Kaum eine Gruppierung wird durch das zunehmende Aussterben ihrer Mitglieder so überflüssig wie die deutschen Vertriebenenverbände. Einst als durchaus nachvollziehbare Lobbygruppe für die deutschen Vertriebenen im Rahmen des 2. Weltkrieges gegründet sind sie mittlerweile mehr eine Art Club der Erben – und ein Sammelbecken für erstaunlich gefährliches Gedankengut.
Die Chefin dieser Truppe heißt Erika Steinbach, Ihres Zeichens Sprecherin der CDU-Fraktion für Menschrechte. Als solche fiel sie schon öfter besonders unangenehm und peinlich auf. Selbst gar keine „echte Vertriebene“, da der Vater nach der Annexion Polens 1941 erst in die „neuen deutschen Gebiete“ einwanderte setzte und setzt sie sich mit zum Teil unglaublicher Vehemenz für einen möglichst schwierigen Dialog besonders mit Polen ein. So stimmte sie 1991 gegen die Anerkennung der Oder/Neiße – Grenze und relativierte vor einigen Jahren sogar den Polenfeldzug Hitlerdeutschlands durch die Behauptung, daß Polen gegen Deutschland mobil gemacht hätte.
Nun tauchte nach Medienberichten eine Twitternachricht auf bei der sie die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei als „linke“ Partei bezeichnete, angeblich um gezielt zu provozieren. Das ist deutlich gelungen. Die angeblich so am Dialog interessierte Grand Dame der Vertriebenen schreib: „Die NAZIS waren eine linke Partei. Vergessen? NationalSOZIALISTISCHE deutsche ARBEITERPARTEI…“
Gut, Frau Steinbach ist 1943 geboren, die NSDAP hat sie nicht bei Bewußtsein miterlebt, aber anscheinend hat sie im Rahmen des Violinstudium sich mehr mit Noten als mit Realitäten befasst. Die Ahnungslosigkeit, wenn es denn eine solche war, ist schon fast beschämend. Nationalsozialismus hat mit Sozialismus soviel zu tun wie der Begriff Herrenrasse mit dem Begriff „Ass“. „Heydrich“ ist auch keine Begrüßung, auch wenn Hey drinsteht.
Rechtsradikale bedienen sich immer wieder gerne linken Mustern und Motiven, um auf Stimmenfang zu gehen. Die NPD als geistige Nachfolgeorganisation der NSDAP marschiert inzwischen wieder oftmals gern mit linker Symbolik auf und interpretiert von links kritisierte Zu- oder Umstände gerne auf ihre Weise um. Beispielsweise die Kritik an den zum Teil völlig unvernünftigen Bankenrettungen wird sowohl von Links, wie auch von Rechts ähnlich umgesetzt. Mit dem Aufspringen auf den Zug der Systemkritik versucht sich das nationale Geschmeiß von seinem Ruf des ewiggestrig müffelnden zu befreien. Bei weniger intelligenten Zeitgenossen mag das sogar gelingen.
Trotzdem sind das keine Sozialisten, das Interesse von Rechtsradikalen liegt nicht bei den Menschen, sondern bei bestimmten Menschen, die aufgrund ähnlicher Optik als Gruppe definiert werden und deren Herrschaft über alle anderen erreicht werden soll. Bei genau dieser Logik nähert sich die Rechte eher dem radikalen Kapitalismus an als der Linken. Frau Steinbach täte gut daran, wenigstens die Klappe zu halten, wenn sie schon mit dem Denken überfordert ist.