Es gehörte schon in den vergangenen Tagen zum Standardrepertoire außenstehender Beobachter von Naturkatastrophen und solcher von Menschenhand, die Ursache solcher Katastrophen in einer Verschwörung dunkler Mächte zu suchen.
Diesmal also, entnehme ich nach der erschütternden Meldung über ein zweites Erdbeben in Japan dem Forum bei Sueddeutsche.de, sind es die Amerikaner. Mal wieder. Ähnlich machiavellistisch wie ich selbst bestimmt auch, als ich im vorvorherigen Satz das Wort „erschütternd“ im Zusammenhang mit einer Erdbebenmeldung gebraucht habe, sollen amerikanische Militärs mit Hilfe des HAARP-Projektes also das Wetter kontrollieren und bei Bedarf Erdbeben auslösen, weil Wetterkrieg der Krieg der Zukunft ist.
Um das ganze zu untermauern wird auf eine „Dokumentation“ des Kirch-Senders N-TV verwiesen, der von Nachrichten alleine offensichtlich nicht leben kann. Wenn Sie eine halbe Stunde Zeit erübrigen können Sie sich das ja mal antun:
Untermalt von dramatischer Musik werden sogenannte Experten gezeigt, die angeblich aus den Kriegsplan-Interna des US-Militärs (oder der Briten) berichten. Ein Experte zeigt in einer abgedunkelten Garage wie Haarp das Wetter verändert. Immer wieder wird dem Zuschauer eingebleut daß es hier um „geheime Kriegführung“ geht, um den „Krieg der Zukunft“ und so weiter.
Dann werden auch brav Beispiele herangezogen, so soll die Flut 1952 in Großbritannien das Ergebnis fehlgeschlagener Militärexperimente gewesen sein. (Bitte ab hier die Melodie von Akte X nachpfeifen). Auch der Hurrikan „Kathrina“ von 1995 verhielt sich „ungewöhnlich“ – dem Zuschauer wird hier die zwar deutlich als Theorie bezeichnete, dennoch nicht hinterfragte Ansicht, es handle sich dabei um eine „Hurrikan-Attacke“ von Rußland und China auf die USA, verkauft, die im Jahr 1996 dann erfolgreich abgewehrt werden konnte.
Dieser ab dem genannten Zeitpunkt endgültig absurde Unterhaltungsfilm wird nun insbesondere vom Sueddeutsche-Online User „katzbuckel“ herangezogen um zu belegen, daß die Amerikaner eine konkurrierende Wirtschaftsmacht zerstören wollen.
Alleine die Idee, die „Dokumentation“selemente auf n-tv mit Seriosität zu verbinden ist natürlich sehr gewagt.
Ah, darum geht es. Kampf um die Ressourcen in der Welt. Das macht bei einem Bergbau- und Agrarstaat wie Japan natürlich Sinn, wobei…
Also eine in Alaska, eine in Norwegen. Man vergesse nicht die Konkurrenzanlagen in China und Rußland zur Hurrikan-Bewerfung der USA. Irgendwie haben sich also die Norweger mit den Amerikanern verschworen, in Japan ein Erdbeben auszulösen. Warum ist bis jetzt nicht so ganz klar. Weil es eine konkurrierende Wirtschaftsmacht ist? Da würde China mehr Sinn machen, denen gehört nämlich der Dollar und ein nicht unbeträchlicher Anteil amerikanischen Bodens. Vielleicht ist Norwegen eifersüchtig auf die Walfangflotte der Japaner gewesen?
Mal ganz abgesehen davon, daß geheime Kriegführung schon immer stattfand sollte man nicht vergessen, daß derartiges auch derzeit und gar nicht schlecht von Navy Seals und anderen Spezialeinheiten deutlich billiger, effektiver und präziser ausgeführt wird. Wenn ein Drogenkartell, ein unbequemer Machthaber, ein Freiheitskämpfer oder sonst irgendwas schlechtes im Sinne von Geheimdiensten aller Couleur ausgeschaltet werden muß ist das mit einer kleinen Operation erheblich leichter zu handhaben als mit einer Science-Fiction-Waffe wie einem künstlichen Erdbeben.
Niemand bestreitet daß die Kriege der Zukunft um Ressourcen bereits geführt werden und daß die Auseinandersetzung um die Ressource Wasser der Welt eine ziemlich unruhige Zukunft bescheren wird. Aber weder wird jemand Gotham City mit einem auf Wasser aber irgendwie auf Menschen nicht wirkenden Mikrowellensender zerstören, noch werden sich Nationen mit offen, nicht einmal unter Verschluß gehaltenen Antennenanlagen (die mit einem einzigen Kampfjet ausschaltbar wären) gegenseitig Stürme, Erdbeben und Eiszeiten vorbeischicken.
Natürlich reicht das Wetter nicht – wer richtig Angst haben will der kann auch vermuten, daß Haarp dazu dient, eine ganze Nation auf einem Bein tanzen zu lassen. Dem Gotteskomplex unbedeutender Individuen sind anscheinend keine Grenzen gesetzt….
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