In den vergangenen Tagen unserer Republik gab es ein Ereignis, auf das eine große, polternde und eine kleine, verschwiegene Masse offenbar seit Jahren gewartet haben: Die Erlaubnis, „es wieder tun zu dürfen.“
Den Startschuss gab eine Veröffentlichung von einem Menschen, der bis dato noch in der SPD sein Dasein fristet und der einst im Vorstand der deutschen Bundesbank diente: Thilo Sarrazin. Aufgrund seiner (in einer anderen Notiz hinreichend beleuchteten) Veröffentlichung geraten die seit langem ihr Bekenntnis offen tragenden Rassisten (Wie die Hetzmedien BILD und BUNTE), als auch jene, die sich von gesellschaftlichen Konsens „unterdrückt“ gefühlt habenden Menschenächter in eine Art Freudentaumel.
Endlich darf man es wieder tun. Endlich darf man es wieder sagen. Endlich spricht einer die Wahrheit aus. Endlich dürfen wir feste druff.
Seither beobachte ich eine erstaunlich rasch wachsende Wut, die sich in offenem Haß gegenüber „Islamisten“ (womit grundsätzlich Muslime gemeint sind) entwickelt. Hetzseiten wie pi-news treiben die Geschichte bis zur bitteren Realsatire, wenn sie aufzählen wie oft Christen in muslimischen Ländern Schwierigkeiten bis Verfolgung erleben und in den Kommentaren die Nutzer dann als Beweis der überlegenen christlichen Zivilisation Mord, Verfolgung, Vergasung und Totschlag fordern.
Hassprediger unter sich, super.
Der allgemeine Umschwung ist schon lange dezent spürbar gewesen, aber nun endlich jagen die europäischen Konservativen im Verbund mit der nationalistischen Rechten das fremdländische Blut. So werden Scharia-Gerichte zitiert um die „Islamisierung Europas“ zu belegen. Dass dies ein Ergebnis einer Rechtslücke ist die zu schließen nun beabsichtigt wird, wird konsequent weggelassen. Dass der Islam als eine weltumspannende Religion eine Sammlung von Strömungen ist die jede für sich eine eigene Auslegung von Gesetzen und Rechtsgutachten (Fatwa) hat, wird totgeschwiegen, stattdessen die Situation im Iran als beispielhaft aufgeführt und als Endziel der hier lebenden Muslime dargestellt.
Das alles ist nicht nur Quatsch, die Verschwörungstheorie der Islamisierung der Welt (die nebenbei lediglich die „Judaisierung der Welt“ und die „kommunistische Weltverschwörung“, sowie natürlich die „jüdisch-kommunistische Weltverschwörung“ ersetzt hat) hat auch nichts mehr mit Sarrazin zu tun. Sarrazin ist ein hasserfüllter Wirrkopf der vor allem vor Bedeutungslosigkeit und Armut Angst hat und diese Angst in seine Aggressionen ummünzt, um sich seiner eigenen Bedeutungsfreiheit nicht gewahr zu werden. Eigentlich ein bemitleidenswertes Geschöpf.
Die sich da selbst aufbauende Woge aus Ablehnung, Fremdenangst und Fremdenhass, welche die verhasste „linke Republik“, die „Linke Intoleranz“ (der Intoleranz) und der „Multi-Kulti-Irrsinn“ hinwegspülen soll wird noch ganz erstaunliche Erkenntnisse liefern, da bin ich mir sicher. Aber keine guten.