Vom vergendern der Sprache

In den vergangenen Tagen unserer Republik gab es einige Ereignisse, welche einer genaueren Betrachtung verdienen weil man an diesen die Denkungsart einer bestimmten Spezies recht gut studieren kann.

Die Rede ist vom Genderkongress 2010, Frau Köhlers kürzlichen Äußerungen und vor allem Frau Schwarzers Äußerungen dazu. Wobei man das ja eigentlich nicht mehr sagen dürfte, weil der Kongress ja ein männliches Substantiv ist und darum so manchen Menschen in seiner Weiblichkeit unterdrückt. Zumindest wird das immer angegeben.

Da fragt man sich doch, welche Art Persönlichkeit hat ein Mensch, der sich in seiner Rolle als Mitglied der Gesellschaft unterdrückt fühlt, wenn nicht sämtliche männlichen Ausdrücke durch Beiordnung weiblicher Formulierungen unterstützt werden.

Das Interview beim Genderkongreß (Video leider nicht mehr online Korrigiere: Hab’s wiedergefunden)  zeigt sehr schön, daß der Gender noch nicht fertig gedacht ist, wenn durch sprachliche oder toilettentechnische  Ignoranz Hermaphroditen zum Beispiel nicht auch gleichberechtigt behandelt werden. Was hier als verdiente Satire herüberkommt hat natürlich noch weitere Konsequenzen.

Warum fühlen sich Männer nicht in ihrer Männlichkeit verletzt, wenn in einem Zeitungsartikel geschlechtsneutral „die Polizei“ einen garantiert männlichen „Verbrecher“ sucht, auch wenn die Person maskiert war und das Geschlecht noch gar nicht feststeht? Natürlich weil das Schwachsinn wäre. Vielleicht aber auch, weil das Ego eines Mannes eher von seinem Auto, seinem Verein oder seiner biologischen Ausstattung abhängt als von der Frage, ob er ein Arbeitnehmer oder ein/e ArbeitnehmerIn ist.

Wo wir beim eigentlichen Problem des ganzen angekommen sind: Der Praktikabilität.

Ein Ausdruck wie „ein/e ArbeitnehmerIn“ kann man (frau?) einem Engländer oder einer Engänderin praktisch gar nicht mehr erklären oder vermitteln. Das Problem kennt man in anderen Sprachen überhaupt nicht. Vielleicht liegt das daran, daß die Frauen in England unterdrückt werden aber zumindest auf mich machen Französinnen und Engländerinnen und Niederländerinnen und eigentlich auch ansonsten die meisten Europäerinnen einen ähnlich ausgeglichenen und entspannten Eindruck wie die Deutschländerinnen, auch wenn zum Beispiel das Englische nur sächliche Artikel für Gegenstände kennt, also Hermaphroditen bevorzugt und Männer und Frauen benachteiligt. Natürlich gibt es bei Berufsbezeichungen ein paar Anpassungen, also ein „Police Officer“ kann auch eine „Policewoman“ sein. Aber spricht man eine weibliche Polizistin mit „Officer“ an, ist das nicht falsch.

Wie macht man das eigentlich im Deutschen? Die wenigsten Menschen kennen die genaue Rangordnung der Polizei und können sicherlich nicht anhand der Schulterklappe den Rang unterscheiden. Also ob jemand Polizeimeister oder Polizeiobermeister ist zum Beispiel. Die wenigstens können das auch beim Militär, aber der normale Zivilist hat da ja auch wenig Berührungen.

„Herr Wachtmeister“ hat sich ja irgendwie eingebürgert. Das ist kein Rang mehr, sondern eine ältliche Berufsbezeichnung. „Herr Kommissar“ gibt es auch, korrekterweise für den gehobenen Dienst. „Frau Kommissar“ klingt noch okay, obwohl „Frau Kommissarin“ korrekter wäre. Aber „Frau Wachtmeister(in?)“? Klingt irgendwie bescheuert, oder? Und wie ist das eigentlich mit Feuerwehrfrauen? Oder der Frau Hauptmann?

