Das Antenne Bayern Gewinnspiel – vierte Runde

Die vierte Runde des Gewinnspiels ist erst einmal vorbei, jetzt folgt ein Bingo mit Monatsmieten. Zeit also für eine Rückschau

2013 war auch dahingehend interessant, weil Antenne nicht nur üblicher Weise die Rechnungen, die eingeschickt worden sind, bezahlt hat (Und dabei keine Vereinswoche eingelegt hatte wie vorher!), sondern gleich zwei Sonderaktionen veranstaltete. Zum einen die Geschichte mit dem Wunschurlaub (hier die Tabellen als pdf), wobei es da eine Kooperation mit einem Werbepartner gab (weswegen ich das auch vom Rest separiert habe) dessen Club-Urlaube auch verlost wurden (und das nicht zu knapp!), zum Anderen bat Antenne Bayern ab Ende Februar um ″Projekte″, die neben den normalen Rechnungen eingereicht werden konnten. Diese ″Frühlingsprojekte″ (wie eine neue Garage zu bauen oder dergleichen) erweitern das Spektrum, das eingereicht werden kann und bieten so eine Möglichkeit, den Topf schön gefüllt zu halten.
Bei der Frühlingsprojekte – Ziehung war interessant, daß Antenne Bayern in aller Regel den Betrag, der ausbezahlt wurde, nicht genannt hat, allerdings bei später gezogenen Projekten schon wieder. Auch interessant war die Kombination aus Verlosung und ″Partnervermittlung″: Suchte man für sein Projekt noch eine Firma kündigte Antenne Bayern an, diese zu vermitteln: ″Wir machen ALLES: Vom Kostenvoranschlag bis zu Fertigstellung! Verraten Sie uns ihr Frühlingsprojekt… dann checken wir die Kosten, bestellen die Handwerker und dann: Zahlt ANTENNE BAYERN die Rechnung!″

Wie lange es dauerte war auch relativ klar, guckt man in die Statistiken und hörte man den Moderatoren zu, die seit Anfang März davon sprachen, daß man sich ″bis Ostern sein Geld zurück″ holen sollte. Stets riefen die Moderatoren dazu auf, weitere Rechnungen einzureichen. Immerhin – die vier Tage nach Ostern nahm Antenne noch mit. Lustig war, daß auf der Homepage von Antenne Ziehungen für Karfreitag und Ostermontag angekündigt wurden, aber wegen der Feiertage natürlich nicht stattfanden. Anscheinend war die Homepageredaktion schon im Urlaub…

Zahlen…
Beginnen wir also mit der eigentlichen Analyse und den Zahlen (hier sind die Tabellen als pdf zum download verfügbar.) Eine 0 im Rechnungsbetrag bedeutet, daß die entsprechende Rechnung nicht bezahlt wurde; i.d.R. weil der Betroffene sich nicht gemeldet hat. In einem Fall, Freitag den 8.2.2013, letzte Ziehung, wurde der Betrag nicht genannt. Ein gebrauchter BMW 520i Kombi wird aber so um die 4.000-6.000 Euro kosten, nehme ich mal an. (Ein Beispiel hier).
Insgesamt wurden an 48 Ziehungstagen (inklusive Aktion, ohne Wunschurlaube!) exakt 192 Rechnungen gezogen. Davon wurden 22 (im Gesamtwert von 16.953,39 Euro) nicht bezahlt; die restlichen 170 Rechnungen hatten einen Wert von mindestens 91.997,50 Euro. Der Gesamtbetrag liegt bedeutend niedriger als in den vorherigen Staffeln (2011: 201.259,94 Euro, 2012-01: 190.166,93 Euro, 2012-02: 153.556,44 Euro), allerdings muß man hier auch zumindest theoretisch die Wunschurlaube mitrechnen (116.318,00 Euro), weil ansonsten die Zahl der Ziehungstage nur in Maßen vergleichbar ist. Auch fehlen eben die Frühlingsprojekte, deren Beträge nicht genannt wurden.

Das spannende ist ja in der Analyse am ehesten die Verteilung der Regierungsbezirke unter den Gezogenen (egal ob gewonnen oder nicht).
Altbayern zählte insgesamt 87 Treffer (43 in Oberbayern, 30 in Niederbayern und 14 in der Oberpfalz), Franken 67 Treffer (Oberfranken 29, Mittelfranken 19 und Unterfranken 19), Schwaben 37 Treffer und, erstmalig, eine Ziehung am 20.3.2013 traf einen Nichtbayern aus Rothenburg. Damit hat sich die statistische Verteilung innerhalb der Regierungsbezirke in etwa bestätigt.

und Geschichten.
Der von manchen Hörern vorgebrachte Verdacht, es handele sich dabei stets um besondere Rechnungen, die eine Hörerdiskussion ermöglichen, kann man so ohne weiteres nicht bestätigen, aber derartige Geschichten sind natürlich auch immer dabei. Diesmal waren es vor allem Geschichten aus dem Zwischenmenschlichen Bereich, besondere Fälle wie zuletzt sind mir nicht aufgefallen. Allerdings hab ich auch nicht immer mitgehört.

