Fundstück der Woche (35.KW): Wie ein Boulevardsender es mit der Menschenwürde hält

Informationen sucht der geneigte Zeitgenosse ja eher selten auf RTL zu erlangen – abgesehen von einer gewissen Bevölkerungsschicht vielleicht die Harald Schmidt mal recht boshaft karikiert hat. Daß Sender wie RTL oder auch ProSieben sich gerne Opfer suchen über die sie herziehen können ist dabei nichts neues – nur diesmal ging der Schuß nach hinten los.

RTL zeigte diesen Beitrag über die GamesCon 2011 – eine Computerspielemesse. Und natürlich mußte für das zu verängstigende Publikum eine gute Mischung aus potentieller Gewaltgefahr und psychischer Unterprivilegiertheit dargestellt werden. Also sichte man Typen mit Gewehrattrappen und machte sich über das Äußere möglichst vieler Teilnehmer lustig, das ganze garniert mit „kritischen Stilfragen“ eines hübsch anzusehenden, letztlich sich aber dem Sender prostituierenden Models. Aber schauen Sie selbst:
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=RTmAfkGPi2o]
(nebenbei:Ich hab das Video am 26.8. verlinkt. Falls es nicht mehr geht werde ich es ersetzen).

Fazit: Männer, die Computerspiele spielen sind unrasiert, faul, stinken und haben keine Freundin. Frauen die solche Spiele spielen auch. (z.B. RTL-Sportspiele…). Natürlich soll der geneigte Zuschauer nicht all die RTL-Mainstream-konformen Typen im Hintergrund der Interviews betrachten sondern explizit an der Demütigung der einzelnen Typen teilhaben. Denn um nichts anderes geht es.

Wie Gamer nunmal so sind laufen Sie Amok bei RTL. Aber mit den Waffen des schmierigen „Journalismus“ von RTL selbst. Der Bericht ist genauso daneben und folgt einer „Wie Du mir, so ich Dir“-Ideologie der letztlich eher fehlgeleitete Christen mit Bibel-Halbwissen folgen, aber eine kleine Rache hatte RTL auf jeden Fall verdient.
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=K4K5hozbky8]

Auf Wiedersehen, Loriot!

Heute ist Vicco von Bülow gestorben – mit ihm verliert Deutschland einen großen Künstler. Mein herzliches Beileid der Familie und vielen Dank an Loriot für unzählige Stunden voller Lachen.
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=JGd2q9UENUc]
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=sCFsYPrLm4U]
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=YLlSP1FzyuA]

Fundstück der Woche (33.KW): Die 10 Facebook-Gebote

Wer kennt Rob Vegas? Hat nix mit laDolceVegas zu tun sondern ist der Moderator und Macher einer recht trashigen Satire-Show auf Youtube. Allerdings hat er auch wirklich witzige Ideen, darunter das Youtube-App Pizza-Timer das ungefähr so lange läuft wie eine – Schleichwerbung – Pizza Zeit im Ofen benötigt. Und für die Religiösen unter Euch: die 10 Facebook-Gebote.

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=aWn9TWmpuJI]
Da ich jetzt nicht 10 Gebote sinnlos verlinken wollte (und ohnehin nur die ersten 5 bisher online sind), hier nur das erste. Die anderen lauten wie folgt:

  1. Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Beziehungsstatus
  2. Du sollst kein Google+ Profil neben mir haben
  3. Du sollst Deine Freunde nicht mit Farmville-Anfragen nerven
  4. Stubse Deinen Nächsten wie Dich selbst!
  5. Du sollst nicht einladen die ganze Welt zu Deiner Geburtstagsparty

Wie gesagt, ist ganz witzig. Aber 10 Mal den Vorspann „genießen“? Na, ich weiß ncht….

Von der Publizistik….

Haben Sie schonmal eine Gespensterreise nach Edinburgh gemacht? Ich nicht, war aber schon zwei- oder dreimal da und hab natürlich auch so eine Ghost-Tour mitgemacht was ziemlich lustig ist. Finden wohl auch andere, zum Beispiel die Sueddeutsche, der Spiegel und die Frankfurter Rundschau. Und weil das so einmalig ist kann man dafür anscheinend auch immer nur die gleichen Worte finden…

Heute halten wir mal drei nicht als Anzeige gekennzeichnete Artikel nebeneinander: Aus der SZ, der FR und von SPON. Keines der drei Angebote weist den Text als Marketing-Text aus, auch wenn man unter „Reise“ ja letztlich nichts anderes erwartet. Vergleichen wir doch mal ganz kurz Anfang und Ende der Artikel um einen EIndruck zu bekommen….

