Der britische Film „The King’s Speech“ wird am 17. Februar in die Kinos kommen. Dank „dynastischer“ Verbindungen nach England, also zu Conny, kam ich in den Genuß ihn bereits Ende Januar zu sehen und somit soll er die erste Filmkritik werden.
Der Film erzählt die Geschichte der ersten Jahre des Herzogs von York und späteren König Georg VI in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, der unter starkem Stottern litt.
Es ist eine Zeit des Umbruchs: Die Medien entwickeln sich, man hat Radio. Öffentliche Veranstaltungen werden von großen Reden begleitet, die auf der ganzen Welt hörbar gemacht werden. Erstmalig in der Geschichte ist das ganze britische Commonwealth in der Lage, den englischen König und indischen Kaiser bei einer Rede gleichzeitig zu hören.
George, dargestellt von Colin Firth, sucht mit Hilfe seiner Frau Elisabeth (Helena Bonham Carter) nach einer für ihn wegen seines Stotterns schrecklichen Rede die Hilfe eines professionellen Logopäden. Sie finden Sie in Gestalt des mitunter etwas eigenen Herren Dr. Lionel Logue….
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Connys Meinung:
Der Zauber von the King’s Speech liegt nicht in der fremdartigen Welt des englischen Köngishofs des 20. Jahrhunderts und auch nicht in den Aufregungen zwischen den beiden Weltkriegen. Der Wert des Filmes liegt in der Schauspielkunst Colin Firth’s und im Verständnis des Regisseurs für seine Charaktere.
Der Zuschauer von heute schmunzelt bisweilen über die respektlose Art des Logopäden Lionel. Doch ist dieses Verhalten von Lionel mehr als nur ein Comic Relief – es ist der erfolgreiche Versuch die Spannung des Zuschauers zu entkrampfen, die er unwillkürlich bei diesem sprachlichen Problem der „königlichen“ Person des Duke of York empfindet. Aus einem bemitleidenswerten Herzog, dessen Leben von früher Kindheit an von anderen bestimmt worden ist, und der nur eines lernte – Beherrschung, und das in jeder Lebenslage – wird im Laufe des Films, als der Mann mit sich selbst ins Reine kommt, und lernt, sich selbst als Menschen zu sehen, ein König, dem die Menschen mit Respekt begegnen, und nicht etwa mit Mitleid.
Obwohl das Stottern des Herzogs im Mittelpunkt steht, gelingt es Tom Hopper, die Dynamik einer Herrscherfamilie darzustellen, die Geschichte eines gescheiterten Schauspielers, der jedoch sein Talent anderswo entdeckt, und die Entwicklung einer ungewöhnlichen Freundschaft zu zeigen. Auf beinahe zauberhafte Weise reißt ein Mann, der sich kaum ausdrücken kann, den Zuschauer mit, lässt ihn mitfiebern, jedes Versagen fühlen und jeden kleinen Triumph auskosten. Eine Tätigkeit, die für die meisten so natürlich ist wie das atmen – die Sprache – rückt plötzlich ins Zentrum der Welt. Und mit Bewunderung beobachtet man, wie der Mann, der aufgab, kämpft – mit einer Kraft, die seinesgleichen sucht.
The King’s Speech bietet einen empathischen Einblick in die gepeinigte Seele eines Mannes, der mit unbändiger Willenskraft einen Weg verfolgt, den er nie gewählt hat.
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Niks Meinung:
Ohne zu viel von der Handlung verraten zu wollen muß ich doch zugeben, daß alleine die Skurilität mancher Szenen den Zuschauer ebenso auf den Charme des Filmes einstimmt wie die dramatischen und berührenden Momente, in denen George mit seiner Behinderung kämpft. Zeitgleich gelingt es Regisseur Tom Hooper das frühe zwanzigste Jahrhundert recht detailgetreu wiederauferstehen zu lassen. Der Bruch zwischen Tradition und Moderne wird oftmals durch wenige, geschickt platzierte Figuren im Bild ebenso deutlich gemacht wie durch die Musik und die Technik der Zeit in den Gebäuden vergangener Tage.
Neben der brillanten Auswahl der Hauptdarsteller (Allen voran Colin Firth, aber auch Helena Bonham Carter vermag als junge Queen Mum sehr zu überzeugen) fällt insbesondere ein Nebendarsteller auf: Timothy Spall als Winston Churchill.
Hier setzt auch gleich das Negativum ein: Von der historisch akkuraten Darstellung hält das Drehbuch nicht viel. So manche Szene ist ein wenig zu gestellt; auch eine ganze Reihe von Begebenheiten fanden nicht in der gezeigten Reihenfolge statt.
Das ist etwas, was dieser Film mit eigentlich jedem anderen historischen Film (oder Roman) gemein hat, angesichts der Tatsache daß zumindest bei uns im Kino ein paar Zeitgenossen des gezeigten Geschehens saßen jedoch ein wenig überraschend. Natürlich muß das dramaturgische im Vordergrund stehen, natürlich haben Filme und Romane jeweils eigene Gesetze. Aber die Veränderung der chronologischen Reihenfolge um einen bestimmten Fall in den Vordergrund zu rücken grenzt schon an Geschichtsklitterung, gerade wenn ich mir überlege, für wie viele besonders junge Leute solcherlei Erzählung gleich zum Fakt wird.
Die Macht der Bilder zwingt die Geschichte, sich dem Drehbuch anzupassen. Und auch diese Erkenntnis nimmt man aus The King’s Speech mit.
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