Das große Fischsterben ist ein immer wieder auftauchendes Phänomen und meistens durch den Menschen verursacht. Hin und wieder indirekt, oftmals direkt durch Verseuchung des Wassers. Abgesehen von den direkten ökologischen Folgen, die schon mal ein paar Jahrhunderte andauern können sind auch die ökonomischen ziemlich heftig: Nicht nur die Fischerei leidet darunter sondern auch die gesamte Industrie, die auf das Wasser angewiesen ist.
Nun sind solche Vorgänge oftmals relativ lokal zu beobachten und manchmal auch (noch) nicht erklärbar wie beim Fischsterben am Federsee. Vor 13 Tagen kam es zu einem Chemieunfall in Gendorf bei Altötting. Zunächst wurde noch vermutet, daß bei dem Brand der Waschmittelproduktionsanlage der Firma Clariant vergiftetes Löschwasser in die Alz gelangt sei. Der eigentliche Vorgang liest sich aber abenteuerlicher: Die Betreiberfirma des Industrieparks Gendorf, Infraserv Gendorf, hatte zwar zunächst das Auffangbecken geschlossen anschließend aber wieder geöffnet und so neun Stunden lang verseuchtes Wasser in die Alz geleitet. Man war davon ausgegangen, daß sich keine chemischen Rückstände mehr im Wasser befinden.
Anscheinend hat niemand einen Test durchgeführt. Die Chemikalie LA 302 D (ein Fettamin) gelangte so in die Alz und löste ein massenhaftes Sterben von Fischen aus – in der offiziellen Pressemitteilung ist von 6,5 Tonnen Fisch die Rede. Auch wenn Behörden und Betreiberfirma sofort nach Bekanntwerden reagiert haben und vor allem die Betreiberfirma bereits ihre Mitschuld eingestanden hat und sich an der Beseitigung beteiligen möchte, bleibt doch daß das Naturschutzgebiet Untere Alz (NSG-00374.01) vermutlich auf Jahrzehnte hinaus geschädigt sein wird – der Fischbestand ist bis hinunter zu Kleinstlebewesen ausgerottet. Das ist im Hinblick auf die zahlreichen Arten der „Roten Liste„, die dort leb(t)en besonders bedauerlich, kann aber auch Folgen für die Vögel und, laut Bund Naturschutz, die Bienen haben.
15 Kilometer Flußlauf sind definitiv auf Jahre hin tot, und die Geschichte wird eigentlich nur bei der Regionalpresse berichtet. Kaum bekannt dürfte sein, daß die Grünen und die SPD sich bereits an der politischen Aufarbeitung des Themas abarbeiten. Derartiges muß künftig verhindert werden, auch wenn es für die Alz mittlerweile zu spät ist.