SZ-Online FR-Online SPON
15.10.2010, 10:04 22.10.2010 12.10.2010
Schon lange hat sich keine mir unbekannte junge Frau mehr hilfesuchend an mich geklammert. Neulich aber ist es passiert, sogar zweimal hintereinander. Ich muss zugeben, es geschah eher zufällig, weil ich gerade neben ihr stand, und ist mit einer akuten Schrecksituation zu erklären: Wir befanden uns auf einer Geisterjagd durch die Unterwelt der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Schon lange hat sich keine mir unbekannte junge Frau mehr hilfesuchend an mich geklammert. Neulich aber ist es passiert. Ich muss zugeben, es geschah eher, weil ich gerade neben ihr stand, und ist mit einer akuten Schrecksituation zu erklären: Wir befanden uns auf einer Geisterjagd durch die Unterwelt der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Schon lange hat sich keine unbekannte junge Frau mehr hilfesuchend an mich geklammert. Neulich aber ist es passiert. Es geschah zwar zufällig, weil ich gerade neben ihr stand, und war durch einen riesigen Schreck zu erklären: Wir befanden uns auf Geisterjagd durch die Unterwelt der schottischen Hauptstadt Edinburgh.
[…]Es geht auf Mitternacht zu, als wir unsere Jagd unverrichteter Dinge abbrechen. Liz verabschiedet sich von uns allen persönlich. Als sie nach mir die Tür schließen will, weise ich darauf hin, dass hinter mir noch jemand kommt. „Nein, nein“, entgegnet sie. „Sie waren die ganze Zeit der Letzte, da hab‘ ich drauf geachtet. Sehr mutig!“ Die Tür fällt ins Schloss. Für einen Augenblick bleibe ich noch stehen, dann schlage ich den Mantelkragen hoch und strebe dem nächsten Pub zu. Die Nächte können kalt sein in Edinburgh. […]Es geht auf Mitternacht zu, als wir unsere Jagd unverrichteter Dinge abbrechen. Als Liz nach mir die Tür schließen will, weise ich darauf hin, dass hinter mir noch jemand kommt. «Nein, nein», entgegnet sie. «Sie waren die ganze Zeit der Letzte, da hab‘ ich drauf geachtet. Sehr mutig!» […] Es geht auf Mitternacht zu, als wir unsere Jagd unverrichteter Dinge abbrechen. Liz verabschiedet sich von uns allen persönlich. Als sie nach mir die Tür schließen will, weise ich darauf hin, dass hinter mir noch jemand kommt. „Nein, nein“, entgegnet sie. „Sie waren die ganze Zeit der Letzte, da hab‘ ich drauf geachtet. Sehr mutig!“
Die Tür fällt ins Schloss. Für einen Augenblick bleibe ich noch stehen, dann schlage ich den Mantelkragen hoch und strebe dem nächsten Pub zu. Die Nächte können kalt sein in Edinburgh.
(Christoph Driessen, dpa/dd) (dpa/tmn) Christoph Driessen, dpa

Toll, nicht wahr? Immerhin, die Urheberschaft wird schon noch genannt, wenn auch nicht bei der FR. Aber nachdem mir das aufgefallen war dachte ich, ich goolge mal den Einstiegstext und siehe da, man findet das Ding auch bei Merkur Online (5.10.2010, Christoph Driessen, dpa), N-TV Online (24.10.2010, dpa), N24 Online (05.10.2010, Christoph Driessen, dpa, N24) und, hier aber als Reisebericht der dpa deutlich gekennzeichnet, bei Traveling World (ohne Datum, Christoph Driessen, dpa).

Ich frage mich, was das so einbringt seinen Text nicht nur vielen Medien anzubieten (was ja normal wäre) sondern den Medien auch zu gestatten sich selbst als Urheber drunter zu setzen nachdem sie ihn leicht verfremdet haben. Immerhin ist Herr Driessen ja durchaus eine respektable Persönlichkeit, oder?

Fundstück der Woche (32.KW): Flashmob in Bordeaux

Jeden Montag um 11.11. Uhr präsentiere ich das Fundstück der Woche. Heute:
In Bordeaux hat eine Schüler oder vielleicht auch Studentengruppe zu Thriller getanzt. Abgesehen von dem Mädel da ganz rechts in Lila hat das auch ganz gut geklappt, oder?

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=ldGHGUS0JDs]

Fundstück der Woche (31.KW): We all Live in the Yellow Duckmarine

In Liverpool gibt es eine Menge mehr zu sehen, als man gemeinhin so meint. In den letzten drei Jahren hatte ich mehr als Fünfzehnmal die Gelegenheit, diese schöne Stadt zu besuchen und zu bestaunen. Ich hab im Cavern-Club getrunken (Okay, ist ein Nachbau und außerdem war da ein seltsamer Dealer drin bis er verhaftet wurde), habe von Southport bis Manchester die Umgebung betaunt und außerdem eine ganze Menge Galerien, Museen und Docks angesehen.

Simpel gesagt: Liverpool ist toll und auf jeden Fall einen Besuch wert. ja, und wenn man schonmal da ist kann man ja auch noch eine besondere Stadttour machen:
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=nqgIO5RoIyE]

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=CUnS1ll6ecw]

Fundstück der Woche (30.KW): Mal gar nichts

Jeden Montag um 11.11 Uhr präsentiere ich Ihnen ein Fundstück der Woche. Diesmal wollte ich ein Video verlinken, das sich über die Idee des Amoklaufs und des Selbstmordattentates lustig macht.