Ein weiteres Problem ist die zunehmende Unlesbarkeit von offiziellen Dokumenten und Texten. Um zu vermeiden, daß irgendein Geschlecht beim Ausfüllen eines Hartz-IV – Antrags benachteiligt oder gar beleidigt wird, sollte ein solches Schriftstück ja Gendermäßig korrekt möglichst viele „In“ hinter diversen Nomen geklebt bekommen, Hauptsache der/die AntragstellerIn versteht nicht mehr zweifelsfrei, was gemeint ist. Natürlich kann man das noch peinlicher auf die Spitze treiben.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Der Feminismus ist ganz und gar nicht tot und wir brauchen ihn leider noch immer. Nebst den zum Teil fürchterlichen Frauenquoten in manchen Berufen ist vor allem die ungleiche Bezahlung für mich der Hauptgrund, mich für Gleichberechtigung einzusetzen. Niemand darf wegen seiner Rasse, Religion, Staatsbürgerschaft oder Herkunft benachteiligt werden, in der (nicht nur deutschen) Wirtschaft aber anscheinend wegen des Geschlechtes schon. Und das geht einfach nicht.

Mit einigen Thesen des Feminismus kann ich wenig anfangen, aber ich hab ja auch ein Recht auf eine eigene Meinung. Das stempelt mich ebensowenig zum Frauenfeind ab wie Kritik an Israel einen Antisemiten ausmacht.

Und womit ich gar nichts anfangen kann ist, wenn jemand unsere Sprache mißbraucht um vermeintliche Unterdrückungen zu vermeiden. Niemand wird unterdrückt, wenn man eine Rede an den Verein mit „Liebe Mitglieder“ anspricht und daß die Mehrzahl der Menschen, die Geisteswissenschaften studieren mittlerweile weiblich ist wird meines Erachtens mit „Liebe Studenten“ nicht verleugnet. „Liebe Studierende“ ist jedenfalls fürchterlich. Müssen jetzt Verkehrsschilder, auf denen steht: „Radfahrer absteigen“ abgenommen werden um künftig „Radfahrende absteigen“ draufzuschreiben? Das kann doch nicht ernsthaft gewollt werden, wer soll denn sowas verstehen? Oder heißt „Radfahrer absteigen“, daß nur Männer laufen müssen?

Politische Korrektheit ist ein wichtiges diplomatisches Mittel um vernünftig zusammenleben zu können. Manchmal sollte man (frau) seinem (seiner) Gegenüber (ääh..) halt nichts ins Gesicht sagen, was man (frau) von ihm (ihr) hält, sondern sich einfach seinen (ihren) Teil denken. An zwei Stellen ist sie aber, denke ich, fehl am Platz: Wenn man gezwungen wird zu lügen um nur ja niemanden zu beleidigen und wenn man sich so jeder Verständigungsmöglichkeit beraubt. Wenn vor lauter Korrektheit Mißverständnisse entstehen weil man aneinander vorbeireden muß, dann glaube ich führt zwangliche Korrektheit zu viel schlimmeren Mißverständnissen und richtet letztlich mehr Schaden an.

Und das kann auch in Zeiten des real existierenden Feminismus nicht im Sinne eines friedlichen Miteinanders sein.

