteten, die letztendlich in Brandanschlägen auf Asylbewerberheimen kulminierte, die von der Bevölkerung auch noch applaudierend begleitet wurden. Die Politik reagierte darauf, indem sie schlicht das Asylrecht abschaffte.
Dennoch gibt es Asylbewerber in Deutschland und es gibt auch nach wie vor Asylanten. Im deutschen Grundgesetz steht noch der schöne Satz: „Politisch verfolgte genießen Asylrecht.“ Das bedeutet: Das deutsche Volk beschützt in seiner Mitte all jene, die wegen ihrer Ansichten oder Religion oder Herkunft von repressiven Regimes verfolgt werden. Das deutsche Volk verteidigt die Rechte der Ausgestoßenen und Verfolgten dieses Planeten.
Ein Satz auf den man völlig zu Recht stolz sein kann. Solche Gedanken sind es, die mit der Beinahe-Verfassung das Land aus der Asche des schlimmsten Mörderregimes, das die Welt je gesehen hat, gehoben haben und es in die prosperierende Bundesrepublik verwandelt haben.
Nun hat Stefan Niggemeier dokumentiert, wohin die Feindrhetorik allerdings hinläuft – und man kriegt das kalte Gruseln. Die Nutzer bei Bild.de kommentieren vollkommen ahnungs- und verstandbefreit diesen Artikel der Bildzeitung. Schön in diesem Zusammenhang sind die Sprüche über mangelnde Sprachkenntnisse, die mit einem sehr zweifelhaften Vokabelschatz und einer, naja, Grammatik vom anderen Stern zum Ausdruck gebracht werden. Aber ein Kommentar wie dieser:
Usa Girl
die bekommen doch für ihre 20 blagen kindergeld, gehen klauen. dealen mit drogen und betrügen den staat nach strich und faden. den geht es besser, als die die ehrliche arbeit leisten. in deutschland werden doch solche nassauer auch noch gefördert. habe es als mitarbeiter im sozialamt selbst erlebt.
spricht Bände, nicht wahr? Es werden diffuse Ängste und auf Empörung zugeschnittene Schlagzeilen zu einer generellen Opfer-Mentalität zusammengemischt, derer sich insbesondere Rechte und Rechtsradikale gerne bedienen, wie man auch schön in Ungarn beobachten kann, wo Parteien wie Jobbik offen von einem Großungarn träumen, das es so in dieser Form nicht gegeben hat.
Die Mentalität, „Opfer“ irgendeiner fremden Gruppe zu sein ist bequem, weil sie die Welt erklären kann solange man sich nicht mit Realitäten konfrontiert. Und das ist ein weiteres Zeichen der Medienwelt: Komplizierte Antworten auf scheinbar einfache Fragen werden in der Regel abgewunken. „Bloß nicht kompliziert machen, Du willst mich ja nur verwirren.“ Die Bildzeitung bedient diese Mentalität sehr gut und lehrt die Leser zugleich, daß die Antworten stets überschaubar sein können: Die Griechen haben kein Geld weil sie faul sind und auf unsere kosten leben. Ganz simpel, ganz einfach. Komplexere Erklärungsmodelle verlieren ihre Geltung.
Die einzige Hoffnung, die einem da bleibt ist die, daß letztendlich eine große Mehrheit dieser Figuren, die sich da als Haßprediger aufspielen, kaum in der Lage sein dürfte, sich ohne Hilfe die Schuhe zuzubinden:
Liebe Nadine
Langsam muss mal Schluss sein, jetzt
holen wir noch wahrscheinlich hunderttausende Spanier nach Deutsch–
land, dann hört die Germanische Rasse langsam auf zu bestehen.
Wer auch immer diese „germansiche Rasse“ ist, sie besteht schon längst nicht mehr, weil der Rassebegriff auf den Homo Sapiens so einfach nicht anwendbar ist. Eine recht nette Zusammenfassung der Thematik und Problematik findet man übrigens auch hier. Der Kommentar ist aber insofern lustig weil er versucht, einen Empörungszusammenhang zwischen der Bankenkrise in Spanien und der Frage nach dem menschenwürdigen Umgang mit Asylsuchenden zu stellen versucht – was halt mal völliger Humbug ist.
Auch nett ist dieser Schwachkopf hier:
Bruno Blume
.… überhaupt kein Geld mehr für die leistungslosen Schmarotzer. .…. Dem Staat könnte es so gut gehen, wenn nicht fast die Hälfte des Staatshaushaltes für sowas draufgehen würde.
Ähm… nein? Die Asylbewerber machen im Haushalt des Bundes einen verschwindend geringen Anteil aus, schon einen größeren in den Kommunen, denen auch die Verwaltung obliegt. Aber ein Bewerber hat nicht automatisch Asyl – das kriegen nur die wenigsten. Ein Bewerber wird nur vom Staat untergebracht während über seinen Antrag entschieden wird, sonst gar nichts. Und was den wunderbaren Begriff des „Schmarotzers“ betrifft: Asylsuchende haben in Deutschland keine Arbeitserlaubnis. Ist auch gut, sonst würde man ihnen ja vorwerfen, daß sie „uns die Arbeitsplätze wegnehmen“.
Die Vermischung von Asyl- und Einwanderungpolitik, die völlige Ahnungslosigkeit was die Grundsätze von Recht und Gesetz sowie von Verfassung und Menschenrechten von einem Land fordern – ich bin manchmal ernsthaft platt, wie wenig sich die Menschen heutzutage in der „Informationsgesellschaft“ lebend informieren….
Brauchen wir eine radikale Bankenreform?
Als basisdemokratische Partei befragt die SPD von Zeit zu Zeit Mitglieder und Bürger nach ihrer Meinung. Nun gibt es ein neues Online-Voting der Bundes-SPD zur Frage:
Brauchen wir eine radikalere Bankenreform?
Abstimmen kann jeder Bürger auf dieser Seite:
Bin mal gespannt, was da rauskommt.
Fundstück der Woche (31. KW): Monsanto auf Deutsch
Mal ein paar faszinierende Inhalte über die Seilschaften der Gentechnikfirmen…
Fundstück der Woche (30. KW): Shit Germans
Man sollte ausreichend english können um den Titel zu verstehen, das Video selbst ist allerdings auf Deutsch.
Fundstück der Woche (29. KW): Wie man die Demokratie in 57 Sekunden aushebelt
Ist manchmal unglaublich, wie ich schon in meinem Artikel erwähnt habe. Hier nochmal der Video-Mitschnitt:
Kein Ruhmesblatt für die Parlamentarier – egal welche Fraktion.
Deutschland – Deine Super Märkte (Teil IX): Helfen Sie mit, Ihnen Müll zuzuschicken.
Wenn es etwas gibt, was ich für wirklich völlig daneben halte, dann ist es die Datensammelwut der Kaufhäuser. Mit jeder Payback und sonstigen Kundenkarte gibt man dem Unternehmen nebst Namen auch artig das Kaufverhalten preis. Ich mag es schon nicht, wenn ich an der Kasse nach meiner Postleitzahl gefragt werde – stets gucke ich dann auf meine Uhr und hänge noch eine Null dran. Neu ist allerdings, wie das beworben wird neuerdings beim Rossmann: