Kinder werden nicht dick, sie werden dick gemacht.

Nicht immer ist es einfach, sich mit den Lebensmitteln unserer zeit auseinanderzusetzen. Inhaltsstoffe sind oft für den Nichtchemiker kryptisch beschrieben und gerne auch so klein gedruckt daß es fast unmöglich ist, sie zu lesen. Die Organisation Foodwatch hat nun eine Studie über sog. „Kinderlebensmittel“ veröffentlicht und ist zu alarmierenden Erkenntnissen gekommen. Zu recht?

Daß es nicht gut ist, wenn Kinder den ganzen Tag Chips und Schokolade in sich hineinstopfen und das ganze dann noch mit Cola herunterspülen dürfte eigentlich jedem klar sein. Nicht immer kann man sich jedoch auf das Vernunftorgan der Eltern verlassen – gezielt werden Kinder in Fernsehen und Presse sowie bei den Produkten selbst beworben und das Ergebnis ist meist, daß die genervten Eltern dann eben doch die gezuckerten Cornflakes kaufen.
Tatsächlich sind die Marketingstrategien recht perfide – Nesquick beispielsweise warb schon in meiner Kindheit ebenso wie Milky Way (beides Nestlé) mit Comics in Comicheften wie der Mickey Maus. Was schon bei Erwachsenen oft genug verfängt (indem man Anzeigen als redaktionellen Inhalt tarnt) klappt bei den Kleinen noch besser; Das Lesevergnügen wird effektiv mit dem Produkt verknüpft.
Auch verfallen immer mehr Hersteller auf Gewinnspiele und Datensammlung im Internet – jedem Ü-Ei liegt ein Code bei mit dem man Spiele bei Ferrero freischalten kann. Ich will gar nicht erst drüber spekulieren was eine Firma eigentlich mit Daten von Kindern so vorhat, ein Benutzerkonto muß jedenfalls angelegt werden.
Produkte werden mit anderen verknüpft – wo Küchentücher von Fernsehköchen beworben werden da wird auch die Schokoladengranate mit Smartphones verknüpft. Ein Verlangen mit dem anderen, das Ziel ist eine umfassende Positivgestaltung des Produktes für den Kunden.

Nun zeigt die Studie von Foodwatch nichts überraschendes – daß Caprisonne nichts anderes ist als Zucker und Aromastoffe ist nun wirklich keine Neuigkeit. Dennoch hat die Studie auch gewisse Haken – so wird beispielsweise der Konsum von pflanzlichen Nahrungsmitteln stets mit Grün markiert – obwohl ein Glas direkt gepresster Apfelsaft um die 100 Kalorien enthält. Das ist sogar mehr als Coca-Cola (84 Kalorien /200 ml). Natürlich enthält Apfelsaft Vitamine und Ballaststoffef – aber eben auch verdammt viel (Frucht-)Zucker.
Heute wird gerne mit Fructose statt mit Saccharose gesüßt, aber Zucker bleibt nun einmal Zucker. Er ist extrem Energiereich und macht deswegen schnell dick – so wie annähernd alle Kohlehydrate.

Mit der Studie geht auch gleich wieder das Geschrei los, die einen rufen nach strengeren Regeln für die Lebensmittelhersteller während die Regierung sich brav vor die Industrie stellt und in Gestalt von Ilse Aigner die Industrie vor dem Verbraucher schützt. (Daher auch Verbraucher-Schutzministerin)
Dann kommen die Panikmacher die vor dem Sozialismus der Grünen in Gestalt der Regelwut warnen und den mündigen Bürger davor schützen möchten, daß er vorgeschrieben bekommt, was er essen darf.

Nur – darum geht es nicht. Es geht darum, Aufklärung zu betreiben, ja, aber auch denen Knüppel zwischen die Beine zu werfen, die jedwede Form von Aufklärung zu umgehen versuchen. So Aufdrucke wie „gesund“ auf einem Lebensmittel, das pro Glas mehrere Stück Würfelzucker enthält zu verbieten. Der „mündige Verbraucher“, eine Art Fabelwesen, wird nämlich trotzdem gerne in die Irre geführt. Schließlich kauft er auch Zigarettenschachteln auf denen inzwischen übergroß draufsteht, daß sie ihn irgendwann umbringen werden.

Es wäre ein wichtiger Schritt, wenn Ernährung ein richtiger Unterrichtsbestandteil in der Grundschule würde – und danach vielleicht öfter angesprochen wird. Bei aller Fülle des Stoffes – ich finde es bedeutend weniger wichtig daß ein Kind lernt was eine Terz ist als daß es darüber aufgeklärt wird daß ein, zwei Gläser Kakao am Tag eben nicht gesund sind, auch wenn es in drei Zentimeter großen Lettern auf der Packung steht.

Warum Deutschlands Wissenschaft dünner wird….

… darüber gehen die Meinungen auseinander. Unsere ReGIERenden behaupten, es läge an der verkrusteten Welt der Akademie, in den Anglo-amerikanischen Unis sei man flexibler. Naja, FdP-Geschwafel halt.

Auf Facebook geht gerade dieses Bild herum:

Die Quelle ist: Forschung und Lehre“-Heft 01/12.
Macht nachdenklich, oder?