Morgengruß (XXXIII)

Guten Morgen zusammen,

ein bisschen Olympia habe ich noch. 1928 stoppt Henry Pearce aus Australien beim Viertelfinale im olympischen Ruderrennen in Amsterdam für eine Entenfamilie, die seine Bahn kreuzt. Er gewinnt trotzdem und wird am Ende Olympiasieger, ein Erfolg, den er 1932 in Los Angeles nochmal wiederholte. Da aber ohne Ente.

So, das war der Quak für den Morgen,
Euer Nik

Morgengruß (XXXII)

Guten Morgen,

schon genug von der Olympiade? Na das wäre ein Problem – die Olympiade ist die Zeit zwischen den Spielen. Bei den zweiten olympischen Spielen von 1900 in Paris nahmen schon 17 Frauen teil – hauptsächlich bei den Disziplinen Croquet, Golf und Tennis. Auch ging eine deutsche Schwimmerin im Freistil an den Start. Die erste Olympiasiegerin der Neuzeit war dann Hélène de Pourtalès, eine Schweizer Gräfin im Segeln (1-2t) gemeinsam mit ihrer männlichen Besatzung. Sieben Wochen später wurde Charlotte Cooper die erste zweifache Olympiasiegerin (Tennis Einzel und gemischtes Doppel).

Die Teilnahme von Frauen wurde allgemein als kritisch angesehen – neben der als unsittlich empfunden Sportbekleidung galt eine Sportlerin allgemein als Schade – die Sportlerinnen wurden nur als „Fräulein [Vorname]“ betitelt, damit die Familien nicht unter der Schande zu leiden hatten. Erst nach dem zweiten Weltkrieg weichte sich der Widerstand gegen die Teilnahme von Athletinnen langsam auf. 1984 gab es den ersten Marathonlauf für Frauen und auch den ersten Siebenkampf. 1988 den ersten 10.000 Meter – Lauf für Frauen. 1996 wurde der Frauenfußball olympisch.

Manchmal versteht man es nicht.

Beste Grüße,
Euer Nik

Morgengruß (XXXI)

Guten Morgen zusammen,

vor einiger Zeit habe ich Euch ja von Robert Garrett erzählt. Über ihn ist die Urban Legend im Umlauf, er habe den Diskusswettbewerb 1896 gewonnen, obwohl er kein Sportler gewesen sei. War er aber – er ist der erste Olympiasieger im Kugelstoßen der Neuzeit.

Die ersten olympischen Spiele der Neuzeit – an denen er teilnahm – fanden 1896 in Athen statt. Ausgetragen wurden Wettbewerbe in Leichtathletik, Fechten, Gewichtheben, Radsport, Ringen, Schießen. Schwimmen, Tennis und Turnen. Eigentlich sollten auch Segel- und Ruderwettbewerbe stattfinden, aber am betroffenen Wettkampftag (Montag, der 13.4.1896) war das Wetter zu schlecht, um im Hafen Piräus zu rudern. Das Segeln fiel aus weil keine geeigneten Boote zur Verfügung standen und auch keine zur Verfügung gestellt werden konnten.

Die Sieger erhielten eine Silbermedaille und einen Olivenzweig, die zweiten erhielten eine Bronzemedaille und einen Olivenzweig. Die Goldmedaille wurde erst 1904 bei den III. Olympischen Spielen in St. Louis eingeführt.

Frauen durften übrigens nicht teilnehmen, aber im Gegensatz zur Antike wenigstens zuschauen und die Männer bekränzen.

Ich wünsche Euch einen erfolgreichen Tag,
Euer Nik

Morgengruß (XXX)

Guten Morgen zusammen,

neulich habe ich ja von den ersten olympischen Spielen der Neuzeit berichtet. Tatsächlich nahm daran allerdings eine Frau teil – allerdings außer Konkurrenz. Eine griechische Athletin wollte sich mit dem Teilnahmeverbot für Frauen nicht abfinden und meldete sich zum 1896 neu geschaffenen Marathonlauf an. Leider ist ihr Name nicht überliefert, oder zumindest habe ich ihn noch nicht herausbekommen. Sie lief die Strecke begleitet von vielen Radfahrern und kontrolliert vom Bürgermeister der Stadt Marathon – eine Woche vor den olympischen Spielen 1896.

Derartiges wiederholte sich 1966: Bobbi Gibb, 23 Jahre alt, fragt den Renndirektor, ob sie am Boston Marathon teilnehmen darf, obwohl sie eine Frau ist. Antwort: Nein. Frauen seien körperlich gar nicht in der Lage, einen Marathon zu laufen. Gibb läuft trotzdem mit. Und lässt 290 der 414 Männer hinter sich.

Beste Grüße,
Euer Nik

Morgengruß (XXIX)

Guten morgen zusammen,

über Frauen und ihren Status in der Gesellschaft der Vergangenheit habe ich ja schon einiges geschrieben. Jetzt im Juli 2020 sollten ja eigentlich die Olympischen Spiele stattfinden. Verschoben sind sie bis 2021.

Im Jahr 396 v.Chr. gewann die Tochter des spartanischen Königs Archidamos II., Kyniska, das Pferderennen im Viergespann bei den olympischen Spielen. Das Besondere: Ihr als Frau war die Teilnahme eigentlich nicht gestattet. Da aber beim Pferderennen nicht der Reiter, sondern der Besitzer des Pferdes geehrt wurde, konnte Kyniska diese Bestimmung umgehen. Als Besitzerin wurde sie also gleich zweifache Olympiasiegerin und wiederholte das 392 v.Chr. noch einmal. Sie ist die erste, belegbare Olympiasiegerin der Geschichte.

Das ist aber nicht die einzige besondere Olympiasiegerin. Bei den I. Olympischen Spielen in Athen 1896 nimmt der Amerikaner Robert Garret aus Spaß am Diskus-Werfen teil. Er hat keinerlei Erfahrung und ist eigentlich Kugelstoßer. Für seine ersten beiden Würfe, die fast die Zuschauer treffen, wird er ausgelacht. Mit dem letzten holt er den Titel.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag,
Euer Nik

Morgengruß (XXVIII)

Guten Morgen zusammen,

Frauen als Lehrer hatten wir ja kürzlich, aber wie steht es eigentlich mit der Pilotin? Es gab schon im frühen 20. Jahrhundert eine Reihe bemerkenswerter Frauen, die als Pilotin aktiv waren. Die erste Frau mit Pilotenschein war Raymonde de Laroche, wenige Monate später bekam ihn auch Hélène Dutrieu, die Artistin und Profiradfahrerin war. Die erste Deutsche mit Fluglizenz war Melli Beese aus Dresden, die 1911 die Lizenz bekam. Ihre Maschine wurde mehrfach von männlichen Kollegen sabotiert, aber sie ließ sich zunächst nicht unterkriegen und eröffnete eine Flugschule.

Ihr Mann, ein Franzose, wird während des 1. Weltkrieges interniert, nach dem Krieg kommt sie wirtschaftlich nicht mehr auf die Beine. Sie nimmt sich 1925 das Leben und hinterlässt einen Brief mit den Worten: „Fliegen ist notwendig. Leben nicht.“

Weitere Pionierinnen wie Harriet Quimby, Amelia Eilhart oder Margot Duhalde Sotomayor setzen langsam und mühsam den Prozess in Gang, auch Frauen das Recht zu gewähren, Pilot zu werden. Dennoch dauert es bis in die 90er Jahre, dass es normaler wird.

Die Lufthansa ließ über ihren Sprecher Herbert Kaulich 1985 verlauten, die Lufthansa könne keine Pilotinnen einstellen, da diese nach Emanzipation streben und deshalb immer besser sein wollten, als ihre männlichen Kollegen im Cockpit – „und Konkurrenzdenken im Cockpit können wir und überhaupt nicht erlauben“. Zudem, so Kaulich weiter, wäre „logisches Denken, emotionsfreies Handeln, Kombinationsgabe und Sinn für mathematische und physikalische Probleme […] gefragt. […] Es fällt doch jedem auf, dass Frauen sich schon bei Autopannen nicht zu helfen wissen.“ So zitiert in der WAZ am 16.12.1985.

Kopfschüttelnd,

Euer Nik

Morgengruß (XXVII)

Guten Morgen zusammen,

Ehe und Familie gelten als Wurzel der Gesellschaft. Darüber lässt sich trefflich streiten und das tun die Menschen – ob verheiratet oder nicht – auch seit Jahrtausenden. Es gibt aber auch eine Reihe von Regeln, mit denen Kirchen und Staat immer wieder versucht haben, in dieses Privatleben der Menschen einzugreifen.

So erfand Johann Kasimir Kolbe von Wartenberg, seines Zeichens Premierminister von Preußen (1699-1711) die Jungfernsteuer: Jede unverheiratete Frau zwischen 20 und 40 Jahren musste pro Monat 2 Groschen bezahlen. Wartenberg selbst hingegen bot dem König sogar seine Frau als Mätresse an. Naja, Jungfer war sie ja dann auch nicht mehr.

