Presse überrascht: Schnee im Winter und Nachts wirds dunkel!

Im klimatischen Alltag unserer Republik gab es ein Ereignis, mit dem kein Mensch hatte rechnen können und das dementsprechend auch eine seltene, große Replik in der Medienwelt erhielt: Schnee im Winter.

 

Ist es nicht amüsant zu beobachten daß jeden Winter der selbe Medienzirkus beginnt? So titeln Bild, Sueddeutsche, FAZ, TZ, AZ, FR und sogar die ZEIT mit dem Winter in ihren Online-Angeboten und beschäftigen die Werbekunden klickende Leserschaft mit gefrorenem Wasser. Nicht mit dem berühmten Sack Reis, aber mit Schnee im Winter. Lobenswerte Ausnahme war da die TAZ.

So machen die alle das auch 2009, 2008 und so weiter….

Liebe Medien: Mich interessiert es nicht daß es Winter geworden ist. Oder daß ein gerüttet Maß unserer Bevölkerung deutlich zu dumm ist, rechtzeitig Winterreifen aufzuziehen und daher als Anwärter auf den Darwin-Award enden. Auch nicht, daß Bahnunternehmen von den hiesigen klimatischen Bedingungen überrascht sind – das merkt man, wenn man dann mal ne Stunde an einem Bahnhof steht und langsam eingeschneit wird weil’s nicht einmal ein Dach gibt – sowas muß ich aber doch nicht in der Zeitung lesen. Beschäftigt Euch doch bitte stattdessen mal wieder ein bisschen tiefer mit wirklich interessanten Themen. So richtig mit Recherche. Täte uns allen gut.

Eklig, der Boulevard – vor allem bei den seriösen Medien!

In den vergangenen Tagen unserer Republik gab es ein Ereignis, welches Volk und Justiz erneut auf die fragwürdigen Mißstände des deutschen Presserechts hätte hinweisen können aber nicht tat.

Die Rede ist diesmal vom Umgang mit dem an Parkinson erkrankten Kabarettisten und Sprachkünstler Ottfried Fischer, der, so scheint es, wohl einmal eine Prostituierte in bezahlte Dienste genommen hat. Oder auch nicht. So ganz klar ist der Fall wohl nicht wie eine Meldung der SZ vom 17.10.2010 schildert. Irgendwie kam es halt zu Sex und sowieso scheint dann alles nicht so mit rechten Dingen zugegangen sein.

Was ein Mensch, auch ein Öffentlicher Mensch, in seinem Schlafzimmer tut bleibt ihm selbst überlassen. Bei dem ein oder anderen Promi bleibt es vielleicht auch noch in der Phantasie der Fans, okay, aber das Thema beerdigen wir hier ganz schnell wieder.

Etwas ganz andere ist es aber, wenn ein Titten-Sperma-Schwarzer – Blatt wie das Springerleitmedium die Menschenrechte mit Füßen tritt und das auch noch tun darf im Namen der sogenannten Presse- und Meinungsfreiheit. Derzeit steh wieder ein – mittlerweile gefeuerter – Bildjournalist vor Gericht weil er Fischer und seine Agentin genötigt haben soll, Exklusivinterviews zu geben.

Dabei ist die ganze Geschichte von vornherein etwas merkwürdig gewesen. Fischer soll also Sex gehabt haben und die Damen keine Liebschaft gewesen sein sondern Prostituierte, die das ihm aber nicht sagten und stattdessen versuchten, ihn mittels Kreditkartenbetrug um 32.000 Euro zu erleichtern versuchten. Das war dann nix weil Fischer sie anzeigte. Zuvor schon gab es, mitten in der WM, die Bunte Story von Fischers Liebschaft zur Überbrückung zweier Deutschlandspiele.

Das meiste hier waren nun SZ-Links, weil sich die Sueddeutsche nicht zu blöd ist das Verhalten der Kollegen von Bild und Bunte noch zu verteidigen. Außerdem ist die Sueddeutsche nach eigenem Bekennen ja eine Zeitung mit Selbstverpflichtung. Naja.

Wohin geht das eigentlich mit der Pressefreiheit? Pressefreiheit ist ein hohes Gut heiß es immer, sie dient dazu daß die Politik und auch die Wirtschaft nicht machen kann was sie will weil Journalisten krumme Dinge an die Öffentlichkeit bringen können. Die Pressefreiheit beschützt sogar die Anonymität der Zeugen für Geschichten, zumindest bis es vor Gericht geht. Das ist soweit auch eine gute Sache.

Aber. Und es gibt ein Aber so wie es fast immer ein Aber gibt. Der Mißbrauch der Pressefreiheit um frei erfundene Geschichten zu drucken, zu Lügen ohne daß auch nur einer rot wird und die daraus resultierende Macht dann in Persönlichkeitsverletzung ausartet, ist das damit gewollt?

Ja, es gibt den deutschen Presserat. Und ja, die betreffenden Medien juckt das nicht im geringsten. Es gibt Bildblog und es gibt Fernsehkritik.tv. Aber auch die ändern nichts. Solange die Richtlinien des Presserates nicht Gesetz sind und Zeitungen für Falschmeldungen mit empfindlichen Geldbußen belegt werden (statt auf Seite 31 einen 3-Zeiler zum, äh, ″Irrtum der Stunde″ veröffentlichen zu müssen), solange wird sich nichts bewegen. Und solange vermeintlich anständige Zeitungen wie die Süddeutsche sich weiterhin auf jedes Boulevardthema stürzen um es genüßlich-eklig zu zelebrieren während man zeitgleich die Anstandsdame mimt wird auch kaum jemand etwas anderes lesen wollen. Es gibt ja praktisch nichts sonst. Wen wundert es da, daß die Printmedien (verdient) am Sterben sind..?