Was für ein Wahlwochenende! Zuerst die SPD in den vergangenen Tagen, wobei gestern das Auszählungsergebnis veröffentlicht wurde. Gewonnen hat das Duo Scholz-Geywitz, direkt gefolgt von Esken-Walter-Borjans. Und dann heute noch Thüringen, wobei die SPD hier völlig ins praktisch Bedeutungslose rutschte und die Bande rund um Höcke triumphierte.
Fangen wir chronologisch an. Ich für meinen Teil habe die Regionalkonferenz in München besucht und war einigermaßen angetan – unwählbar fand ich da niemanden.
Mein Herz schlug allerdings für Gesine Schwan, die ich sehr gerne als Vorsitzende gesehen hätte. Ralf Stegner hätte ich dafür gern in Kauf genommen, der ist humorvoller und charmanter, als er gerne wirkt.
Gesine Schwan ist eine streitbare Persönlichkeit – aber gerade das wäre beim derzeitigen Zustand von Partei und Demokratie generell eine angenehme Alternative zu dem etwas arg weichgespülten Politikertypus, der derzeit so beliebt ist. Leider stand ich mit dieser Meinung zwar nicht ganz alleine da, aber doch beinahe. Nur 9,6% der abgegebenen Stimmen sind dem Wahlergebnis der SPD in manchen Bundesländern durchaus recht ähnlich – da finden wir wieder zusammen.
Nina Scheer und Karl Lauterbach waren meine Favoriten bis zur Regionalkonferenz. Karl Lauterbach ist ein profilierter Gesundheitspolitiker und wenn dieses Land irgendwas wirklich braucht, dann ist das die Bürgerversicherung. Mit Lauterbach wäre das vielleicht der wichtigste programmatische Inhalt gewesen und sicher etwas, wofür man SPD wählen kann und sollte. Nina Scheer kannte ich praktisch gar nicht (ihr Vater ist mir eher bekannt), aber als Energiepolitikerin und Mitglied der Grundwertekommission klang sie interessant. Die Art und Weise, wie Lauterbach ihr in München aber über den Mund fuhr und abtat, was sie sagte, war für mich das Thema erledigt. So geht man weder mit einem Partner (egal welches Geschlecht), noch mit einer Frau um.
Das Duo Kampmann/Roth habe ich mir vorstellen können – in fünf bis zehn Jahren. Die beiden sind jung, versprühen Energie und gute Laune und sicher wäre das ein Wechsel; Ob ein guter mag ich mir angesichts der thematischen Absenzen derzeit aber nicht vorstellen. Irgendwie standen die beiden nicht für einen Weg, mehr für ein Ziel. Das reichte mir nicht.
Nun – jetzt geht es in die Stichwahl. Für mich bleibt da die Wahl eigentlich nur für Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Saskia Esken finde ich persönlich zwar überhaupt nicht so toll, aber NoWaBo hat durch praktisches Regierungshandeln bewiesen, dass die SPD etwas bewirken kann – er hat 27 Millionen Euro ausgegeben als Finanzminister in NRW und damit mehr als 7 Milliarden (!) Euro zurückgeholt, die uns, dem deutschen Volk, geklaut worden waren. Das ist doch mal ein guter erster Schritt.
Tja, und dann ist da heute Thüringen. Die SPD nochmal auf 2/3 der vorherigen Ergebnisses reduziert (~8,4%, Stand 19:30), die CDU auf 22% zusammengeschnurrt und die AfD triumphiert: Sie schafft es, dass es in Thüringen keine parlamentarische Mehrheit jenseits von ganz Links und extrem Rechts gibt. Nun ist die Linke in Thüringen eine zuverlässige und gute Truppe – man überlege sich ganz kurz, dass die Union noch Mahnwachen abhalten ließ, weil nun der Kommunismus ins Land einzöge… das hat sich dann doch ein wenig erledigt. Aber eine Fortsetzung der recht erfolgreichen Rot-Rot-Grünen Landesregierung ist wohl sicher ausgeschlossen; Es ist nicht einmal hundertprozentig klar, ob die Grünen (oder die FdP) in den Landtag einziehen werden.
Es bleibt hier spannend – unschön ist das Ergebnis auf jeden Fall.