Es geht aber auch anders herum: Lehrerinnen hingegen unterlagen bis 1919 dem Zölibat, durften also nicht heiraten. Die Weimarer Republik schaffte diesen Unsinn zunächst ab, führte ihn 1923 per Notverordnung aber wieder vor dem Hintergrund der hohen Arbeitslosigkeit ein. Auch nach dem 2. Weltkrieg wurde im Beamtengesetz 1950 bestimmt, dass weibliche Beamte entlassen werden, wenn „eine wirtschaftliche Versorgung gewährleistet“ ist, insbesondere, wenn eine Heirat mit einem Beamten erfolgt. Diese Personalverordnung galt bis 1951, in Baden-Württemberg bestand bis 1956 eine Regelung, dass ein Dienstverhältnis für Frauen mit der Heirat endete.

Tja, entweder ein Beamtenverhältnis oder ein Verhältnis.

Es grüßt lachend
Euer Nik

Morgengruß (XXVI)

Guten Morgen zusammen,

Erste Schimpansen – unsere nächsten Verwandten (nach der freiwilligen Feuerwehr) – benutzen bereits Steinwerkzeuge, um beispielsweise Früchte zu öffnen. Damit hat für die Schimpansen offiziell die Steinzeit begonnen.

1960 begann Dame Jane Goddall mit der Beobachtung zweier Schimpansengruppen im Gombe-Stream-Nationalpark in Tansania. Die Kamahagruppe bestand aus sechs ausgewachsenen und einem jugendlichen Männchen sowie drei Weibchen mit Nachwuchs, die Kasakelagruppe bestand aus 8 ausgewachsenen Männchen und 12 Weibchen mit Nachwuchs.

1974 kam es zu einem Angriff von 6 Männchen der Kasakela auf eines der Kamaha, wobei das Männchen der Kamahagruppe so lange geprügelt wurde, bis es starb. Im Verlauf der folgenden vier Jahre töteten die Männchen der Kasakelagruppe alle Männchen der anderen und ebenso ein Weibchen, zwei der Weibchen gelten als verschollen, die Jungtiere wurden integriert. Die Kasakelagruppe übernahm das Territorium der Kamahagruppe; Allerdings nur für kurze Zeit, denn das brachte sie in einen Grenzkonflikt mit einer weit größeren Schimpansenherde, die sie schließlich wieder vertrieb.

Diese Auseinandersetzung ist als „Schimpansenkrieg von Gombe“ in die Geschichte eingegangen und hat großen Nachhall in der Anthropologie und der Primaten-Ethnologie gefunden. In Verbindung mit dem 1975 beobachteten Verhalten, als ein sozial höherstehendes Schimpansenweibchen das Kind einer niederrangigen Schimpansenmutter kannibalistisch tötete, wurde der Forschung bewusst, dass unsere nächsten Verwandten auch keine besseren Menschen sind.

Mit dieser Erkenntnis einen friedlichen Tag wünscht Euch

Euer Nik

Morgengruß (XXV)

Guten Morgen,

zu den False Friends gehören ja Begriffe aus anderen Sprachen, die wie deutsche klingen, aber etwas völlig anderes bedeuten. So ist es ein typischer deutscher Fehler, „to become“ statt „to get“ für „bekommen“ zu übersetzen. Noch häufiger passiert das selbst professionellen Übersetzern beim englischen „billion“ (Milliarde).

Ein typischer False Friend ist aber auch die Espresso-Kanne. Die in Italien als Moka oder Caffettiera bekannte Kanne erzeugt Kaffee, indem der Kannenunterteil mit Wasser gefüllt und im Mittelteil ein Filter mit Kaffeepulver eingesetzt wird. Durch ein Steigrohr wird in den oberen Teil der Kanne dann fertiger Kaffee gepresst. Der Druck, der durch das kochende Wasser entsteht liegt bei etwa 2-3 bar.

Espresso aber wird bei wenigstens 9,5 bar erzeugt. Der Name spielt auf die Kaffeelokomotiven an, die zwischen 1840 und 1870 insbesondere in Italien sehr populär waren. Hier wird Dampf durch das Kaffeepulver gepresst, die erste Maschine für Espresso ließ Luigi Bezzera aus Mailand 1901 patentieren. Ein guter Espresso muss fünf Kriterien erfüllen: Mischung (und Qualität) der Bohnen, die Menge an Pulver, den richtigen Mahlgrad (nicht zu grob, nicht zu fein), die Maschine (richtiger Druck, gute Wasserleitung) und der richtige Mensch (weiß was er tut). Wenn Ihr mal wieder einen Espresso bestellt, macht die Inselprobe: Eingestreuter Zucker muss eine Insel bilden und langsam in den Espresso absinken.

Wenn man denn gerne Zucker im Kaffee mag…

Schönen Tag und beste Grüße,