Eine kleine Nachdenkung…

In den vergangenen Tagen unserer Republik gab es ein Ereignis, das den vereinten Bund der unverständlichen Amtssprache zum jubeln hätte bringen können. Mir fiel beim Sortieren alter Unterlagen zufällig die Ebersberger SZ vom 11. März 2008 in die Hand und ich fragte mich, warum ich gerade diese aufgehoben hatte.
Sie kennen das, Sie finden einen alten Ordner mit der Aufschrift „wichtig“ und befreien ihn vom Staub. Dann fragen Sie sich, ob unerledigte wichtige Dinge durch Lagerung gewinnen oder ob man sie lieber zu lässt. Dann probiert man doch und wundert sich warum das mal wichtig war.
Damals war ein wichtiges Thema Ebersberger Jugendliche, die irgendwie jugendlich aussahen und sich auch so verhielten und das in der Öffentlichkeit. Die „Punks“ saßen in Bahnhofsnähe, hörten ein bisschen Musik, tranken ein bisschen Bier (und taten dies in einem öffentlichen Raum mit anderer als Bierzeltmusik!) und sahen dabei irgendwie schmuddelig aus – und angeblich belästigten sie sogar Leute die da vorbei kamen.
Natürlich stellt sich da schnell die Henne-und-Ei – Frage, ob zuerst die spürbare Ablehnung oder zuerst die verbale Belästigung da war (oder ob die spürbare Ablehnung eine Folge der „optischen Belästigung“ war, der sich einige Bürger hier bereits ausgesetzt fühlten) aber zur Sache trug das alles nichts bei. Die junge Union forderte, jugendpolitisch wie sie sich ja versteht, den Bahnhof mit Kameras zu überwachen um die verbrechen der Jugendlichen besser filmen zu können und der Bürgermeister ging sogar persönlich hin und sprach mit den jungen Menschen.
Die Lösung war ein lokales sitz-und-trink-Verbot sowie die Ankündigung der Polizei, öfter mal da vorbei zu gehen und sicherzustellen daß da keiner sitzt und trinkt der Jugendlich aussieht und dabei auch noch keine Blasmusik hört. Die Jugendlichen saßen einfach woanders wo sie keiner sieht und auch keiner mehr gucken kann, was sie eigentlich den lieben langen Nachmittag so treiben und sitzen da vermutlich immer noch. Die Lösung ist prima weil wenn mal was passiert kann glaubhaft versichert werden, man wisse ja von nichts weil sich die bösen Burschen immer verziehen.
Aber als ich den Artikel nochmal so durchlas fiel mir die Formulierung von Ebersbergs Polizei auf, das gesamte Gebiet künftig einer regelmäßigen „Bestreifung“ zu unterziehen. Ich glaube, deswegen habe ich den Artikel aufgehoben. Was zur Hölle ist eine Bestreifung?
Die Nachsilbe -ung macht aus einem Verb ein Substantiv, beispielsweise bei Verdummung, Berufung und Achtung. Ich muß also davon ausgehen, daß die Polizei derzeit Ebersberg „bestreift“. Klar, gemeint ist Streife laufen. Aber bestreift man ein Gebiet durch Streife laufen? Durchstreift man es nicht vielmehr durch Streife laufen? Zudem hat die „be-“ Vorsilbe ja immer irgendwie was auf dem Objekt anrichtendes. Bemalung zum Beispiel macht Farbe drauf. Berufung versetzt einen Menschen mit einem (meist göttlichen) Ruf, also einer Bestimmung. Macht die Polizei jetzt Streifen in Ebersberg? Entstehen so vielleicht Zebrastreifen, ist das eine Bestreifung der Straße?
Abgesehen von diesen sprachlichen Fragen stellt sich außerdem eine für Freunde komplexer Formulierungen. Diese Art im Beamten-Jargon, Dinge zu substantivieren. Das ist zwar präzise weil es abgeschlossene Handlungen suggeriert, aber es hört sich einfach bescheuert an. Glauben Sie nicht?

Lassen Sie uns mal eine kleine Nachdenkung machen. Beziehungsweise die Machung der Denkung ins Auge fassen. Wenn die Ausdrückung von präziser Formulierung die Notwendigkeit der Schaffung von Ausdruckungen ist, welche die Lesung der Sprechung mit einer Erschwerung versieht, so ist das eine Benachteiligung dessen, der die Lesung mit einer Vornehmung versieht. Kapierung?