Ein paar Beispiele:

  • Eliano M. aus K. Zum Beispiel. Er bekam einen Urlaub (430,35 Euro) vom letzten Jahr bezahlt, denn da war er krank geworden. Es war geradezu zuckersüß, wie der sechsjährige bei Antenne angerufen hat
  • Eine andere Geschichte war Andreas J aus P., der 6200 für einen ganzen Wald bekam. Da der Wald eine Fläche von 0,2 ha hatte, also 2000m² scheint es also Waldgebiete im Allgäu für 3,1€/m² zu geben. Das scheint im Vergleich recht teuer zu sein, andererseits ist das Allgäu ja auch nicht groß.
  • Erwischt: Joachim J. aus W. wollte von Antenne Bayern 176,99 für ein „Fisch-Rettungsgerät“. Das klingt natürlich herrlich interessant und abgedreht, stellte sich aber nur als Wasserfilter für ein Aquarium heraus. Moderatorin Kathie Kleff fragte noch leicht verwirrt nach „Den Begriff hast Du selber geprägt?“ bevor sie die Geschichte schnell mit Fragen nach Namen der Fische woanders hin lenkte. Also sollte man wohl seine Rechnung mit einer interessanten Überschrift garnieren…
  • Eine Namensverwechslung am gleichen Tag war eine Melanie B. Die erste, die anrief hatte aber gar keine Rechnung eingeschickt – war aber rein zufällig trotzdem noch auf Sendung und mittels eingeblendetem Telefongeräusch wurde dann auf den Anruf der zweiten Frau B. umgeschaltet.

Auffällig ist, daß Antenne bis zuletzt immer dazu auffordert, weitere Rechnungen einzureichen, da fragt man sich doch, ob der Topf kleiner geworden ist.

Eine Frage stellt sich natürlich immer: Rechnet sich das eigentlich für Antenne Bayern?
Ich kann Sie beruhigen. Natürlich. Ich möchte Antenne und des Verantwortlichen nicht unterstellen, Misanthropen zu sein, aber natürlich muß sich die Sache für sie auch wirtschaftliche rechnen. Um das herauszufinden habe ich mal nach den Werbepreisen bei Antenne erkundigt. Es gibt eine Preisliste anhand derer man herausfinden kann, was so ein Werbeblock wert ist.

Die größte Hörerreichweite erhält Antenne morgens zwischen 6 und 8 Uhr, was auch logisch ist da Radio eine häufige Begleiterscheinung beim Autofahren, gerade durch den Berufsverkehr ist. Darum kostet ein kurzer Werbespot (15 Sekunden) zwischen 6 und 7 Uhr 3.611,25€, zwischen 7 und 8 Uhr 3.900,15€. Wenn man nun grob davon ausgeht, daß der Werbeblock zweimal pro Stunde etwa 4 Minuten lang dauert, wären das Einnahmen im Wert von 115.560€ bzw. 124.804,80€. Allerdings muß ich gleich wieder einbremsen: Das ist zum Einen der teuerste Tarif (je länger der Spot, desto günstiger die Sekunde), zum Anderen sind darin nicht die (mutmaßlich häufigeren) Day-Time – Pakete eingerechnet, die über den Tag verteilt einen Spot zwischen 9 und 15 Uhr platzieren und bis 300 Sekunden/Tag 63,45€ pro Sekunde kosten. Auch sind die anderen Pakete für spätere Zeiten (ab 19 Uhr ist die Sekunde im Paket mit 8,20€ am günstigsten) nicht mit einkalkuliert.

Außerdem sind Radiosender teuer. Ich möchte gar nicht wissen welche Summen Antenne Bayern an die GEMA abdrückt, Sender und Personal müssen auch finanziert werden. Radio machen ist eine sehr teure Angelegenheit und professionelles Radio auch eine sehr anspruchsvolle.

Antenne erreicht mit die meisten Hörer in Bayern, nur Bayern 1 hat angeblich eine höhere Reichweite gehabt, und der Trend der rückläufigen Hörerzahlen generell scheint gestoppt; Was möglicher Weise auch daran liegen könnte, daß immer mehr tragbare Geräte wie Handys und Smartphones Radio terrestrisch empfangen und das Webradio für Tablets immer üblicher wird, da der mobile Internetzugang inzwischen recht normal ist. Nach der Mediaanalyse, die Anfang 2013 vorgestellt wurde, ist Antenne Bayern der meistgehörte Radiosender Deutschlands.

