Das Internet ist ja ein segensreicher Freudenspender in vielerlei Hinsicht. Für die einen ist es die Entwicklung schlechthin die ihnen endlich wenigstens optisch Zugang zu schönen Frauen bietet, für andere (wie mich) ein Anlaß dem lieben Gott auf Knien zu danken daß sie ein Schülerleben ohne Facebook haben durften. Aber es treibt auch Stilblüten…
Information ist leicht verfügbar, noch leichter die Desinformation und jeder darf alles sagen und erreicht damit auch immer mal wieder jemanden. Das alleine ist schon sehr lustig, man müsste sich das analog so vorstellen als wären Blogger (Marktschreier), Onlinezeitungen (organisierte Marktschreier), Werbende (Noch mehr Marktschreier) und Klicker (Kunden) auf dem gleichen Platz unterwegs und könnten durch Kopfhaltung bestimmen was sie hören.
So jedenfalls habe ich das meinen Großeltern erklärt, die sich schon mit der Vorstellung von einem Computer schwertun (erfahrungsgemäß aber nicht schwerer als, sagen wir, 90% der User). Auf die Frage wer das denn kontrolliert konnte ich ein nur teilweise gelogenes: „Im Grunde niemand“ antworten. Dieter Hildebrandt sprach immer von der „großen Geschwätzigkeit“ wenn er das Internet meinte und da hat er gewiß recht.
Aber neuerdings begegnen mir in Deutschaufsätzen von Schülern Schreibfehler wie sie auch im Netz grassieren – und zwar richtig heftig. Mit der vielen Tipperei begann ja als erstes die Endungenkrankheit. Geht mir selber auch so – ich erledige so in etwa 99% meines Schriftverkehrs über eine Tastatur und wenn ich nicht aufpasse vergesse ich schon mal eine Endung.
Dafür habe ich – weil ich ein absoluter Groß-/Kleinschreibungsnarr bin gerne das Problem zwei große Buchstaben nacheinander zu tippen und wegen der Autokorrektur der meisten Officeprogramme mir da auch keine Disziplin anzugewöhnen.
Aber die nächste Stufe scheint zu sein, daß man diesen unerträglichen Falschschreibewahn importiert. Ich möchte mal drei Beispiele zitieren und kurz drauf eingehen:
- „hüpsch“: Wenn man das liest kriegt man doch das kotzen, oder? Hallo, das Wort heiß hübsch! HÜBSCH!!!! Mit „B“! Ein zartes B daß zu einer zarten Dame passt die eben hübsch ist. Wie kommt man eigentlich auf diese entsetzliche Variante? Kann mir das mal jemand erklären?
- „es hackt„: Das lese ich immer öfter – und ich glaube daß dahinter eine echte Unkenntnis des Begriffs steckt. Nur mal ganz kurz zum Aufklären: Es hackt keiner ein Auge aus, sondern irgendwo hakt es. Es geht darum daß sich ein Prozess – in den meisten Fällen ein Denkprozess – offenbar an einem Haken verhangen hat, eben irgendwo festhakt. Das hat mit „hacken“ (kurzes a) nichts zu tun.
- Die nächste Stufe der Vergewaltigung der deutschen Sprache ist ja die große Problematik mit dem scharfen ß. Ich gestehe ich bin ein Anhänger der alten Rechtschreibung und die Reform halte ich, naja, für suboptimal, daher verwende ich persönlich und in meiner privaten Korrespondenz noch immer das ß wo es eigenlich hingehört. Offengestanden, ich schreibe sogar nach wie vor „Elephant“ und „Telephon“, einfach weil es besser aussieht und weil „Phonetik“ ja auch beim PH blieb.
Aber das hier ist furchtbar: „mieß“, „fieß“, „ließt“…. und ich lese es an noch tausend Stellen. Liebe Schüler: Das ist wirklich falsch – so falsch, falscher geht schon gar nicht mehr. Man ist schwer versucht, statt einer Ermahnung (Pädagogik: 10 Points) eine Rubrik „Blöde Schüler“ (Pädagogik: -20 Points) einzurichten.
Da ich aber einen leichten Hang zum Masochismus habe – ich bin Sozialdemokrat in Bayern! – möchte ich anregen besonders schöne Irrtümer der Rechtschreibung an lastknightnik <at> hotmail.com zu senden. Geeignete abschreckende Beispiele werde ich gerne veröffentlichen.