Kauder-welsch

Walisisch oder Welsch ist ja eine gemeinhin unverständliche Sprache. Wenn dann noch ein kruder Denkapparat wie Volker Kauder dazu kommt, dann wird es amüsant. So erklärte er vergangene Woche der Sueddeutschen, Frau Merkel sei eine „exzellente Kanzlerin“.

Nun ja. Kommentator „Rhinelaender“ erkannte dabei folgendes:

Das Wort „excellentia“ bedeutet unter anderem  „Herrlichkeit“. Merkel ist aber kein Herr, sondern allenfalls eine Dame. Das wiederum hat zur Folge, dass man der Dame keine Herrlichkeit, sondern nur Dämlichkeit vorwerfen kann.

Das genau hat der Herr Kauder ja auch offentsichtlich getan. Beachtlich, ich wußte nicht daß er hier so viel Wahrheit verkünden darf.

Von Leichtmatrosen und ihren Gegen"stücken"

Ein Gastkommentar von Marc:

Lieber Freund,
zu Ihrer Frage „wäre nicht an der Stelle, an der Sie über die Machtworte einer Gürtelträgerin sprachen statt „Politkarrieristin“ auch „Politkarikaturist“ sehr zutreffend?“ darf ich folgendes anmerken:
Unbedingt! Treffend und richtig!
Geben wir uns zunächst der Betrachtung des Wortes „Karikatur“ hin.
Das Wort „Karikatur“ leitet sich vom italienischen Verb „caricare“ (beladen) bzw. von „caricatura“, einem Fachwort der Malerei ab, welches „Überladung“ bedeutet.
Nun fragt sich, ob das Merkel unter diese soeben gefundene Definition subsumiert werden kann.
Man könnte zunächst, rein äußerlich und naheliegend, die „Überladung“ in des Merkels Statur suchen, welche an diversen Stellen verrät, daß der Dame welkes Fleisch gewissen adipösen Tendenzen unterliegt. Also: Überladung gleich Fettsucht.
Da wir uns hier jedoch im Forum der Südgermanischen Onlinepostille befinden, wollen wir uns derlei Plattitüden aber selbstverständlich überhaupt nicht hingeben. Obwohl …. naja, lassen wir das.
Mir scheint die „Überladung“ eher auf geistig-intellektueller Ebene zu liegen. Das Merkel ist diesbezüglich, und ganz im Gegensatz zu ihrem äußeren Anschein, zu „leichtgewichtig“. Ihre intellektuelle „Tragfähigkeit“ ist zu schwach, womit die „Überladung“ somit vorprogrammiert ist. Gleich ihrem kongenialen Partner, dem „Leichtmatrosen“ Guido W., ist das Merkel politisch eine „Leichtmatrone“; mit Problemen überladen, die sie nicht lösen kann.
Und so verfällt das Merkel auf ablenkende Mechanismen und Strategien, die eigene politische Insuffizienz zu kaschieren, ohne in der Lage zu sein, ihr Amt angemessen inhaltlich auszufüllen. Kurz: Die Karikatur einer Bundeskanzlerin.
Es grüßt
Ihr Consiglierefreund

Hallo lastknightnik,
selbstredend freut es mich, daß Ihnen mein Kommentar gefallen hat. Zwecks Veröffentlichung bedienen Sie sich bitte ganz nach Ihrer Wahl. Sie können auch gern meinen Namen darunter setzen. Null Problemo.
Der „Aufhängespruch“ hat mir gefallen. Natürlich werden wir von dieser Möglichkeit weder in diesem, noch im nächsten Jahr gebrauch machen; das könnte dem rechtskonservativen Gesocks hier und anderswo so passen. Nixda … und wenn wir die Letzten sind, die sich gegen Ungerechtigkeit, Intoleranz und Engstirnigkeit wehren.
Liebe Grüße
Der Consigliere