Fundstück der Woche (36.KW): Sarrazin umschleimt von Hofberichterstattern

Ekeln Sie sich gern? Ich nicht. Deswegen besitze ich weder Fernseher noch Radiogerät. Dennoch bin ich auf dieses Interview aufmerksam geworden.

Sarrazins Aussagen sind, abgesehen von der bildhaft hochnäsigen Art,  interessant:

  • „Ich habe auch in Ihrer Klasse…. also den Journalisten[…]“
    Ist doch schön wenn ein Idol der Rechtsfaschisten noch bei Marx ist, was? Lieber Thilo: Das Klassendenken wurde mal abgeschafft. Das haben wir der bürgerlichen Bagage zu verdanken die sich heute bei den Banken anbiedert wie eine notgeile Katze und ansonsten auch nicht grad zurechnungsfähig genannt werden kann. Heute heißt sowas Schicht. Das beschäftigt bürgerliche Sozialwissenschaftler ungemein. Sie werden die Erkenntnisse der Marxisten bezüglich der Klassen dann irgendwann auch begreifen.
  • „[…] glaube ich anhand der geschriebenen und gesprochenen Dokumentare, daß 70 oder 80% derer die zu meinem Buch [sich] äußerten es nie aufgeschlagen haben.“
    Ja. Das ist ziemlich sicher wirklich so. Rechte und Rechtsradikale haben kein Sonderprivileg was Dummheit angeht, das findet man genauso bei normal-mittigen und bei Linken. Verstärkter bei „Richtig Linken“ denn bei Latent Linken oder eben Sozialdemokraten. Deppen gibt es überall. Aber, mein lieber Thilo, zu den berechtigten Einwendungen von „linker“ Seite – oder von Journalisten – die halt notfalls Ihr Buch Seite für Seite auseinander genommen haben hatten Sie es nie nötig eine wissenschaftlich fundierte Antwort zu liefern. Alles was kam war die übliche Halbstarken-Polemik von geradezu King’schem Format. Ihre Redeweise erinntere mich immer an Henry Bowers. Statt also laut lärmend über die wissenschaftliche Mehrheit herzufallen hätten Sie mal lieber ein paar echte Zahlen hergebracht. Aber was soll’s – ist eh schon lang diskutiert.
  • Nett ist das Stottern ab der 9. Minute – wobei der wirklich dümmliche Moderator Sarrazin auch kaum eine Chance lässt sich zu artikulieren – und dann sagt Sarrazin deutlich, er sei „gegen die Zuwanderung von Afrika und dem Mittleren Osten“. Sonst käme keiner außer denen. Die Lösung ist Ficken. Also so mit Kinder.
    Kleines Problem dabei: Seine Denkweise ist Kinderunfreundlich. Wer will sein Kind in eine Welt voller „Kopftuchmädchen“ und ihrer Hasser gebären? Warum nicht in eine normale Welt – wo alle sein dürfen was sie sind..?

Fundstück der Woche (35.KW): Wie ein Boulevardsender es mit der Menschenwürde hält

Informationen sucht der geneigte Zeitgenosse ja eher selten auf RTL zu erlangen – abgesehen von einer gewissen Bevölkerungsschicht vielleicht die Harald Schmidt mal recht boshaft karikiert hat. Daß Sender wie RTL oder auch ProSieben sich gerne Opfer suchen über die sie herziehen können ist dabei nichts neues – nur diesmal ging der Schuß nach hinten los.

RTL zeigte diesen Beitrag über die GamesCon 2011 – eine Computerspielemesse. Und natürlich mußte für das zu verängstigende Publikum eine gute Mischung aus potentieller Gewaltgefahr und psychischer Unterprivilegiertheit dargestellt werden. Also sichte man Typen mit Gewehrattrappen und machte sich über das Äußere möglichst vieler Teilnehmer lustig, das ganze garniert mit „kritischen Stilfragen“ eines hübsch anzusehenden, letztlich sich aber dem Sender prostituierenden Models. Aber schauen Sie selbst:

(nebenbei:Ich hab das Video am 26.8. verlinkt. Falls es nicht mehr geht werde ich es ersetzen).

Fazit: Männer, die Computerspiele spielen sind unrasiert, faul, stinken und haben keine Freundin. Frauen die solche Spiele spielen auch. (z.B. RTL-Sportspiele…). Natürlich soll der geneigte Zuschauer nicht all die RTL-Mainstream-konformen Typen im Hintergrund der Interviews betrachten sondern explizit an der Demütigung der einzelnen Typen teilhaben. Denn um nichts anderes geht es.

Wie Gamer nunmal so sind laufen Sie Amok bei RTL. Aber mit den Waffen des schmierigen „Journalismus“ von RTL selbst. Der Bericht ist genauso daneben und folgt einer „Wie Du mir, so ich Dir“-Ideologie der letztlich eher fehlgeleitete Christen mit Bibel-Halbwissen folgen, aber eine kleine Rache hatte RTL auf jeden Fall verdient.

Fundstück der Woche (34. KW): Zynismus bei der SZ

Die Sueddeutsche Zeitung war ja vor einigen Jahren mal eine halbwegs brauchbare Zeitung. Leider muß man seit der Online-Entwicklung das Präteritum gebrauchen; Selten war der Niedergang einer einstmals großen Zeitung so sichtbar wie bei SZ-Online.

Ob Boulevardesk, schmierig oder peinlich, in der Konkurrenz zu Bild.de lässt sich kaum ein Online-Magazin wirklich lumpen. Der schlimmste Ausreißer dieser Art ist sicherlich Spiegel Online, eine schmierigere Gruppe ist höchstens noch die PARTEI.

Aber heute gibt es wieder etwas schönes bei der Sueddeutschen, was ich gleich zum Fundstück erheben möchte:

Den Lybien-Krieg-Newsticker.

Verfolgen Sie live wie bei jedem Sportereignis wenn Menschen sterben. Das ist die moderne Sueddeutsche Zeitung: Statt investigativ investment…