In den vergangenen Jahren unserer Republik gab es eine Reihe von Entwicklungen, die nach und nach zu vier großen Netzwerken führten die zu kennen der moderne Mensch nicht umhinkommt. Aber zugleich schlucken diese Netzwerke auch eine Menge Dinge, die eigentlich anderen gehören und nur wenige scheinen sich darüber im Klaren zu sein.
Die vier großen Netzwerke sind Facebook, Myspace, StudiVz/SchülerVz/MeinVz und, lokal in München vor allem beheimatet, Lokalisten. Natürlich gibt es unendlich mehr wie Xing, aber als mittlerweile größtes soziales Netzwerk ist Facebook mit seiner halben Milliarde Nutzer der Maßstab der Dinge – MySpace folgt einem massiven Abwärtstrend und wird wohl in einer gewissen Zeit endgültig verschwunden sein. Friede seiner Asche, MySpace war für junge Bands interessant aber ansonsten eigentlich eher eine optische Zumutung.
Interessant ist allerdings die Netzwerkübergreifende Sucht nach Daten, welche die Nutzer ganz freiwillig hergeben sollen. So klagt die Verbraucherschutzzentrale gegen Facebook unter anderem wegen der Freunde-suchen-Funktion, die Zugriffe auf Emaildaten gestattet und verlangt.
Aber es gibt auch andere Elemente der Netzwerke, die höchste interessant sind: Versuchen Sie mal, einen Account zu löschen. Das ist so ohne weiteres nicht möglich.
Bei Facebook kann man sein Konto nur deaktivieren wobei alle Daten bei der Firma verbleiben, die wirkliche Löschung ist nur mittels dieses Links hier möglich. Immerhin, ein paar Klicks und die Sache ist durch – und man muß Facebook glauben, daß die auch die Daten löschen.
Lustig ist es bei den Lokalisten: Um den Account dort zu entfernen muß man einen im Grüngrau fast unsichtbaren Button ganz rechts unten unter dem Reiter „Account“ finden. Klickt man dort drauf kommt eine traurige Nachricht daß „Deine Freunde nun ohne Dich auskommen müssten“ und dann der Hammer: Um den Account zu löschen muß man sich einen Werbefilm ansehen und eine Frage dazu beantworten!
Warum nur sollte man seinen Account eigentlich löschen, es gibt doch eine Reihe von Gründen, einem Social Network anzugehören? Nun, vielleicht lohnt sch ein Blick in die allgemeinen Geschäftsbedingungen.
Bei Facebook finden sich gleich solche Passagen:
- Für Inhalte, die unter die Rechte an geistigem Eigentum fallen, wie Fotos und Videos („IP-Inhalte“), erteilst du uns vorbehaltlich deiner Privatsphäre- und Anwendungseinstellungen die folgende Erlaubnis: Du gibst uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare, unentgeltliche, weltweite Lizenz für die Nutzung jeglicher IP-Inhalte, die du auf oder im Zusammenhang mit Facebook postest („IP-Lizenz“). Diese IP-Lizenz endet, wenn du deine IP-Inhalte oder dein Konto löscht, außer deine Inhalte wurden mit anderen Nutzern geteilt und diese haben sie nicht gelöscht.
Anders ausgedrückt: Jedes hochgeladene Foto gehört Facebook und jedes Foto / Video kann von Facebook genutzt werden wie sie wollen. Technisch gesehen zum Beispiel für Werbeanzeigen in brasilianischen Zeitschriften. Das endet, wenn man die Bilder wieder löscht, sind sie aber mal im Profil gepostet („geteilt“) worden, heißt es Pech gehabt. Das war es, die Bilder sind nun überall. Und auch nur noch schwer zugänglich weil sie gern bei ehemaligem Freund 187 im Profil auf Seite 233 gespeichert sein können.
- Wenn du IP-Inhalte löscht, so werden sie auf eine Weise entfernt, die dem Leeren des Recyclingbehälters auf einem Computer gleichkommt. Allerdings sollte dir bewusst sein, dass entfernte Inhalte für eine angemessene Zeitspanne in Sicherheitskopien fortbestehen (für andere jedoch nicht zugänglich sind).
Anders formuliert, Sicherheitskopien bleiben, sind für andere User nicht mehr zugänglich aber noch da. Was eine „angemessene Zeitspanne“ ist, weiß kein Mensch.
- Wenn du eine Anwendung verwendest, stehen deine Inhalte und Informationen der Anwendung zur Verfügung. Wir verlangen von Anwendungen, dass sie deine Privatsphäre respektieren. Deine Vereinbarung mit der Anwendung bestimmt, wie diese die Inhalte und Informationen nutzen, speichern und übertragen kann. (Weitere Informationen zur Plattform findest du in unseren Datenschutzrichtlinien und auf der „Über Plattform“-Seite.)
Das gehört für mich zu den gruseligsten Elementen von Facebook. Ein Spiel wie Farmville kostet nichts, greift aber auf Daten zu und stellt freundlicherweise ein nervtötendes Spiel zur Verfügung. Natürlich aus reiner Menschenfreundlichkeit, nicht weil die Daten interessant wären. Wer das glaubt denkt bei dicken verkleideten Männern mit Rauschebart auch an den Weihnachtsmann und nicht den Al-Quaida von nebenan….
Und die anderen? Na, Lokalisten, ohnehin ein Klon von Facebook, sieht das so ähnlich, beschränkt sich selbst aber deutlich:
6.1
Mit der Nutzung des lokalisten-Netzwerks räumt das Mitglied der lokalisten media unentgeltlich die nicht-ausschließlichen, zeitlich und räumlich unbeschränkten Rechte ein, die von ihm eingestellten Inhalte über alle im Rahmen des lokalisten-Netzwerks verwendeten Medien (Internet, Mobile) entsprechend den Zwecken des lokalisten-Netzwerks anderen Mitgliedern zugänglich zu machen. Hiervon umfasst ist auch das Recht, die eingestellten Inhalte zu bearbeiten, um alle technisch erforderlichen Anpassungen (z.B. Änderung der Auflösung von Fotos und Videos…) vorzunehmen.
Hier ist nur von der Verbreitung innerhalb des Netzwerkes die Rede, das ist notwendig um die hochgeladenen Bilder überhaupt zeigen zu dürfen. Eine weitere Verwendung wird ausdrücklich ausgeschlossen.
Das Vz – System äußert sich unter Punkt 5 überhaupt nicht zu den Rechten der Bilder – die Bildrechte verbleiben beim Nutzer. MySpace wiederum hat immerhin nach langen Protesten auf die Überschreibung der Rechte von hochgeladener Musik verzichtet.
Man sieht – ein Vergleich der Netzwerke bringt erstaunliche Unterschiede in der Rechtsphilosophie zutage. Was ich aber am Ende gar nicht mehr verstehe ist, warum ausgerechnet der größte Datensünder auch der beliebteste ist. Versteht Ihr das?