Und die Hörer?
Naja, Antenne Bayern veranstaltet derartige Gewinnspiele natürlich, um Hörer zu gewinnen. Das ist ja auch nichts schlechtes. Besonders dieses Gewinnspiel hat es mir dahingehend angetan, daß es a) keine kostenpflichtige, sondern eine kostenfreie Hotline hat und b) vom Hörer auch ansonsten kein finanzieller Einsatz gefordert wird: Er soll wenn möglich nur den Werbeblock hören und das ist beim Privatradio nun einmal normal. Privatradio hat die ganze Moderatoren-Musik-Geschichte eigentlich nur, um den Werbekunden eine Zielgruppe zuzuführen, gleiches gilt auch für private Fernsehsender. So what?

Im Gegensatz zu diesen ganzen ″Geräusch erkennen″ oder sonstigen Gewinnspielen, bei denen dann ein Monat lang rumgerätselt werden kann (und wo in 95% aller Fälle wohl nicht alles mit rechten Dingen zugeht, auch beim Antenne Weihnachtsgewinnspiel 2012, das von fair-radio kritisch beäugt wird) ist dies eines, das die Leute fesselt und das sie mögen. (Interessante Aussagen der Senderchefin von 2006 sind hier zu finden).

Was amüsiert sind die Nichthörer, die über die Facebook-Webpräsenz von Antenne stets darum bitten, daß man sie anruft falls sie gezogen werden oder sich gar empören, daß die Namen nicht im Internet stehen (was sie – wenn auch bei jemand anderes – durchaus tun). Ein paar Beispiele:

Hoerer Frankenbehauptung 01Hoerer Frankenbehauptung 02Hoerer Frankenbehauptung 03Hoerer hmpf 01Hoerer hmpf 02Was daran amüsiert ist, daß irgendwie der Glaube vorzuherrschen scheint, daß Antenne hier etwas verschenkt; Ein interessanter Gedanke denn das tut der Sender nun wirklich nicht. Warum sollte er auch? Das ist nicht seine Aufgabe.

Anderer Hörer sind da anders. Manchmal muß man ein bißchen raten, was sie einem sagen wollen:

Hoerer nicht deutschund wieder andere versuchen entweder obskure Behandlungsmethoden, die bezahlt wurden, zu verteidigen oder echauffieren sich gleich darüber, daß Antenne mit dem Gewinnspiel eher betuchte Mittelständler als arme Leute anspricht:

Hoerer Hypnose

Hoerer nicht einverstandenWas offenbar gerade an der letzten Hörerin vorbeigegangen zu sein scheint ist die Tatsache, daß Not leidende Familien als Werbezielgruppe halt uninteressant sind – die kaufen ja nichts….

Bingo!
Was nun folgt ist eine andere Gewinnspiel-Aktion: Bingo. Dabei werden zufällig Hausnummern gezogen und Bewohner eines Hauses mit einer solchen Hausnummer können dann anrufen binnen der gewohnten drei Songs. Jetzt kommt aber eine Zufallskomponente ins Spiel, die zumindest interessant (im chinesischen Wortsinne) ist.
Laut den Teilnahmebedingungen geht das nun so: ″Die ersten fünf Anrufer werden von einem Mitarbeiter des Hörerservices entgegengenommen und auf verschiedene Telefonleitungen gestellt. In jeder Spielrunde wählt der Moderator nach dem Zufallsprinzip eine der belegten Telefonleitungen aus und stellt den ausgewählten Anrufer ins Studio durch. ANTENNE BAYERN bezahlt dem Teilnehmer, der zum Moderator ins Studio durchgestellt wird, einmalig eine Monatsmiete inklusive mietvertraglich geschuldeter Nebenkosten.″

Anders formuliert: eine menschliche Komponente spielt nun mit; Es dürfte nicht schwer fallen, ungewünscht hohe Mieten beispielsweise auszuschließen. Auch ist den Teilnahmebedingungen nach nicht so recht klar, inwieweit das für anteilige Mietverträge wie Untermietsverhältnisse oder Wohngemeinschaften gilt.

Dafür ist allerdings der Aktionszeitraum klar umrissen und deutlich: vom 5.4.2013-19.4.2013. Na, ich bin mal gespannt.

Trivia: Eine Sache, die eigentlich mehr was für den Bildblog wäre, ist mir hier noch aufgefallen. Guckt man sich die Aktionsseite an, so stellt sich (letzter Klick am 2.4.2013) mal wieder eine besondere Nichttrennung zwischen Werbung und redaktionellem Inhalt dar.

Nun ist die ″Wir zahlen Ihre Miete″ Aktion von der LBS gesponsort und natürlich eine Werbung für das in Deutschland so beliebte Bausparen; Nach den AGB werden die Daten der Gewinner auch nicht an die LBS weitergegeben. Ob das wohl stimmt..?

Antenne-LBS

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