Angesichts der beiden Anschläge in Norwegen durch den verwirrten PI-Anhänger Rechtsradikalen hielt ich das alledings nicht für sinn- oder pietätvoll. Daher verbleibe ich an dieser Stelle nur mit Beileid für die Opfer rechtsfanatischer Wahnsinniger.

Fundstück der Woche (29.KW): Die Gier

Um das Sommerloch ein bißchen zu füllen mal wieder was aus der Mottenkiste des Internets. In diesem Falle Wilfried Schmicklers Gedicht über die Gier.

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=WsRaFjDlS0k]

Die Gier

Was ist das für ein Tier, die Gier?
Es frisst in mir, es frisst in Dir
will mehr und mehr und frisst uns leer

Wo kommt das her, das Tier?
Und wer erschuf sie nur, die Kreatur?
Wo ist das finst’re Höllenloch,
aus dem die Teufelsbestie kroch?
Die sich allein dadurch vermehrt
in dem sie Dich und mich verzehrt.

Und wann fängt dieses Elend an,
dass man genug nicht kriegen kann
und plötzlich einfach so vergisst,
dass man doch längst gesättigt ist
und weiter frisst und frisst und frisst?

Und trifft dann so ein Nimmersatt
auf jemanden der etwas hat,
was er nicht hat und gar nicht braucht,
dann will er’s auch.

„Wie – das soll’s schon gewesen sein?
Nein, nein, da geht bestimmt noch rein
und überhaupt da ist doch wer,
der frisst tatsächlich noch viel mehr!“
Und plötzlich sind sie dann zu zweit
die Gier und ihre Brut, der Neid!

„Das bringt mich nochmal ins Grab
das der was hat was ich nicht hab.
Das der wo ist wo ich nicht bin,
das will ich auch, da muss ich hin.
Warum denn der, warum nicht ich?
Was der für sich, will ich für mich.
Der lebt in Saus und lebt in Braus,
mit Frau und Hund und Geld und Haus
und hängt den coolen Grosskotz raus.

Wahrscheinlich alles auf Kredit.

Der protzt und prahlt
und strotzt und strahlt.
Wie der schon geht,
wie der schon steht,
wie der sich um sich selber dreht.

Und wie der aus dem Auto steigt
und aller Welt den Hintern zeigt
blasierte Sau!
Und seine Frau
ist ganz genauso arrogant
und degoutant.

Und diese Blagen
die es wagen
die Nasen so unendlich hoch zu tragen…

Da hört er aber auf der Spaß!“
So kommt zu Neid und Gier der Hass!

Und sind die erst einmal zu dritt,
fehlt nur noch ein ganz kleiner Schritt,
bis das der Mensch komplett verroht
und schlägt den anderen halb tot.

Und wenn ihr fragt:
„Wer hat ihn bloß soweit gebracht?“
Das hat allein die Gier gemacht!

Tagesschau vor 20 Jahren

Für uns politisch Interessierte ist die Tagesschau ja noch immer eine der ersten Anlaufstellen für Informationen, auch wenn man längst ein wenig aufpassen muß was da so gesendet wird – und vor allem was nicht. Für uns historisch Interessierte bietet Tagesschau.de nun etwas besonderes zum Download an: Tagesschau von vor 20 Jahren.

Ab dem heutigen 12.7. scheint man auf Tagesschau.de anzubieten, daß man neben der regulären Tagesschau auch die von 1991 downloaden kann. Das erzeugt neben einem hübschen Nostalgiegefühl (Joe Brauner war auch mal jung!) vor allem Interesse: 1991 ist die letzte Phase der Sowjetunion und der Beginn der Auseinandersetzungen zwischen Serben und Kroaten um die Macht im – eigentlich schon verlorenen – Jugoslawien. Ich persönlich nehme, auch wegen meines Jahrgangs natürlich, den Jugoslawienkrieg und den Deutschen Einsatz seinerzeit als ein eher plötzliches Ereignis wahr. Nun höre ich in der Tagesschau von 1991 von Aufrüstungen der Volksgruppen und Plänen gegen die anderen loszuschlagen.

Nicht daß mich das verwundert – längst hat mich das Studium der Geschichte mit den Dingen vertraut gemacht. Aber eine „Tagesaktuelle“ Nachricht zu hören die letztlich Kriegsgefahr signalisiert ist doch interessant. Zeitgeschichte ist immer ein sehr schwieriges Feld, der Historiker mißtraut dem Zeitzeugen zu Recht und nimmt dessen Aussage keinesfalls als Faktendarstellung, sondern nur als Sichtweise auf. Das ist genau der Fehler, den Guido Knopp macht. Dennoch ist eine Nachrichtensendung von damals eine Quelle und daher danke ich den Damen und Herren der ARD für diese Gelegenheit, wieder ein bißchen Zeitgeschichte betreiben zu können.